Auszugstechniken

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

Sanja
Navajozwirn
Navajozwirn
Beiträge: 1342
Registriert: 26.07.2009, 19:20
Land: Deutschland
Postleitzahl: 38102

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Sanja » 02.12.2010, 09:47

@Fiall: Ach, das ist es nicht mal so, aber "aus der Falte" klingt echt etwas, nunja, unlyrisch... ;) Knick gefällt mir schon besser.

Liebe Grüße,
Sanja
Sanja bei Ravelry: http://www.ravelry.com/projects/SingingSanja

I'm not weird, I'm gifted. :-)

Benutzeravatar
Fiall
Boucle
Boucle
Beiträge: 4510
Registriert: 23.08.2009, 18:07
Land: Deutschland
Postleitzahl: 66265

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Fiall » 02.12.2010, 09:56

@Sanja: "fold" bedeutet aber eigentlich Falte. Ergo müsste es für die englischsprachigen Nationen genauso "unlyrisch" klingen. *g* Das meinte ich mit dem "exotischen" der Fremdsprache. :)
GLG,

Veronika

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Auszugstechniken

Beitrag von shorty » 02.12.2010, 10:02

Kann gut sein, ich muss gestehen, auch mir gehen einige englische Begriffe doch deutlich besser über die Lippen.
Ich schreibe z.B. bei folgenden Begriffen auch eher die "exotische" Variante:
Single
Flyer
supported- bei Spindeln
usw um nur ein paar Beispiele zu nennen

Wenn ich´s übersetze würde ich schon spinnen aus der Falte sagen, denn ein Knick ist wie wenn ich in ein Blatt Papier einen Falz mache. Mit bleibendem Eindruck sozusagen,für mich zumindest.
Beim spinnign from the Fold beugt man das Material ja nur um den Finger, mehr nicht.
Aber das ist bestimmt Ansichtssache.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Benutzeravatar
Fiall
Boucle
Boucle
Beiträge: 4510
Registriert: 23.08.2009, 18:07
Land: Deutschland
Postleitzahl: 66265

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Fiall » 02.12.2010, 10:05

Geht mir genauso, Karin. Aber ich bin umgekehrt auch schon dem Phänomen begegnet, dass beispielsweise Amerikaner ganz fasziniert von deutschen Begriffen sind. Für mich sind die meisten Fremdsprachen "klangvoller". Ich gehe aber davon aus, dass der entsprechende Muttersprachler sie genauso "gewöhnlich" findet, wie wir die unsere. :)
GLG,

Veronika

Benutzeravatar
thomas_f
Mehrstufenzwirn
Mehrstufenzwirn
Beiträge: 2776
Registriert: 01.03.2010, 11:09
Land: Deutschland
Postleitzahl: 48653
Wohnort: Coesfeld
Kontaktdaten:

Re: Auszugstechniken

Beitrag von thomas_f » 02.12.2010, 12:10

auch etwas OT: Eine alte Tante von mir sagte meist "Trottoir" statt Gehweg und "Paraplü" statt Regenschirm usw.. Natürlich mit Münsteraner Zungenschlag. Kein neues Phänomen also ;)

Wieder On Topic: Mich würden momentan vor allem die deutschen Begriffe für "worsted" und "woolen" interessieren.

(Die englischen Worte lösen bei mir immer diesen Ohrwurm aus: Tom Waits mit Tom Traubert's Blues: "Wasted and wounded, it ain't what the moon did...")

Beste Grüße -- Thomas

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Auszugstechniken

Beitrag von shorty » 02.12.2010, 12:16

thomas_f hat geschrieben:auch etwas OT: Eine alte Tante von mir sagte meist "Trottoir" statt Gehweg und "Paraplü" statt Regenschirm usw.. Natürlich mit Münsteraner Zungenschlag. Kein neues Phänomen also ;)

Beste Grüße -- Thomas
sagen nicht nur die Münsteraner :-)))
Blafong und Straminzel sind ebenfalls recht gebräuchlich hier :-))

Aber mal wieder zurück zu den Auszugsarten ;)
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Sanja
Navajozwirn
Navajozwirn
Beiträge: 1342
Registriert: 26.07.2009, 19:20
Land: Deutschland
Postleitzahl: 38102

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Sanja » 02.12.2010, 13:11

Also Paraplü ist mal charmant! :D Und "Lünetten" für Brille mag ich auch, hihi.

Ähem, back to topic - oder, zurück zum Thema ;) :
Ich würde sagen, die Begriffe gibt's im Deutschen schon, nur unterscheiden wird nach Spinnart und Garn, was die Englischsprachler in einen Pott schmeißen.
Also woolen spinning entspricht pi mal Auge dem langen Auszug, woolen yarn dem Streichgarn.
Worsted spinning wäre kurzer Auszug, worsted yarn entsprechend Kammgarn.
Mischformen und dergleichen lassen wir jetzt mal genauso außer Acht wie die Tasache, dass "worsted" im Englischen/Amerikanischen auch noch eine Garnstärke bezeichnet. Der Konfusionsmöglichkeiten sind also mal wieder etliche. ;)

Nochmal zu Fold/Falte/Knick: Falte klingt halt immer nach etwas Ungewolltem, was man mit Hautcreme bekämpft. :D Im Englischen wäre das "wrinkle", die Assoziation zu schlaffer Haut also nicht gegeben. ;)
Ich glaube, ein Grund, warum man manchmal lieber fremdsprachliche Begriffe verwendet (mal ganz davon ab, dass Anglizismen oft einfach herrlich pragmatisch kurz sind), sind genau die fehlenden Assoziationen. Muttersprachliche Begriffe können für einen persönlich negativ konnotiert sein, manchmal ohne, dass man sich bewusst darüber klar ist. Die "Falte" war gerade so ein Ding, und dabei bin ich definitiv kein Anhänger des Jungendlichkeits-Wahnes. ;) Neu erlernte Begriffe sind dagegen immer erstmal wertneutral und unbesetzt.

Bei mir ist Englisch sehr Teil meiner täglichen Sprache, da ich einen Großteil meiner Hobbies zweisprachig betreibe, bedingt durch entweder die Medienlage (Handarbeitsbücher und Tanz-DVDs sind in Englisch entweder oft besser oder auf Deutsch gar nicht zu kriegen) oder den persönlichen Hintergrund. Yoga z.B. haben meine Freundin und ich in England gelernt, und in unseren Gesprächen darüber mischt sich Deutsch fröhlich mit Englisch und Sanskrit. :totlach:

Ich find's immer wieder genial, was sich hier mit Euch für interessante Themen ergeben. :] :gut:

Liebe Grüße,
Sanja
Sanja bei Ravelry: http://www.ravelry.com/projects/SingingSanja

I'm not weird, I'm gifted. :-)

Benutzeravatar
Fiall
Boucle
Boucle
Beiträge: 4510
Registriert: 23.08.2009, 18:07
Land: Deutschland
Postleitzahl: 66265

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Fiall » 02.12.2010, 13:57

Die wenigsten Garne sind übrigens rein worsted oder woolen gesponnen. Meist handelt es sich um eine Mischung, da nicht nur die Spinntechnik, sondern auch die Faservorbereitung Einfluss auf das Endergebnis hat.

Hab den Doppelbeitrag mal gelöscht Karin

Edit: Ups, sorry. Bei mir kam ein SQL-Error und ich hab grad erst gemerkt, dass der Post überhaupt durchging.
Zuletzt geändert von Fiall am 02.12.2010, 16:33, insgesamt 1-mal geändert.
GLG,

Veronika

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Auszugstechniken

Beitrag von shorty » 02.12.2010, 14:26

Sanja hat geschrieben: Nochmal zu Fold/Falte/Knick: Falte klingt halt immer nach etwas Ungewolltem, was man mit Hautcreme bekämpft. :D
Liebe Grüße,
Sanja
Das kann gut sein, weil ich mal wieder durch meine Näherei total textil denke, bei dem Begriff Falte kommt für mich sinnbildlich als erstes der Faltenrock :-))

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Benutzeravatar
fliegemaus
Andenzwirn
Andenzwirn
Beiträge: 1081
Registriert: 22.07.2010, 16:09
Land: Deutschland
Postleitzahl: 41844
Wohnort: Wegberg
Kontaktdaten:

Re: Auszugstechniken

Beitrag von fliegemaus » 02.12.2010, 16:00

zu dem OT zu Paraplü und Trottoir fiel mir direkt meine Oma ein, die immer "Schäselong" sagte. Es hat mich als Kind einige Zeit gekostet herauszufinden dass es sich dabei um ein Sofa (chaise longue) handelt.
winkewinke
von
christiane

Unkraut nennt man Pflanzen, deren Vorzüge noch unbekannt sind.


http://www.kleine-farm-rickelrath.de
Ich würde mich freuen, wenn Ihr meine Seite besucht und einen Gästebucheintrag für mich da lasst ;)

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Klara » 02.12.2010, 20:20

Hat Spinntantchen (oder sonst jemand) "spinning from the fold" nicht mit "Spinnen über den Finger" übersetzt? Das finde ich klar und deutlich (-er als das Englische).

Ich vermute, dass es für woolen und worsted spinning keine üblichen Übersetzungen gibt, weil Deutschland keine Wollkämmtradition hat (oder ist mir da was ausgekommen?). Zu "true worsted" gehört ja die richtige Wollsorte, das korrekte Kämmen und das Spinnen mit kurzem Auszug, bei dem sorgfältigst darauf geachtet wird, dass kein Drall in den Faservorrat läuft. Leider ist der Hentschel meine einzige original deutsche Quelle, und der schreibt vom Zupfen, Kratzen (=Kardieren) und Verspinnen von Rohwoll-Vlies - aber nichts vom Kämmen (zumindest habe ich im IHV auf die Schnelle nichts gefunden). Er fängt übrigens mit gezupfter Wolle und kurzem Auszug an - weil gute Kratzen 1948 in Deutschland kaum erhältlich waren...

Ich hab' das Gefühl, dass Wolle in Deutschland (verglichen mit England, mit einem Wollsack im House of Lords) immer schon ein bisschen stiefmütterlich behandelt wurde - mit der Schafzucht sieht's ja auch vergleichsweise ärmlich aus.

Andererseits hindert uns ja niemand dran "echtes Kammgarn spinnen" für "true worsted spinning" zu sagen. Ist nicht mal länger...

Was der richtige Auszug für "woolen" ist, kann man sich übrigens streiten - Mabel Ross legte gesteigerten Wert darauf, dass nur IHRE Methode zu einem "true woolen yarn" führt - wobei ich glaube, dass die von einer Maschine nicht nachzuahmen ist und von daher wäre kein industrielles Streichgarn (oder woolen yarn) "echt".

Und dann wurde Rita Buchanan in der Summer Spin-Off noch mit einer schönen Aussage zitiert: "Im Gegensatz zu vielen anderen Spinnern denke ich nicht, dass die Auszugsart einen grossen Einfluss auf das Garn hat. Nee, es geht mehr darum ob man die Faser verspinnt oder in den Schrank packt, weil man sie nicht verspinnen kann." "Ich hab' die braunen Fusseln zu Rolags kardiert (Island-Unterwolle, Anm. d. Übers.) und einige davon mit dem amerikanischen langen Kontaktpunkt-Auszug ("American-style point-of-contact long draw" - dafür brauchen wir noch was Besseres, Anm. d. Übers.) versponnen und einige mit Mabel Rosses englischem Auszug und beide Methoden erzeugen braunes Garn! Ich schwöre, es ist kein grosser Unterschied!... Ohne Etiketten weiss ich nicht, welche Muster wie gesponnen wurden."

Ciao, Klara

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Auszugstechniken

Beitrag von shorty » 02.12.2010, 20:27

Ich denke wie Klara auch, dass es die Kämmtradition in Deutschland verglichen mit England usw nicht gab.

Die Spinntradition weisst durch unterschiedlichste Aspekte doch teils große Wissenslücken in Deutschland auf.

Was richtig "woolen ist", gute Frage, Die gibts bestimmt so viele Meinungen wie Techniken.;-)

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Benutzeravatar
weberin
Mehrfachzwirn
Mehrfachzwirn
Beiträge: 1527
Registriert: 11.08.2010, 17:49
Land: Deutschland
Postleitzahl: 25836
Wohnort: Tönning
Kontaktdaten:

Re: Auszugstechniken

Beitrag von weberin » 02.12.2010, 21:33

Oh bitte, bitte, noch einmal OT.
Die meisten hübschen Begriffe kenn ich ja auch, aber "what the hell is" ...
Blafong und Straminzel ...
fragt Nord nach Süd. :l

Viele Grüße,
Ulli
Laßt uns immer in den großen Traum des Lebens kleine bunte Träume weben.
Jean Paul

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Auszugstechniken

Beitrag von shorty » 02.12.2010, 21:34

Blafong ist die Zimmerdecke und Straminzel eine Plastiktüte.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Adsharta
Boucle
Boucle
Beiträge: 4673
Registriert: 23.01.2009, 15:40
Land: Oesterreich
Postleitzahl: 6391
Wohnort: Fieberbrunn, Österreich
Kontaktdaten:

Re: Auszugstechniken

Beitrag von Adsharta » 02.12.2010, 21:36

Blafond ist die Decke, also das Teil, welches ein Zimmer von oben begrenzt. Dieser Ausdruck ist in Wien auch sehr gebräuchlich. Bei dem anderen Wort muß ich leider passen.
Ich kann aber ein anderes beisteuern, die "Kombinaige" (hoffe, ich habe das jetzt richtig geschrieben - googeln brachte auch nichts, da gibt es mehrere Variationen.:))
lg Adsharta

Antworten

Zurück zu „Rund ums Spinnrad“