Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Rund ums Färben von Fasern, Garnen und Stoffen

Moderator: Perisnom

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Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Lilahula » 18.07.2016, 10:23

Hallo zusammen,

bei der Hamburger Wollfabrik habe ich Tussah-Bourette-Seide, 1 fädig, 850m auf 50 g, gekauft und zusammen mit einem Merinofaden mit Ashford-Farben gefärbt. Sollte ein Zwirnfaden werden. Leider ist er nach dem Färben richtig hart, ja fast drahtig geworden. Kann man nicht verstricken.

Woran könnte das liegen? ich habe noch 250 g der Tussah-Bourette-Seide und möchte sie ungern wegwerfen.

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.

Herzliche Grüße
Karola

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von shorty » 18.07.2016, 11:07

Seide mag nicht gerne zu heiss, und braucht auch nach dem Färben selbst wenn man die Temperatur eher bei 60 - 70 Grad hält ein bisserl Zeit , ist häufig "bockelig" danach...

Seidenkammzüge "knautsche " ich meist etwas, dann verlieren sie das Steife häufig wieder. Weiss nicht ob auf Deinen Fall übertragbar.
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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Spingirl » 18.07.2016, 12:16

Hatte ich auch schon. Hab danach die Seide wieder erwärmt auf etwa 70 Grad und, wie shorty sagt, beim Abkühlen ein bißchen "geknautscht". Ganz kuschelig weich ist der Faden danach trotzdem nicht geworden, aber doch so, daß man ihn weiterberarbeiten konnte (ich habe damit gewebt). Vielleicht hilft beim 2. Erwärmen auch ein zusätzlicher Tropfen Spüli.

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Klara » 18.07.2016, 13:19

Ich hab' das Gefühl, dass ich in einem meiner Videos zu dem Thema was hab', aber ich weiss jetzt nicht in welchem :( Eine kurze Google-Suche nach "silk fibres sericin stiff" hat "A Text Book of Fibre Science and Technology" gefunden (der Link wäre mehrere Zeilen lang und Text kopieren geht von Google Books aus nicht), wo das Gleiche steht, was ich so dumpf im Hinterkopf habe.

Grundsätzlich, zur Seide die's nicht zu heiss mag: Les' ich im Internet dauernd. Profi-Seidenmaler fixieren die Farben (auf Seidenstoff, also "degummed", wie immer man das auch übersetzt) aber im Wasserdampf, und der hat per Definition mehr als 100 Grad. So furchtbar hitzeempfindlich kann Seide also nicht sein. Wenn ich Seide färbe wird die auch gekocht oder gedämpft und hat sich bis jetzt noch nicht beschwert...

Viel Glück, Klara

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von shorty » 18.07.2016, 14:21

Aushalten tut sies gut, find ich, nur sie ist danach noch bockeliger als sonst :-))) Wolle kann man ja auch kochen, mach ich dennoch selten...
Und ja das mit dem Seidenmalen kann ich bestätigen, da auch schon praktiziert.. verhält sich dennoch ein wenig anders als mit Seidenkammzug , find ich jedenfals, auch wenn die Faser natürlich die selbe ist.
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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Spinnwinde » 18.07.2016, 14:26

Kann ich nicht bestätigen, dass sie wegen Hitze bockelig wird. Mir ist es aber mal mit zu viel Essig passiert, ev. liegts eher an zu viel Säure?

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von shorty » 18.07.2016, 14:30

Auch ne mögliche Option, ich vermute dass wie bei Wolle es schwierig ist, ne immer anwendbare Regel aufzustellen.
Auch Seide gibts letztlich ganz verschiedene Sorten, Qualität und Aufbereitung...
Evlt differieren da die Ausgangsmaterialien schon,so meine Vermutung aus der Aufzupfdiskussion...
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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Klara » 18.07.2016, 14:55

shorty hat geschrieben:....
Evlt differieren da die Ausgangsmaterialien schon,...
Das auf jeden Fall - die Seide die bei mir rumliegt ist vor so langer Zeit gekauft, dass wohl keine Forumsmitglied noch welche aus der gleichen Charge hat ;) Ausserdem habe ich Maulbeer-Kammzug, Tussah ist aus und Bourette hatte ich, glaube ich, noch nie.

Wenn ich's nicht vergesse, schaue ich nachher mal in mein Patsy Z. Video zum Thema Seide spinnen rein...

Ciao, Klara

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Lilahula » 18.07.2016, 14:56

Interessante Gedanken und Anmerkungen :danke:

Ich hatte das Garn - 1 Faden Merino, 1 Faden Tussah- Bourette - wie immer mit etwas Spülmittel und Essig eingeweicht. Dann habe ich ihn in eine Schüssel mit kaltem Wasser und Farbmischung gelegt. Der Merinofaden nahm sofort Farbe an, der Seidenfaden blieb ungefärbt. Bei Gabriele Breuer habe ich nachgelesen, dass Seide besonders lange, mit mehr Spülmittel und einer höheren Temperatur (60 - 70 Grad) eingeweicht werden soll. Gesagt, getan und auch der Seidenfaden nahm Farbe an. Anschließend wurde das Garn in der Mikrowelle fixiert, ausgewaschen, mit etwas Shampoo gewaschen und nochmals etwas Essig ins vorletzte Spülwasser zugesetzt. Ich verwende Haushaltsessig, Menge nach Gefühl.

So habe ich bisher immer Garne und Fasern gefärbt, hat auch gut geklappt. Bis jetzt. Daher meine Vermutung, dass es an diesem speziellen Seidenfaden liegt.

Herzliche Grüße
Karola

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Lilahula » 18.07.2016, 16:37

"Knautschen" hat ein bisschen geholfen, reicht aber nicht.

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Klara » 19.07.2016, 13:29

Patsy Z. sagt, das Problem sind Reste von Sericin, und schlägt vor, den Strang zusammenzudrehen (richtig gewaltsam auf dem Video) and dann ruckartig dran zu ziehen und den Kleber aufzubrechen.

Weil ich schon dabei bin habe ich dann auch noch in meinen Büchern gesucht, wo nirgends steht dass Seide keine hohen Temperaturen vertrüge (ich frage mich, wo das herkommt?), im Gegenteil:

Peggy Walsh schreibt in The Yarn Handbook: Kokons werden zum Haspeln in 80 Grad warmen Wasser eingeweicht, das das Sericin aufweicht und das Abhaspeln des Fadens möglich macht.

Alden Amos schreibt, dass bei der Kokonverarbeitung das Sericin zwar aufgeweicht wird aber nicht entfernt, weil das besser beim fertigen Faden oder sogar Stoff geht. Er empfielt, den Seidenstrang in starker Seifenlauge zu köcheln. (Was natürlich für das Merino in deinem Faden gar nicht gut wäre...)

Und hier hast du noch mehr Info zum degummming: http://www.wormspit.com/degumming.htm Michael Cook züchtet seine eigenen Seidenraupen und verabeitet ihr Produkt und dürfte DER internetaktive Seidenexperte sein.

Ciao, Klara

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von XScars » 19.07.2016, 15:56

Als wir im Kurs mal Seidenhankies/Caps aus Kokons selber gemacht haben, war das Wasser auch glaube ich etwa 80 Grad heiß, und wenn ich mich recht erinnere war im Wasser Ammoniak und Seife.

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Lilahula » 21.07.2016, 18:56

Danke für eure Anmerkungen, besonders dir, liebe Klara, für die Mühe, die du dir gemacht hast.

Herzliche Grüße
Karola

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Klara » 22.07.2016, 14:06

Halt uns bitte auf dem Laufenden, wie's weiter geht, bzw. was letztendlich geholfen haben wird! Ich hab' hier auch noch einen Strang Haspelseide, der sich gar nicht seidig anfühlt, ganz zu schweigen von etlichen Hankies...

Ciao, Klara

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Re: Probleme beim Färben von Tussah-Bourette-Seide

Beitrag von Lilahula » 22.07.2016, 14:20

Auf folgender Web-Seite habe ich noch Infos zu Bouretteseide gefunden, demnach dürfte ich nichts falsch gemacht haben.

http://textile-ideen.blogspot.de/2014/1 ... -ganz.html

Die kurzen Seidenfasern von Bourette können nicht vollständig entbastet werden.

Seidenstoffe können unbesorgt köchelnd mit Säurefarben (z.B. dampffixierbaren Seidenmalfarben) eingefärbt werden. Sie vertragen aber auch die Färbung mit Procion MX.
Wegen des verhandenen Seidenleims, muss Bourette vor dem Färben immer gut durchfeuchtet werden. Ein Vorwaschen kann die Farbaufnahme weiter verbessern.
Wir waschen Seide mit einem Bio-Wschmittel immer in der Waschmaschine (40°C). Bei Handwäsche gut spülen und dem letzten Spülwasser einen Schuß Essig beigeben (das neutralisiert eventuell noch vorhandene Seifenreste).

Herzliche Grüße
Karola

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