Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Greifenritter » 14.05.2009, 13:09

Ich habe diesen Thread mal aufgeteilt, sonst findet die interessante Diskusion zu den Spindelrädern sonst niemend mehr.

Hier geht es weiter um Dornröschen, die Funktion von Quillen und Spindelrädern diskutieren wir hier weiter:

Spindelräder und Quillspindeln für Spinnräder

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Dornroesschen » 08.03.2012, 07:28

Miriam Meertens vertritt in ihrem Buch Das große Spinnbuch, Seite 53 eine andere Theorie:
" Bei einigen skandinavischen Modellen hat der Flügel anstelle von Haken eine Reihe kleiner Löcher und dazu ein loses Stäbchen oder Häklein, das stets von Loch zu Loch versetzt wird, um die Spule regelmässig zu füllen. Auf einem solchen Spinnrad muss Dornröschen gesponnen haben. Man errät es sofort, denn als Häklein gebrauchte Dornröschen ein Stück eines Rosenzweigleins mit einem Dorn dran."

Mir kommt allerdings die Spindelversion schlüssiger vor.
Schöne Grüße vom Dornrösschen

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Klara » 08.03.2012, 13:54

Vor allem steht's im Text, dass es eine Spindel ist! Rätselraten ist völlig überflüssig, nachlesen reicht.

Ciao, Klara

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Dornroesschen » 08.03.2012, 14:44

:eek:
Schöne Grüße vom Dornrösschen

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von shorty » 08.03.2012, 15:44

Der Text lautet ja :
Guten Tag, du altes Mütterchen", sprach die Königstochter, "was machst du da?" "Ich spinne", sagte die Alte und nickte mit dem Kopf. "Was ist das für ein Ding, das so lustig herumspringt?" sprach das Mädchen, nahm die Spindel und wollte auch spinnen. Kaum hatte sie aber die Spindel angerührt so ging der Zauberspruch in Erfüllung, und sie stach sich damit in den Finger.
Den Weitersteckhaken kenn ich zwar auch, der ist an vielen bayr. alten Rädern auch.
Aber nicht im geringsten spitz.

Klara hat da schon nicht unrecht ;-)
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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Sephrenia » 08.03.2012, 16:09

Und das "lustig herumspringen" deutet auch ganz deutlich auf das Tanzen einer (Fall-)Spindel.

LG Kiki

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Aodhan » 08.03.2012, 17:18

Außerdem war da ganz offensichtlich Magie im Spiel! ;)
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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Arachnida » 08.03.2012, 18:59

Ich habe ein ganz interessantes Buch mit dem Titel "Drachenzeit" von Luisa Francia wo es unter anderem um Märchen und ihren Bezug zur weiblichen Menstruation geht. Es geht darin um Drachen- und Drachenkampfmythen sowie Märchen und Francia schreibt darin auch über Dornröschen dass Dornröschen, die "Jungfrau" ist und das Blut an der Spindel sinnbildlich für ihre erste Menstruation steht und der Zauberschlaf für ihren Weg zur erwachsenen Frau. Ein sehr spannendes Themenfeld wie ich finde.

Ich hab das Buch grade verborgt aber bekomme es nächste Woche zurück und zitiere dann gerne den entsprechenden Teil.
Mein neuer alter Blog: http://halessa.blogspot.com

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Aodhan » 09.03.2012, 00:27

Die Märchen sind fast alle "tiefenpsychologisch" zu deuten - da konnte man schon vor 20 Jahren Abhandlungen dazu lesen (hatten wir mal in der Oberstufe in der Schule - das ist noch länger her...). Dass das als tieferes Motiv drin steckt, ist ja keine Frage (macht euch mal ´n paar Gedanken zu Rotkäppchen und dem bösen Wolf!), hilft uns aber nicht weiter, wenn wir Kindern erklären wollen, woran sich Dornröschen gestochen hat. Da hilft uns aber auch keine noch so genaue Kenntnis der Bauweise eines Spindelrades.

Ich bleib bei meiner Aussage: Das war ein Fluch, da war Magie im Spiel...
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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Dornroesschen » 09.03.2012, 06:12

Ich war erstaunt über den ruppigen Ton der Antwort.
Die zitierte Märchenversion beinhaltet natürlich das Wort Spindel. Es gibt aber auch andere Texte, sonst wäre diese Diskussion wohl nicht gestartet worden und überflüssig von Anfang an, oder?
Schöne Grüße vom Dornrösschen

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von shorty » 09.03.2012, 07:31

Ich sags mal so, eigentlich entsteht/entstand die Diskussion nur deshalb weil bei so gut wie allen Märchenbüchern der Gebrüder Grimm ein Spinnnrad abgebildet ist. Das ist eher als Zeichenfehler zu werten, war einfach schicker damals ein Spinnrad statt einer Spindel zu zeichnen.
Wenn man rein nach Text geht, kommt die Frage weniger bis gar nicht auf auf.
Ich kenne den Text jedenfals nur mit dem Wort Spindel und mit dem lustig herumspringenden Ding

Einzig die Zeichnungen führen da auf eine falsche Fährte.

Karin
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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Elisabeth62 » 09.03.2012, 08:28

eigentlich entsteht/entstand die Diskussion nur deshalb weil bei so gut wie allen Märchenbüchern der Gebrüder Grimm ein Spinnnrad abgebildet ist.
..außer in den originalen Illustrationen, da sieht man eine Spindel - kann man in Faksimile-Ausgaben nachlesen. Ist wohl irgendwann ersetzt worden durch ein Rad.

Grüße Elisabeth

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Klara » 09.03.2012, 20:57

Sorry Dornröschen, war nicht persönlich gemeint. Eigentlich ärgere ich mich ja über Frau Meertens - oder ist es von einer Sachbuchautorin zu viel verlangt, dass sie wenigstens ein bisschen recherchiert, anstatt Blödsinn zu schreiben?

Zum Drachenblut gibt's auch eine interessante Theorie von E. W. Barber, aber ich hab' das Buch (Woman's Work) gerade nicht hier...

Ciao, Klara

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von Ringeldings » 10.03.2012, 17:25

Ich gehe mal davon aus, dass die Märchen zumindest im Kern viel älter sind als Spinnräder. Außerdem wird es viele verschiedene regionale und persönliche Varianten gegeben haben, bevor sie gesammelt, aufgeschrieben und damit auch "reduziert" worden sind. Ich würde da also nicht auf den Wortlaut wetten ...

Die tiefere Psychologie ist auch mein Steckenpferd. Die Spindel als Phallussymbol begegnet einem häufiger, und wenn ein junges Mädchen sich daran sticht und Blut fließt, dann ist ja wohl alles klar ...

Die Menschen an sich waren früher ja nicht blöder als heute, nur weil die schulische Bildung häufig nicht so war. "Sex and Crime" am abendlichen Feuer gab es sicher genauso wie heute in Fernsehen und Büchern. Für die Kleinen muss "Magie" reichen, die Älteren wissen, wie es geht ...

Was aber immer noch nicht beantwortet, wie man auf Kinderfragen richtig reagiert (oder es erst recht kompliziert macht) *grins*

Liebe Grüße - Anke
Man sieht später nicht, wie lange es gedauert hat, sondern wie es geworden ist ...

Mein Blog: http://ringeldings.blogspot.com

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Re: Dornröschen sticht sich am Spinnrad?

Beitrag von shorty » 10.03.2012, 17:53

Klar ist das Märchen älter als die Gebrüder Grimm nun anzusiedeln sind zeitlich.
Gerade das ist für mich im übrigen ein Hinweis, dass der Text mit Spindel korrekt ist,zumindest was die Grimmsche Version betrifft..;-)
Denn zu Zeiten der Grimms, waren Spinnräder schon völlig üblich.
Wenn man sich daran stechen könnte, hätten die Grimms mit Sicherheit den Begriff Spinnrad gewählt ;-)

Und es ist ja auch nicht das Wort Spindel im besonderen, sondern zudem der Wortlaut, was ist da für ein lustiges Ding.
Für mich ist das ganz einfach, wenn ich´s in Kindergärten erkläre.

Die Märchen sind viel älter als die Illustrationen mit Spinnrad.
Genügt den meisten völlig als Erklärung.
Mit Magie hab ich jedenfals noch nie argumentiert .
Wieso auch, Spindeln waren zu der Zeit als das Märchen entstand ein völlig normaler Haushaltsgegenstand, der so gut wie von allen Familienmitgliedern benutzt und beherscht wurde.

Warum nun eine Spindel evtl psychologisch gewählt ist, ist ja ne völlig andere Frage ;-)
Hier im übrigen interessantes dazu :
http://www.kat.ch/bm/m_dorn.html

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