Wolle waschen mit Aschenlauge

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Adsharta » 19.11.2009, 15:43

Eine 80jährige Patientin hat mir heute erzählt, dass sie früher die Schafe zuerst gewaschen haben und die dann geschorene Wolle mit Aschenlauge gewaschen haben. Anschließend wurde das ganze mit Regenwasser gespült.
Sie hat mir die Zusammensetzung dann so erklärt. Die Asche aus dem Ofen wurde gesiebt und die feine Asche dann mit Wasser gekocht, immer wieder gerührt, bis sich die Asche aufgelöst hat.

Ob ich das mal probieren soll? Asche hätten wir ja genug. :) Nur das Sieben wird eine etwas schmutzige Angelegenheit. Da muss ich wohl in den Garten gehen.
lg Adsharta

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Aodhan » 19.11.2009, 18:30

Naja... :eek: vielleicht hat man früher Asche genommen, weil´s nix besseres gab... Ich mein, man hat auch mal mit Feuerstein Feuer geschlagen, weil Zündhölzer noch nicht erfunden waren... *duck-und-wegrenn*
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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Laurana » 19.11.2009, 18:32

Bin ja bei Gott kein Chemiker, aber ich denke Aschenlauge ist ganz schön scharf. Hab da irgendwas vom Verseifen im Kopf....
Alles liebe
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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Ruth » 19.11.2009, 18:46

Genau, die Sumerer haben das schon gemacht, ist das älteste chemische Verfahren, was schriftlich festgehalten wurde (es gibt da eine KeilschrifttafelI) - aber es funktioniert nicht gut, die Asche ist nicht alkalisch genug. Hab ich probiert - nach 7 Stunden kochen war das Kokosfett immer noch nicht vollständig verseift. Besser ist, da gebrannten Kalk zuzugeben, dann reagiert das Kalium- bzw. Natriumcarbonat damit und mit Wasser zu Kalium- bzw. Natronlauge und Kalk, der ausfällt. Aber da verseife ich doch lieber gleich mit Natronlauge, da weiß ich dann auch genau, wie viel ich nehmen muss.
Nebenbei: Asche enthält Carbonate, die von Seewasserpflanzen Natriumcarbonat, Na2CO3 - und das nennen wir Soda und ist auch in Spülmaschinenspülmittel enthalten. Meine Lösung war, die Wolle gleich mit Spülmaschinenspülmittel zu waschen. Hab ich immer da, billig - und im Prinzip dieselbe Methode.
Alte Verfahren sind nicht unbedingt nur deshalb umweltfreundlich und ach so natürlich und unschädlich, weil sie alt sind - die Chemie ist da manchmal die bessere Lösung, auch wenn das bei einigen Leuten jeglichen Glaubensgrundsätzen widerspricht. Schon Sokrates fand den Schierlingsbecher sehr natürlich und gesund!
Grüßle,
Ruth

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Klara » 19.11.2009, 19:51

In "C'est pas Sorcier" (absolut klasse Sendung, ungefähr so wie Peter Lustig's Löwenzahn, wenn's den noch gibt) ging's neulich um Seife. Und da hiess es unter anderem, dass die armen Leute früher mit Asche wuschen, die reichen kauften sich Kernseife. Na ja, und soooo arm sind wir ja nicht (in alten Kochbüchern gilt ja auch Speiseöl als Luxusartikel...)

Übrigens, wenn's sparsam und natürlich sein soll, kann man die "Seife" auch aus dem wolleigenen Lanolin und Schaf-Schweiss "herstellen" - mit heissem Wasser geht das ganz einfach und deutlich: Wenn man Rohwolle in heissem Wasser ein bisschen bewegt, bildet sich Schaum. Die Wolle wird dabei sauber genug für die weitere Verarbeitung (zumindest, wenn man flott macht - jahrelang rumliegen lassen würde ich sie mit dem Restfett nicht) und flufft beim Waschen des fertigen Garns oder Werkstücks irrsinnig auf.

Ciao, Klara

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Adsharta » 19.11.2009, 20:44

Ah ja, o.k. Ja, ja sie hat mir auch erzählt, dass sie mit der Aschenlauge die Böden aufgewaschen haben. Ich habe nur gedacht, dass ist jetzt ein super Mittel zum Wolle waschen und frage jetzt mal nach, ob das wer kennt. Dann kann ich mir die Mühe ja sparen. :) Ja, ja, betreue auch noch genug Leute, die Soda zum Auswaschen von Putztüchern und Bodenwischtüchern verwenden. Man stößt so auf allerhand. :)
Aber interessant ist es immer wieder, was sie so alles verwenden oder erzählen. Jetzt weiß ich eben wie man Aschenlauge herstellt - für schlechte Zeiten. ;)
lg Adsharta

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von kaha » 23.11.2009, 21:25

Hi!
Ruth hat geschrieben:Alte Verfahren sind nicht unbedingt nur deshalb umweltfreundlich und ach so natürlich und unschädlich, weil sie alt sind -
Eher, weil's net so viele gemacht haben. :)
die Chemie ist da manchmal die bessere Lösung, auch wenn das bei einigen Leuten jeglichen Glaubensgrundsätzen widerspricht. Schon Sokrates fand den Schierlingsbecher sehr natürlich und gesund!
Ist total OT, aber wie kommst Du drauf, dass Sokrates den natürlich und gesund fand? Oder war das ein Scherz, den ich nicht kapiere?

Bei "der Chemie" find ich's so blöd, dass immer nur das Produkt, das einen interessiert bewertet ist, also z.B. nur das Spülmittel in der Kläranlage/im Wasser, nicht der ganze "Lebenszyklus" an sich inklusive Verpackung. Ich könnte mir vorstellen, da sieht's bei manchen dann schon wieder bisschen anders aus.

Schöne Grüße,
Katharina

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Beyenburgerin » 23.11.2009, 21:36

Gammelvala 2008: Eine Veranstaltung, wo für 9 Tage die Uhren um etwas 100 Jahre zurückgedreht werden:

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Waschen mit Lauge aus Birkenasche, anderes hatten die Menschen in der bäuerlichen Gesellschaft dieser Gegend damals nicht.

LG Brigitte
Gruß aus dem Woll-Bergischen °°° Brigitte ||

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Aodhan » 24.11.2009, 02:14

Ich find das total toll, schön und beeindruckend. Als Vorführung. Und wie weit zurück zur Natur der Einzelne will, muß er halt selbst für sich entscheiden... Altes Thema. Wie "A" (A wie authentisch) will man sein? :aufgeb:
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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von SchwarzesSchaf » 24.11.2009, 07:08

Meine Oma hat mir erzählt, dass sie früher Seife aus Ziegenfett gemacht haben. Diese Aschesache ist mir neu und muss wohl aus noch älteren Zeiten kommen.

Als ich Kind war, hat meine Oma bzw. mein Opa noch die vereisten Weg zum Haus mit Asche abgestreut, weil wir damals noch eine Holzheizung hatten. Ich sag euch, meine Mutter fand das ziemlich ätzend und hätte lieber gehabt, dass sie zeitgemäß mit Sand abstreuen. Das war vielleicht ein schmieriger Dreck, den wir da alle in Haus getragen haben .... ;)
Liebe Grüße,

Andrea

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Ruth » 24.11.2009, 10:12

Ich hab mal den kompletten Prozeß Verseifung mit Asche gemacht - ist umständlich, Matscherei und da die Laugenmenge nicht bekannt ist kann man nur ausgesalzene Seife machen, keine überfettete Naturseife. Muss ich nicht haben.
Grüßle,
Ruth

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von rigge » 27.11.2009, 15:24

Übrigens,
Meine Alpakawolle war sauuuu dreckig und mein Erfolgsrezept, zum waschen flüssige Gallseife ( gibt es in jeden Drogerie- Markt ) in 70 grad heißem Wasser ordentlich zugeben und dann die Wolle reinlegen. Ich nehme zum Wolle bewegen einen Gummistampfer für Wäsche und lasse die Wolle dann bis zum nächsten Tag stehen. Am nächsten Tag drücke ich diese plempe noch mal durch und dann das gleiche noch mal mit 35 grad warmen Wasser und noch mal etwas Gallseife, waschen, dann spühlen. Bei mir haben 3 Spühlgänge gereicht dann noch weichgespühlt und da ist meine wunderschöööne Wolle.
Übrigens die Gallseife ist ein tolles Produkt, biologisch abbaubar- auf Basis pflanzliche Grundstoffe aufgebaut und hilft echt gut.
Auf jeden Fall trotz des ganzen dreckes,

nach dem Spinnen waschen.

Die Asche hat soooo viel Dreckpartikel, ich kann`s mir nicht vostellen das daß funktionieren soll. Auserdem wasche ich meine Wolle im Bad in einer kleinen Babywanne in der Dusche und so 6 Bunde ungefähr und es funktioniert. Übrigens die Schafwolle war schon nach dem einweichen Persilweiss. Gallseife geeeiill.
Hatten die früher Wassergeld zu bezahlen ,bei so einer Aktion:
Asche - Wolle -Wasser
Ich hoffe ich konnte weiterhelfen Rigge :O

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Klara » 28.11.2009, 16:07

Hier noch ein Artikel zum Waschen mit Asche: http://www.dorfblitz.ch/berichte/090606.pdf, und zur Seifeherstellung mit Asche: http://www.smon.de/Selbstversorgung5.htm und die einfache Methode, die viel Ähnlichkeit mit dem von der alten Dame beschriebenen Wolle waschen hat: "Anyone who's done much camping knows that — if you throw some white ashes from a hardwood fire into your frying pan after dinner — the lye in the ash will combine with the fat from the cooking to make a crude soap." (http://www.motherearthnews.com/Natural- ... Woods.aspx) - Hartholz-Asche plus Fett (in der Bratpfanne oder in der Wolle) = was Seifenähnliches

Ich nehm' aber Spüli...

Ciao, Klara

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Adsharta » 28.11.2009, 16:47

Danke für euren netten Beiträge. Es hat mich einfach grundsätzlich interessiert, ob schon wer damit experimentiert hat. Es ist ja nicht immer alles schlecht was alt ist. :) Ich höre immer gerne zu, wenn mir meine alten Leute solche Sachen erzählen, finde es auch sehr spannend. Das es mühsam war ist keine Frage.
Das mit der Gallseife werde ich demnächst ausprobieren, klingt gut. Von der Aschenlauge werde ich wohl die Finger lassen und sie nur für die nächsten Generationen speichern. :) Damit es nicht vergessen wird. :)
lg Sabine

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Re: Wolle waschen mit Aschenlauge

Beitrag von Ilona » 04.01.2010, 14:51

Mit Holzasche putze ich immer die Scheibe vom Kamin.
Ein Zewa nass gemacht - rein in die Holzasche - Scheibe abgerubbelt - zweites nasses Zewa zum nachwischen - drittes trockenes Zewa zum Polieren.
Das geht besser, als jedes Fensterputzmittel.
Spinnende Grüße
Ilona

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