Altes unbekanntes Spinnrad

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Isa11
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Altes unbekanntes Spinnrad

Beitrag von Isa11 » 29.06.2018, 17:31

Hallihallo!

Ich hab mir mal wieder einen Bastelfall nach Hause geholt ... es scheint zumindest so vollständig zu sein, dass es benutzbar gemacht werden kann. Leider bin ich schon vorgeprescht und hab das gute Stück zerlegt, bevor ich ein Foto gemacht habe ... bin immer so ungeduldig.

Fotos vom ganzen Rad folgen . es hat noch eine schöne Überraschung! Jetzt zu meinem eigentlichen Problem: Ich bekomme das Schwungrad nicht wackelfrei an die Aufhängung montiert ... hab im Baumarkt Kunststoffunterlegscheiben gekauft, weil da 6 Unterlegscheiben dran waren ... aber es wackelt ... gesichert war es (Trommelwirbel, bitte!) mit einem kleinen Bildernagel, hab jetzt einen Federstift, den krieg ich nicht durch, wenn die Unterlegscheiben drauf sind und wackeln tut es trotzdem ... da muss mal irgendwas anderes dran gewesen sein ... nur was? Gewackelt hat es übrigens vorher auch ... soll es aber nicht mehr ...

Bis jetzt konnte mir hier immer geholfen werden und es wäre so schön, wenn Dornröschen wieder laufen würde.

Liebe Grüße,
Isa
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Isa11
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Re: Altes unbekanntes Spinnrad

Beitrag von Isa11 » 29.06.2018, 18:00

Ich habe noch mal Fotos gemacht, wo man die Aufhängung und das Schwungrad besser sieht. Es ist ein Bock.

Liebe Grüße,
Isa
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borekd
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Re: Altes unbekanntes Spinnrad

Beitrag von borekd » 02.07.2018, 12:49

Hallo Isa,

ich nehme an, mit "Wackeln" meinst Du das Kippeln des Schwungrads auf dem (fest verbauten) Achsbolzen. Das kannst Du nur so abstellen, dass Du die (vermutlich verschlissene und ausgeschlagene) Metallbuchse im Schwungrad enfernst, und eine neue einsetzt. Diese sollte im Optimalfall eine Bohrung haben, die um 0,02 bis 0,04 mm größer ist als der Durchmesser des Bolzens. Dieses Spiel ist nur an den Enden der Buchse sinnvoll, in der Mitte sollte sie um einige Zehntelmillimeter hohl gedreht oder ausgeschliffen sein. In der Praxis kann man sich auch mit einem Spiel von bis zu 0,1 mm an den Enden zufrieden stellen, mehr sollte es aber auf keinen Fall sein.

Das ganze gilt unter der Voraussetzung, dass der Achsbolzen
-wirklich 100%-ig rund
-nicht verbogen ist
-gleichbleibenden Durchmesser hat.
Wenn nur eins von den o.a. Kriterien nicht erfüllt ist, wäre es besser, auch den Bolzen zu ersetzen. Einen Kratzer oder eine kleine raue Roststelle kann man dagegen vorsichtig wegschleifen bzw. wegpolieren.

Die Unterlegscheiben sollten auf beide Seiten des Schwungrads verteilt werden, also auch dahinter, sozusagen als Distanzscheibe zwischen dem Schwungrad und dem Grundkörper des Spinnrads. Sie dienen nur zur Verringerung der axialen Reibung und zur Fixierung der axialen Position, und können das "Wackeln" weder verursachen noch verhindern.

Natürlich könnte man, falls keine optischen Einwände dagegen sprechen, die Lagerung auch auf Kugellager umbauen. Das ist allerdings unter Bastlerbedingungen deutlich aufwändiger zu bewerkstelligen als eine Gleitlagerung.

Viel Spaß und viel Erfolg bei der Aufarbeitung.

Gruß
Borek

borekd
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Re: Altes unbekanntes Spinnrad

Beitrag von borekd » 03.07.2018, 08:43

Noch eine Lösungsidee, mit Hausmitteln vielleicht am einfachsten umsetzbar:
Lagerung_Schwungrad.jpg
Zwei größere Scheiben anfertigen mit einer mittig angeordneten Bohrung, deren Durchmesser möglichst exakt dem Achsbolzen entspricht. Ich würde wahrscheinlich Messingblech dafür nehmen und die Bohrung mit einer Reibahle bearbeiten. Zusätzlich außen an der Scheibe Befestigungsbohrungen anbringen. Es muss weder der Lochkreis noch die Außenkontur geometrisch stimmen, also kann man die Scheibe mit einer Laubsäge aussägen und die Befestigungslöcher nach Augenmaß bohren.

Dann ein Stück passendes Rundmaterial in die Bohrung der Schwungradnabe stecken, zuerst die hintere Scheibe mit Senkkopfschrauben befestigen und dann auch die vordere Scheibe mit Flachkopfschrauben. Beide Scheiben werden an dem Rundmaterial mittig ausgerichtet.

Laufeigenschaften prüfen und beide Scheiben wieder abschrauben. Die Nabe etwas aufbohren (oder - besser - aufreiben) und alles wieder zusammenbauen - fertig.

Die Dicke der Scheiben ist davon abhängig, wie viel Platz axial auf dem Achsbolzen zur Verfügung steht, sollte aber ca. 2 mm möglichst nicht unterschreiten. Die hintere Scheibe muss mit Senkkopfschrauben befestigt werden (überstehende Schraubenköpfe würden Furchen in das Holz des Grundkörpers graben). Für die vordere würde ich Flachkopfschr. nehmen, damit man die Position doch noch ein wenig ausrichten kann.

Das Schwungrad rollt dann nur auf den Bohrungsflächen der zwei Scheiben und gegen Ausfallen wird es wieder mit einem Splint gesichert. Hinten (zwischen dem Schwungrad und dem Grundkörper) und vorne (zwischen dem Splint und der vorderen Scheibe) sollte je eine dünne Distanzscheibe eingelegt werden.

Gruß
Borek
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Isa11
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Re: Altes unbekanntes Spinnrad

Beitrag von Isa11 » 03.07.2018, 22:29

Hallo Borek,

wow, danke für die ausführliche Beschreibung und Hilfe! Habe es erst eben entdeckt ...Ich denke, ich werde es mit der zweiten Lösung versuchen, das sieht für mich "machbarer" aus. Ich dachte mir schon, dass die Unterlegscheiben das Rad nicht vom nach vorne kippen abhalten können ... Jetzt muss ich erstmal messen, wie viel Platz ich habe für die Messingteile und dann schauen, ob ich das gewuppt bekomme, hört sich aber machbar an. :)

Vielen Dank!
Isa

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Re: Altes unbekanntes Spinnrad

Beitrag von wollwolff » 04.07.2018, 08:30

Hallo Isa,

beides ( Bolzen und Buchse) ist "faul"und ausgeschlagen! Da geht mit Bastelei nichts.
Nur eine Lagersatz, bestehend aus einer gedrehten Flanschbuchse aus Messing mit Gleitlagerpassung zum gedrehten Bolzen aus Stahl hilft da wirklich weiter.
Platz ist in der Scheibchentasche ausreichend vorhanden

Diese Flanschbuchse hat 4 Schraubenlöcher und 4 Stützgewinde mit Madenschrauben. Nach dem Anziehen kann dann auch nach und nach der Seitenschlag
mit den Stützschrauben weggenommen werden.

Schicke mir dann bitte das Rad und den Altbolzen mit der Kurbel zu. Ich richte es Dir.

Sehen wirst Du am wieder montierten Spinnrad dann kaum/nichts mehr vom Umbau.

LG von Jürgen ^..^

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