Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von thomas_f » 14.12.2010, 23:48

Tja Richi, hättest du das Buch gelesen statt es mir zu verkaufen, wärst vielleicht du jetzt um viele Euro ärmer und um ein Paar Kämme reicher :totlach:

Die Größe bzw. das Gewicht ist so, dass ich es ganz gut ohne akuten Tennisarm bewältigen kann. Erst war ich etwas -- wie sagt man -- indigniert, dass die Winghams bloß die kleinsten von Teals Kämmen für so einen ansehnlichen Preis nachgebaut haben. Aber den doppelt so schweren "Großen" von Teal möchte ich nicht längere Zeit durch die Luft wedeln müssen. So wie die's gemacht haben, passt das schon. Zum Preis: Bis jetzt bereue ich nichts (Non! Je ne regrette rien! ;) ). Von jetzt und hier aus und für die Wolle unserer Schafe würde ich behaupten: Lieber erstmal beim Spinnrad sparen als bei der Faseraufbereitung.

Teerose: Das Video zum Buch zum Gerät ;) gibt es hier. Das ist der erste von vier Teilen. Gaaanz so sorgfältig wie Amanda Hannaford es da zeigt mache ich es allerdings (noch?) nicht (s.o.).

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von Kattugla » 15.12.2010, 01:10

Mannomannomann... da machst Du mir ja echt Lust darauf, den 2,5mm-Federstahl, der noch im Keller wartet, zu einem Nachbau zu verwursten, Buchenholz haben wir auch noch genug. Und jetzt nach dem Umzug ins Haus auch ne richtige Werkstatt, wo ich nach Herzenslust an der Mördermaschine Zinken schleifen kann... :D
Meine archaischen Handkämme tun ihre Sache für den Mittelaltermarkt ja prima, aber irgendwann werden die Hände müde... und nur so 7g-Portionen herunterzubekommen beisst sich irgendwie mit meiner Ungeduld.
Was wiegt denn so ein einzelner Kammzug bei Dir? Und: kämmst Du heiss (also mit angewärmten Zinken) oder lässt Du den ganzen Budenzauber?

Was den Stellenwert der Faseraufbereitung angeht, gebe ich Dir absolut Recht, seit ich meinen ersten selbstgemachten Kammzug versponnen habe (das war Südtiroler Bergschaf, das noch vor Fett glänzte, ein Traum zum Kämmen!), bin ich restlos überzeugt. Ich hatte da so'n ähnliches Erleuchtungserlebnis... :))

Wie man allerdings mit Tom Waits' Stimme als Begleitung 'nen glatten Kammzug hinbekommt, ist mir ein echtes Rätsel... versuchs mal mit Nick Cave... :P :D
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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von shorty » 15.12.2010, 07:41

Klasse, dass Du so gut zurecht kommst.
Das freut mich wirklich.

Was ich zum sparen noch schreiben möchte.
Ich glaube, das kommt ein wenig auf die Wollsorte- Schafrasse oder so an.
Es gibt mit Sicherheit einige Schafrassen die man entweder sehr gut aus der Flocke oder besser kardiert, da zum kämmen zu kurz ,verspinnen kann.
Ich denke für eure Bedürfnisse klappt das mit den Kämmen prima.

Ist jetzt bis auf Ausnahmefälle nicht so mein Ding, aber ich kenne einige die aus der Flocke super spinnen können.
Die geben also so gut wie gar nichts für die Faseraufbereitung aus.
Ich denke ein gutes Spinnrad ist nicht verkehrt, gute Faseraufbereitung auch nicht, nur zugunsten von Kämmen möchte ich jedenfalls nicht auf nem Loeut S 10 spinnen wollen, um das mal extrem auszudrücken.
Auch da sind Dir Grenzen gesetzt, eben wie bei der Kardiermaschine oder den Kämmen auch.
Für Eure Wolle ist das mit den Kämmen scheints ne super Möglichkeit.

Karin
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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von thomas_f » 15.12.2010, 10:18

Klar, mein Enthusiasmus hängt bestimmt auch mit der Wollsorte zusammen, die wir haben. Ich nehme an, dass das Kardieren bei anderer Schafe Wolle ganz hervorragend funktioniert, sonst gäbe es hier viel mehr Klagen ;) . Ich könnte mir vorstellen, dass viele Vliese mit sehr heterogener Stapellänge vom Kämmen profitieren und beim Kardieren Probleme bereiten. Wenn man sich die Wolle aussucht und nicht wie wir den Ehrgeiz hat, eine bestimmte Wollsorte zu verspinnen, sieht die Welt natürlich anders aus. Dann ist der Schritt auch nicht weit zum gekauften Kammzug oder Kardenband, oder zur Lohnkämmerei.

Aus der Flocke spinnen geht bei unserer Wolle nicht so toll. Auch dazu möchtest du möglichst homogene Fasern. Bei unseren sind anscheinend viele kurze Haare dazwischen, die streckenweise schon auf dem Schaf einen gewissen Teppich gefilzt haben, den reißt du im langen Auszug nicht auseinander, da zerreissts eher das Spinnrad. Die Kämme sortieren sehr schön das ganz kurze Haar und die Knübbelchen heraus. Bzw. Knübbelchen bilden sich erst garnicht, weil die Wolle ja nicht kardiert wird.

Auch beim Spinnrad gibt es Grenzen des Sparens, ganz klar, vgl. bspw. den Thread "Kurioses auf ebay" :D . Ich meinte eher "ernstzunehmende" und miteinander vergleichbare Kandidaten. In Tom Walthers aktueller Kollektion gehen die Preise für Kompletträder von 319 € für die entenfüßige Lucy bis zu 580 € für die rasende Ella mit geschwungenen Pedalen und "ovalen" Aussparungen. Macht 261 € Unterschied bei Rädern, die sich eigentlich "nur untenrum" unterscheiden. Anderswo sind die Preise noch weiter gespreizt. Dafür bekommt man im Bereich der Faseraufbereitungsgeräte (die ja eh preiswerter als die Räder sind) schon ziemliche Quantensprünge hin.
Was wiegt denn so ein einzelner Kammzug bei Dir? Und: kämmst Du heiss (also mit angewärmten Zinken) oder lässt Du den ganzen Budenzauber?
Hmmm, kann jetzt nicht wiegen, ist alles schon auf der Spule, das Spinnen geht ja jetzt ratz-fatz. Peter Teal gibt 20g für die kleinen an (die sind es ja letztlich) und 30g und 40g für die größeren. Ich habe die Kämme aber auch nicht bis zum Abwinken vollgepackt, das würde die Arbeit eh nicht wesentlich beschleunigen.

Re Budenzauber :] : Den habe ich mir erstmal gespart. Aber künftig etwas gegen die statische Aufladung zu tun scheint sinnvoll; etwas Öl-Wasser-Emulsion für (noch) leichteres Ausziehen evtl. auch, ich muss ausprobieren, ob der Aufwand sich lohnt. Dito das Erhitzen. Wo sich erkennen ließ, welches Ende des Faserbüschels am Schaf saß, habe ich, nach Teal und Hannaford, das auf den Kamm gespießt. Das erste gekämmte war ja allerdings endlose Male kardierte Knübbelchenfaser; da konnte ich keine Richtung mehr feststellen.

Eins noch: Das Kämmen mischt die Farben sehr gleichmäßig. Ursprünglich wollte ich ja für das Projekt "Weste" schwarzblau melierte Wolle mit hellblauen Highlights -- das mit den Highlights wird (so) wohl nix, auch das melierte wird sehr uni. Farbspielereien dieser Art muss ich nun wohl mehr in Richtung Spinnen und/oder Zwirnen verlagern.

Beste Grüße -- Thomas

PS: Tom Waits macht die ideale Musik zum Handarbeiten, glaubs mir 8)

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von shorty » 15.12.2010, 10:29

Tom Walthers Räder stellen da evtl ne Ausnahme weil im Prinzip im Modularsystem gebaut.
In dieser Fuß -Spinnkopfbandbreite glaube ich ist das wohl einmalig.
Bei anderen Herstellern ich sag mal Ashford unterscheiden sich Joy -Kiwi -Traditional-Elisabeth usw, nicht nur durch den Preis und die Trittlösung.

Wie gesagt, ich glaube schon, dass die Kämme für Eure Wolle gut klappen können und bin auf weitere Ergebnisse gespannt.

Sehr mühsam aber möglich wäre auch das Aufschliessen der angefilzten Locken-Schnittstelle mit der Flickkarde.
Wie gesagt bei uns im Spinnkreis spinnen einige so.
Ich spinnen ja sehr selten aus der Flocke, eure Wolle-Probe ging aber, die hatte ich nicht kardiert ( war natürlich nun nicht stellvertretend für die gesamte Schur). Aber ich muss gestehen, ich konnte aus der Locke am Anfang meiner Spinnzeit gar nicht spinnen, ist evlt auch ne Sache der Übung und Vorlieben.
Viele Wollsorten gewinnen schon durchs Kämmen, das stimmt


Karin
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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von thomas_f » 15.12.2010, 10:47

Sehr mühsam aber möglich wäre auch das Aufschliessen der angefilzten Locken-Schnittstelle mit der Flickkarde.
Das hört sich für mich nach furchtbarer Fieselei an. Ich mag es auch nicht so, eine Arbeit alle Naselang unterbrechen zu müssen. Lieber 'ne halbe Stunde kämmen, dann zehn Minuten spinnen usw. Ist aber meine persönliche Vorliebe, andere mögen da andere haben (sonst würde es ja langweilig ;) ) ...
war natürlich nun nicht stellvertretend für die gesamte Schur
Klar nicht: Für dich nur das beste! :D

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von shorty » 15.12.2010, 12:01

Weis das zu schätzen :bussi:

Karin
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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von thomas_f » 15.12.2010, 13:34

Fotos der gestrigen prototypischen Kämm- und Spinnerei:

Bild Bild

Das blaue ist der vielkardierte und nunmehr gekämmte Faserrest für die Weste, das naturfarbene das leicht fettige, nur mit Wasser gewaschene etwas angefilzte Vlies.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von shorty » 15.12.2010, 14:16

Sieht doch sehr gut aus!!
Karin
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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von Nordpolarbaer » 15.12.2010, 15:47

Super Video, das macht noch mehr Geschmack aufs Kämmen.
LG

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von thomas_f » 15.12.2010, 21:48

Weitere Bilder (in Falschfarben, sorry):

Das Ausgangsmaterial:

Bild

Warten auf den Diz:

Bild

Fertiger Kammzug:

Bild

Aus der Faser auf dem Kamm konnte ich 12g Kammzug dizzen.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von Claudia » 15.12.2010, 21:51

Hallo,
es ist schon wieder mit viel Freude versponnen.
Liebe Grüße Claudia

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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von karinenhof » 15.12.2010, 21:51

das sieht wirklich sehr fluffig aus. Wie lange hast Du dafür gebraucht?

Grüße von Karin vom Karinenhof im Havelland
wir sind auch zu finden unter http://www.karinenhof.de
und da am WE nicht an die Internetwelt angeschlossen.

Fridchen
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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von Fridchen » 15.12.2010, 22:52

:geil:
LG von Sandra (aus Norwegen)



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Re: Englische Wollkämme von Wingham Wool Work

Beitrag von thomas_f » 15.12.2010, 23:26

Wie lange hast Du dafür gebraucht?
Weiß nicht, ich war zwischendurch noch Schafe füttern. Offenbar weniger als unendlich: so lange hätte ich nämlich am Kardierer gebraucht. ;)

Im Ernst: irgendwo zwischen 10 und 20 Minuten. Zähe, fettige, filzige Wolle zum flüssigst verspinnbaren Kammzug :) .

Nochwas: Peter Teal hat (lt. Buch) seine kleinsten Kämme in Reihe 1 bis 3 mit 3,2 mm starken Zinken versehen, die kürzesten Zinken waren dann nur 2,3 mm dick. Wingham Wool Work baut seine Kämme mit durchweg 2,5 mm dünnen Zinken. Das widerspricht deutlich der Beschreibung auf deren Website. :evil:

Beste Grüße -- Thomas

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