Das Problem an der Handarbeit ist, dass die wenigsten nachempfinden können, wie viel Arbeit da drin steckt. Wenn ich an einem Schal einen ganzen Abend sitze, werde ich nur schief angeschaut und gefragt, warum ich mir denn die Arbeit mache - im nächsten Laden gibts die Dinger doch fertig zu kaufen, und man hat nach 5 Minuten einen Schal, der den gleichen Zweck erfüllt.
Wer macht denn heute noch irgendwas zum Anziehen selbst? Mode ist zur Wegwerfware geworden. Was gestern gekauft wurde, gefällt heute nicht mehr und landet im Müll. Man hat doch gar keine Beziehung mehr zur Kleidung. Wenn man aber jeden einzelnen Arbeitsschritt, vom Spinnen bis hin zum Verstricken oder Verweben, selbst macht, bekommt das Stück doch gleich eine andere Note. Ich hänge an meinem Selbstgemachten und kriege immer Tränen in die Augen, wenn was kaputtgeht
Wie soll man da dann würdigen, dass ein anderer so viel Herzblut in eine Handarbeit steckt, und das dann auch noch teuer bezahlen? Konkurrenzgeschäft, bitteschön, immerhin gibts das Zeugs woanders billiger, also soll der Handarbeiter gefälligst mithalten. Wen kratzt es, ob die Socken von Hand gemacht sind? In einem halben Jahr ist die Farbe eh out, die Socken löchrig oder verwaschen, das neu gekaufte Paar einfach schicker und besser.
Arme, schnellebige Gesellschaft ...
»Gib mir einen Punkt, an dem ich stehen kann, und ich werde die Welt bewegen.« - Archimedes