Beitrag
von Asherra » 16.08.2009, 12:59
Seide wird hauptsächlich eben in China und Indien produziert. Politisch ist Indien wenigstens schon ein Demokratie aber die Arbeitsbedingungen sind deswegen noch lange nicht rosig (wobei sich China in der Richtung echt bemüht. Sie versuchen grade eine Kopie des deutschen Rechtssystems einzuführen und haben eben schlicht solche Probleme wie, es gibt keine Rechtsanwälte. Den Beruf und das Studium gab es in China noch nie... also importieren sie grade deutsche Dozenten und Anwälte, um das zu lernen... geht halt nicht von heute auf morgen. Gut ist es noch lange nicht, aber es tut sich was.)
Hab mich jetzt mal in "mulesing" eingelesen und kann mal wieder nur über PETA den Kopf schütteln. Die sind so völlig daneben die Leute. Ja, das tut den Schafen weh, aber statt z.B. einen Preis auszuschreiben für eine Neuentwicklung, die innerhalb der nächsten Jahre genaus billig und flächendeckend angewandt werden kann wie die alte Methode, machen sie den Farmern noch mehr Preisdruck. Selbst wenn ein Halter sagt, ich will das nicht machen.. ja, wenn der sein 100.000 Schafe jedes Jahr mehrmals zusammentreiben und ausrasieren lassen muß ist er in kürzester Zeit pleite... oder er muß auf andere, nicht so einträgliche Schafe umstellen (aber wehe das bedeutet, daß seine bisherige Herde geschlachtet wird, böser Bauer!).
Die Leute verschwenden Energie in Richtungen, die nicht weiter führen. Habt ihr die unsägliche Kampange gesehen, Fische in "Kätzchen" umzubenennen, damit die Leute sie für niedlicher halten und nicht mehr essen wollen? Warum nicht auf Forschungsprojekte zur nachhaltigen Fischerei hinweisen, die sicher nicht unter zu viel Fördergeldern leiden und auch wirklich Erfolge erzielen?
So wie unsere Welt heute tickt wird es sehr, sehr schwer sein, die Verflechtungen nachzuvollziehen und es ist schwer, sich von der Propaganda der jeweiligen Interessensgemeinschaften nicht rein ziehen zu lassen. Meine Biowurst stammt auch von Schweinen, und sicher nicht nur weibliche, also wurden auch diese Eber kastriert. Sie ist in Plastik eingepackt... ich weiß nicht ob das recycelte Folie ist oder woher das Öl dafür ursprünglich stammt. Solange ich nicht anfange, Schweine hinter'm Haus zu halten (meine Nachbarn würden's mir danken, und der Vermieter erst, uhoh...) werde ich keinen 100% ethisch korrekten Weg gehen können. Es sei denn, ich werde Vegetarier und verzichte komplett auf importierte und nicht saisonale Produkte... da mampf ich dann den ganzen Winter nur eigenes Sauerkraut und Kartoffeln.
Beim Hobby Spinnen ist es ein wenig leichter, einfach die lokalen Quellen anzupumpen und dort Material her zu bekommen. Jetzt habe ich leider einen absoluten Faible für Kammzug... ich hab noch keinen wollverarbeiteneden Betrieb gefunden, der kleine Mengen wirklich kämmt und nicht nur kardiert. Also kaufe ich von Händlern und weiß dann nicht, was es ist. Ich hab keine Ahnung ob die Tussah Seide vom Wollschaf jetzt aus Indien oder China kommt.
Mein Kamel stammt aus dem Zoo... ieeek, auch wieder so ein kontroverses Thema. Wohin ich mich dreh und wende tun sich neue Verwicklungen auf.
Daher konzentriere ich mich auf einige wenige Punkte, die ich auch überblicken kann und fange da an. Es gibt z.B. nur noch Bioessen und wenn möglich dann vom Nachbarhof. Ich hab wieder angefangen, eigenes Obst und Gemüse zu pflanzen. Reduziere konsequent die Müllmenge, den Energie- und Wasserverbrauch. Beim Spinnen ändert sich bisher nur was, wenn ich mich in die Faser auch verliebe. Ich hab kaum noch Merino da, nicht weil ich die mulesing-Diskussion mitbekommen hätte, sonder einfach weil ich BFL lieber spinne.
Was ich ausgetestet hab und für mich nicht mehr kaufe sind die synthetischen "Seiden" aus Milch, Soja und was auch immer. Das Ergebnis fand ich wenig überzeugend, das Zeug fühlt sich bei weitem nicht so gut an wie echte Seide... und für ein schlechteres Produkt dann so viel chemischen Aufwand betreiben und Energie verschwenden? Nee, muß nicht sein.