Rohwolle kardieren

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Rohwolle kardieren

Beitrag von hirngespinst » 07.05.2018, 22:08

Hallo zusammen,

ich verspinne derzeit ganz lustige Gotlandpelzschaffasern und beim ersten probieren festgestellt, dass ich sie zwar am liebsten ungewaschen, aber doch gerne kardiert verspinnen möchte. Nun schafft man zwar auch mit Handkarden einiges an Material weg, gleichwohl sind mir die Minibatts doch etwas zu klein beim Verspinnen und nun brauche ich mal euer Schwarmwissen.

Kann ich die Fasern ungewaschen auf der Trommelkarde durchdrehen, oder ist das eine ganz schlechte Idee für die Maschine? Die Handkarden kann ich ja recht problemlos mit einer Bürste und Seifenlauge wieder entfetten, aber geht sowas mit vertretbarem Aufwand auch bei einer Trommelkarde (ich wasche ganz ausgesprochen ungern Geräte...)? Oder reicht es evtl, die mit etwas "Putzwolle" anschließend durchzunudeln?

Das Gotlandpelztier hat ein sehr angenehmes, eher flüssiges Lanolin in eher geringer Menge und vom Gefühl her ganz ohne Klebfaktor. Falls ihr mit dieser Erklärung was anfangen könnt...

Würde mich sehr über Rückmeldungen freuen!

LG Wiebke

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von lisel » 08.05.2018, 09:10

hirngespinst hat geschrieben:Kann ich die Fasern ungewaschen auf der Trommelkarde durchdrehen, oder ist das eine ganz schlechte Idee für die Maschine? Die Handkarden kann ich ja recht problemlos mit einer Bürste und Seifenlauge wieder entfetten, aber geht sowas mit vertretbarem Aufwand auch bei einer Trommelkarde (ich wasche ganz ausgesprochen ungern Geräte...)? Oder reicht es evtl, die mit etwas "Putzwolle" anschließend durchzunudeln?
Wir kardieren nur gewaschene Rohwolle, aber dies ist ja nicht Deine Frage!

Eine Trommelkarde kann man nicht einfach mit Wasser/Seifenlauge abwaschen, da die Trommel, das Gestell aus Holz ist und sich verziehen würde.
Auch das Schmutzwasser läuft dabei sicher in die Lagerung.
Meist ist ja eine Trommelkarde was Metallteile berührt kein Edelstahl, was bei Feuchtigkeitseintrag immer Rost nach sich zieht.
Tägliche Demontage ist eigentlich an Kardiermaschinen im Hobby-Bereich zur Reinigung nicht vorgesehen.
Jedenfalls kenne ich so eine Kardiermaschine nicht.

Wir haben ja eine gebrauchte Louet Junior gekauft und die war schön dreckig.
Sauberkurbeln mit "Wegschmeißwolle" ging nicht und deswegen haben wir das Ding auseinander und wieder zusammengebaut.
Natürlich dann im zerlegten Zustand ohne Wasser gereinigt.
Erst manuell (Dorn, Bürste...) und dann mit Spiritus.

LG aus Dresden
Technik der Lisel
Viele Grüße von Lisel :wink:

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shorty
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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von shorty » 08.05.2018, 09:23

Machbar ist letztlich ganz vieles, kommt immer so ein wenig drauf an finde ich.

Rohwolle ungewaschen verarbeite ich selber nicht gerne, weils alles so einsaut.
Und im Normalfall mache ich das auch nur, wo ich weiss Schafe und Schäfer sind gesund :-) und es wurde nicht mit allzuviel Insektiziden gearbeitet.

Ist die Kardiermaschine neueren Datums, dann würde ich das glaub ich lassen, Schafschweiss enthält ja nur zum Teil Lanolin , was eigentlich ein Wollwachs ist.
Merkt man wenn man mal an den Fingern leckt die in Rohwolle waren, das ist salzig :-)
Meines Wissens tut der Schafschweiss der Maschine nicht wirklich gut.
Wollpoldi hat das vor vielen Jahren mal geschrieben, und die kardiert ja maschinell , sollte es also eigentlich wissen.
Hast du ne Möglichkeit zu kämmen, ich denke grade wenns lange Fasenr sind so Hundekämme/Afrokämme usw lassen sich besser reinigen.
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von hirngespinst » 08.05.2018, 10:17

Okay, da bestätigt ihr, was ich vermutet habe. Also besser nicht durch den braven Rudi Raffzahn drehen, damit der mir auch künftig noch gute Arbeit vollbringen mag. Demontage und Reinigung mit Spiritus wäre für mich das Gegenteil von Spinnspaß, das lassen wir dann besser bleiben!

Kämmen habe ich probiert, geht technisch auch echt wunderbar, aber damit wird mir das Garn für dieses Projekt zu "brav", ich möchte jetzt lieber so ein bischen ungeordnet, durcheinander und wild haben. Also bleibt es bei den Handkarden. Für ein anderes Projekt ist das mit Kämmen aber schon anvissiert!

Danke euch für das Feedback!

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von Klara » 08.05.2018, 11:02

Die Locken nur händisch zupfen? Mache ich manchmal bei Mohair, wenn ich "wildes" Garn will (allerdings bei gewaschenem - mein Mohair klebt sonst extrem).

Ciao, Klara

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von hirngespinst » 08.05.2018, 12:33

Mit Handgezupftem hatte ich bisher das Problem, dass ich entweder viel zu wenig Fasern in der Hand hatte für die Garnstärke, die mir vorschwebt (ich neige eh zum Dünnspinnen, mit wenig Faser in der Hand wird das dann ganz schnell extrem dünn...) oder mir die Fasern beim Zupfen und Sammeln in der Hand dann gleich anfilzen. Aber ich werde es bestimmt nochmal versuchen damit, vielleicht kann ich ja irgendwie sinnvoll zwschenlagern.
Danke!

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von spulenhalter » 15.05.2018, 09:30

Mein Rudi Raffzahn hat bereits alles verarbeitet.

Das ist Alpaka und auch Schaf, unterschiedlichster Rassen und Längen.
Da meine Frau meist ungewaschene Wolle spinnt, kommt die Wolle fast immer ungewaschen auf die Karde.

Bisher habe ich die Walze in den Jahren nur einmal waschen müssen, obwohl die Wolle oft gut fettig ist.
Danach reicht es meist, dass man trockene Wolle (z.B. Rest Alpaka) kurz drüber laufen läßt, dann ist alles wieder fettfrei und sauber.

Das ist aber auch nur erforderlich, wenn man z.B. einen Kammzug mischen möchte und dann die Karde ganz sauber sein soll.
Gruß Mathias

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Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von Basteline » 15.05.2018, 16:25

Ich habe einmal in meinem Leben gesehen, dass jemand auf dem rheinischen Wollmarkt in Euskirchen fette, schmutzige Rohwolle kardiert hat.
Ich kann euch sagen, soooo eine Sauerei habe meine Freundin und ich nie zuvor und nie danach wieder gesehen.
Die Fasermatte war dermaßen dicht und Lanolinverklebt, dass die Dame es nicht vom Kardierer runter bekam und das Ganze dann mit der Schere aufschneiden und mühsam runterheben musst. Das Vleis sah nicht nur unappetitlcih aus sondern noch viel shcliommer. Und erst recht das arme Kardiergerät. :-((
Das hatte so einen negativen Eindruck bei mit hinterlassen, dass ich lange keinen Kardierer kaufen wollte.
Bis ich es bei einer Spinnfreundin in Aktion sah.
So schöne weiche, weiße, gewaschene Wolle wurde kardiert und ergaben wundervoll wie Wattewolken aussehende Batts.
Da war ich überzeugt, dass Kaardiertiere doch was TOLLES sind.
Dies meine 2 Cent zum Thema Rohwolle kardieren.
Von mir ein ganz herzhaftes: NEIN, nie und immer. :)
Liebe Grüße
Basteline

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von shorty » 15.05.2018, 17:11

Ich empfinde das sehr ähnlich.
Die Wolle muss nun nicht staubtrocken sein, und ich mag auch den Schafgeruch :-) Rohwolle kardieren und verspinnen find ich aber bis auf kleine Proben und Ausnahmen wirklich eklig.

Zudem mache ich die Kardiermaschine nach jeder Charge sauber, auch bei gew. Wolle. Einfacher zu reinigen ist das nicht unbedingt mit Rohwolle im Fett, und auch die Alpakwolle zum reinigen ist roh unglaublich schmutzig, sieht man meist wenn man sie wäscht :-)) Ich reinige übrigens seit über 10 Jahren fast nur mit dem Staubsauger.

Aber letztlich kanns klar jeder halten wie er möchte.
Und obwohl ich wie gesagt den Schafgeruch sehr mag, beim Spinnen im Wohnzimmer neben nem Käffchen usw muss ich den Geruch nicht haben.
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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von hirngespinst » 16.05.2018, 19:52

Ich habe die wolle jetzt ganz schlicht aufgezupft versponnen, hat wunderbar geklappt und genau das wilde Garn ergeben, das ich so gern haben wollte. Danke für den Anstoß, Klara!

Und nachdem ich nach dem Probekardieren jetzt endlich meine Handkarden wieder sauber habe, weiß ich ganz sicher, dass ich das mit der Trommelkarde nicht ausprobieren möchte. Rohwolle spinne ich gern, auch im Wohnzimmer (sofern sie halbwegs passabel ist), aber das Reinigen der Handkarden war schon blöd genug, das brauche ich mit der Trommel ganz bestimmt nicht. Das Wollfett mit einer entsprechenden Menge Dreck drin hatte sich sogar bei den Handkarden auf die Basis vom Belag gesetzt, ich habe mit Seife und Wurzelbürste und heißem Wasser werkeln müssen, um das wieder sauber zu bekommen.

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von Klara » 17.05.2018, 11:28

Bitte, gern geschehen. Ich bin immer für die einfachste und arbeitssparendste Lösung und find's überflüssig, die Fasern zuerst glatt zu bürsten oder kämmen, um sie danach wieder zu verwursteln.

Ciao, Klara

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Re: Rohwolle kardieren

Beitrag von Basteline » 17.05.2018, 16:13

Ich habe schon wunderschönes, wildes Garn aus gewaschenen Fasern gesponnne, sauber und direkt aus der Flocke.
Geht wunderbar, nichts ist verklebt und kein anstrengendes Ausziehen der Fasern hat meine kränkelnden Hände belastet, weil das Lanolin mir das Spinnen erschwert hätte.
Liebe Grüße
Basteline

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