Instandsetzung eines alten Böckchens

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KleinMü
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Instandsetzung eines alten Böckchens

Beitrag von KleinMü » 03.08.2016, 15:00

Eine Freundin meiner Mutter hat mir einen Müllsack in die Hand gedrückt mit den Worten: "Du kannst bestimmt damit etwas anfangen."
Im Beutel steckte ein Spinnrad.
Die gute Nachricht: kein Holzwurmbefall.
Die schlechten: -der Knecht fehlt
-die Bremse fehlt
-der Tritt hat einen Riss
-keine Häkchen am Flügel
-die Spulen sind zu lang
-die Höhenverstellung klemmt
Erstmal habe ich es sauber gemacht, den Tritt geleimt und zum durchtrocknen in den Heizungskeller gestellt. In den nächsten Tagen/Wochen werde ich sehen, ob ich das arme Ding wieder zum Laufen kriege.
Leider habe ich keinen Platz um es zu behalten, wenn also jemand Interesse daran hat, kann er sich gerne per PN melden.

Liebe Grüße

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Re: Instandsetzung eines alten Böckchens

Beitrag von spulenhalter » 03.08.2016, 21:30

Ein schönes Spinnrad.

Zu deinen Problemchen:
- Knecht fehlt - Ein Draht 1,5 mm stark, (keine Sehne, die singt), geschmückt mit ein paar Perlen, ersetzen den Knecht.
Die Verbindung zum Knecht - Leder als Gleitfläche und einen Blechstreifen zur Versteifung (siehe meine Galerie)
- Das Spinnrad ist einfädig, Spule angetrieben, Flügel gebremst. In der Lochrechts neben dem Einzig einen Knebel einsetzen undeine Schnur entsprechend führen - Fertig ist die Bremse
- Haken fehlen - Es gab nur einen Haken, der weitergesteckt wurde. Der passende Durchmesser sollte eine Fahrradspeiche sein. Ich hatte auch schon Bilder gepostet, wie der Haken gebogen sein muss, dass er sich gut selbst hält.
- Spule zu lang, aber keine Drechselbank - vielleicht läßt sich eine Seite lösen. viele Spulen sind geklebt. dann den Kern absägen und neu kleben.
- bestimmt klappert die Spule - Lederlager helfen garantiert
- Höhenverstellung - wenn es ganz schlimm klemmt, muß man das Außengewinde nachfeilen. Meist reicht aber ein Fetten des Gewindes mit Lederfett oder Kerzenwachs, kein Bienenwachs - das klebt.

Nun wünsche ich dir viel Spass. Vor allem lernt man viel über Spinnradtechnik, wenn man ein Spinnrad selbst rekonstruiert.
Gruß Mathias

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Re: Instandsetzung eines alten Böckchens

Beitrag von KleinMü » 05.08.2016, 10:32

Danke für deine Tipps, auf einen Draht als Knecht wäre ich nie gekommen!
Ich habe im Fundus ein Stück Nussbaumholz gefunden, aus dem der Knecht entstanden ist. Die kleinen Teile daneben sollen die Bremse werden.
100_6919.jpg
Die Spulen habe ich mittlerweile auch erfolgreich gekürzt. Der Leim lies sich nicht lösen, also habe ich sie kurzerhand abgesägt, das Loch aufgebohrt und den Kern wieder eingeleimt. Hier ein Vorher-Nachher-Bild.
100_6918.jpg
Die Fahrradspeiche war zwar ein guter Tipp, allerdings ist der Lochdurchmesser größer. Ich muss also einen dickeren Draht finden und entsprechend biegen. Oder hat jemand noch einen anderen Trick auf Lager?

Problematisch bleibt weiterhin die Höhenverstellung. Das Holzgewinde prinzipiell mit Kerzenwachs geschmiert werden ist mir klar, allerdings kann ich das Gewinde gar nicht so weit drehen, dass das Wachs irgendwo hingelangt. Auch ein Nachfeilen ist somit nicht möglich.
Ich dachte, dass das Holz einfach etwas aufgequollen ist und sich nach dem trocknen etwas tut. Bisher aber kein Erfolg. Es bleibt erstmal übers Wochenende im Heizungskeller, mal sehen ob es dann besser ist.

Liebe Grüße

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Re: Instandsetzung eines alten Böckchens

Beitrag von wollwolff » 05.08.2016, 18:14

Hallo!
Zum Häckchen-Fahrradspeiche und Co:

Schiebe doch einen Ring über einen Fügelarm, möglichst dünnwandig, drahtig ( Schlüsselring, Dichtring, Gardinenring, Kettenglied, Ehering uvam.).
der verspannt sich etwas und klemmt ganz propper. Hieran entweder S-Draht oder C- Draht oder garnichts einhängen und schon hast Du einen Schiebehaken).

Zum Holzgewinde:

Meist ist es im Axialanlauf gefressen, da es dort nur vom Querstift in einer Nut arretiert wird. Da der Stift aus Holz ist, kann hier eine Ursache sein.
Ich würder die Axialtifte am Hals austreiben und die Spindel und Nut freistellen. Diese mit Drahbürste, Schleifpapierknick o.ä. reinigen und bearbeiten, bis sie
leicht im Holzmuttergewinde läuft. Schmieren würde ich mit gutem altem Bohnerwachs bzw. klarer Schuhcreme.

LG von Jürgen ^..^

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Re: Instandsetzung eines alten Böckchens

Beitrag von KleinMü » 09.08.2016, 13:10

So, es gibt gute Neuigkeiten. Anscheinend war das Holz wirklich gequollen, heute hat sich das Gewinde bewegen lassen und ich konnte es gründlich mit Kerzenwachs fetten. Jetzt läuft es wie geschmiert. Den Knecht und die Bremse habe ich auch eingebaut, soweit funktioniert alles gut.

Da ich noch keinen dicken Draht gefunden habe, kommt die Schiebehaken-Idee wie gerufen. Vielen Dank dafür! Ich denke, dass ich etwas passendes habe, meinen Ehering sollte ich wohl nicht benutzen, da wird mein Mann sonst böse! :D

Hier mal Bilder von Knecht und Bremse im eingebauten Zustand. Ich hoffe, ich kann bald Bilder mit Garn auf der Spule vorzeigen.
100_6922.jpg
100_6924.jpg
Nochmal herzlichen Dank für alle Tipps und Tricks!
Liebe Grüße

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Re: Instandsetzung eines alten Böckchens

Beitrag von KleinMü » 02.12.2016, 11:43

Es hat leider ein wenig gedauert, aber ihr ist das versprochene Bild mit Garn auf der Spule:
Flügel.jpg
Wir mussten uns erst zusammengerauft hatten, aber jetzt läuft es.

Liebe Grüße

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