Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

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Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

Beitrag von Hummelbrummel » 07.10.2011, 09:04

Hallo Zusammen,

eigentlich wollte ich diesem Beitrag den Titel geben: "Die blöde Ziege will nicht spinnen", aber das wäre wenig aussagekräftig gewesen.....

Jedenfalls macht sie mir bislang keine Freude, im Gegenteil, sie ärgert mich gewaltig.

Das Problem in Kürze:

Die Antriebsschnur springt ständig vom Schwungrad.
Das Problem sind die Holme und es gibt anscheinend mehrere Aspekte.

- Ich habe die Holme, die das Rad halten, so fest ich konnte, reingedrückt.
Das geht allerdings nur so weilt, wie die Verdickung an dem gedrechselten Stück es zulässt, und mir scheint, das ist nicht weit genug.

- Es gibt genau eine Position der Holme, in der das Rad gerade läuft - das ist Millimeterarbeit - ein bisschen Schräge im Holm, und das Rad läuft schief und die Schnur springt sowieso gleich runter. Bei festgesteckten Holmen bekomme ich ca 3 Radumdrehungen hin, dann hat sich durch die Dreherei wieder alles völlig gelockert und die Holme fallen fast von selber raus. Das Rad läuft dann natürlich auch nicht mehr gerade und die Schnur hüpft raus.

- Gestern habe ich meinen Sohn gebeten, zu treten (was ohne Wiegetritt für den ungeübten Kerl gar nicht so einfach war.) Ich habe mich von vorn über die Ziege gebeugt und mit jeder Hand einen Holm festgehalten, natürlich mit den Augen die Position zur Schnur kontrolliert.
So konnte er solange problemlos antreiben, bis ich die Holme losließ. Das ging recht gut und ich stellte fest, dass das Rad zumindest theoretisch doch spinnbar sein sollte. (Einen Spinnversuch konnte ich malngels freier Hand natürlich immer noch nicht starten ?( )
Dabei habe ich noch mal festgestellt, wie lästig das Wackeln der Holme in alle Richtungen ist. Kommen sie sich oben zu nahe, schleift das Rad, sind sie zu weit auseinander, hat es zu viel Spiel und eiert. Kommt einer der Holme im Verhältins zum anderen zu weit vor oder hinter, läuft das Rad schief.

Man müsste die Holme irgendwie fixieren, was wiederum 2 Aspekte hat.

1. Wie?
Mein Mann sagt: Von der Seite Schrauben rein oder Holzleim, wobei mir letzteres widerstrebt.
Mein Sohn sagt: Löcher reinbohren und Holzstifte reinstecken, was mir irgendwie sympathischer wäre.
Außerdem habe ich überlegt, die Holme zu baden, damit sie aufquellen und vielleicht steckenbleiben?
Auch scheint es ein Problem zu sein, dass diese Holzwulst auf der "Bodenplatte" aufsteht und weiteres Reindrücken verhindert.
(Kann man vielleicht auf dem Foto erkennen.)

2. Wie bekomme ich die Holme vor dem endgültigen Fixierung in die richtige Position? So dass sie beim Scharuben, Bohren oder was auch immer nicht wieder wegrutschen und hinterher so fixiert sind, dass die Schnur für immer springt?

Übrigens habe ich schon diese Holme in allem möglichen Varianten eingesteckt, den einen rechts, den anderen links, andersrum, vorwärts und andersrum.... das hat keine Rolle gespielt.


Ansonsten habe ich mittlerweile auch Lederlaschen aus einem alten Keilriemen inproviesiert. Das ist sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss, weil das Leder zu dick war, um es doppelt zu nehmen und zu dünn, um sich einlagig richtig fest im Holz zu verkeilen. Wenn ich das Riemen-Radproblem gelöst habe, werde ich mich da nochmal um eine andere Lösung bemühen. (Wenn das nicht lösbar sein sollte :( , kann ichs auch lassen.)
Wenn ich Fotos von Euren Rädern sehe, fällt mir auf, dass die Flügeleinheit immer rechts von den Halterungen angebracht ist. Bei meinem Rad war sie links davon (und diese Holme waren derart fest, dass sich sie nur mit sanfter Gewalt lösen konnte, Zweifel sind also ausgeschlossen). Spielt das ein Rolle?
Da mein Lederlaschen nicht bombenfest sitzen (habe sie mit Hölzchen zusätzlich festgeklemmt) ist mir der Sitz links vom Holm direkt sympathischer.

Vielen Dank für aufmunternde und hilfreiche Worte, bin momentan echt etwas gefrustet.

Viele Grüße, Hummelbrummel

PS: Will mal sehen, ob ich das mit den Fotos nun besser hinbekomme.
Auf dem einen sieht man den Spinnflügel, wie ich ihn ausgepackt hatte. Das schwarze war ein millimeterdicke Schicht Wollfett, die ich weggeputz habe, die mir aber beweist, dass mit dem Rad schon einmal gearbeitet wurde.
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Re: Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

Beitrag von Kattugla » 07.10.2011, 10:09

Dein Sohn hat recht! :)

Ich zeig mal, wie meine alte Dänin von unten aussieht (sie verzeiht mir die Indiskretion, hoffe ich):
111007_01.jpg
Ohne die Holzsplinte würden die Holme auch wackeln.
An den Schleifspuren sieht man, dass sich die Holzsplinte ziemlich fest unter der Grundplatte verkeilen, das muss auch so sein.

Zum zweiten sieht es auf Deinem vorletzten Foto so aus, als würde das Schwungrad an den Holmen schleifen, bei meinen alten Rädern ist da zwischen Nabe und Holmen überall noch ein bisschen Luft... *grübl*
Wenn ich Fotos von Euren Rädern sehe, fällt mir auf, dass die Flügeleinheit immer rechts von den Halterungen angebracht ist. Bei meinem Rad war sie links davon (und diese Holme waren derart fest, dass sich sie nur mit sanfter Gewalt lösen konnte, Zweifel sind also ausgeschlossen). Spielt das ein Rolle?
Das spielt mit grosser Sicherheit eine Rolle!
Ich habe noch eine alte zweiköpfige Ziege aus dem Schaumburger Land hier, die habe ich auch "linksherum" zusammengebaut geliefert bekommen. Sie muss schon sehr lange so gestanden haben, denn der eine Spinnkopf sass auch bombenfest. Erst als ich den wieder auf rechts gedreht hatte, liess sie sich wieder leicht treten. Selbst die gelöste und geschmierte Spinneinheit liess sich so herum nur sehr schwer bewegen, auf rechts gedreht lief das Ganze plötzlich.

*daumendrücks*
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Re: Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

Beitrag von shorty » 07.10.2011, 10:14

Bei meiner Schwedin sind auch Holzsplinte wie auf Kattuglas Bild, überhaupt ist bei meinem Rad so gut wie alles gesplintet ;-)
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

Beitrag von Hummelbrummel » 07.10.2011, 10:43

Hallo Ihr!
Danke schon mal für Eure Antworten.
Kattugla hat geschrieben:
Zum zweiten sieht es auf Deinem vorletzten Foto so aus, als würde das Schwungrad an den Holmen schleifen, bei meinen alten Rädern ist da zwischen Nabe und Holmen überall noch ein bisschen Luft... *grübl*
Naja, die Holme sind derart locker, dass sie eigentlich in keiner Position so recht bleiben. Auf dem Bild stehen sie eng, weil sie oben zusammengerutscht sind, als ich die Schnur soweit gespannt hatte, dass sie drauf bleibt.
Ich denke auch, dass es sinnvoll ist, die Holme in einer Position zu fixieren, in der zwischen Nabe und Holm etwas Luft ist, damit das Rad nicht schleift.

Wenn ich Splinte unten drunter mache, wie bei Deinem Bild, stelle ich mir bei all der momentanen Wackelei vor, dass die Holme Drehbewegungen ausführen und das Rad eiert. Daher überlege ich, ob es nicht sinnvoller wäre, die Splinte quer durch die "Trägerplatte" in die Holme zu machen.

An diesem Rad ist eigentlich auch viel gesplintet, vor allem die Holz-Metallverbinungen.
Aber halt nicht an den Holmen.

Danke auch für den Hinweis mit der Ausrichtung der Spinneinheit, dann werde ich da doch allen voran noch mal lederbasteln, damit später dann auch das Schwungrad zu dieser Position passt.

Oh weh, diese Wochenende ist total voll.
Mal sehen, wann ich Zeit dazu finde.

Viele Grüße, Hummelbrummel

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Re: Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

Beitrag von Kattugla » 07.10.2011, 10:54

Wenn ich Splinte unten drunter mache, wie bei Deinem Bild, stelle ich mir bei all der momentanen Wackelei vor, dass die Holme Drehbewegungen ausführen und das Rad eiert. Daher überlege ich, ob es nicht sinnvoller wäre, die Splinte quer durch die "Trägerplatte" in die Holme zu machen.
Wie gesagt, die Splinte sitzen recht fest verkeilt unter der Grundplatte, ich habe sie sogar mit ganz sachten Hammerschlägen richtig einsetzen müssen. Da dreht sich nix.

Was Du alternativ versuchen kannst (habe ich bei einem anderen Rad auch schon gemacht, weil Holm und Bohrung nur noch unter Spiel zusammenpassten) ist, in die Bohrungen in der Grundplatte, wo die Holme drinsitzen, erstmal provisorisch einen Pappstreifen/ Lederstreifen/ Stückchen Hanfschnur mit einzuklemmen, um den Durchmesser wieder etwas zu verkleinern. Dann sollten die Holme auch wieder festsitzen - erstmal.
Was dann auch hierbei helfen dürfte:
2. Wie bekomme ich die Holme vor dem endgültigen Fixierung in die richtige Position? So dass sie beim Scharuben, Bohren oder was auch immer nicht wieder wegrutschen und hinterher so fixiert sind, dass die Schnur für immer springt?
111007_02.jpg
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Zuletzt geändert von Kattugla am 07.10.2011, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die Holme, die das Schwungrad halten, sind völlig lose

Beitrag von thomas_f » 07.10.2011, 11:15

Eine sehr klare und ausführliche Problembeschreibung! :)

Die Schrägstellung des Schwungrades kann auch daher kommen, oder dadurch verschlimmert werden, dass das Lager in dem Holm auf der Seite wo der Knecht sitzt weiter abgenutzt ist als das in dem anderen. Evtl. könnte da eine halbierte Messinghülse wie bei Vivis Schwedin helfen (kuckstu hier, zweites Bild).

Die lockeren Holme: Die Zapfen der Holme sind durch ständige "Klimaveränderungen" (Heizungsluft usw.) und Bewegungen zu dünn geworden, und die Löcher haben sich geweitet.

- Wenns geht, bitte nicht fest einleimen, das macht spätere Reparaturen so gut wie unmöglich.
- Die Sache mit der Feuchtigkeit ist auch nix: Das trocknet ruckzuck wieder und dann stehst du genauso da wie jetzt.

Je nach dem, wie arg der Schaden ist, könntest du dies versuchen: Wickle schön glatt eine oder mehrere Lagen Zeitungspapier drum und versuch, ob du dann die Holme in die richtige Position bekommst. Sie sollten richtig stramm in den Löchern sitzen und die Verdickungen oberhalb der Zapfen sollten dabei auch nicht auf dem Bodenbrett aufsetzen. Am Schluss kannst du das überstehende Zeitungspapier mit einem scharfen Messer sauber abschneiden. Danach sollten sie eigentlich von alleine halten, so ist das zumindest wohl mal gedacht gewesen.

Falls du die Holme mit dem Zeitungspapier nicht richtig ans Halten bekommst, weil Loch und Zapfen nicht mehr zueinander passen, wirst du wohl oder übel ein paar schlanke, flache Keilchen aus Hartholz an den richtigen Stellen neben die Zapfen einklopfen müssen.

Wenn sich herausstellt, dass du die Holme doch noch weiter fixieren musst, weil sie sich nach einigem Spinnen wieder loswackeln, wäre mir die sympathischste Lösung ein Splint aus Metall oder Holz, von der Seite ins Brett und durch den Holm gebohrt. Das kann ein 6mm-Rundholz sein oder auch eine Holzschraube (bei Eichenholz aus Messing, Eisen macht da schwarze Flecken.) Das wäre stabiler als der nordische Splint unterm Brett. Eine Schraube hätte dazu den Vorteil, dass man sie einfach wieder lösen kann, einen plan beigeschliffenen Holzdübel müsste man ausbohren.

Viel Erfolg + beste Grüße -- Thomas

PS: Konische Splinte in konischen Löchern wären zwar stilvoll, aber aufwändig herzustellen. Heutzutage kosten zwei Messingschrauben nicht mehr die Welt ;)

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