Reinigung von Roh-Kashmere

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von ehemaliger User » 12.10.2009, 18:05

Hallo,

wie in meiner Vorstellung angedeutet habe ich mir aus meinem Urlaub so ungefähr 2 Kilo Kashmere mitgenommen. Nun bin ich am zweifeln ob sie vielleicht ein Fehlkauf war. Es sind ziemlich viele Hautschuppen drinnen die bis zu 5mmx5mm gross sind. Bei einem Waschversuch sind sie nicht rausgegangen und die Bearbeitung mit Handkarden hat sie auch nicht wirklich von ihnen befreit. Was könnte ich noch probieren? Oder sollte ich mich damit zufrieden geben Effektgarn zu bekommen? :)

Gibt es sonst noch etwas, das ich bei der Reinigung beachten sollte? Eine Freundin erwähnte, dass man manche Fasern vor dem Spinnen nicht waschen sollte -- womit hängt das zusammen?

Viele Grüße,
Sylwinka
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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Asherra » 12.10.2009, 22:39

Die Schuppen kleben leider ziemlich feste. Beim Kämmen geht etwa die Hälfte davon raus, den Rest zupfe ich mit der Hand während dem Spinnen ab. Jetzt weiß ich nicht, wie lange dein Kaschmir ist, wenn's kurz ist wird das Kämmen mühsam, produziertm ehr und mehr Ausschuß und geht irgendwann gar nicht mehr (bei meinen Schönwolffschen Kämmen sind 5cm Stapellänge noch ganz ok, wenn auch nicht prickelnd spaßig).

Manche Fasern flusen ganz übel, wenn man sie vorher wäscht. Entweder weil sie sich statisch aufladen oder weil der Staub und Schweiß sie ein bisschen besser zusammen halten. Ich wasch mein Kamel nicht und würd auch so schnell kein Alpaka oder Angora waschen. Die sind viel einfacher zu handeln wenn sie erst mal Garn sind.

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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von shorty » 13.10.2009, 07:19

Wie Asherra schon schrieb, manche Fasern lassen sich mit "Schmutzanhaftung" besser spinnen. Angora, Alpaka, feien Hundewolle usw. Die Fasern sind sehr leicht und fliegen , da sie sich leicht statisch aufladen sehr in der Gegend herum.
Was die Hautschuppen betrifft, da hilft nur zupfen und rausfriemeln.
Waschen macht die ganze Sache eher schlimmer. Hautschuppen weichen durch das Wasser auf und kleben dann richtig an der Faser.
Auch Kardieren lockert nur einige etwas auf, meist ist es eher ein verteilen.
Kämmen ist meiner Meinung nach die beste Lösung, wenn die Faser lang genug ist, oder mit der Flickkarde.
Liebe Grüße und viel Erfolg.
Karin
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Klara
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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Klara » 13.10.2009, 14:04

Also ich hatte eigentlich immer gedacht, dass man die feinen Fasern (Angora, Hund, Kaschmir) vor dem Spinnen nicht wäscht, weil das Filzrisiko viel grösser ist als bei gröberen Fasern. Ob man Alpaka waschen soll oder nicht streiten sich die Geister - filzen tut es ja nicht so leicht, und es gibt Leute die meinen, Mini-Sandkörnchen (Alpakas wälzen sich gerne) würden aus dem gesponnenen Garn nicht mehr rausgehen. Ich wasche und trommelkardiere Alpaka. Angora spinne ich allerdings nur aufgezupft aus der Hand - ungewaschen. Auch, damit das gesponnene Garn dann beim Waschen gut anfilzt und beim Stricken und Tragen nicht zu viele Haare verliert. Rohes Kaschmir hatte ich noch nicht. Aus der Solognote-Wolle sind die Hautschüppchen beim Spinnen (nach Waschen und Trommelkarde) schliesslich ganz gut rausgefallen - ein paar musste ich per Hand rausklauben.

Ciao, Klara

Spinning witch

Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Spinning witch » 13.10.2009, 15:35

Nee ich kannte auch Shorty Version.
Wenn Schurwolle beim Waschen nicht filzt, warum sollte es denn dann Kamel oder Alpaka tun?
Nur: ich hab wenig Lust dieses "Fisselzeuchs" zu waschen und dann trockenzukriegen (da fliegt mir da das meiste von weg).....
Der Aufwand hinterher den Strang zu waschen (wenns sein muss auch mehrmals) ist wesentlich geringer zumal beim Spinnen schon jede Menge Sand rausfällt ;-)
Ausserdem würde ich dasvon ausgehen das es da auch so ist wie bei Schurwolle: je unverarbeiteter desto geringer das Filzrisiko......

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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von shorty » 13.10.2009, 15:48

Klara hat geschrieben:Also ich hatte eigentlich immer gedacht, dass man die feinen Fasern (Angora, Hund, Kaschmir) vor dem Spinnen nicht wäscht, weil das Filzrisiko viel grösser ist als bei gröberen Fasern.
Ciao, Klara

Kommt drauf an, wie man wäscht, und um welche Mengen es sich handelt.
Ich finde es einfach mühselig, feine Hundewolle nach dem Waschen auseinanderzuzupfen, je trockener sie wird , umsomehr fliegt sie durch die Gegend.
Wenn also der Geruch oder sonstiges nicht zu arg stört, verspinne ich lieber roh.
Mit filzen hat das bei mir weniger zu tun.
Alpaka ist durch die Staubanhaftung etwas schwerer, griffiger, und läd sich nicht so auf, wenn mans aus der Flocke spinnt.Außerdem verwirren sich die Fasern auch bei zartem Waschen doch deutlich mehr.
Gerade wenn bei Alpaka schön geschoren ist kann man ja Faserbüschel für Faserbüschel schön packen, ist wie gekämmt, alles in einer Richtung.

Karin
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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von kaha » 13.10.2009, 17:56

Hi!

Ich fand das Kamel hier auch direkt super. Bis ich's gewaschen habe. Aber nicht, weil's dadurch wirklich "schlimmer" wurde, sondern weil's dabei eine temporäre Phase großen Gestanks hatte und außerdem viel mehr Sand rausgekommen ist, als ich dachte, dass drin sei. Daher wird die 2. Hälte auch gewaschen, find ich leckerer. Hautschuppen hab ich im gewaschenen Kamel weniger - warum weiß ich nicht.

Das gewaschene Kamel lässt sich prima verspinnen (vorher durch Trommelkarde und dann je nach Gusto noch letzten Schliff mit Hardkarde).

Damit mir nicht so viel im Abfluss entschwindet, wasche ich in Wäschekörben und sammel dann alles in ein großes Wäschenetz zum trocknen (Fliegengitter für's Fester geht auch). Damit's schneller trocknet, kann man dann noch das Wäschenetz bisschen rumwirbeln - soz. schleudern per Hand - oder in ein Handtuch packen und bisschen in der guten, alten Wäscheschleuder trudeln. Da filzt nix und dennoch geht das Trocknen viel, viel schneller.

Schönen Gruß,
Katharina

Klara
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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Klara » 14.10.2009, 15:05

Spinning witch hat geschrieben: Wenn Schurwolle beim Waschen nicht filzt, warum sollte es denn dann Kamel oder Alpaka tun?
...
Ausserdem würde ich dasvon ausgehen das es da auch so ist wie bei Schurwolle: je unverarbeiteter desto geringer das Filzrisiko......
Ob Wolle filzt oder nicht, kommt ganz auf die Wolle an. Je feiner, desto grösser das Filzrisiko. Wie man Merino rationell sauber kriegt, weiss ich immer noch nicht.

Und ich würde sagen, unversponnen ist das Filzrisiko höher, weil Filz ja entsteht, wenn sich lose Haare querstellen und verhaken. Ausserdem ist mit verfilzter Rohwolle nichts mehr anzufangen (bzw. die Weiterverarbeitung wird sehr mühsam). Ein angefilzter Strang ist dagegen immer noch zu verstricken (solange es nicht ein Filzklumpen ist), und beim Weben gehört das abschliessende "Fulling" zur Standardprozedur für viele Textilien (teilweise sogar in der Industrie).

Ciao, Klara

Spinning witch

Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Spinning witch » 15.10.2009, 14:30

Klara hat geschrieben:
Ob Wolle filzt oder nicht, kommt ganz auf die Wolle an. Je feiner, desto grösser das Filzrisiko. Wie man Merino rationell sauber kriegt, weiss ich immer noch nicht.
Soweit klar aber eine Wolle die in der Flocke kaum filzt, ist im Strang nicht uenempfindlicher.
Nach meiner eigenen Erfahrung kann ich Flocken beim Waschen wesentlich mehr zumuten als einem Strang.

Gab es hier nicht Spinnerinnen die ihre Wolle mit dem Hochdruckreiniger waschen? macht ihr das auch mit Strangwolle?
Klara hat geschrieben: Und ich würde sagen, unversponnen ist das Filzrisiko höher, weil Filz ja entsteht, wenn sich lose Haare querstellen und verhaken. Ausserdem ist mit verfilzter Rohwolle nichts mehr anzufangen (bzw. die Weiterverarbeitung wird sehr mühsam). Ein angefilzter Strang ist dagegen immer noch zu verstricken (solange es nicht ein Filzklumpen ist), und beim Weben gehört das abschliessende "Fulling" zur Standardprozedur für viele Textilien (teilweise sogar in der Industrie).
Wie gesagt meine Erfahrungen sind gegensätzlicher Natur.
Selbt wenn Rohwolle beim Waschen oder ein Kammzug beim Färben etwas anfilzt lässt sich das Zeugs problemlos weiterverarbeiten.
Ich persönlich möchte auch keine Filzfäden verstricken oder verweben weil ich mir u.U. den Anfilzeffekt für das fertige Stück im Ganzen vorbehalten mag.
Meines Wissens bezeichnet Fulling das selbe wie "Walken" und es wird das fertige Strück angefilzt nicht mit verfilzten Rohmaterialen gearbeitet.
Und last but not least: ich werfe lieber 1kilo Flocken auf den Komposthaufen wenn es einen Waschunfall geben sollte als 50g handversponnener Wolle.

Liebe Grüße

Spinning witch

Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Spinning witch » 15.10.2009, 14:34

Klara hat geschrieben: Und ich würde sagen, unversponnen ist das Filzrisiko höher, weil Filz ja entsteht, wenn sich lose Haare querstellen und verhaken.

Ich muss da doch nochmal draufzurückkommen.
Es sind doch nicht lose Haare die sich "querstellen und verfilzen" sondern es sind die Hautschuppen auf den Haaren die sich verkanten und die Haare aneinanderbinden.

Habe ich jetzt einzelne lose Haare die in einem Topf schwimmen ist doch die Reibung der Haare gegeneinander nicht so hoch (zumal ja auch nicht alle in einer Richtung liegen) als bei einem Faden der entsprechend vorbereitet ist, der evtl. nicht soviel Platz zum Ausbreiten hat (weil die Haare durch spinnen ja schonv erbunden sind)...........

Für diese meine Theorie würde sprechen das ein Strang Wolle beim Waschen am ehestern an der Stelle filzt wo er zusammengebunden ist (vor allem wenn er zu fest gebunden ist)

Falls die "strangwäschenden" Spinnerinnen das mal testen würden? Bin mal auf Eure Ergebnisse gespannt

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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von frieda » 15.10.2009, 14:57

Spinning witch hat geschrieben:
Ich muss da doch nochmal draufzurückkommen.
Es sind doch nicht lose Haare die sich "querstellen und verfilzen" sondern es sind die Hautschuppen auf den Haaren die sich verkanten und die Haare aneinanderbinden.
"Hautschuppen" stimmt natürlich so nicht. Es sind die Hornschuppen, die die Oberfläche des Haares bilden, die sich verhaken.
Habe ich jetzt einzelne lose Haare die in einem Topf schwimmen ist doch die Reibung der Haare gegeneinander nicht so hoch (zumal ja auch nicht alle in einer Richtung liegen) als bei einem Faden der entsprechend vorbereitet ist, der evtl. nicht soviel Platz zum Ausbreiten hat (weil die Haare durch spinnen ja schonv erbunden sind)...........

Für diese meine Theorie würde sprechen das ein Strang Wolle beim Waschen am ehestern an der Stelle filzt wo er zusammengebunden ist (vor allem wenn er zu fest gebunden ist)
Gegen Deine Theorie spricht die Erfahrung, daß Sachen, die man strickfilzen will, möglichst locker gestrickt werden müssen. Zu enger Kontakt der einzelnen Haare führt dazu, das nicht genügend Bewegung auftreten kann, die aber nötig ist, damit ein Filzen stattfinden kann.

Grüßlis,

frieda

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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Kimara » 15.10.2009, 15:38

frieda hat geschrieben:
Gegen Deine Theorie spricht die Erfahrung, daß Sachen, die man strickfilzen will, möglichst locker gestrickt werden müssen. Zu enger Kontakt der einzelnen Haare führt dazu, das nicht genügend Bewegung auftreten kann, die aber nötig ist, damit ein Filzen stattfinden kann.

Grüßlis,

frieda
Huhu Frieda,

beim Strickfilzen strickst du deshalb so großzügig, weil die Wolle einen bestimmten Schrumpungsgrad braucht um *fest* zu werden. Hat sie den nicht, kann sie sich nur um einen bestimmten %-Satz zusammen ziehen.

Beim Filzen verhält es sich genau so.
Die Bewegung machts und deso enger die Fasern aneinander liegen, desdo schneller filzt das Ganze (aneinander).
Bei zu loser Annäherung der Wollfäden ist es das gleiche. Es filzt zwar, aber es filzt nicht gut aneinander. Der Einzelne Faden ist zwar filzig, aber es ergibt kein *Ganzes*

Dazu muss man aber auch wieder sagen, das sich ja jede Wollqualität auch wieder etwas anders verhält.

Meiner Erfahrung nach würde ich bestimmt Wollen nur sehr ungern vorher waschen. Das hat aber weniger mit dem Aneinanderfilzen zu tun, sondern eher mit dem Durcheinander hinterher. Lose Hundehaare oder Alpakahaare schwimmen so vereinzelt ob am Wasser, das man sie viel schwieriger wieder einfangen kann, als ein *normales* Schafhaar.

Verfilzte Grüße
Claudia

PS: und eigentlich heißt es, wenn man es denn ganz genau nehmen möchte *Schuppenschicht* ;)

Klara
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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Klara » 16.10.2009, 16:31

Spinning witch hat geschrieben: ....
Ich persönlich möchte auch keine Filzfäden verstricken oder verweben weil ich mir u.U. den Anfilzeffekt für das fertige Stück im Ganzen vorbehalten mag.
Meines Wissens bezeichnet Fulling das selbe wie "Walken" und es wird das fertige Strück angefilzt nicht mit verfilzten Rohmaterialen gearbeitet.
Und last but not least: ich werfe lieber 1kilo Flocken auf den Komposthaufen wenn es einen Waschunfall geben sollte als 50g handversponnener Wolle.

Liebe Grüße
Fürs Weben hebe ich mir den Anfilzeffekt auch fürs fertige Teil auf (im Web-Forum steht ein dementsprechendes Foto). Beim Stricken stabilisiere ich mir Dochtgarn ganz gerne durch Anfilzen (ausser, das fertige Teil, wie die gerade in Arbeit befindliche Tasche, wird in der 40-Grad-Wäsche mitrotieren - da mache ich mir vorher keine Arbeit).

Die Fulling-Diskussion hatten wir schon mal, und soweit ich weiss, hat eine Filzerin geschrieben, dass Walken den mechanischen Filzvorgang beschreibt und nichts mit Fasern, Faden oder fertigem Teil zu tun hat (während im Englischen felting das ist, was mit unversponnenen Fasern geschieht und fulling das, was mit Garn oder Tuch passiert).

Das mit dem Wegwerfen ist natürlich ein Argument - nur dass ich noch keinen Waschunfall hatte. Nur absichtlich angefilzte Garne (die sich übrigens besser verkaufen als alle anderen) und Schals. Gestrickte Topflappen und Taschen landen sowieso in der Waschmaschine.
Übrigens habe ich auch meine handgesponnenen (aus Vendéen) und dicht gestrickten Prothesenstrümpfe in der Waschmaschine gewaschen. Die wurden zwar etwas dichter und kürzer, waren aber immer noch tragbar. Ich denke, an dem Argument, dass Wolle Platz braucht zum Filzen, ist schon was dran - oder man sieht's bei eng gewebten und gestrickten Sachen einfach nicht so...

Mit den losen Haaren hatte ich was verwechselt: Am lebenden Tier filzen die Haare nur dann, wenn lose dazwischenliegen und in "Gegenrichtung" (Wurzel-Spitze/Spitze-Wurzel) zeigen. Wenn alle schön angewachsen sind und in die gleiche Richtung zeigen (wie bei einem "hochentwickelten" Wollschaf - "hochentwickelt" im Gegensatz zu denen mit ausgehender Unterwolle, wie Ouessant oder Thônes et Marthod) gibt's keinen Filz, auch wenn die Haare lang sind (weshalb wohl die Engländer so irrsinnig langwollige Schafe haben, die nur einmal im Jahr geschoren werden).

Da fällt mir ein: Wenn nach Wurzel-Spitze Richtung geordnete Fasern nicht filzen, dann dürfte handgekämmtes Kammgarn doch eigentlich auch nicht filzen. Kannst du das bestätigen, Sigrid?

Ciao, Klara

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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von shorty » 16.10.2009, 19:12

Bin mir nicht sicher, aber da ich erst am Wochenende einen Filzkurs mit Rohwolle besucht habe, schreib ich mal meine Theorie.
Was meiner Meinung nach bei den Langwollschafen bzw. generell mit ein Faktor ist, was die Filzeigenschaften betrifft, ist der Faserdurchmesser und der Crimp
Wurde oben ja auch schon erwähnt.
Es gibt zwar ein paar Langwollrassen mit sehr feiner Wolle, in der Regel ist die Wolle aber vom Faserdurchmesser eben doch nicht Merinokammzug.
Leicester z.B. ist nicht wirklich fein, Massam auch nicht. Beide Wollen sind relativ glatt, eher wie Haar.

Bei dem Filzkurs haben wir nun Mischwollige Rassen, folgendermaßen gefilzt.
Den Unterbau, diese lose und eben auch quer verlaufenden Unterhaare, die ja vom Faserdurchmesser sehr fein sind, als Filzuntergrund genommen.
Sie bilden das Gerüst für die langen Zotteln. So kann auch Heidschnucke, derbe Bergschafwolle und andere lockige Wolle mit derben Haaren verfilzt werden. Diese Filze haben dann von unten wie eine geschlossene Merinodecke und oben wie Fell. Von der Filztechnik her werden die Haare nicht dachziegelartig ausgelegt, wie beim Filz sonst, sondern nur an der Schnittkante aufgeschlossen.

Ein paar Ausnahmen gibts denke ich auch, mir fällt da z.B. gotländische Pelzschafwolle ein.
Bin mir nicht sicher, aber würde sie nicht unbedingt zu mischwollig zählen, ihr fehlt der Unterbau.
Trotzdem hat sie eine hohe Stapellänge und filzt wie der Teufel

Im Prinzip glaube ich aber, dass Du mit Deiner Vermutung Recht hast.
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Re: Reinigung von Roh-Kashmere

Beitrag von Klara » 16.10.2009, 22:04

Die Grundtheorie für die filzenden Schafe (das mit der Richtung) habe ich aus der "Wollkunde". Meine Vermutung ist nur, dass die englischen Langwollrassen wohl keine Unterwolle haben, weil ich sonst nicht wüsste, wie sie auf 30 cm Stapellänge kommen. Thônes und Marthod kann nämlich auch sehr grob sein (die Deckhaare - Unterwolle ist natürlich feiner), filzt aber bis zur Unbrauchbarkeit am Schaf, wenn man nicht zwei Mal im Jahr schert.

Die interessante Frage ist jetzt, warum müssen gotländische Pelzschafe zwei Mal im Jahr geschoren werden (laut Schafforum)? Machen die vielleicht auch ohne Unterwolle einen teilweisen Haarwechsel durch?

Jedenfalls ist Wolle unglaublich spannend...

Ciao, Klara

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