34.000 Jahre Tradition

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Asherra » 12.09.2009, 10:15

Sehr altes Handwerk: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... 07058.html
Meldung über einen 34000 Jahre alten Flachsfund, und gefärbt waren die Fasern auch noch.
Originalartikel hier: http://www.sciencemag.org/cgi/content/s ... /5946/1359

Ich wundere mich nur, warum sollten die Fasern nur für Seile verwendet worden sein? Wir färben doch nicht vorrangig unsere Arbeitsseile, wir färben Kleidung und Schmuck. Die Steinzeitdame trug vielleicht nicht unbedingt ein schickes Leinenkleid, aber wer die Technik hat, Pflanzenfasern zu gewinnen und sie in mehreren Farben zu färben, der hat auch die Technik, die Fasern auf hohem Level zu verarbeiten (wieviel Sinn würde all die Arbeit machen, wenn nichts Gescheites dabei raus käme?). Zu schade, daß die Stücke die Zeit nicht gut überdauern, die hätte ich gerne gesehen.

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Samaha » 12.09.2009, 10:20

Hallo,

ich denke, dass der Einsatz von Seilen und Schnüren vor der Verwendung als Kleidungsstück kam, weil dieses (Kleidung) noch weitere Arbeitsschritte beinhaltet, die ggfs. erst noch erfunden werden mussten = weben, Webrahmen, Nähtechniken

Für uns ein logischer Schritt, für Menschen am Anfang der Evolution nicht unbedingt.

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Asherra » 12.09.2009, 10:47

Klar, das Weben kam später, dazu braucht es auch zu viel Equipment, ohne daß es einen direkten Vorteil bringt. Felle halten erst mal wärmer als Stoff und man muß dafür nicht Wberahmen mit auf die Wanderung nehmen.
Ich dachte eher an geflochtene, geknotete Schmuckstücke, vielleicht auch kleine Körbchen, Schalen, Beutel wie sie die Urwaldvölker heute noch herstellen. Für Schmuck und zeremonielle Gegenstände haben Menschen schon immer eine Mehraufwand betrieben, der über das "sinnvolle Maß" (kalorischer Aufwand vs. Gewinn) hinaus ging. Die Technik, ein tragfähiges Seil herzustellen und die, einen halbwegs stabilen Faden zu produzieren gehen Hand in Hand, viele Fäden zusammen werden erst zum Seil. Daher wäre ich schon neugierig auf mögliche Gürtel, Verzierungen an Fell/Lederkleidung, Halsketten und Armreifen...
Daß die Menschen schon so früh gezielt Pflanzen zur Fasergewinnung sammelten finde ich faszinierend, ich dachte eigentlich, Haar wäre eher verwendet worden. Aber da spricht vielleicht einfach meine Neugier einmal ein wolliges Mammut zu verspinnen :D

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Samaha » 12.09.2009, 14:02

Hallo,

ich denke, nach 34.000 Jahren kann man froh sein, noch Hinweise ein Pflanzenseil zu finden. Und der Text schliesst ja die Verwendung von gesponnenen Fasern für Kleidungsstücke, Körbe, etc. durchaus mit ein.

Haare vs. Pflanzenfasern: Pflanzenfasern sind fast überall verfügbar und auch in grösseren Mengen (Gras, Schilf, etc.) wohingegen Tiere nur einmal jährlich in grösserem Umfang Fell abwerfen, die Wolle liefernden Schafrassen noch Jahrtausende von ihrer Entstehung entfernt waren und man daher nur die geringeren Mengen von Unterwolle oder abgeworfener Wolle nutzen konnte. Bei dieser war vermutlich auch die Stapellänge nicht sonderlich spinntauglich (ist ja eine züchterische Selektion).

Das verspinnen von Tierhaar wird sich vermutlich erst mit der Domestizierung von Schafen, etc. stärker entwickelt haben.

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Klara » 14.09.2009, 14:09

Es gab ja "Röcke" aus Schnüren - von E.W. Barber in "Women's work - the first 20,000 years" beschrieben. Klasse Buch zur Textilgeschichte, aber wieder mal nur auf Englisch...

Ciao, Klara

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Asherra » 14.09.2009, 19:29

Oh geil! :D Das Buch muß ich haben! Danke!!!

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von UTEnsilien » 14.09.2009, 20:24

Asherra hat geschrieben:einmal ein wolliges Mammut zu verspinnen :D
........ oder villeicht einen ausgewachsenen urzeitlichen Säbelzahntiger :D

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von frieda » 14.09.2009, 23:21

UTEnsilien hat geschrieben:
Asherra hat geschrieben:einmal ein wolliges Mammut zu verspinnen :D
........ oder villeicht einen ausgewachsenen urzeitlichen Säbelzahntiger :D
Den tust Du nicht verspinnen, der tut Dich verschlingen ...

:eek: :))

Grüßlis,

frieda

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Re: 34.000 Jahre Tradition

Beitrag von Asherra » 15.09.2009, 13:34

Nix verschlingen, der wird platt geklopft und als Bettdecke verwendet. Und wehe er schnurrt mich nicht brav in den Schlaf :D

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