Klar, mein Enthusiasmus hängt bestimmt auch mit der Wollsorte zusammen, die wir haben. Ich nehme an, dass das Kardieren bei anderer Schafe Wolle ganz hervorragend funktioniert, sonst gäbe es hier viel mehr Klagen

. Ich könnte mir vorstellen, dass viele Vliese mit sehr heterogener Stapellänge vom Kämmen profitieren und beim Kardieren Probleme bereiten. Wenn man sich die Wolle aussucht und nicht wie wir den Ehrgeiz hat, eine bestimmte Wollsorte zu verspinnen, sieht die Welt natürlich anders aus. Dann ist der Schritt auch nicht weit zum gekauften Kammzug oder Kardenband, oder zur Lohnkämmerei.
Aus der Flocke spinnen geht bei unserer Wolle nicht so toll. Auch dazu möchtest du möglichst homogene Fasern. Bei unseren sind anscheinend viele kurze Haare dazwischen, die streckenweise schon auf dem Schaf einen gewissen Teppich gefilzt haben, den reißt du im langen Auszug nicht auseinander, da zerreissts eher das Spinnrad. Die Kämme sortieren sehr schön das ganz kurze Haar und die Knübbelchen heraus. Bzw. Knübbelchen bilden sich erst garnicht, weil die Wolle ja nicht kardiert wird.
Auch beim Spinnrad gibt es Grenzen des Sparens, ganz klar, vgl. bspw. den Thread "Kurioses auf ebay"

. Ich meinte eher "ernstzunehmende" und miteinander vergleichbare Kandidaten. In Tom Walthers aktueller Kollektion gehen die Preise für Kompletträder von 319 € für die entenfüßige Lucy bis zu 580 € für die rasende Ella mit geschwungenen Pedalen und "ovalen" Aussparungen. Macht 261 € Unterschied bei Rädern, die sich eigentlich "nur untenrum" unterscheiden. Anderswo sind die Preise noch weiter gespreizt. Dafür bekommt man im Bereich der Faseraufbereitungsgeräte (die ja eh preiswerter als die Räder sind) schon ziemliche Quantensprünge hin.
Was wiegt denn so ein einzelner Kammzug bei Dir? Und: kämmst Du heiss (also mit angewärmten Zinken) oder lässt Du den ganzen Budenzauber?
Hmmm, kann jetzt nicht wiegen, ist alles schon auf der Spule, das Spinnen geht ja jetzt ratz-fatz. Peter Teal gibt 20g für die kleinen an (die sind es ja letztlich) und 30g und 40g für die größeren. Ich habe die Kämme aber auch nicht bis zum Abwinken vollgepackt, das würde die Arbeit eh nicht wesentlich beschleunigen.
Re Budenzauber
![zufrieden :]](./images/smilies/pleased.gif)
: Den habe ich mir erstmal gespart. Aber künftig etwas gegen die statische Aufladung zu tun scheint sinnvoll; etwas Öl-Wasser-Emulsion für (noch) leichteres Ausziehen evtl. auch, ich muss ausprobieren, ob der Aufwand sich lohnt. Dito das Erhitzen. Wo sich erkennen ließ, welches Ende des Faserbüschels am Schaf saß, habe ich, nach Teal und Hannaford, das auf den Kamm gespießt. Das erste gekämmte war ja allerdings endlose Male kardierte Knübbelchenfaser; da konnte ich keine Richtung mehr feststellen.
Eins noch: Das Kämmen mischt die Farben sehr gleichmäßig. Ursprünglich wollte ich ja für das Projekt "Weste" schwarzblau melierte Wolle mit hellblauen Highlights -- das mit den Highlights wird (so) wohl nix, auch das melierte wird sehr uni. Farbspielereien dieser Art muss ich nun wohl mehr in Richtung Spinnen und/oder Zwirnen verlagern.
Beste Grüße -- Thomas
PS: Tom Waits macht die ideale Musik zum Handarbeiten, glaubs mir
