Die Geschichte des Spinnens

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Tulipan
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Tulipan » 19.12.2014, 09:15

In den ärmeren Gegenden Europas wurde bis in das 20ste Jhd. mit der Spindel gesponnen, meistens Leinen und immer mit einem Rocken. Wie man Wolle für den Rocken aufbereitet und spinnt, kann man in dieser Videoserie gut beobachten:
http://vimeo.com/saberfazer/videos

Und auch hier findet man viele Anregungen, v. a. die Bilder aus Frankreich und Südosteuropa könnten für dich passen.
http://www.uibk.ac.at/urgeschichte/proj ... typologie/

Ich habe zu dem Thema schon öfter hier geschrieben, wenn du mal Beiträge von mir mit dem Stichwort Rocken suchst, findest du noch mehr links.

lG
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Cherubina » 20.12.2014, 22:07

Vielen lieben Dank euch beiden. Besonders der letzte Link ist ja toll! Mit Rocken habe ich noch nie gearbeitet, aber für den Zweck hätte ich es mal probiert.

Leider hat sich mein Spinneinsatz erledigt. Schon in der nächsten Probe wurde mir verkündet ich solle doch besser stricken und nicht spinnen. Auf vorsichtige Rückfrage bei der Regieassistenz hieß es nur, das gefiele dem Regisseur besser. Ich kann nur spekulieren, aber vielleicht meint er zu viele würden das Spinnen nicht als solches erkennen und die Tätigkeit lenkt dadurch von der eigentlichen Handlung ab!? Stricken ist bekannt und nicht besonders spannend...

Ich find ein bisschen schade, aber solche Entscheidungen liegen natürlich immer bei der Regie.

Trotzdem hab ich wieder was gelernt!
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Coriander » 23.02.2016, 00:59

Gibt es vielleicht irgendwo Aufzeichnungen über die Entwicklung der Wirtelformen bei Handspinndeln?
Mich lässt folgende Frage nicht los:
Nach meiner Erfahrung funktioniert eine bestimmte Form am besten. Ich würde sie als ausgehölte Scheibe beschreiben.
Man hat einen normalen kreisförmigen Wirtel, der aber wie bei einer Schüssel ausgehölt ist-d.h ausen wiegt die Scheibe mehr als am Stab direkt was die Dreheigenschaften verbessert. Solche Spindeln drehen oft lange und gut und bleiben kurz stehen bevor sie sich in die Gegenrichtung drehen.

Nach meiner Erfahrung nicht so gut läuft die Birnenform, die (Halb)Kugelform und der Kreisel.
Also alles Formen bei denen der Hauptteil es Gewichts am Stab liegt da sie sich zur Mitte hin verdicken.

Die Kreiselform macht denke ich Sinn, wenn sie einen sehr langen Stab halt und als Suported Spindel verwendet wird aber sonst?

Wieso gibt es all diese Formen?
Wie haben sich Formen gehalten die nicht so toll laufen?

Bisher konnte mir noch niemand darauf eine gute Antwort geben.
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von shorty » 23.02.2016, 09:18

Vermutlich hat das nicht nur mit den Laufeigenschaften zu tun.
Ich geb Dir Recht, auch ich komme mit der Becherform am besten klar, weil sie sich sehr gut beschleunigen lässt und durch die physikalischen Gesetze mit Gewicht am Wirtelaussenrand einfach besser läuft.
Allerdings ist sie wesentlich schwieriger herzustellen als einfach ein runder Tonklops..ein mit Wolle umwickelter Stab oder ein durchbohrte Münze.
Zudem macht vieles glaub ich die jahrelange Übung wett, spätestens wenn man Frauen in den Anden betrachtet, dürfte bei der starken Spindelfüllung der Kern relativ egal sein, sie spindeln dennoch begnadet.
Zeit spielte auch nicht die Rolle wenn man weit zurück geht.
ich denke das hat eine Vielzahl von Facetten nicht nur eine.
Die french hat sich obgleich man damit doch relativ langsam spindelt trotzdem lange gehalten, auch wir spindeln heute vieles supported, obgleich das Material sich auch anders wesentlich schneller spinnen lassen würde.
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Klara » 23.02.2016, 11:11

Bei den Wirtelformen ist bestimmt viel Tradition dabei: "Spindeln haben schon immer so ausgesehen, also machen wir sie auch weiter so". Wie Shorty sagt, die Becherform ist relativ kompliziert herzustellen - ich würde vermuten, sie braucht eine Drechselbank (seit wann gibt's die?), damit sie einigermassen flott richtig rund wird. Und der Drechsler hatte ja auch noch was anderes zu tun als mit Spindelformen zu experimentieren...

Ausserdem ist da auch viel persönliche Vorliebe der Spinnerin dabei - ich hab' ein paar solche "Becher"-Spindeln - benütze aber viel öfter meine Goldings mit Ring aussen rum. Oder die scheibenförmigen Wolly Designs mit dem supergrossen und ganz dünnen Wirtel mit Ausschnitten - die drehen nämlich auch so wie von dir beschrieben.

Was die Literatur zum Thema angeht: In den meisten Büchern zum Thema Handspindeln steht was über die verschiedenen Spindelformen, spontan einfallen tut mir Betty Hochberg: Handspindles http://www.amazon.de/Handspindles-B-Hoc ... 0960099042

Und hier habe ich auch einen Artikel zum Thema http://askthebellwether.blogspot.fr/200 ... swvyGHn4yo den ich aber noch nicht gelesen habe.

Ciao, Klara

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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von aprilhexe » 23.02.2016, 13:18

Zur Entwicklung der Wirtelformen ist vielleicht dieser Link interessant https://www.uibk.ac.at/urgeschichte/pro ... logie.html (ursprünglich vom Landschaf), etwas nach unten scrollen, da gibt es Beispiele aus aller Herren Länder.
LG
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Amalie » 24.02.2016, 10:37

Wir sollten auch nicht vergessen, daß die Dreheigenschaften einer Spindel nicht mehr gar so wichtig sind, wenn man einen Rocken benutzt und eine Hand ständig an der Spindel hat. Möglicherwiese kann man sogar von der Form des Wirtels (genauer: von seiner Eignung, lange Drehzeiten zu ermöglichen, oder dem Mangel an dieser Eignung) darauf schließen, ob man in einer bestimmten Epoche und Region Rocken verwendet hat oder nicht.

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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von XScars » 24.02.2016, 10:41

Bei Interweave gibts auch was zum Thema, ich habe es aber selber noch nicht...

http://www.interweavestore.com/hand-spindles-a-history
http://www.interweavestore.com/a-handsp ... orld-ebook

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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Zauberin » 04.09.2016, 17:22

Coriander hat geschrieben:Gibt es vielleicht irgendwo Aufzeichnungen über die Entwicklung der Wirtelformen bei Handspinndeln?
Mich lässt folgende Frage nicht los:
Nach meiner Erfahrung funktioniert eine bestimmte Form am besten. Ich würde sie als ausgehölte Scheibe beschreiben.
Man hat einen normalen kreisförmigen Wirtel, der aber wie bei einer Schüssel ausgehölt ist-d.h ausen wiegt die Scheibe mehr als am Stab direkt was die Dreheigenschaften verbessert. Solche Spindeln drehen oft lange und gut und bleiben kurz stehen bevor sie sich in die Gegenrichtung drehen.

Nach meiner Erfahrung nicht so gut läuft die Birnenform, die (Halb)Kugelform und der Kreisel.
Also alles Formen bei denen der Hauptteil es Gewichts am Stab liegt da sie sich zur Mitte hin verdicken.

Die Kreiselform macht denke ich Sinn, wenn sie einen sehr langen Stab halt und als Suported Spindel verwendet wird aber sonst?

Wieso gibt es all diese Formen?
Wie haben sich Formen gehalten die nicht so toll laufen?

Bisher konnte mir noch niemand darauf eine gute Antwort geben.
Ich habe mich auch schon mit der Form der Spinnwirtel beschäftigt und im Mittelalterforum dann das hier bekommen: http://www.zobodat.at/pdf/JOM_126a_0079-0109.pdf
Allerdings geht es hier um die Formen die es im Mittelalter gegeben hat. Fundort ist in Österreich.
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Zauberin » 04.09.2016, 17:30

Mein Mann und ich planen im nächsten oder übernächsten Jahr einen Mittelalter-Marktstand zu machen wo wir "unser" Handwerk zeigen werden - er als Hobby-Schreiner die verarbeitung von Holz und ich das Spinnen. Toll wäre wenn ich ein Zunftzeichen oder etwas ähnliches hätte.

Gibt es ein Zunftzeichen für Spinner?
Oder soll ich mir da grad von Anfang an etwas ausdenken?
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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von shorty » 04.09.2016, 17:36

Es gibt meines Wissens kein Zunftzeichen wie schon mal ausführlich diskutiert , weils kein Handwerk ist und war.
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Die Geschichte des Spinnens

Beitrag von Zauberin » 04.09.2016, 17:46

Danke, Shorty, das hab ich mir irgendwie auch gedacht. Dann werde ich mir etwas ausdenken damit die Leute sehen wer da was macht. ;-)
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