Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

steinmetz
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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von steinmetz » 06.09.2016, 10:05

Natürlich habe ich dutzende Videos angeschaut und bin zu dem Schluß gekommen, daß Trommelkarde und Wollkämme unterschiedliche Ergebnisse liefern.
Das Eine läßt sich nicht einfach durch das Andere ersetzen.
Sonst gäb´s ja nicht beides.

Eine gut ausgestattete Werkstatt habe ich...aber da ich für meine Arbeitszeit im Normalfall auch Geld bekomme, kalkuliere ich die Zeit, die ich bräuchte zum Selbstbau, mit ein und komme zu dem Ergebniss, daß ich schon 3 Stunde bräuchte, mit allem drum und dran.
Und hab dann ein Werkzeug, von dem ich nicht wirklich weiß, worauf es ankommt.
Warum soll nicht jemand Geld für seine Arbeit bekommen, der sich Gedanken gemacht hat und weiß, worauf es ankommt?

Die Knubbel bei der Trommelkarde...
Damit meine ich die U-förmig um die Zinken liegenden Fasern, selbstverständlich ist Stroh und Nachschnitt raussortiert und das Vlies gewaschen und gezupft.
Ich hab auch kein Problem damit, sorgfältig zu arbeiten.
Und wenn ich die Fasern oben auf die große Walze laufen lasse, werden es auch weniger Us, trotzdem...anderes Ergebnis.

Wenn ich die Fasern duch ein Dizz ziehe, liegen sie nicht U-förmig und ich hab eben einen Kammzug, der halbwegs gleichmäßig dick ist.

Und damit zurück zu meiner Frage:
Lieber Tischkamm (der breite Rechen) und Handkamm, oder zwei Handkämme, wovon einer denn quasi als schmaler Tischkamm funktioniert.

Vielen Dank für´s lesen,
LG,
Iris

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von XScars » 06.09.2016, 11:11

Ich habe beides (Blending hackle und Kammstation von Wingham Woolworks aus UK).

Ich finde man kann beides nicht vergleichen weil es einen unterschiedliche Zweck hat. Mit der Kammstation verarbeite ich Rohwolle zu Kammzug. Ich packe ein Kammladung Wolle auf den fixierte Kamm und transferiere ihn auf den 2. Kamm. Dann tausche ich. So oft mache ich das nicht, aber so habe ich es aus Videos gelernt und finde das auch sinnvoll.

den breiten Tischkamm nutze ich zum mischen von Kammzügen. Der wird befüllt und dann direkt mit dem Diz der Kammzug abgezogen. Ich wüßte nicht warum ich den zum Rohwolle kämmen nehmen soll. Wenn ich ihn befülle ist ja viel mehr als eine Kammladung drauf, das bringt mir ja dann nicht wirklich viel.

natürlich kann man mit einem fixierten Kamm auch einfach nur die Spitzen öffnen, also einmal das eine Ende, dann dass andere Ende durch den Kamm ziehen, wie man das auch mit einer Flickkarde/Handkarde kann. Aber auch dabei nutzt mir die Breite des Tischkamm nichts.

Ich verstehe glaube ich dein Problem nicht ganz. Es sind 2 versch. Werkzeuge die für verschiedene Aufgaben gedacht sind.

Eine Trommelkarde ist ja nochmal was ganz anderes, natürlich bekommt man unterschiedliche Ergebnisse, das eine ist kardiert und gibt hinterher ein Streichgarn, das andere ist gekämmt und gibt ein Kammgarn und je nachdem wie man das ganze angeht bekommt man alle Varianten dazwischen.
Zuletzt geändert von XScars am 06.09.2016, 14:04, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von shorty » 06.09.2016, 11:36

Vor allem diesen Satzteil finde ich sehr wichtig
, und je nachdem wie man das ganze angeht bekommt man alle Varianten dazwischen.
Ich sehe es auch so, dass man nicht zwingend das eine durch das andere ersetzen kann, vieles hängt letztlich auch vom Material ab.
Es gibt Fasern die lassen sich nun mal nicht gut kämmen, andere widerum nicht gut kardieren.

Und es gibt da wie im obigen Satzteil angesprochen nicht nur schwarz und weiss, sondern ganz viele Grauabstufungen dazwischen.
Ich würd jetzt mal kühn behaupten, dass viele einen im kurzen Auszug gesponnenen Faden aus nem sehr sorgfältig kardierten Battt nicht von nem aus Kammzug gesponnen unterscheiden können.
Spinne selber jetzt schon Jahre, also mir gelingt das nicht zuverlässig, weils eben ganz viel "grau " gibt.
Kammzüge die ich auf dem Michi spinne sind nicht gleichmäßiger als die drei Bilder aus Batts....

Es spielt nämlich nicht nur die Aufbereitung sondern auch die Spinntechnik, das Material und das Können ne große Rolle.
Häckchen habe ich übrigens nur bei sehr feinen Fasern, bei allen anderen Landschafrassen habe ich keine auch nicht wenn ich von unten zuführe.. auch Klaras türkises Batt war sehr ! gleichgerichtet ohne Haken
Ich glaube Klara hat schon mal 2 versch. Testfäden eingestellt, ich hätte nicht sagen können wie aufbereitet...

selbsgezogene Diz Kammzüge sind übrigens keinesfals so gleichmäßig in der Dicke wie in der Industrie :-))
Wie Xscars auch sehe ich nen Tischkamm eher zum Mischen
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von Klara » 06.09.2016, 12:36

steinmetz hat geschrieben:... bin zu dem Schluß gekommen, daß Trommelkarde und Wollkämme unterschiedliche Ergebnisse liefern.
Das Eine läßt sich nicht einfach durch das Andere ersetzen.
...
Shorty hat geschrieben:...Ich würd jetzt mal kühn behaupten, dass viele einen im kurzen Auszug gesponnenen Faden aus nem sehr sorgfältig kardierten Battt nicht von nem aus Kammzug gesponnen unterscheiden können....
Hier habe ich die Probe aufs Exempel gemacht: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 43&t=13043

Meine Trommelkarde (die Louet Junior), von mir bedient, liefert kein sehr anderes Ergebnis als die Kämme - bei sorgfältigem Arbeiten (und wenn man in Faserlängsrichtung verspinnt und nicht etwa ein gigantisches Rolag dreht wie ich das in irgendeinem Video gesehen habe).
steinmetz hat geschrieben:Eine gut ausgestattete Werkstatt habe ich...aber da ich für meine Arbeitszeit im Normalfall auch Geld bekomme, kalkuliere ich die Zeit, die ich bräuchte zum Selbstbau, mit ein und komme zu dem Ergebniss, daß ich schon 3 Stunde bräuchte, mit allem drum und dran.
Und hab dann ein Werkzeug, von dem ich nicht wirklich weiß, worauf es ankommt.
Warum soll nicht jemand Geld für seine Arbeit bekommen, der sich Gedanken gemacht hat und weiß, worauf es ankommt?
Dein Vertrauen in die Hersteller ehrt dich. Leider kann ich es nicht teilen - meines Wissens gibt es echte englische Wollkämme, wie von Peter Teal beschrieben (mit unterschiedlich dicken Zinken) nirgends zu kaufen - auch nicht bei den Leuten, die behaupten, nach dem Buch zu bauen. (thomas_f hat welche gekauft und drüber berichtet). Aber ich hatte sowieso nicht vorgeschlagen, echte englische Kämme zu bauen, sondern Minikämme (die brauchen wesentlich weniger Zinken, und das Anspitzen der Zinken kostet die meiste Zeit). Bei Louet sitzen da z. B. die Zinken in Plastik und fallen angeblich gerne aus, wenn man ein bisschen härter hinlangt. Wenn ich sowas höre, dann baue ich doch lieber selbst - mir macht das nämlich Spass...

Ciao, Klara

Übrigens, wenn man ganz fein spinnen will, tut's auch ein Hundekamm. Da arbeitet man dann Strähne für Strähne, aber wenn aus jeder Strähne etliche Meter werden, ist das durchaus akzeptabel.

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von shorty » 06.09.2016, 13:21

Danke Dir fürs raussuchen ♥ wusste doch da war was :-)))
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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von XScars » 06.09.2016, 14:09

Klara, bei dem kardierten hattest du aber extra so kardiert, dass die Faserrichtung erhalten bleibt oder?

Denn wenn ich jetzt für ein Streichgarn kardieren würde, würde ich ja nicht wirklich die Faserrichtung erhalten.

Auch wenn man Industriekammzüge kardiert und dabei die Faserrichtung beibehält, wird man eher ein Garn bekommen, dass eher in Richtung Kammgarn geht als wenn ich absichtlich mehrere durchgänge mache und dabei die Fasern auch mal quer zuführe.

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von Hummelbrummel » 06.09.2016, 15:53

Es wurde ja schon viel geschrieben, was ich auch so sehe....

Meine Erfahrung:
Ich habe mir seinerzeit diese gekauft:
http://www.winghamwoolwork.co.uk/cardin ... combs.html

Ich benutze sie auch gerne (je nachdem, was ich für Wolle habe und was ich machen möchte), aber meistens nur mit beiden Kämmen in der Hand, was mir mehr liegt, als mit einem stationären Kamm.
Lediglich bei manchen Wollen klemme ich einen Kamm zum Aufstecken fest und löse ihn dann wieder zum Kämmen.
Von daher hätte es für meine Bedürfnisse auch die einfachere Version oder nur Handkämme getan.
Die Sehnsucht nach einer größeren Kämmstation hat mich noch nicht überkommen, auch weil sie Platz sowohl zum Verstauen als auch zum Arbeiten braucht.
Die Handkämme kann man mal eben zwischendurch oder nebenbei benutzen ohne groß zu räumen und zu schrauben.

Viele Grüße
Hummelbrummel

Klara
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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von Klara » 06.09.2016, 16:48

XScars hat geschrieben:Klara, bei dem kardierten hattest du aber extra so kardiert, dass die Faserrichtung erhalten bleibt oder?

Denn wenn ich jetzt für ein Streichgarn kardieren würde, würde ich ja nicht wirklich die Faserrichtung erhalten.

Auch wenn man Industriekammzüge kardiert und dabei die Faserrichtung beibehält, wird man eher ein Garn bekommen, dass eher in Richtung Kammgarn geht als wenn ich absichtlich mehrere durchgänge mache und dabei die Fasern auch mal quer zuführe.
Wiesollte ich sonst kardieren? Eine Haarbürste zieht die Fasern glatt (solange man normal bürstest und nicht Toupier- oder sonstige Verwirrversuche machst), und zwei Karden - egal ob Handkarden oder Trommeln - tun das auch, oder sogar noch besser.

Ich weiss nicht, woher das Gerücht kommt, dass die Trommelkarde die Fasern kreuz und quer legen würde, ich hab' mich zu dem Thema schon vor Jahren mit irgendjemand gestritten. Die Trommelkarde glättet nicht besonders (Industriekammzug wird ja teilweise glatt gedämpft), gekräuselte Fasern bleiben kräuselig und es stellt sich auch mal die eine oder andere quer. Aber grundsätzlich sind die Fasern ziemlich parallel ausgerichtet, wie beim Handkardieren übrigens auch. Oder wie gebürstete Haare am Kopf...

Wenn man die Fasern quer zuführt, wird "theoretisch schlimmstenfalls" jede von einem Häkchen erfasste Faser zusammengefaltet, was sie halb so lang und doppelt so dick machen würde (bei Knick in der Mitte). In der Praxis sieht das Vlies zumindest sehr ähnlich aus wie mit längs zugeführten Fasern und das Garn auch (kardieren geht nur schneller). Zumindest mit nacktem Auge und Fingerspitzengefühl - Lupe habe ich nicht zum genauen Hinschauen.

Das was Streichgarn zu Streichgarn macht ist erstens schon mal eine stark gekräuselte, kurzstaplige Wolle, die beim Abnehmen von der Handkarde quer zur Faserrichtung zusammengerollt wird und dann noch in einer ganz speziellen Form des langen Auszugs versponnen wird - beim "point of twist"-Auszug werden die Fasern nämlich wieder langgezogen und ein bisschen geglättet.

Ciao, Klara

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von Asherra » 06.09.2016, 17:00

Was ich bisher ausprobieren konnte...
Wollwolffsche Kämme: für feine bis sehr feine, evt. auch kurze Fasern in kleinen Portionen (3-5gr, von Ouessant bis Kamel ging alles gut)
Wingham Woolworks: für längere, nicht zuuu glatte Fasern, geht mehr drauf (10-15gr, Kamel ist zu kurz, manches Alpaka zu glatt, Schaf geht normalerweise außer vielleicht ganz kurzes Fleischschaf)
Einreihige Minis können nett sein, um Locken zu öffnen, ähnlich wie eine Flickkarde.

Alles, was Nägel als Zinken hat ist eine Qual, zu dick, zu stumpf, zu rauh, Abstände zwischen den Zinken zu groß. Da würde ich lieber mit zwei Hundekämmen arbeiten.

Tischkamm ist, wie schon erklärt wurde ein völlig anderes Arbeitsgebiet.

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von steinmetz » 07.09.2016, 04:45

Guten Morgen!

Herzlichen Dank an Alle, ich habe meine Entscheidung mit Eurer Hilfe treffen können, zudem war die Diskussion auch sehr interessant und lehrreich!

Einen schönen Tag wünscht
Iris

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Re: Hilfe: Kämmstation/Tischkamm

Beitrag von maxundmohrle » 09.09.2016, 11:04

Hmm, hätte noch einen Anbieter: Wollschaaarf ! die sind meistens nicht so preisintensiv. Sascha ist glaub ich auch hier im Forum.
Liebe Wollgrüße aus Sachsen von Maxundmohrle

In jeder Minute, die man mit Ärger verbringt, versäumt man 60 glückliche Sekunden.

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