Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
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Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Hallo Freunde der Eigenbauten!
Hier kommt eine Bauanleitung für eine leicht zu bauende und recht gut laufende Kreuzspindel. Ich habe die Inspiration dazu aus einem Link im Handspinnforum entnommen.
Man braucht im Prinzip nur fünf Stöckchen und etwas Garn, um die "Paläospindel" aus dem Link zu bauen. Je zwei kurze Stöckchen (Länge = gut Hangbreit) werden an den Enden mit etwas Garn paarweise zusammen gebunden. Für die Achse nimmt man einen ca. dreimal so langen geraden Stock, der ungefähr handbreit über den "unteren" Ende zu einem quadratischen Querschnitt geschnitzt wurde. Die beiden Paare werden dort hin geschoben und halten rein durch die Klemmkräfte. Wenn man dann ca. 3-4 Handbreit ein Vorgarn aus der Flocke zieht und händisch verdreht, dann kann man anfangen zu wickeln (über zwei unter eins). Nach einer vollen Runde (unter allen Vier wurde gewickelt) kann man den Faden mit einem halben Schlag zunächst am unteren Ende der Spindel befestigen und eine "Länge" spinnen. Nach dem Aufwickeln läßt man genug Faden übrig, um den Faden am oberen (längeren) Ende der Achse mit einem Halben Schlag festmachen zu können. Ab jetzt ist nur noch Fleiß gefragt...
Meine Verbesserung ist, daß ich die Garne durch Glasperlen mit 5-6mm-Loch ersetzt habe. Die Zweiglein werden passend geschnitzt und hinein geklemmt. Statt irgendwelcher Zweige verwende ich jetzt Schaschlikspieße aus flach gespaltenem Bambus. Die Perlen werden mit den spitzen Enden auf den Schwungarmen fest geklemmt. Alternativ zu Glasperlen gehen auch M8-Schraubenmuttern, die ich dann auf den Keilchen "festschraube". Die Achse bekomme ich aus dem Gartenbedarf und frage nach Pflenzstäben aus Bambussplitt (=Tonkinstäbe). Die halten recht gut, bis auf dann, wenn ich einen Samstagseinkauf oben drauf stapele; dann bricht die quadratisch verjüngte Stelle. Mit Schraubenmuttern bleibt das Gewicht unter 30 Gramm und mit Perlen ist das Ganze noch leichter.
Diese Spindeln haben leer erstaunlich viel Drehmoment und lassen sich durch Verschieben der Arme immer wieder rasch auswuchten. Ich habe darauf sowohl Alpaka als auch Brennnessel gesponnen und komme gut damit zurecht. Je nach Armlänge passen bis über einhundert Gramm Woll- oder Nesselgarn drauf und bilden als sauber gewickeltes Knäul dann einen eigenen Wirtel, der noch länger laufen kann.
Hier kommt eine Bauanleitung für eine leicht zu bauende und recht gut laufende Kreuzspindel. Ich habe die Inspiration dazu aus einem Link im Handspinnforum entnommen.
Man braucht im Prinzip nur fünf Stöckchen und etwas Garn, um die "Paläospindel" aus dem Link zu bauen. Je zwei kurze Stöckchen (Länge = gut Hangbreit) werden an den Enden mit etwas Garn paarweise zusammen gebunden. Für die Achse nimmt man einen ca. dreimal so langen geraden Stock, der ungefähr handbreit über den "unteren" Ende zu einem quadratischen Querschnitt geschnitzt wurde. Die beiden Paare werden dort hin geschoben und halten rein durch die Klemmkräfte. Wenn man dann ca. 3-4 Handbreit ein Vorgarn aus der Flocke zieht und händisch verdreht, dann kann man anfangen zu wickeln (über zwei unter eins). Nach einer vollen Runde (unter allen Vier wurde gewickelt) kann man den Faden mit einem halben Schlag zunächst am unteren Ende der Spindel befestigen und eine "Länge" spinnen. Nach dem Aufwickeln läßt man genug Faden übrig, um den Faden am oberen (längeren) Ende der Achse mit einem Halben Schlag festmachen zu können. Ab jetzt ist nur noch Fleiß gefragt...
Meine Verbesserung ist, daß ich die Garne durch Glasperlen mit 5-6mm-Loch ersetzt habe. Die Zweiglein werden passend geschnitzt und hinein geklemmt. Statt irgendwelcher Zweige verwende ich jetzt Schaschlikspieße aus flach gespaltenem Bambus. Die Perlen werden mit den spitzen Enden auf den Schwungarmen fest geklemmt. Alternativ zu Glasperlen gehen auch M8-Schraubenmuttern, die ich dann auf den Keilchen "festschraube". Die Achse bekomme ich aus dem Gartenbedarf und frage nach Pflenzstäben aus Bambussplitt (=Tonkinstäbe). Die halten recht gut, bis auf dann, wenn ich einen Samstagseinkauf oben drauf stapele; dann bricht die quadratisch verjüngte Stelle. Mit Schraubenmuttern bleibt das Gewicht unter 30 Gramm und mit Perlen ist das Ganze noch leichter.
Diese Spindeln haben leer erstaunlich viel Drehmoment und lassen sich durch Verschieben der Arme immer wieder rasch auswuchten. Ich habe darauf sowohl Alpaka als auch Brennnessel gesponnen und komme gut damit zurecht. Je nach Armlänge passen bis über einhundert Gramm Woll- oder Nesselgarn drauf und bilden als sauber gewickeltes Knäul dann einen eigenen Wirtel, der noch länger laufen kann.
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- Kammzug
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Schön beschrieben, Danke!
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- Rohwolle
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Danke für die Anleitung 
Das muss ich unbedingt ausprobieren.

Das muss ich unbedingt ausprobieren.
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- Vlies
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Kleines Update:
Mangels Lust auf das Vorbereiten eines Tonkin-Stabes (=Bambussplitt) habe ich heute auf einen "Raketenstock" vom Neujahrsspaziergang zurück gegriffen. Wenn man den an der Spitze auf zweifingerbreit rund und auf ca. 5mm Durchmesser schnitzt, dann läuft das Ding echt gut mit einem "Vier-Muttern-Wirtel". Bei der nächsten "Raketenspindel" werde ich die Spitze erst nach dem Aufschieben der Kreuzarme fertig schnitzen, weil die Klemmkraft der Arme das weiche Nadelholz etwas verdrückt und der halbe Schlag sich nicht bequem lösen läßt. Im Thread "Langfasern ohne Rocken mit Handspindel spinnen" habe ich sie sofort getestet.
Mangels Lust auf das Vorbereiten eines Tonkin-Stabes (=Bambussplitt) habe ich heute auf einen "Raketenstock" vom Neujahrsspaziergang zurück gegriffen. Wenn man den an der Spitze auf zweifingerbreit rund und auf ca. 5mm Durchmesser schnitzt, dann läuft das Ding echt gut mit einem "Vier-Muttern-Wirtel". Bei der nächsten "Raketenspindel" werde ich die Spitze erst nach dem Aufschieben der Kreuzarme fertig schnitzen, weil die Klemmkraft der Arme das weiche Nadelholz etwas verdrückt und der halbe Schlag sich nicht bequem lösen läßt. Im Thread "Langfasern ohne Rocken mit Handspindel spinnen" habe ich sie sofort getestet.
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- Vlies
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Nachtrag zum Wickeln:
Wenn man immer "über zwei, unter eins" wickelt, dann wird das Knäul so locker, daß es nicht ohne die Spindel drin stabil bleibt. Es wickelt sich in "Schalen" ab und bildet dann Tüddel. Im Englischen heißt dieser Tüddel damm Wooling... Besser ist es, wenn man immer "über zwei, unter zwei" wickelt. Dann muß man zwar immer mal wieder die "Spur" wechseln, um das Knäul rund zu machen, aber das ist auch nicht so schwer. Wenn die Wolle zuende, das Knäul zu groß oder die Spindel zu schwer geworden sind, baut man von beiden Kreuzarmen jeweils ein Endgewicht ab und zieht Alles aus dem Knäul heraus. Dann wird die leere Spindel zusamengebaut und kann mit einem Endchen vom letzten Knäul als "Startfaden" sofort wieder benutzt werden. Bei einem Farbwechsel macht man den "Startfaden" wie ganz oben beschrieben neu.
Neue Achse:
Wenn man Essstäbchen mit quadratischem Querschnitt am Griffende bekommt, dann lassen die sich sehr schnell zur Spindelachse nutzen. Das spitze Ende wird etwas entgratet, damit man die Spindel bequem andrehen kann. Das Griffende wird zur Halbkugel gestaltet, damit die Spindel, wenn sie auf dem Boden aufsetzt, leicht weiterdreht. Jetzt kommt noch eine kleine Einkerbung, eher Abflachung dort, wo die Schwungarme sitzen werden. Etwa eine halbe Länge des Schwungarmes plus Fingerbreite ist ein guter Platz. Nach unten soll diese Kerbe eine steile Flanke haben, damit die Schwungarme nicht herunter rutschen, wenn die Spindel mal auf dem Boden landet. Nach oben läuft die Abflachung sanft aus, um die Achse bei Bedarf heraus ziehen zu können. Es reicht eine Tiefe von 0,5-0,7mm, wenn die Schwungarme aus hartem Material (Bambus) sind. Diese Achse ist deutlich kompakter als meine Bisherigen aus Tonkinstäben.
Wenn man immer "über zwei, unter eins" wickelt, dann wird das Knäul so locker, daß es nicht ohne die Spindel drin stabil bleibt. Es wickelt sich in "Schalen" ab und bildet dann Tüddel. Im Englischen heißt dieser Tüddel damm Wooling... Besser ist es, wenn man immer "über zwei, unter zwei" wickelt. Dann muß man zwar immer mal wieder die "Spur" wechseln, um das Knäul rund zu machen, aber das ist auch nicht so schwer. Wenn die Wolle zuende, das Knäul zu groß oder die Spindel zu schwer geworden sind, baut man von beiden Kreuzarmen jeweils ein Endgewicht ab und zieht Alles aus dem Knäul heraus. Dann wird die leere Spindel zusamengebaut und kann mit einem Endchen vom letzten Knäul als "Startfaden" sofort wieder benutzt werden. Bei einem Farbwechsel macht man den "Startfaden" wie ganz oben beschrieben neu.
Neue Achse:
Wenn man Essstäbchen mit quadratischem Querschnitt am Griffende bekommt, dann lassen die sich sehr schnell zur Spindelachse nutzen. Das spitze Ende wird etwas entgratet, damit man die Spindel bequem andrehen kann. Das Griffende wird zur Halbkugel gestaltet, damit die Spindel, wenn sie auf dem Boden aufsetzt, leicht weiterdreht. Jetzt kommt noch eine kleine Einkerbung, eher Abflachung dort, wo die Schwungarme sitzen werden. Etwa eine halbe Länge des Schwungarmes plus Fingerbreite ist ein guter Platz. Nach unten soll diese Kerbe eine steile Flanke haben, damit die Schwungarme nicht herunter rutschen, wenn die Spindel mal auf dem Boden landet. Nach oben läuft die Abflachung sanft aus, um die Achse bei Bedarf heraus ziehen zu können. Es reicht eine Tiefe von 0,5-0,7mm, wenn die Schwungarme aus hartem Material (Bambus) sind. Diese Achse ist deutlich kompakter als meine Bisherigen aus Tonkinstäben.
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Wenn ich mich hier mal anschließen darf -
.
Neulich habe ich, inspiriert von der Paläo-Spindel die Schaschlik-Spindel kreiert. Und im Anschluss daran eine Liguster-Spindel und schließlich auch noch eine Paläospindel gebastelt. Wusste ja nicht, dass das schon erfunden war. OK, die Gummibänder sind nicht autenthisch
.
die Spindeln - besonders die aus Schaschlik-Spießen, sind sehr leicht, man kann damit quasi Nähseide spinnen.
Mit einer Schraubenmutter auf dem Mittelstab kann man aber das Gewicht variieren. Das mit den Glasperlen ist aber auch eine gute Idee.
Ich wickele übrigens auch über zwei - über zwei.
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Neulich habe ich, inspiriert von der Paläo-Spindel die Schaschlik-Spindel kreiert. Und im Anschluss daran eine Liguster-Spindel und schließlich auch noch eine Paläospindel gebastelt. Wusste ja nicht, dass das schon erfunden war. OK, die Gummibänder sind nicht autenthisch

die Spindeln - besonders die aus Schaschlik-Spießen, sind sehr leicht, man kann damit quasi Nähseide spinnen.
Mit einer Schraubenmutter auf dem Mittelstab kann man aber das Gewicht variieren. Das mit den Glasperlen ist aber auch eine gute Idee.
Ich wickele übrigens auch über zwei - über zwei.
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- Vlies
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Deine Spindeln sehen interessant aus. Wie Du siehst, kann man sich die Spindeln aus jeder Hecke schneiden und fast sofort loslegen. Fast die gesamte Tragfähigkeit des Fadens kann im Knäul untergebracht werden. Und gut gewickelt spart man sich das Haspeln vor der Zwirnerei.
Am Mittelstab kannst Du viel Gewicht anhängen... Die Spindel wird zwar schwerer, bekommt aber kaum Drehmoment dazu. Wenn Du das Zusatzgewicht auf die Enden der Kreuzarme montierst, dann bringen kleine Gewichte einen unheimlichen Zuwachs an Drehmoment. Vom Gewicht wird die Fliege zum Käfer, das Drehmoment reicht für deutlich Mehr. Daher montiere ich auch meine Perlen oder Schraubenmuttern immer außen.
Am Mittelstab kannst Du viel Gewicht anhängen... Die Spindel wird zwar schwerer, bekommt aber kaum Drehmoment dazu. Wenn Du das Zusatzgewicht auf die Enden der Kreuzarme montierst, dann bringen kleine Gewichte einen unheimlichen Zuwachs an Drehmoment. Vom Gewicht wird die Fliege zum Käfer, das Drehmoment reicht für deutlich Mehr. Daher montiere ich auch meine Perlen oder Schraubenmuttern immer außen.
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Re: Kreuzspindel Eigenbau "Perläospindel"
Argh.
Hätte ich besser über die Physik nachgedacht hätte ich da selber drauf kommen können.
Danke für Deinen Hinweis.
Hätte ich besser über die Physik nachgedacht hätte ich da selber drauf kommen können.
Danke für Deinen Hinweis.
