Fallstudie einer alten Haspelüberholung

Damit alle Handarbeitsgeräte richtig funktionieren ...

Moderatoren: Rolf_McGyver, Claudi

Antworten
wollwolff
Dochtgarn
Dochtgarn
Beiträge: 798
Registriert: 19.04.2011, 10:48
Land: Deutschland
Postleitzahl: 32602
Wohnort: Vlotho
Kontaktdaten:

Fallstudie einer alten Haspelüberholung

Beitrag von wollwolff » 22.05.2021, 17:15

Hallo Ihr Lieben!

Wer kennt nicht die innere Unruhe, wenn eine Spinngeräte- Rarität
als Schnäppchen angeboten wird.
Um hier die Kaufen- wollen-Gefühle etwas zu neutralisieren, möchte ich Euch eine Fallstudie zu einer Uralthaspel mit "Knacker" in wurmfreier Substanz aufzeigen, Haspel mit 6 Armen und ca. 800mm Durchmesser.

Fakt:
Die Haspel ist aus altem Holz ( 100+) mit minderer Festigkeit.
Alle Drehlager sind Holz auf Holz laufend.
Die 2-gängige Schnecke ist an den Kanten ausgebröselt.
Das Zahnrad zur Schnecke/ Knacker ist krumm und hat 2 fehlende
Zähne.
Die Schallklappe ( Knacker) ist abgebrochen.
Der Gestellfuß fehlt und muß ergänzt werden.
Die Oberfläche ist verwittert mit einer dicken schmierigen
Patina.
Die Speiche mit der Abklappfunktion ( Gelenk mit haltgebender Schiebehülse) hat ein stark beschädigtes Gelenk.

Der notwendige Rekonstruktions- und Reparaturaufwand
in angesetzten Arbeitsstunden plus Material und Maschinennutzung:
Teile überholen ( Schleifen, reinigen, Bolzen einpassen, Holz klarlackieren ( oder Hartwachsaufbau) = 13 Std.
Drehlagerung mit Gleitlager aufrüsten incl. Durchmesser
anpassen = 2 Std.
Bruchstelle der Abklappspeiche neu gründen ( Gelenk nun aus Metall, da Schiebehülse aus Holz dies abdeckt) = 5 Std.
Zahnrad- Zahnersatz 2 x anfertigen = 3 Std.
Zahnrad Krummheit plandrehen bzw. Laufschacht
erweitern = 2 Std.
Lagerpunkt Haspelachse zu Zahnradachse den Abstand verringern,
um den Kämmeingriff Schnecke zu Zahnrad zu vergrößern = 4 Std.
Schallklappe ( Knacker) erneuern = 4 Std.
Gestellfuß nachfertigen in solider schwerer Holzkonstruktion,
u-förmig in Eiche ca. 40 x 30 cm ( + nach Bedarf) mit
Einpassen in den Gestellholm = 11 Std
Haspel zusammenbauen und einfahren = 4 Std.

Summe an Zeitaufwand für ein ordentliches Ergebnis, welches
alltagstauglich einzusetzen währe = 48 Std.

Wer mag, rechnet sich mit Mindestlohnsatz und Facharbeitersatz
die Gesamtsumme aus ( Mind. ca. 12Eu/ Std.,
Facharb. ca. 40Eu/ Std.)

Ergebnis: Feuer

Lg und frohe Pfingsten, von Jürgen
IMG_1975.JPG
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Glaskocher
Vlies
Vlies
Beiträge: 238
Registriert: 20.10.2019, 20:18
Land: Deutschland
Postleitzahl: 51371

Re: Fallstudie einer alten Haspelüberholung

Beitrag von Glaskocher » 22.05.2021, 17:54

Das Fazit ist echt ernüchternd.

Dazu gibt es vermutlich nur eine Alternative: Heimatmuseum

wollwolff
Dochtgarn
Dochtgarn
Beiträge: 798
Registriert: 19.04.2011, 10:48
Land: Deutschland
Postleitzahl: 32602
Wohnort: Vlotho
Kontaktdaten:

Re: Fallstudie einer alten Haspelüberholung

Beitrag von wollwolff » 23.05.2021, 12:37

Hallo!
Die Museen wollen das auch nicht begeistert übernehmen.

Feuer, denn jede weitere Zeit ist verlorene Zeit.

Da kann ich eher eine neue bauen
und die nach den aktuellen Abforderungen und Stand der Technik.

LG Jürgen

Antworten

Zurück zu „technische Instandsetzung und Umbauten“