Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

Alienor
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Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Alienor » 26.04.2012, 20:10

Hallo,
könnte mal jemand der erfahrenen Rohwolleinkäuferinnen bitte mal eine exakte Beschreibung des Vorgehens des Scherers und ggfs der Hilfskräfte ohne Ahnung schreiben?

Ich hab heute nochmal Wolle abgeholt, wo ich vorher schon höflichst gebeten hatte:
bitte keine nassen Schafe, bitte so wenig Nachschnitt wie möglich, bitte-bitte alles an Schafkot und Po-Wolle entsorgen, Vlies ordentlich aufrollen, luftig lagern.
Bekommen hab ich zwar relativ ent-kotete Wolle, aber etwa 20% Nachschnitt schon im ersten Kilo, aber sie war naß, nicht gerollt, sondern einfach in Plastiksäcke gestopft, und war schon warm (Bakterien schon am Werk....).
Die Vliese kamen auch nicht auf einen Scouring-Tisch, sondern wurden im Matsch aussortiert.

Das war jedenfalls das letzte Mal, daß ich NICHT bei einer Schur dabei war - anscheinend gilt wirklich "man muß es selber machen, sonst wird es nix" ;(

Was kann man Scherern sagen, worauf sie für Handspinn-Vliese bitte achten sollen?
Und was den Helfern?
Der Scherer war kein Aussie, sondern Deutscher, aber mit sehr gutem Ruf bei den Schafhaltern - da hatte ich mir aber deutlich mehr erwartet :O

Habt ihr Ideen zu dem Problem?

Angoraziege
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Angoraziege » 26.04.2012, 21:44

Hallo Alinor!

Wir haben unsere Schafe und Ziegen bisher immer selber geschoren.
Da achtet man dann schon besser darauf das Tier und Wolle möglichst nicht zerschnitten werden.
Manchmal läßt sich beides nicht vermeiden.
Die Scherer achten mehr darauf das die Tiere nicht geschnitten werden als die Wolle. Und das sie möglichst viele Schafe in möglichst kurzer Zeit scheren. Zeit ist Geld.
Wolle ist hier in Deutschland leider nicht viel wert.
Die meisten kleinen Schafhalter werfen ihre Wolle weg, weil der Weg zu einer Wollsammlung meist zu weit ist und sie für die Wolle zu wenig bekommen.
Für farbige Wolle bekommt man gar nichts.

Letztes Jahr hat unser zukünftiger Scherer eine unserer Ziegen geschoren.
Ich war dabei.
Vorher und zwischen drin auch, hab ich ihm mehrmals gesagt, er soll langsam scheren, aufpassen, das er das Tier nicht verletzt und die Wolle bitte nicht verschneidet, da sie verkauft wird.
Trotzdem war ziemlich viel Nachschnitt drin.
Mal sehen wie es dieses Jahr wird.
Dieses Jahr soll er alle unsere Tiere scheren.

Man kann die Leute wirklich nur höflich bitten die Wolle nicht zu verschneiden und ihnen erklären das die Wolle von Hand verarbeitet werden soll, und deshalb so sorgsam wie möglich damit umgegangen werden sollte.

Liebe Grüße
Damaris

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Alienor » 26.04.2012, 22:15

;( Ich war höflich und hab vorher auch erklärt, wieso, warum, weshalb, das alles so wichtig ist für mich.
Und mit nem Basispreis von 5€/kg hab ich nun wirklich nicht mit 20% Nachschnitt gerechnet und all den anderen Lästigkeiten.
Da kann ich ja gleich nach Süddeutschland zu den Sammelstellen fahren und mir angematschte Vliese aus nem BigBag für Kleingeld holen, da weiß ich dann jedenfalls vorher, was mich erwartet....
Sorry, ich bin echt angefaßt, weil ich mir das wirklich anders vorgestellt hatte ;(

Nysta
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Nysta » 26.04.2012, 23:06

Also ich sage unserem Scherer (er macht das hauptberuflich) bevor er anfängt wozu die Wolle gedacht ist, da schneidet er immer gleich am Anfang Bauch und Po und wirft die Wolle auf eine extra Stelle, danach kommt dann das Vlies und eigentlich muss er nur bei Tieren mit Filz manchmal nachschneiden. Das ganze Drum-her-rum ist mein Jobb. Es ist Aufgabe des Schafhalters dafür zu sorgen, das die Tiere trocken sind und auch das Herrichten eines sauberen Scherraumes und Möglichkeit zum Hantieren der Wolle. Ich nehme jedes Vlies wie es kommt ab und bereite es für die Aufbewahrung vor wie ich es will.
Ich muss dazu noch sagen ich habe nur 25 Schaf in der letzten Schur gehabt. Insgesammt glaube ich wirklich es ist wichtig vorher mit den Leuten zusprechen und sich zu informieren wie das ganze gehandhabt wird und bestimmt nicht verkehrt wenn möglich selbst dabei zu sein und "seine" Wolle direkt selbst zu sortieren und zu verpacken.
Ich würde Wolle nie in Plastiksäcke packen! ich habe immer grosse Papiersäcke oder grosse Kartongs und die lass ich dann erstmal offen in der Scheune stehen.

Lass dich nicht unterkriegen
herzlich Andrea

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von schneeflo » 26.04.2012, 23:46

Hallo!

Ich sehs mal von der andere Seite - war heuer bei ner grösseren Schafschur dabei - da gehts um Zeit und darum, das Tier halbwegs unversehrt zu lassen. Der Scherer kriegt ja kein Extrageld fürs schönschneiden (nehm ich mal an), also scherrt er wie immer ... Und wie soll das mit keine nassen Schafe gehen??? Die Schafhalter können ja die Scherer nicht abbestellen, weil das Wetter nicht gepasst hat (meist wartet man ja doch Wochen, dass die kommen, die haben dann auch ihre Tour).

Tja, und der Nachschnitt ist eindeutig eine Frage des Könnens ... aber die die es können, sind die die im Akkord arbeiten, weil sie auf ihrer Tour so schnell wie möglich so viele Schafe wie möglich scheren wollen um möglichst früh mit so viel Geld wie möglich heimzukommen ;-)

Klar, bei unseren eigenen Tieren sass ich dabei und hab jeden einzelnen Schnitt sortiert ;-) Aber wir haben auch nur 6 Tiere in zwei Tagen geschoren ;-)

lg
schneeflo

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Alienor » 27.04.2012, 00:30

Ich würd dem Scherer gern das Doppelte pro Schaf zahlen, wenn er denn genau täte, was ich möchte.....
Seine ganze Extra-Arbeit und der Zeitaufwand, was das kostet in Minuten mal Euros, was ich sonst danach in die Wolle investieren muß, um sie wieder optimal spinnfähig zu kriegen, ist Kleinkram gegen das, was der Scherer versauen kann und mich viel mehr Zeit mal Euros kostet.... ;(

Ich hatte letztes Jahr von jemandem supertolle Vliese - auf den ersten Blick....
Perfekt geschoren, null Nachschnitt, trocken, toll gescoured - aber beim Waschen zeigte sich, daß ALLE mit winzigkleinen Ambrosia-Samen auf halber Faserhöhe durchsetzt waren, die nicht mal mit Kämmen oder sonst wie rauszukriegen waren. ;( (ja, da kann der Halter grundsätzlich nix für....aber es hätte schon geholfen, mal zu gucken, wo er denn mit seiner Herde gezogen war - er hätte das selbst sehen können, wenn er es denn gewollt hätte... ;( )
Ich hab sie dann irgendwann gnadenlos eingesponnen, und man sieht sie nicht mehr im Faden, aber ich WEISS, daß sie da sind, und ich bin letztendlich arg unglücklich mit der Wolle - ich KANN sowas nicht verkaufen, auch wenn das kein Nicht-Spinner jemals merken würde.... :(

Im Gegensatz dazu hab ich von Marianne geniale absolut saubere Wensleydales und LeicesterLongwools bekommen, die absolut perfekt waren - auf 3kg keine 20g Nachschnitt, ebenso von jemand anderem ebenso perfekte Merino-Cross und auch Milchschaf und andere Rassen - einfach nur toll, einwandfrei.

Es GEHT also, wenn sich der Schafhalter dafür stark macht, bzw. dem Scherer genau ansagt.

Aber es ist wirklich einfacher, wenn man dem Scherer klarmachen kann, daß das "a handspinner's flock" ist - den Ausdruck mit allen Facetten in der Bedeutung müßten auch die meisten Aussies kennen - deutsche wohl eher weniger....

Und wenn ich diesen Sommer nicht noch wirklich gute Vliese kriege, dann gibt es im Herbst eigene kastrierte Böcke verschiedener Rassen als Wollhammel, und die scheren wir dann selbst nächstes Frühjahr - ich hab die Nase echt voll, von anderen Leuten abhängig zu sein, die absolut nicht hören wollen, was ich will.... :twisted:

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Gabypsilon » 27.04.2012, 06:48

Richtig gute Scherer haben kaum Nachschnitt, weil sie pro geschorerenem Schaf bezahlt werden, und 2 mal schneiden braucht Zeit. Die Scherer bei Nick sind superschnell :gut: :gut: und es ist nur ganz wenig Nachschnitt in der Wolle :] :] , da hatte ich schon ganz anderes :rolleyes: :(
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von shorty » 27.04.2012, 07:26

Also mal ein paar Worte dazu.
Von mir gabs ja schon mal zwei Zeichnungen zum gut geschorenen Vlies.
Es ist zum einen ohne Frage Können, nicht allzuviel nachzusetzen und Nachschnitt zu produzieren, aber auch von der Rasse abhängig.
Versch. Rassen lassen sich deutlich leichter scheren als andere.
Also wenns nass ist, schert bei uns niemand!!
Die Wolle beginnt spätestens nach 2 Wochen im Big Pack ( wenn so gelagert) stockig also schimmlig zu riechen und wird relativ schnell unbrauchbar, an der Sammelstelle wird diese auch nicht genommen im Normalfall
Da die Wollsammelstellen teils zu nem ganz anderen Termin sind, ist das eigentlich ein Unding.
Wir haben die Schur bei meinem Lieblingsschäfer nun schon zweimal verschoben, weils eben nass war.
Das ist einfach so.
Kein professioneller Scherer macht hunderte Schafe im Regen.
Ausser man hat nen großen Stall und kann die Tiere dort vorher ein paar Tage einstellen. und schert drinnen.
Auch das Scheren an sich geht schlechter, wenn nass und kalt.
Am besten rutscht die Schermaschine eingetlich wenns warm ist, weil das Lanolin dann flüssiger wird und die Messer besser gleiten.

Bei wenigen Schafen lohnt es sich wirklich eine Schulung / Fortbildung zu besuchen und evlt selber zu scheren.

Die Scherer von Nick sind absolute Profis, superschnell und ganz wenig Nachschnitt, wie Gabi sagt, Nachschnitt ist Zeit, das können sie sich eigentlich gar nicht leisten, wenn sie in einem Tag hunderte Schafe scheren.

Nach ein gütliches Wort zu den Scherern.
Jahrzehnte war die Wolle schlicht Abfall, es dauert bis da ein Umdenken einsetzt. Habt da etwas Geduld, auch wenns für uns Wollsüchtigen schwer ist
Vieles ist automatisiert, wenn die Wolle später in der Müllverbrennung landet ist Nachschnitt egal, bei Dämmwolle und für den Misthaufen auch.
Noch was zum guten Ruf, der macht sich bei Scherern hautpsächlich daran fest, dass er die Tiere nicht verletzt und ordenltich mit ihnen umgeht.
Wolle ist da nebensächlich, ausser der Schafhalter ist ebenfals wollsüchtig ;-) .

Soll nun nichts entschuldigen , nur evtl klären, warum bestimmte Dinge so sind.

Also wenn ich Vliese bekomme die im Ganzen sind, ist der Nachschnitt nicht so schlimm.
Richtig gerollt kann man den problemlos absammeln.
Feiner wärs klar ohne ;-)

Bisher hatte ich da aber wenig Probleme, egal ob ich bei der Schur dabei war oder nicht. Aber ich hab natürlich auch einige mir sehr liebgewonnene "handverlesene" Lieferanten, die eh so gut wie alle ebenfals Wollinteressiert sind.
Die schauen da selber drauf, muss ich nicht mal dabei sein.
Bei uns auf der Sammelstelle kostet das kilo im übrigen auch 5 Euro ;-)
Da ist alles dabei von Abfall bis wahre Sahnestückchen !
Und bis sich hier ein Scouring Tisch durchsetzt, das dauert noch,ich glaub dass ist ein bißerl illusorisch , nicht für ungut. ;-)
Das hatte bisher keiner meiner Lieferanten, trotzdem waren die Vliese gut.
Ein gutes Vlies macht sich nicht nur am Nachschnitt fest.
Es kommt ja letztlich auch noch auf andere Dinge an.

Und mit Marianne kann man das schwer vergleichen, die handelt mit Wolle.
Die Mohair die ich von ihr hatte war zwar super sauber und schon im Kammzug, aber recht kratzig.


Karin
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von rasputin » 27.04.2012, 08:05

Ich kann dir ja mal beschreiben, wie´s bei uns läuft:

Der Schafscherer kommt nur dann, wenn die Schafe trocken geschoren werden können - nass geht gar nicht!

Und das nicht nur von uns aus, sondern auch vom Scherer aus.

Da muss man mit der Terminfindung halt flexibel sein - Terminverschiebungen sind normal!

Unser Schafscherer hat bei uns ja nicht wirklich viel zu tun - somit kann er sich auch für jedes einzelne Schaf relativ viel Zeit lassen.

Er weiss, wofür ich die Wolle brauche und bisher war ich mit seiner Arbeit immer zufrieden.

Die " Dreckswolle " muss ich schon selbst raussortieren - das hat nichts mit der Arbeit des Schafscherers zu tun.

Und was an Samen & Co. im Vlies ist, hängt von der Haltungsform ab - und jedes einzelne Tier ist auch noch mal unterschiedlich von dem, was es im Vlies hat.

Ganz ohne alles im frisch geschorenen Vlies geht wohl eher nicht....

Liebe Grüße aus der Eifel - Petra
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Cherubina » 27.04.2012, 08:43

Ich denke auch, dass viele der von dir genannten Mängel nichts mit dem Scherer zu tun haben. Der Nachschnitt natürlich schon und bis zu einem gewissen Grad auch, ob das Vlies am Stück bleibt.
Nasse Schafe, Bauch- und Powolle, Aufrollen, Verpacken - das alles ist eigentlich kaum noch Ding des Schäfers, sondern der Helfer und ja, da solltest du das nächste Mal selbst dabei sein.

Das ganze fängt schon beim Ort/Platz an. Ist ein großer Stall vorhanden, damit die Tiere bei Regenwetter frühzeitig reingeholt werden können? Man braucht dann optimalerweise einen sauberen Scherplatz auf glattem, nicht eingestreuten Boden, eventuell abgedeckt. Der Scherer macht dann nur genau das, wofür er gerufen wurde: Scheren.
Bei den deutschen Scherern wird jedes Schaf von einem Helfer gefangen und an die Scherbank herangeführt. Der Scherer schert und lässt die Wolle dabei vor sich und neben sich auf den Boden fallen. Helfer sammeln sie dort ein und stopfen sie im Normalfall sofort in große Wollsäcke.

Fahr das nächste Mal wirklich selbst hin und wenn du es schaffst, dann suche dir schon vor der Schur die Tiere heraus, deren Vliese dich besonders interessieren und bitte den Scherer dann konkret bei diesen Tieren um wenig Nachschnitt. Ich glaube einigen Scherern ist gar nicht bewusst das sie Nachschnitt produzieren und denken, dass sie ihre Sache auch noch besonders gut machen, wenn sie bei "unordentlichen" Stellen noch einmal drüber gehen. Das Schaf sieht hinterher ja auch weniger zerrupft aus. Ein wirklich guter Scherer - keine Frage - sollte natürlich schon beim ersten Mal tief genug geschnitten haben...

LG
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von anjulele » 27.04.2012, 09:08

... wahrscheinlich nur mit Mäntelchen - gibt´s ja auch!

Ich wüsste auch nicht, dass hier jemand nasse oder feuchte Schafe schert. Das ist so, wie schon von anderen beschrieben. Der Termin wird verschoben, oder es gibt die Möglichkeit die Schafe im Stall stehen zu haben und zu scheren.

Über ein Abfallprodukt, für dessen Entsorgung in der Regel bezahlt werden muss, macht man sich nicht viele Gedanken. Da ist es wichtiger, die Schafe überstehen die Schur ohne große Verletzungen.

Wenn jemand sein Handwerk gelernt hat, egal ob mit Ausbildung, oder nicht, dann macht er seine Arbeit ordentlich. Alleine schon, weil sie dann schneller und unfallfreier zu verrichten ist (für sich selbst und ja auch für die Tiere), die Kunden zufrieden sind und ihn sicher wieder anfordern werden. Wenn ich also "wie immer schere" dann doch wohl wie immer ordentlich, oder?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Schafe halte, Scherer kommen lasse und dann zusehen muss, wie die mir meine Tiere verstümmeln, nur um schnell mit viel Geld nach Hause zu kommen. Von der Wolle, die ich "ernte" und für mich sicherlich ein kleines Zubrot für meine Haltung wären, ganz zu schweigen. Die würden ganz sicher länger für ihren Heimweg brauchen und ganz sicher nicht mit viel Geld in den Taschen.

Wenn jemand mit seinen Schafen umherzieht (was ich hier oben im Norden nur aus der Heide kenne), wird sicherlich der Raum dafür sehr begrenzt sein. Soll dann eine Route nach den Pflanzenwuchs und -blüte ausgesucht werden? Zum Spinnen sicherlich ärgerlich, für die Schafe finde ich solch eine Haltung ideal! Ich habe mir schon Wolle von Leuten besorgt, wo ich mir ernsthaft überlegt habe, dort den Tierschutz hinzuschicken. Weil die Wolle so dermaßen verdreckt war und auch nach Pisse gestunken hat, weil sie anscheinend darin mariniert wurde, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Haltung der Tiere einigermaßen korrekt ist. Zum Glück sind das in fast zwanzig Jahren Ausnahmefälle, aber nicht endschuldbar. Damit meine ich keine Wolle, an der noch etwas Kot anhaftet, den man problemlos entfernen kann, oder etwas Grünzeug heraussortieren muss.

Inzwischen ist noch ein Beitrag mehr hier und auch dem kann ich mich nur anschließen.

LG
anjulele

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von rasputin » 27.04.2012, 11:03

anjulele hat geschrieben:... wahrscheinlich nur mit Mäntelchen - gibt´s ja auch!

LG
anjulele
:totlach:

Liebe Grüße aus der Eifel - Petra
ஜღ Nur das, woran man mit
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von shorty » 27.04.2012, 11:12

Gemantelte Wolle ist zwar meist super sauber, und ohne "Gemüse", aber über die Scherqualität sagt das nichts aus.
Klar ist aber auch, dass Schafhalter deren Schafe gemantelt sind, nicht das Fleisch als Fokus haben, und ein Scherer der sehr viel Nachschnitt produziert dort vermtulich keinen guten Stand hat.
Dazu ist teilweise die Wolle schlicht zu wertvoll.

Im Prinzip ist das auch ein kleiner Denkfehler.
Die anderne schrieben s ja auch schon, fürs Vlies sortieren, packen usw ist nicht der Scherer zuständig.
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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von Klara » 27.04.2012, 13:06

Zum Scheren an sich gibt's ein ganzes Buch: Kevin Ford, Shearing Day. Der Mann arbeitet zwar mit Scheren, aber auch nach der neuseeländischen Methode. Das Schaf wird also ganz genauso manipuliert wie in Frankreich und England mit Schermaschine (wo das die einzige gelehrte Methode zu sein scheint - von Frankreich weiss ich's, von England nehme ich's an, nach dem, was ich bei Demo und Wettbewerb gesehen habe). Wie in Deutschland gearbeitet wird, weiss ich nicht - wenn ich was von Schertisch lese, anscheinend anders...

Hier kommen die Profis mit einem Holzboden, der im Stall ausgelegt wird und auf dem sie arbeiten. Dass der Weg vom letzten Pferch (der möglichst auch schon nicht eingestreut ist) bis zum Scherplatz sauber ist, ist Sache des Halters. Nachschnitt lässt sich umso leichter vermeiden, je runder das Schaf ist - bei meinen Angoraziegen habe ich massig, und bei der alten Aue auch einiges. Bei den Schafen fast nichts.

Bei Regen sind die Schafe vor der Schur im Stall - ich hätte auch gesagt, nasses Vlies scheren geht gar nicht. Aber auch bei trockenem Wetter kann trotzdem Feuchtigkeit vom Schafschweiss im Vlies sein; deshalb bin ich gar nicht so unglücklich, dass ich meine meistens über Nacht liegenlassen muss, weil ich mit sortieren nicht fertig werde (bei mir kommt jedes Vlies erst mal auf ein Gitter, sortiert und gepackt wird, wenn der Scherer wieder weg ist. Geht aber auch nur, weil ich nur 23 Tiere habe.)

Bei 20 % Nachschnitt und muffligen, matschigen Vliesen würde ich schlicht die Annahme verweigern...

Ciao, Klara

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Re: Hinweise für Scherer - sinnvoll?

Beitrag von marie-claire » 27.04.2012, 18:31

Ich kaufe meine Fliese schon seit Jahren bei dem benachbarten Scherer. Dem Zahl ich das Doppelte und sortiere zuerst vor ihm bevor wir wiegen. mit den Jahren weiss er was ich suche, und ich bin total zufrieden. Ich zeig ihm auch was ich aus seiner Wolle vom vorigen Jahr gemacht habe, und er interessiert sich auch. Hier sammelt er die geschoreren Fliese, die Schafhalter behalten sie nicht, bis auf die Bio, da gehe ich direkt zu ihnen und ich darf aussuchen.

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