Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

yasmin
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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von yasmin » 18.03.2009, 08:18

darf ich euch mein neues werkzeug vorstellen? :)

heute kam sie an, die kämmstation von jürgen schönwolff, und ich musste natürlich sofort damit spielen.

nachdem ich noch fast ein kilo rohes alpaka im keller habe, das teilweise auch recht eingestreut ist, habe ich genügend material zum üben.
aber schon mein allererster versuch gefällt mir ziemlich gut:

Bild

es ist so luftig weich und leicht, handgekämmt ist gar kein vergleich mit kommerziellem kammzug!

hier ist es angesponnen mit der winzigen bosworth featherweight (12g):
Bild

erste einschätzung:
- kämmen zieht sehr viel dreck und einstreu aus den fasern, der "ausschuss" ist entsprechend hoch (aber noch gut zum kardieren geeignet, wenn's nicht zu eingestreut ist)
- es braucht viel zeit für wenig kammzug
- das ergebnis ist traumhaft schön
- und spinnt sich fast von selbst
- sicherlich eine gute methode, um manche fasern noch zu "retten", wenn man die zeit investieren möchte
- die kämme sind wirklich s**gefährlich, spitz und scharf

ich muss jetzt noch ein bisschen alpaka spinnen ;)
grüße,
yasmin

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von shorty » 18.03.2009, 08:20

Vielen Dank Yasmin :-))))))
Karin

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von landschaf » 18.03.2009, 08:29

Vielen Dank für´s zeigen!

Wie ist Deine Einschätzung:Würdest du die Kämmstation
als Zusatzgrät einschätzen,wenn man schon eine
Tromelkarde hat oder auch als Einzelgerät?
Ist der Zeitaufwand höher als beim Kardieren?

Jedenfalls ein spannendes Teil!

LG Landschaf
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yasmin
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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von yasmin » 18.03.2009, 08:46

nein, ich würde die kämme nicht als zusatzgerät sehen.

das ist wie... töpfe und pfannen.
du brauchst sie für verschiedene zubereitungsarten und das eine kann das andere nicht ersetzen.

beim kämmen werde nur die längsten fasern als kammzug (sic!) vom kamm gezogen, alles andere bleibt hängen. das ergebnis ist also ein band gleich langer, gleich ausgerichteter fasern, die mit kurzem vorwärtsauszug zu echtem (glattem, dichten) kammgarn versponnen werden können.

beim kardieren bleiben nur die allerkürzesten fasern auf der kleinen trommel hängen, alles andere landet im vlies, man behält also eine mischung längerer und kürzerer fasern. die fasern sind zwar grob in eine richtung ausgerichtet, aber nicht exakt wie beim kammzug. aus vliesen oder auch von handkarden kann man am besten streichgarn spinnen, weiche, luftige garne.

der zeitaufwand ist hoch, ja, an der menge der verarbeiteten fasern gemessen wesentlich höher als beim kardieren mit der trommelkarde.
ich habe die restlichen zwei kleinen kammzüge und die spindel mitsamt garn gerade gewogen: 16g.
davon entfallen 12g auf die spindel... und ich habe etwa 1,5 stunden gekämmt (okay, es war mein erster versuch, ich denke, das geht später auch schneller ;))
grüße,
yasmin

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von landschaf » 18.03.2009, 08:58

Super,danke für die ausführliche Antwort.Ich konnte mir das
erst nicht recht vorstellen.

LG Landschaf
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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von Claudi » 18.03.2009, 09:36

Hallöle!

Besitzt hier eigentlich jemand so einen breiten Tischkamm?
Beim http://www.wollwolff.de/wollspindeln_li ... ategorie=2 habe ich den gestern gesehen...

Grüßis die Claudi

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von yasmin » 18.03.2009, 10:15

der tischkamm, hackle auf englisch, wird zum mischen von fasern benutzt.
hier sind zwei nette links dazu:
http://yarnzombie.net/Travis/?page_id=87
http://dianemulholland.com/blog/?p=568
grüße,
yasmin

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von Claudi » 18.03.2009, 10:53

Hallöchen Yasmin!

Vielen lieben Dank für die "Aufklärung". ;)
Und so ganz spontan finde ich die DIY Idee besonders interessant... allerdings sehe ich in dem 2. Video, daß die Kunststoffzinken ziemlich nachgeben.

Grüßis die Claudi

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von zwmaus » 18.03.2009, 12:10

yasmin hat geschrieben:der tischkamm, hackle auf englisch, wird zum mischen von fasern benutzt.
hier sind zwei nette links dazu:
http://yarnzombie.net/Travis/?page_id=87
Das ist ja genial !!!
Aber da werden Kammzüge gekämmt, seh ich das richtig ? :eek:
Ob das auch mit kardiertem Vlies geht und ob dann wohl die vielen Streupartikel rausfliegen.....grübel :)
lg
zwmaus

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von Jakobschaf » 18.03.2009, 14:06

landschaf hat geschrieben:Hallo Ute,

erst einmal ganz herzlichen Dank für deinen Bericht!
Mit der Strauch könnte ich auch liebäugeln,eben weil sie
in D erhältlich ist.Außerdem finde ich den Kettenantrieb
gut,da ist kein Schlupf,wie bei Riemen.
Der Preis hat mich bisher noch zurückgehalten,wenn ich die
Summe ausgebe,dann muß ich sicher sein,daß das Gerät es Wert ist.

Was meinst Du damit,daß das Zubehör dürftig sei?Ich dachte immer
in meiner Naivität,das Kardiergeräte im Grunde gar keines haben...
Walzen halt und Kurbel,mal vereinfacht gesagt.Was fehlt dir an Option?

Ich möchte mir halt ein möglichst genaues Bild machen.

LG Landschaf

Hallo Landschaf,
es ist nicht wirklich so, daß ein Kardiergerät nur mit Walzen und Kurbel
auskommt. Um die Wolle an die Walze anzudrücken, brauchst Du noch
so eine Art Handkarde oder Bürste. Wenn Du nicht andrücken würdest,
würde nur eine sehr kleine Menge Wolle auf die Trommel passen.
Wenn dann der Belag irgendwann voll ist, wird er abgenommen. Dafür
brauchst Du eine Art Stricknadel, um die Fasern zu öffnen. Dann rollst
Du den Belag über einen Holzstab oder ähnliches, um ihn abzunehmen.

Bei der Kardiermaschine von Pat Green war zum Andrücken ein sogen.
burnishing tool dabei, also sozusagen eine Handkarde, mit ganz langer,
weicher Benadelung, aber einem geraden, ziemlich langen Stiel. Dieses
Teil ist genauso breit wie die Trommel. Damit drückt man halt die Wolle
auf den Belag, aber pflegt gleichzeitig die Benadelung der Trommel.
Außerdem ein langer Metallstab mit Griff, um die Fasern zu öffnen.
Und ein Holzstab mit bzw. auch noch ein Holzstab ohne angefügter
Kunststofffolie, um die Fasern von der Trommel "abzurollen". Und es
gibt noch so eine Art überdimensioniertem Knopf dazu, damit kann man
ebenfalls die Fasern von der Trommel abnehmen, aber als langes
Band, und nicht als Batt. Ich hoffe, ich habe das verständlich erklärt.

Soweit ich mich erinnere, war bei der Maschine von Strauch zum
Andrücken der Wolle so eine Art Nagelbürste dabei. Sonst nichts.
Alles andere muste Dir halt selbst besorgen.

Ich hoffe, ich habe Deine Fragen ausreichend beantwortet.

Viele Grüße
Ute

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von landschaf » 18.03.2009, 15:01

Hallo Ute,

danke für Deine Mühe,so ausführlich zu erklären.
Sehr interessant und aufschlußreich das Ganze.

LG vom jetzt wirklich schlaueren Landschaf,das so
einiges nicht wußte.
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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von Greifenritter » 18.03.2009, 15:21

Oh klasse, ich wollte schon immer wissen wie so ein Picker funktioniert :)

Ich habe eine Louet-Trommelkarde und bin ehrlich gesagt sehr zufrieden. Ich denke aber es kommt auch drauf an was und wieviel man kardiert.

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von Klara » 18.03.2009, 20:25

Danke fürs Angebot, Karin, aber ich kann mir den Triplepicker schon gut vorstellen (ich glaube, ich habe mal irgendwo ein Foto gesehen) und im Prinzip ist er schon genauso wie meine Cardeuse - nur die Zähne sind viel feiner. Und das macht vermutlich einen Riesenunterschied...

Ciao, Klara

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von Klara » 18.03.2009, 20:38

Ute, aus du hast vermutlich den Fancy Kitty Picker, auf den dein Link zeigt, oder? Weisst du was über den Benchpicker? Oder warum hast du dich für den anderen entschieden? Ich frage mich, ob man mit dem Benchpicker nicht bequemer langsamer arbeiten kann (und ich finde, die Fasern lösen sich leichter voneinander, wenn man nicht so schnell dran zerrt). Und die nächste Überlegung wäre natürlich, ob man das Teil nicht selber bauen könnte...

Ciao, Klara

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Re: Rund um Kardiermaschinen, Karden und Wollkämme

Beitrag von monika » 18.03.2009, 23:09

@ Ute/Jakobsschaf

Du bist ja gut ausgestattet!
Weisst Du, wo in D ich so ein burnishing tool bekomme? ich hab schon in einen youtube video übers Kardieren so was gesehen und mit meinen "normalen" Handkarden und der Flickkarde probiert, aber das funktioniert irgendwie nicht richtig, es werden mehr Fasern rausgezogen als reingedrückt... vielleicht hab ich es auch nicht richtig gemacht - muss ich damit eigenlich in der gleichen Richtung wie beim Kardieren arbeiten oder anders rum?
LG,
Monika

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