Färben mit Efeubeeren

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

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Färben mit Efeubeeren

Beitrag von lisel » 19.03.2021, 13:52

Bei einem Spaziergang vor 3 Wochen habe ich mit meinem Mann fast 2 kg reife Efeubeeren von vielen Pflanzen geerntet. Jetzt ist die Ware trocken und wartet auf das Färben.
Dafür werde ich 44g Alpaka Wolle handgesponnen in Kaltbeize vorbeizen. Einen Teil meiner fertigen Ramiefaser (weiß) werde ich auch so vorbereiten.
Dann plane ich die Beeren (5*Wolle=ca. 250g) über Nacht einzuweichen und koche diese dann für ca. 1 Stunde und lasse die Flotte über Nacht stehen. Da sind schon mal 2 Tage vorbei.
Die Alpakawolle werde ich dann im ersten Zug ca. 1 Stunde kurz vor Kochen färben.
Wenn es tatsächlich ein schöner Lila/Blauton wird :D , steht sofort die Ramie für den 2. Zug bereit.
Da habe ich gelesen, daß man außer dem Vorbeizen z.B. mit Alaun noch Weinstein in die Flotte geben soll. Nun habe ich von einem Besuch auf einem Weingut eine Menge Weinstein direkt aus den Fässern bekommen. Diese habe ich getrocknet. Nun weiß ich allerdings nicht, welche Menge soll in die Flotte? Ich habe auch noch von unserer Espressomaschine Weinsäurepulver in Lebensmittelqualität. Kann mich bitte jemand beraten?
Eure Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von shorty » 20.03.2021, 14:16

keien Ahnung zu dem Weinstein, sorry
gutes Gelingen, ich lass das mittlerweile mit den Beerenfärbungen komplett weil sie alle nicht lichtecht sind
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von lisel » 21.03.2021, 21:10

Inzwischen habe ich herausgefunden, daß der Weinstein mit max. 5g je Liter heiß gelöst werden kann.
In dieser Lösung entsteht ein pH Wert von 3.

Jetzt fehlt mir nur noch die finale Menge an Weinstein, die ich mörsern will.
Die Beeren sind in 4 Liter Wasser gut eingeweicht und für 2 Stunden geköchelt worden.
Also 4*5g = 20g oder doch mehr, da ich auch von 10%iger Weinsteinbeize gelesen habe??? :rolleyes:

Morgen findet der 1.Zug mit kaltgebeiztem Alpaka statt.
Übermorgen werde ich dann den gemörserten Weinstein in einen Teebeutel einbinden und bei 80-100° in der Flotte auflösen, bevor ich die 50g kaltgebeizte Ramiefaser (Nessel/Chinagras) einlege.

Für Erfahrungswerte der Weinsteinbeize bin ich Euch an dieser Stelle sehr dankbar, damit das Farbergebnis mit dieser pflanzlichen Faser optimal gelingt ?(

Liebe Grüße die Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von Gabypsilon » 22.03.2021, 06:39

Ramie ist eine Zellulosefaser, die könnte ganz anders reagieren als Wolle oder Seide (Eiweißfasern). Baumwolle und Co färbe ich lieber mit Kaltreaktivfasern, die brauchen ein basischen Milieu beim färben
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von anjulele » 24.03.2021, 15:34

Efeubeeren habe ich nur in meinem neuen Färbebuch, von Weinstein steht da nichts. Ein genaues Rezept dafür fehlt, nur ungefähre Angaben. Hast du die trockenen Beeren zerkleinert? Das löst noch mehr Farbpigmente.

Zwei Kilo Beeren für nur 44 g Alpaka halte ich für übertrieben viel. 100 g sollten eigentlich reichen, auch für mindestens einen Farbzug mehr. Wie viel Ramie willst du färben? Dass es die Farbe schlecht, evtl gar nicht annimmt und auch Beerenfärbungen an sich nicht sehr farbecht sind, haben die anderen schon geschrieben.

Ich teste neue Pflanzen meist erstmal in einer Solarfärbung. Und ich gebe immer verschiedenes ins Glas oder auch beim Färben mit in den Topf. Also Wolle / andere tierische Fasern und Seide und Nylon. Wenn ich das denn möchte. Topffärbungen mache ich nur in größeren Mengen, ca 500 - 700 g pro Farbzug. Ca 2 Kilo Fasern rechne ich dafür ein.

Dann berichte mal von deiner Färbung, ich bin gespannt. Anscheinend hat noch niemand mit Efeubeeren gefärbt.

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von lisel » 01.04.2021, 14:03

Nun ist es geschehen ;)
Von meinen getrockneten Efeubeeren habe ich die 5 fache Menge der Fasern(5*50g=250g) im Färbebeutel laut Standardrezept eingeweicht und über Nacht stehen gelassen, dann am nächsten Tag 2 Stunden geköchelt (war ein anderes Rezept) und über weitere Nacht stehen lassen
Den ersten Zug habe ich mit der Alpakawolle (weiß) gemacht, 60 Minuten leicht köcheln und in der Flotte abkühlen lassen. Danach wieder die Beeren im Färbebeutel über Nacht reingelegt.
Für die Färbung mit Ramie habe ich im zweiten Zug in einem Liter heißem Wasser 30 g gemahlenen Weinstein aufgelöst. Das ergab wie erwartet einen pH-Wert von 3. Das ganze ging in die Flotte und wurde dann ca. 60 Minuten leicht geköchelt. Der pH-Wert der Flotte lag auch bei 3.
Die hängenden Stränge sind noch nass. In dem Turm ist oben die weiße Ramiefaser zu sehen. Darunter kommt die gefärbte Ramiefaser und unten meine Alpakawolle gefärbt.
Die Beeren haben ein Farbergebnis gebracht, mit dem ich nicht gerechnet habe.
Es sollte doch ein violett/blauer Ton auf die Fasern gezaubert werden. ;(
Naja, die Beigetöne sind nett und ich habe die Ware auch schon in eine Mütze verstrickt, damit sie nicht rumliegt.
Alpaka mit Efeubeeren gefärbt.JPG
Ramie mit Efeubeeren gefärbt.JPG
Efeubeerenfärbung_trocken.JPG
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Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von shorty » 01.04.2021, 17:09

hübsch , wenn auch anders als erwartet
Ich sag das mal vorsichtig, ich glaub da lange nicht mehr alles was zu bläulicher Wollfärberei im Netz steht, dazu hab ich schon zu viel probiert und bin fast jedes Mal eher enttäuscht worden
Es gibt einfach nicht viele Blaufärber im Pflanzenbereich, von Indigo mal abgesehen.
Wo war das Rezept denn her ?
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von Gabypsilon » 02.04.2021, 09:28

Vor vielen Jahren habe ich das auch mal versucht, und hatte das gleiche Ergebnis, daher habe ich nach Deiner Ankündigung von blau gedacht, dass ich was falsch gemacht habe. Das einzig gute war, dass die frischen Beeren beim kochen lecker nach Honig geduftet haben... sie sind aber nach meinem Kenntnissstand giftig, also nicht naschen :D :D . Mein beige war auch schön, aber wenn ich einen Polarfuchs z. B. kaufe, habe ich das auch ohne mühsame Sammlerei und Kocherei :rolleyes: . Da ich ebenfalls Blaufan bin, bin ich schon lange auf Säurefarben umgestiegen, das Ergebnis ist da berechenbar und haltbar. Ein schönes Türkis habe ich mit Ligusterbeeren erhalten, aber das war nicht lichtecht und ist ruckzuck verblasst, also auch keine Option.
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von lisel » 03.04.2021, 20:08

Der Vollständigkeit halber: Aus 1800g Beeren habe ich 610g Trockenware erhalten. Davon habe ich 250g für diesen Versuch verwendet.
Das Rezept ist aus "Einfach Färben mit Pilzen und Pflanzen" von Wolfgang Friese und Veronika Wähnert.
Als Aussage zur Farbe steht: "Früchte Seide/Wolle violett-blau mit Al-Beize"
Abgebildet ist Seide in einem schönen hellen Lila. Ich kenne Wolfgang persönlich und weiß das er parallel immer Wolle und Seide färbt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß sich Seide oft ganz anders als Wolle verhält. Also hebe ich mir die trockenen Früchte auf, falls mir mal wieder Seide unter die Finger kommt ;) Es muß ja nicht immer ein Tuch sein. Als Spinnfutter habe ich auch schon Seide genutzt und dann mit Färberknöterich blau gefärbt :]
Da Ramie nicht so teuer wie Seide ist, aber auch schön glänzt, war ich für diesen Versuch motiviert.
Allerdings kann man diese beiden Fasern echt nicht vergleichen, leider.
Für alle ein schönes Osterfest!
Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von Glaskocher » 03.04.2021, 23:20

Mir ist in der Wikipedia beim Eintrag zu "Preussischblau" ein interessanter Hinweis aufgefallen. Man kann mit Eisen(III) gebeizte Fasern mit einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz K4[Fe(CN)6] wasch- und lichtecht blau färben. Das Eisen(III) bildet mit dem Blutlaugensalz den unlöslichen Komplex "Preussischblau", der noch einige andere Namen hat. Das Pigment fällt direkt auf der Faser aus und soll recht dauerhaft sein. Allerdings ist es ein mineralisches Pigment und somit nicht pflanzlich. Die Cyanidgrupen sind im Blutlasugensalz und im Preussischblau so fest gebunden, daß man sie mit Haushaltsmitteln nicht frei setzen kann.

Ansonsten bleiben nur synthetische Farbstoffe der verschiedenen Stoffgruppen wie Triphenylmethane, Azoverbindungen (zu Recht verboten), Anthrachinon-Derivate, ... zur Auswahl, die man dann im Fachhandel fertig formuliert kaufen kann.

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von anjulele » 04.04.2021, 13:50

Glaskocher hat geschrieben:
03.04.2021, 23:20
Mir ist in der Wikipedia beim Eintrag zu "Preussischblau" ein interessanter Hinweis aufgefallen. Man kann mit Eisen(III) gebeizte Fasern mit einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz K4[Fe(CN)6] wasch- und lichtecht blau färben. Das Eisen(III) bildet mit dem Blutlaugensalz den unlöslichen Komplex "Preussischblau", der noch einige andere Namen hat. Das Pigment fällt direkt auf der Faser aus und soll recht dauerhaft sein. Allerdings ist es ein mineralisches Pigment und somit nicht pflanzlich. Die Cyanidgrupen sind im Blutlasugensalz und im Preussischblau so fest gebunden, daß man sie mit Haushaltsmitteln nicht frei setzen kann.

Ansonsten bleiben nur synthetische Farbstoffe der verschiedenen Stoffgruppen wie Triphenylmethane, Azoverbindungen (zu Recht verboten), Anthrachinon-Derivate, ... zur Auswahl, die man dann im Fachhandel fertig formuliert kaufen kann.
Ich hab's nicht mit Chemie. Ich weiß aber, dass eigentlich alles, was nicht Alaun, Pottasche oder Eisen-ll-Sulfat ist, als Sondermüll entsorgt werden muss! Von deinen Mitteln habe ich teilweise noch nie gehört. Da das hier kein Chemieforum ist, frag ich mich, was es für einen Sinn macht, solche Sachen vorzuschlagen? Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass sich die meisten, die mit dem Färben anfangen möchten, keinen Kopp um irgendwelche giftigen Reste machen. Da werden Rezepte aus Büchern genomnen, die noch vor 40 Jahren neu gedruckt wurden - voll mit Chromkali, Kupfersulfat und einiges mehr, ohne den Hinweis auf Giftigkeit und wie die Reste zu entsorgen sind!

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von lisel » 05.04.2021, 14:41

Glaskocher hat geschrieben:
03.04.2021, 23:20
Mir ist in der Wikipedia beim Eintrag zu "Preussischblau" ein interessanter Hinweis aufgefallen. Man kann mit Eisen(III) gebeizte Fasern mit einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz K4[Fe(CN)6] wasch- und lichtecht blau färben. Das Eisen(III) bildet mit dem Blutlaugensalz den unlöslichen Komplex "Preussischblau", der noch einige andere Namen hat. Das Pigment fällt direkt auf der Faser aus und soll recht dauerhaft sein. Allerdings ist es ein mineralisches Pigment und somit nicht pflanzlich. Die Cyanidgrupen sind im Blutlaugensalz und im Preussischblau so fest gebunden, daß man sie mit Haushaltsmitteln nicht frei setzen kann.
Hallo Glaskocher,

ich habe mir mal den Eintrag zum "Preussischblau" (auch Berliner Bau genannt bei der Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Blau angeschaut und ich fand ihn richtig interessant. Man muss das Pigment ja nicht selbst herstellen. Wobei ich bezweifele dies überhaupt zu können.
Als fertiges Produkt ist es wie viele Sachen in unserem Umfeld nicht toxisch. Das hier beschriebene Färben von Wolle, Baumwolle, Seide und Leinen ist mit der schrittweisen Durchführung wohl eher was für die Industrie. Wieweit eine Färbung nur mit dem Pigment funktioniert, habe ich in dem Betrag der Wikipedia nicht finden können.
Ich persönlich finde es sehr nett im Forum zu "chemischen Fragen" einen Ansprechpartner zu haben.
Immer wenn ich über unklare Fragen im Bereich Chemie grüble, sagt mein Mann, der wenigstens einen Abi-Abschluß in Chemie hat und nicht weiter weiß:"frag da mal den Glaskocher" und meist bekomme ich ja auch die gewünschte Auskunft :).
Wir hatten mit dem Nachlesen zu Preusischblau einen nette Nachmittagsbeschäftigung. :gut:

LG die Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von faserrausch » 06.04.2021, 13:50

Ich fand die Ausführung auch spannend , danke für‘s Erklären.
Das Färben an sich bereitet immer wieder Überraschungen, in jeder Hinsicht.
Nachdem ich nun wirklich viele Kilos Wolle schön bunt bekommen habe, habe ich mehrere Jahre hintereinander weiße Hühnereier zu Ostern exakt hühnereierbraun gefärbt :eek:
Dieses Jahr Nr Sicher und die Eier in Wasser mit Kurkuma gekocht. Geht doch :totlach:
Lieben Gruß
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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von Glaskocher » 06.04.2021, 21:46

Hallo anjulele,

bei der Auswahl dieser Pigmentbildenden Färbereaktion habe ich bewußt darauf geachtet, daß man sie zuhause ohne große Schutzmaßnahmen durchführen kann. Das Produkt, Preußischblau (Berlinerblau, Eisenblau, ...) wird sogar als Entgiftungsmedikament in bestimmten Fällen verabreicht. Man muß natürlich dabei, ähnlich wie beim Indigo, aufpassen, daß man nicht zu viele Spritzer produziert. Die sind ziemlich farbecht und damit lästig beim Putzen.

Das Eisen(III)-Salz (z.B. Eisentrichlorid hexahydrat, Ammoniumeisensulfat oder Eisen(III)sulfat) ist als "Ätzend" gekennzeichnet, weil es in wässriger Lösung in Eisenhydroxide und freie Säure gespalten werden kann. Diese Lösungen reagieren sauer und können braune Flecken hinterlassen. Mit normalen Schutzmaßnahmen (alte Kleidung, Gummihandschuhe und Schutzbrille) ist man auf der sicheren Seite.

Beim gelben Blutlaugensalz sind keine Warnzeichen erforderlich. Man sollte es nicht in die Umwelt gelangen lassen, da es wasserorganismen schädigen kann. Aber nach Reaktion mit einem Eisensalz ist das Produkt harmlos. Man kann die überschüssige Lösung entweder aufbewahren oder so lange Eisensalz zugeben, bis kein weiteres blaues Pigment mehr ausfällt. Die Eisenbeize ist ebenfalls lagerfähig, man sollte aber eine kleine Menge an Mineralsäure (dem Salz entsprechend) zugeben, daß die Bildung von Rost vermindert wird.

Insgesamt ist Chemie kein Hexenwerk. Man macht Ähnliches täglich beim Kochen. Ohne Chemie geht beim Färben garnix, da auch "Pflanzenfarbstoffe" eine chemische Reaktion benötigen, um auf der Faser zu haften.

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Re: Färben mit Efeubeeren

Beitrag von shorty » 07.04.2021, 18:39

und wo bekommt man die Sachen alle ?
frag ich mal völlig chemieunwissend...
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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