Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

ronja-raeubertochter
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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von ronja-raeubertochter » 19.01.2010, 11:00

Lilith hat geschrieben:Hallo Ronja-Räubertochter,

diese Indigofärbung mit der Lösung von Wollknoll wollte ich auch schon mal machen. Deine Erfahrungen interessieren mich, denn die blaue Wolle sieht super aus.
Ja stimmt, die Farbe hat mich auch angenehm überrascht - allerdings täuscht das Foto schon ein wenig, in real ist das Blau noch ein Stückchen heller und "türkiser" - aber einfach genial!
Stinkt das denn auch so übel, wie die übliche Indigoküpe? Oder braucht man da keinen Harnstoff zu?
Es stinkt schon, auch ziemlich übel - aber nicht nach Harnstoff, sondern äußerst penetrant nach Essig!
Die "richtige" Indigoküpe, die ich ein paar Wochen später angesetzt habe, hat für meinen Geschmack zwar auch nicht angenehm gerochen, war aber längst nicht so penetrant und heftig!
Ich färbe allerdings insgesamt nur draußen (unter Dach), so dass sich die Geruchsbelästigung schon in Grenzen hält. :D
Braucht man überhaupt nur die Lösung von Wollknoll oder muss man noch andere Chemikalien besorgen?
Eigentlich braucht man nur die Lösung von Wollknoll - da ich aber die ganze Farbstoffmenge auf einmal ansetzen wollte (eigentlich hatte ich auch gehofft, wie bei der richtigen Küpe mehrere Züge nacheinander machen zu können, zumindest aber einen zweiten....daraus wurde allerdings nix!!), brauchte ich doch einiges mehr an Essigsäure. Ich hab mich dann mit Essigessenz beholfen und pi mal Daumen den Rest der erforderlichen Färbeflotte halt statt mit 50%iger Essigsäure mit 33%iger Essigessenz angesetzt.
Steht alles einigermaßen idiotensicher auf dem mitgelieferten Zettel oder ist das nur was für Leute mit Färbekenntnissen? (Mit meinen ist es nämlich noch nicht weit her.)
.......
Steht alles (bis auf die Umrechnerei bei Ergänzung mit Essigessenz ;) ) ganz klar und deutlich auf dem mitgelieferten Zettel. :]

Zum vorherigen Beizen brauchst du übrigens außer Alaun auch Weinstein! (...mit Kaltbeize hab ich diese Färbung nicht probiert.....)

Ach so, noch was zur Ergiebigkeit, das ist das einzige, was aus der mitgelieferten Beschreibung nicht soooo deutlich hervorgeht: Ich hab mit der gelieferten Menge (je 100 ml Färbelösung und Essigsäurelösung - halt ergänzt mit Essigessenz) ca. 200 g Wolle im obigen Farbton gefärbt bekommen (je 100 g gekaufte Sockenwolle und Milchschafwoll-Flocken)
Liebe Grüße von der Räubertochter

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Lilith » 19.01.2010, 22:44

Oh, danke, jetzt blick ich schon besser durch.
Aber bei dieser Indigolösung muss man die Wolle vorbeizen? Bei der Küpenfärbung nimmt man sie doch ungebeizt, oder erinnere ich mich da falsch?
Hab das vor Ewigkeiten mal in einer Gruppe gemacht. Und jetzt wollen wir im Spinnkreis Indigo färben, aber ein paar können diesen Harnstoff-Geruch nicht ab, obwohl wir auch draußen färben werden. Deshalb würde ich gern auf diese essigsaure Lösung zurückgreifen.
Es ist super, dass man hier immer Leute findet, die sich schon ein Stückchen besser auskennen und einen "abschauen" lassen. Danke.

LG,
Lilith

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von ronja-raeubertochter » 19.01.2010, 23:13

Lilith hat geschrieben:Oh, danke, jetzt blick ich schon besser durch.
Aber bei dieser Indigolösung muss man die Wolle vorbeizen?
Ja genau wie für Krappfärbung - mit Alaun und Weinstein.
Bei der Küpenfärbung nimmt man sie doch ungebeizt, oder erinnere ich mich da falsch?
Nein, da erinnerst du dich ganz richtig. ;)

Hab das vor Ewigkeiten mal in einer Gruppe gemacht. Und jetzt wollen wir im Spinnkreis Indigo färben, aber ein paar können diesen Harnstoff-Geruch nicht ab, obwohl wir auch draußen färben werden. Deshalb würde ich gern auf diese essigsaure Lösung zurückgreifen.
Ich würd dann nur vorsichtshalber mal nachhaken, ob die Leute denn auch wirklich weniger Probleme mit Essigessenz haben - das stinkt schon wirklich penetrant!

Es ist super, dass man hier immer Leute findet, die sich schon ein Stückchen besser auskennen und einen "abschauen" lassen. Danke.
.......
Gern geschehen - es macht mir aber selbst auch nochmal doppelt soviel Spaß, wenn von meinen Versuchen auch noch andere profitieren können! :))
Liebe Grüße von der Räubertochter

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Indigo, muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?-Workaround

Beitrag von faerberpflanzen » 09.06.2010, 16:19

Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen? - lässt sich umgehen

Es lässt sich auch mit frischen Waidblättern (Isatis tinctoria), frischen Färberknöterichblättern (Polygonum tinctorium) und frischen Indigoblättern (Indigofera tinctoria) färben.
Waid und Färberknöterich wachsen bei uns und lassen sich im Garten anbauen - Anleitung.
Indigofera tinctoria ist eine subtropische Pflanze und wächst schlecht bei uns. Was in unseren Breiten an Indigo zu sehen ist, ist meist der Himalaya-Indigostrauch (Indigofera heterantha), dessen Blätter sich nicht zum Färben eignen sollen.
Den Färbeprozess mit frischen Waidblättern (Isatis tinctoria), frischen Färberknöterichblättern (Polygonum tinctorium) und frischen Indigoblättern (Indigofera tinctoria) habe ich dem Buch "Färberpflanzen, Anleitung zum Färben, Verwendung in Kultur und Medizin", 2009, Schweizerbart, Stuttgart, in dem Kapitel "Färben mit indigohaltigen Pflanzen" beschrieben. Bei Färberknöterichblättern (Polygonum tinctorium) kommt man ohne Chemie aus. Bei frischen Waidblättern (Isatis tinctoria) und frischen Indigoblättern (Indigofera tinctoria) ist die gefährlichste Chemikalie Salmiakgeist.
lg
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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von marie-claire » 09.06.2010, 19:24

Hat schon jemand blau gekriegt mit Waidblättern? Bis jetzt habe ich noch niemanden gehört dem es gelungen ist.
Als ich versuchte mit zwei Rezepten (eines mit Aschenbrei, Rezept gegeben von dem Unternehmen "bleu de Lectoure", das andere mit Salmiakgeist), habe ich ein schönes rosagelb gekriegt, aber kein blau

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von faerberpflanzen » 18.06.2010, 09:13

marie-claire hat geschrieben:Hat schon jemand blau gekriegt mit Waidblättern? Bis jetzt habe ich noch niemanden gehört dem es gelungen ist.
Als ich versuchte mit zwei Rezepten (eines mit Aschenbrei, Rezept gegeben von dem Unternehmen "bleu de Lectoure", das andere mit Salmiakgeist), habe ich ein schönes rosagelb gekriegt, aber kein blau
Vielleicht war es ja nicht das richtige Rezept?

lg
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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Miriam » 06.07.2010, 23:18

Guten Abend :))

Ich färbe gerade mit Indigo, allerdings ganz klassisch mit Küpe nach dem Rezept von Jackie Crook. Gerade habe ich die Wolle reingegeben, man kann also noch nix sagen. Ich bin allerdings schon sehr gespannt :]

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von ronja-raeubertochter » 06.07.2010, 23:43

Miriam hat geschrieben:Guten Abend :))

Ich färbe gerade mit Indigo, allerdings ganz klassisch mit Küpe nach dem Rezept von Jackie Crook. Gerade habe ich die Wolle reingegeben, man kann also noch nix sagen. Ich bin allerdings schon sehr gespannt :]
Das kann ich gut nachvollziehen - Indigofärbungen finde ich immer wieder hochspannend!

Hier sind übrigens noch aktuellere Fotos von küpenfrei gefärbten Kammzügen - die hab ich wieder mit der schon oben erwähnten wasserlöslichen Indigolösung von Wollknoll gefärbt (Sächsisch Blau):

Bild

Bild

Die grünen Abschnitte wurden mit Birkenblättern überfärbt.
Liebe Grüße von der Räubertochter

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Miriam » 07.07.2010, 09:57

Die sind ja wunderschön geworden! Wie machst du es denn, bei einem Kammzug einzelne Teile zu überfärben?

Hier das Ergebnis der gestrigen nächtlichen Färbeaktion:
Bild

Der hellere Strang war 30 Minuten in der Küpe, der dunklere über Nacht. Wirklich interessant war es, das "Verblauen" zu beobachten: Ich hatte mich nach Rezept auf 20-30 Minuten dafür eingerichtet, aber die Stränge haben innerhalb von ca. 10 Sekunden den endgültigen Farbton angenommen.
Bin ganz happy, dass ich jetzt auch blaumachen kann; ich hatte die Sachen zum Färben hier schon längere Zeit liegen und mich nie drüber getraut. :)

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von maka » 07.07.2010, 10:01

hallo miriam

tolle farben. sabber hier grade alles voll :gut: :gut: :gut:
Grüßlis maka

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Wollhandwerk » 07.07.2010, 18:34

Ich hab schon alle mögliche Varianten mit frischen oder getrockneten Waidblättern probiert, aber es ist dabei noch nix raus gekommen. Leider. Hab auch ein altes türkisches Rezept mit Knoblauch probiert - Hat furchtbar gestunken aber nicht gefärbt...
LG Christine

Ich kann auf vieles im Leben verzichten, nur nicht auf Wolle, meine Tiere und Literatur.

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Miriam » 07.07.2010, 21:26

Ich glaube, mit dem Pulver aus indischem Indigo geht es doch einfacher als mit Waid... das habe ich auch in getrockneter Form hier liegen und noch nicht ausprobiert. Ich weiß nicht, ob Färben mit den getrockneten Blättern überhaupt geht; müssten die nicht auch mit irgendwelchen Zusätzen (Schwefel oder so??) zum Färben erst aufbereitet werden?

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Kattugla » 07.07.2010, 22:15

Getrockneter Waid wird nur noch gelb, nicht mehr blau, leider. ;)
"Verlasse dich nie auf das Bier eines gottesfürchtigen Volkes!" (Quark)

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von Miriam » 07.07.2010, 22:36

Und braucht man dafür eine Küpe, oder ist die Farbe wasserlöslich?
Gelb wäre ja an sich auch okay. :))

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Re: Indigo - muß man unbedingt eine Küpe ansetzen?

Beitrag von ronja-raeubertochter » 07.07.2010, 23:28

Miriam hat geschrieben:Und braucht man dafür eine Küpe, oder ist die Farbe wasserlöslich?
Gelb wäre ja an sich auch okay. :))
Naja - gelb bekommst du aber mit zig anderen (preisgünstigeren bzw kostenlosen, weil selbstgesammelten) Pflanzenarten auch! ;)
Liebe Grüße von der Räubertochter

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