Filz erkennen?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Filz erkennen?

Beitrag von Himmelblau » 26.01.2014, 10:51

Liebe Mitspinner!

Ich hab viel gesucht und nichts gefunden, deshalb wende ich mich mit der Frage an Euch.
Hintergrund ist, dass immer, wenn ich Wolle in Flüssigkeit und Hitze hatte, sie hinterher anders ist als vorher.
Aktuell die Rohwolle (Milchschaf) ein Träumchen aus Flausch und Weichheit, nach der Wäsche lange nicht mehr so zart und teilweise nur mit Kraft auseinanderzuziehen.

Also: Woran erkenne ich, ob eine Wolle gefilzt hat (ist?) oder nicht?

(Wie erkenne ich in welchem Maß und was ist noch verwendbar und was nicht?
Wie sieht Rohwolle aus, wenn sie beim Waschen (an)gefilzt ist? Und wie wenn nicht?
Wie erkenne ich es am Kammzug nach dem Färben, wie am Garn nach dem Entspannungsbad etc.?)

Ich hoffe auf Lichtlein, die ihr mir aufgehen lasst :D
Himmelblaue Grüße!

Klara
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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Klara » 26.01.2014, 11:01

Wenn die Wolle nur mit Kraft auseinanderzuziehen ist, ist sie (an)gefilzt. Echter Filz ist gar nicht mehr zu trennen, aber wie du gemerkt hast, ist filzen ein gradueller Prozess mit vielen Abstufungen. Verwendbar ist das, was du verarbeiten willst - bei der letzten Portion Haare eines geliebten Tieres, das gestorben ist, gebe ich mir mehr Mühe, als wenn ich noch drei Kilo von der Faser habe und der Nachschub gerade nachwächst.

Am kritischten finde ich Kammzug (oder kardierte Batts) - wenn die nach dem Färben auch nur leicht angefilzt sind, gehören sie für mich noch einmal aufbereitet (was dann natürlich eventuelle Farbverläufe zerstört. Ein Grund, warum ich meistens in der Flocke färbe.

Bei einem "Entspannungsbad" dürfte Garn gar nicht anfilzen - bei kräftigem Durchkneten und Temperaturschocks schon. Was aber nicht tragisch ist, wenn man den Strang zum Knäuel wickelt, kann man die Fäden ja vorsichtig trennen. Wenn das nicht mehr möglich sein sollte (ist mir noch nie passiert) hat man's mit dem Anfilzen allerdings übertrieben...

Ciao, Klara

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von shorty » 26.01.2014, 11:05

Verwendbar ist noch vieles, kommt schlicht drauf an wieviel Energie Du drauf verwenden möchtest.

Und das Material ist danach defintiv anders als davor, kürzer, weil Du teilweise die Fasern zerreissen musst und auch von der inneren Struktur.
Also ganz ehrlich, für derbe reichlich vorkommende Rassen wie Milchschaf Rohwolle tue ich mir das nicht an.


Versuche an Deiner Waschtechnik zu feilen. Entweder Du bewegst zuviel oder Du schreckst die Wolle zu stark mit Temperaturschocks.

Und anfühlen wird sich Rohwolle immer anders wie gewwaschene, die Qualität täuscht teils ganz extrem weil sich rauhe Wolle mit viel Lanolin teils viel weicher anfühlt als sie tatsächlich ist.
es braucht sehr viel Übung finde ich Rohwolle richtig einzuschätzen.

Nicht angefilzte Rohwolle kannst Du jede Locke schön auseinanderziehen, das sieht aus wie ein Flaum...
karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Asherra » 26.01.2014, 11:24

Also wenn das Milchschaf anfilzt, dann stimmt irgendwas an der Technik nicht. Milchschafwolle ist ziemlich filzresistent. Wichtig sind Bewegung, Temperaturunterschiede und alkalische Bedingungen. Bewegungen komm vom Einmassieren der Farbe, Umrühren in der Flotte, Ausdrücken/Wringen, aber auch so was wie kochende Flotte, alleine die aufsteigenden Blasen bewegen schon die Wolle (außerdem ist große Hitze nicht sooo toll für die Fasern, Wolle geht grade noch, Seide wird stumpf).
Bei den Temperaturunterschieden ist es hauptsächlich zu warmes oder kaltes Spülwasser, aber ich merk schon einen Unterschied, wenn ich einen warmen Kammzug gegen das kalte Waschbecken ausdrück. Also besser, auch wenn's lange dauert, warten bis die Flotte richtig kalt ist, dann die Wolle raus nehmen und kalt spülen, 15° Unterschied können schon zu viel sein.
Alkalisch sind Seifen, alle Maschinenwaschmittel, Spülmittel und gerne auch Leitungswasser (Kalk). pH "hautneutrale" Duschgele und Shampoos sind sauer, und natürlich Essig und Zitronensäure. Also überall ein wenig Essig mit rein (der Geruch ist nach dem Trocknen weg), auch, oder grade in die Spülgänge.

Je mehr du die Faktoren kombinierst, desto größer die Filzgefahr.

Klara
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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Klara » 26.01.2014, 12:05

Moment mal, da möchte ich doch einiges präzisieren: Ex-Rohwolle im Waschwasser auskühlen lassen ist in vielen Fällen keine gute Idee, weil sich da das im Wasser gelöste Fett (so die Wolle eine eher fettige war) gerne wieder auf der Wolle absetzt. Bei gekauftem Kammzug stellt sich das Problem nicht, weil der ja schon vor der Verarbeitung weitgehend entfettet wurde.

Moderne Spülmittel sind sehr oft NICHT alkalisch. Per Lackmuspapier getestet habe ich nur das gelbe vom Lidl (in Frankreich), aber ein Kollege sagt das gleiche und nimmt Soda um die Säure auf seinen Messern zu neutralisieren. Und sooo fürchterlich empfindlich ist Wolle gegenüber Basen auch wieder nicht - man muss halt vorsichtig damit umgehen. Ich wasche seit Jahren fast alles mit Soda (unter 60 Grad, unter 10 Minuten, danach Spüli, danach Essig) - man darf nur nicht übertreiben.

Ich kriege am ehesten Filz, wenn ich aus Wasserspargründen zu grosse Portionen auf einmal wasche - ins heisse Wasser stopfen, und vor allem dann die Wäschtrommel mit Gewalt füllen mögen viele meiner Wollen gar nicht. So lange die einzelnen Fasern bei der Wäsche viel Wasser um sich rumhaben, können sie logischerweise nicht zusammenkleben. (Margaret Stowe wäscht Merino (!) indem sie es strähnchenweise auf einem Stück Seife (!) rubbelt - sie sagt, die Seife umhüllt die einzelnen Fasern und hindert sie am Filzen. Ausprobiert habe ich's noch nicht, aber die Frau hat jahrzehntejahre Erfahrung und strickt Tauftücher für die Windsors.)

Und bei Gelegenheit darf mir jemand das mit der angeblich temperaturempfindlichen Seide erklären - wo doch die Profis bemalte Seidentücher mit Dampf fixieren, der per Definition heisser ist als kochendes Wasser... Meine Seide glänzt jedenfalls auch nach dem Färben noch - egal ob im Kochtopf oder im Dämpfer...

Ciao, Klara

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Asherra » 26.01.2014, 12:26

Ok, Rohwolle ist was anderes. Aber die Kipp ich in ein Plastiksieb, laß die Fettbrühe ablaufen und tunk dann das ganze Sieb ins Spülwasser.
Margaret Stoves Waschweise funktioniert tatsächlich, aber NUR mit fast kochendem Wasser, NUR wenn man das Stähnchen in der Mitte gut fixiert damit nichts verrutscht und eben Stränchen für Strähnchen. Das mach ich mit meinem Cormo, aber sicher nicht mit den 5kg Ouessant.

Basen stellen halt die Schuppen auf. Wenn man schon Probleme hat, daß die Wolle bei normalen Prozeduren ungewöhnlich stark verfilzt, dann macht's schon Sinn auch alle Faktoren durchzugehen.
Bei mir kommt z.B. ein Tropfen Spülmittel in die Färbeflotte um die Oberflächespannung los zu werden, ist eh Essig mit drin, macht also am pH nix egal ob's sauer oder alkalisch ist (aber stimmt, da gibt es immer wieder heiße Diskussionen, welches Spülmittel grad sauer und ohne Enzyme ist, oder ob sich die Rezeptur geändert hat, zumindest bei den US Färbern), aber es spart mir einiges an Bewegung, weil ich nicht so viel stupsen muß, bis der Kammzug untergeht. Früher hab ich die Kammzüge im Badwaschbecken ausgewaschen, jetzt wasch ich sie entweder gar nicht mehr aus (ist auch nicht nötig, wenn die Flotte klar war) oder eben im Sieb. Ich häng sie auch nach Möglichkeit nicht mehr heiß auf. Jede kleine Änderung macht zwar für sich nicht viel aus, aber im Endeffekt macht es den Unterschied, daß ich Stränge ohne größere Probleme zweimal überfärben kann, ohne daß ich hinterher nur Filzwürste übrig hab. Kompakter als vor dem Färben sind sie, ein bisschen Auffluffen tut ihnen schon gut, aber man kann sie noch spinnen, ohne daß man sich dabei umbringt.

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von versponnen » 26.01.2014, 12:50

wenn du deine wolle heiß einweichst, aber nicht knetest, nur sehr wenig und locker hängend bewegst,erst wenn ganz langsam abgekühlt kalt das Wasser ablaufen lässt oder die wolle in einem sieb liegend herausziehst, dann filzt nichts.
niemal bewusst heiß und kalt wechseln, nicht drücken, Wasser nie herausdrücken, schon das führt bei Merino zum filzen.
ich habe so Merino ohne jegl. filzen gekocht..gefärbt..
du darfst Rohwolle fast nicht bewegen, wenn sie nicht filzen soll.

Aber ich nutze gerade die Filzeigenschaft der Wolle bei meinen Geweben und walke sehr dosiert, gezielt, in unterschiedlichen Stufen, je nach Ziel.
..dadurch sind sie robust, aber erst dann nach dem Weben und Stricken wird gefilzt, vorher nicht.
Da werden die Stränge und Fasern beim Färben nicht gedrückt!!
Gruß wiebke

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von anjulele » 26.01.2014, 13:39

Das ging mir zu schnell, ich bin noch gar nicht fertig...

So, noch mal von vorne.

Geschrieben ist ja schon fast alles, ich wollte dir noch Bilder dazu suchen. Leider habe ich anscheinend alle Bilder, die ich so im Kopf habe, auf meinem alten PC. Bei Ravelry habe ich einen Teil davon in meinem Stash. Vielleicht klappt es ja, dass sie mit dem Link auch für nicht angemeldete zu sehen sind.

Rohwolle frisch vom Schaf sollte schon so aussehen:
http://www.ravelry.com/people/anjulele/ ... -lammwolle
http://www.ravelry.com/people/anjulele/ ... -bergschaf

Leider habe ich auch dort nicht die Bilder von dem völlig verfilztem Ouessant. Eines der Vliese habe ich komplett entsorgt.

Es macht natürlich viel Arbeit, Rohwolle oder Kamzüge nach dem Waschen oder Färben wieder flauschig weich zu bekommen. Je gründlicher du vorarbeitest und je sorgfältiger du die Wolle behandelst (das wurde ja schon oben beschrieben), desto schöner wird das Erbenis. Nasse Wolle muss gründlich aufgezupft werden und an einem luftigen Ort in Ruhe trocknen.

Hier kann man ganz gut erkennen, wie die Wolle nach dem Waschen und dann nach dem Aufzupfen aussieht. http://www.ravelry.com/people/anjulele/handspun/thw

Das waren meine ersten Versuche Kammzüge zu färben. Einiges liess sich aufzupfen, oft in mehreren Durchgängen, weil es immer schöner wurde. Dem Octopus bin ich letztendlich mit dem Kardierer zu Leibe gerückt.
http://www.ravelry.com/people/anjulele/ ... rfarbetest
http://www.ravelry.com/people/anjulele/handspun/octopus

Ich hoffe, dass es mit den Links klappt und auch, dass du erkennst, was ich meine.

LG
anjulele

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Basteline » 26.01.2014, 20:36

Darüber wie filzende Wolle vermieden werden kann ist schon vieles geschrieben worden.
Was mich aber irritiert und hier zum Antworten bewegt, ist deine Aussage, dass dir Mischschafwolle verfilzt ist.
Was mich sehr verwundert, weil mir schon zu meinen Spinnanfangszeiten gesagt wurde, dass Milchschaf nicht filzen würde.
Ich habe mir eine Weste aus dieser Wolle gehäkelt, auf der Hand gewaschen wie von den Vorschreiberinnen beschrieben, filzt nicht. Gut so, weil so gewollt.
Einen Katzenkorb gehäkelt, mit dem Gedanken es dann in der Waschmaschine mit ordendlichem hin und her und shcheudern,...nichts gefilzt. :eek: Und genau das wollte ich so gerne verfilzt haben.
Daher meine Frage: WAS und WIE hast du es gemacht, dass deine Sachen und besonders das Milchschaf, filzte.
Liebe Grüße
Basteline

.....und laßt uns spinnend die Welt umgarnen.

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von landschaf » 26.01.2014, 21:50

Es wird immer wieder gesagt, daß Milschafwolle nicht filze.
Selber habe ich es noch nie versucht, aber ich kenne eine
Herdbuchzucht hier in der Nachbarschaft und die Besitzerin
ist eine begeisterte Filzerin. Sie filzt de facto die eigene Wolle, ich habe sie
vor Jahren danach gefragt.
O come t' inganni se pensi che gl' anni
non hann' da finire,bisogna morire
.

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Asherra » 26.01.2014, 23:04

Alles filzt irgendwann mal, eigentlich ist Filz ja nur ein sehr dichter Knoten, der nicht mehr auf geht. Manche Fasern muß man nur ziemlich traktieren bevor sie endlich zusammen halten. Milchschaf filzt normalerweise später als viele andere Schafwollen, aber Superwash filzt irgendwann auch.
ETA: Milchschafe sind auch nicht alle gleich und wer weiß, vielleicht ist ja noch was anderes mit drin.

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Himmelblau » 27.01.2014, 09:10

Ich danke Euch sehr für die vielen Antworten und Tipps!

Also ist nach meiner Beschreibung sicher, dass die Wolle (an)gefilzt ist?
Ich weiß es nicht, hab keine Erfahrung, deswegen die Frage danach, woran man Gefilze erkennen kann.
Ich hab gekaufte, werkseits bereits gewaschene Flocken (Merino-Suffolk-Kreuzung) , und die sind auch nicht wirklich leicht aufzufluffen, da muss ich teilweise auch Kraft aufwenden.

Die Wolle im heißen Wasser mäßig bewegt hab ich, auch sie aus gut warmem Wasser heraus auf die kalten Fliesen gelegt. Dass das auch ein Temperaturschock sein könnte hab ich nicht bedacht; ich dachte das gelte nur fürs Wasser. Auch hab ich ca. ein ganzes Pfund auf einmal in die Wäschewanne gegeben, weil ich viel zu geizig und umweltbewußt bin, so irre viel Wasser und die Energie fürs Erhitzen dranzugeben (eine solche "Völlerei" tut meinem Umweltgewissen echt weh :( ). Ich muss also künftig doch viel vorsichtiger vorgehen und versuchen mit den benötigten Mengen erhitzten Wassers klarzukommen.

Versponnen, ich würde sie ja abkühlen lassen vorm Bewegen, aber das Lanolin geht dann doch nicht raus? Oder reicht das Spüli/Duschgel/Wollwaschmittel aus, um das Lanolin so im Wasser zu binden, dass es sich trotz kalter Brühe nicht wieder auf die Faser legt?

Anjulele, ich bin bei ravelery nicht registriert und kann die Fotos leider nicht sehen ;( . Interessieren würden sie mich sehr, denn auch wenn ich jetzt weiß, wie ich künftig filzen vermeiden kann weiß ich immer noch nicht, woran ich Filz überhaupt erkennen kann (sofern die Wolle nicht nur 1 Klumpen ist).
Was meinst du mit nasser Wolle zupfen??
Ich packe die gewaschene Wolle in einem Kopfkissenbezug und schleudere sie in der Waschmaschine mit 600 Umdrehungen, lege sie dann locker auf die Fensterbank über der Heizung, zupfe aber nichts. Nach einigen Stunden wende ich sie und wiederhole das Wenden, falls Bedarf ist, noch einmal.

Basteline, irgendwo hier im Forum gibts zum Thema gefilztes Milchschaf sogar nen Thread. Finde ihn gerade nicht wieder, sonst hätte ich ihn dir verlinkt.

Schadet das Angefilztsein eigentlich der Qualität? Macht es die Faser brüchig oder die versponnene Wolle kratziger als nichtangefilzte Faser?
Himmelblaue Grüße!

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von shorty » 27.01.2014, 09:23

Filzen verändert die Faserstruktur, und ja es mindert deutlich die Qualität.Unter anderem deshalb weil Du die Fasern teilweise um sie spinnbar zu machen zerreissen musst.
Auch gekaufte Flocken können unter Umständen angefilzt sein.
Gute Qualitätsrohwolle bzw. gewaschen zupft sich wie Butter auseinander.
Sobald Du richtig zerren musst, evlt sogar reissen ists angefilzt.

Und ja Wolle waschen braucht viel Wasser.
Deshalb rate ich das im Sommer zu machen , mit gesammelten Regenwasser z.B. ( wer nen Garten hat)
Damit lassen sich zumindest die ersten Weichgänge bewerkstelligen.
Ein schwarzer Kübel bringt das Wasser an nem sonngien Tag auch etwas auf Temperatur.
Aber ansonsten ist das einfach schlicht so.. daran lässt sich wenig ändern, ist ein bisserl sparen am falschen Fleck.
Das Weichwasser ist übrigens super Dünger...

Waschmaschineschleudern macht bei empfindlichen Wollen argen Filz, es ist ne andere Art von Schleudern wie bei Wäscheschleudern.

Ich zupfe meine feuchte Wolle alle auseinander, schon damit das Trocknen viel schneller geht und auch Strohreste usw noch weiter rausfallen.
Die Wolle ist damit an nem warmen Tag locker trocken.


Wollwaschmittel ist sowieso eher ungeeignet um Lanolin zu entfernen, das aber nur nebenbei.
Ich denke schon auch, dass da einige Faktoren zusammengekommen sind.
Das allermeiste Milchschaf filzt nur echt mit Gewalt
Karin
so sieht gewaschene Rohwolle z.B. bei mir aus :
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von Himmelblau » 27.01.2014, 10:26

Danke für die Fotos, Shorty!

So locker (und so sauber leider bei weitem auch nicht) sieht meine gewaschene Wolle definitiv nicht aus . Tat sie aber auch vor dem Waschen nicht. Trotzdem ist ganz deutlich: Ich muss viel vorsichtiger sein.
Himmelblaue Grüße!

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Re: Filz erkennen?

Beitrag von shorty » 27.01.2014, 10:46

Und auch wenns Dich evlt schmerzt, mit dem Wasser nicht ganz so geizen.
Versponnen bekommt man Dreck deutlich schlechter raus.
Lieber nen Spülgang oder zwei mehr, das zahlt sich letztlich aus.

Ich treffe meist schon eine sehr genaue Vorauswahl bei der Rohwolle wenn ich sie hole bzw. kenne Schafhalter die sehr gut abschätzen können , was gute Qualität ist.
Es ist ein nachwachsender Rohstoff und es gibt viel viel mehr , als wir Spinner jemals verarbeiten können.
Sofern man nicht ne sentimentale Bindung zu nem bestimmten Tier usw hat, oder es sich um für mich sehr interessante weil seltene Rassen handelt nehme ich nur gute Vliese.
Alles andere macht mir einfach zu viel Mühe .

Man braucht beim Rohwollkauf doch einiges an Erfahrung, finde ich jedenfals, ich mach das schon ne Weile recht intensiv und lerne immer noch reichlich hinzu...
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