Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditional ?

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Spinnrad-Spinnen

Moderator: Claudi

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lisel
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Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditional ?

Beitrag von lisel » 09.01.2016, 13:16

Nun gibt es ja in Dresden keinen Spinnclub und Spinntreffen sind mir hier auch nicht bekannt.
Also das Forum fragen!!

Ich besitze ein Ashford Traditional 1-fädig und auch ein Ashford Traditional 2-fädig. Für mich kann ich nur folgende Unterschiede in der Handhabung im direkten Vergleich dieser beiden Räder feststellen:

- Mit beiden Varianten bekomme ich vergleichbare Fäden gesponnen. Bisher verspinne ich selbstgewaschene und kardierte Skudde. Färben war auch schon dran, aber nur mit Wallnussschalen.

- Bei 2-fädigen Betrieb des 2-fädigen Tradis muss ich sehr aufpassen, dass sich die der Faden bei Stillstand des Spinnrades z.B. Umhängen auf einen anderen Harken des Flügels die Spule nicht zurückdreht. Vielleicht ist dies nur der Effekt aus der Generalüberholung des Rades. Bei dem reinem 1-fädigen Ashford Tradi tritt dies so nicht auf.

- Das 2-fädige Rad hat schon eine Knechtverbindung aus PU (aber noch keine Kugelagerung des Schwungrades). Im Gegensatz zum einfädigen Ashford mit Lederverbinder am Knecht . Nach meinem Empfinden wird durch die PU-Verbindung, dass Antreten des Rades aus dem Stillstand ohne Nachhilfe mit der Hand am Schwungrad verbessert.

- Ein 2-fädiges Ashford Tradi kann man ja bekanntlich auch 1-fädig betreiben. Dies ist sicher bei meinen 2 Rädern kaum wichtig, aber man hat bei 2-fädigen Ashford beim Spulenwechsel mehr Teile in der Hand (der Wirtel muss ja abgezogen werden) und die Antriebsschnur muss ja 2x aufgelegt werden. Bei dem reinem 1-fädigen Ashford hat mein Techniker ja einen PU-Riemen spendiert, was den Spulenwechsel und den Betrieb noch zusätzlich verbessert.

- Beim 2-fädigen Tradi, habe ich die gefundene Einstellung, einfach gelassen, wenn mal nicht gesponnen wird, während ich beim 1-fädigen Tradi immer die Riemenspannung und die Bremse locker mache und somit zum nächsten Spinnen diese wieder neu einstellen muss. Das ist aber auch bisher relativ schnell gelungen.

Ist nun der 2-fädige / 1-fädige Betrieb nur Geschmackssache des jeweiligen Spinners?

Wenn ich mich mal von einem Tradi Spinnrad trenne, welches sollte ich behalten? Es ist nämlich ziemlich eng in der Stube mit 3 Spinnrädern. Und das Delft möchte ich gern zum Zwirnen behalten, da dort auch mehr auf die Spulen passt.

Da ich erst seit einem knappen halben Jahr am Spinnen bin, fehlt mir sicher auch teilweise die Routine. Ich nutze mal das eine, mal das andere und bin immer glücklich, wenn ich einen relativ gleichen Faden schaffe.

Gibt es auch Vor-/Nachteile beim Spinnen unterschiedlicher Wollsorten auf diesen unterschiedlichen Tradis etc.?

Vielen Dank schon mal im Voraus für die Weitergabe von Erfahrungen und Empfehlungen.

Viele Grüße aus Dresden
Lisel
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shorty
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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von shorty » 09.01.2016, 13:38

Ist Geschmacksache, und davon abhängig wie und was man spinnt.

Müsste ich wählen und mich auf eines beschränken.. ( ich hab keine Tradi, aber von allen 4 Bauformen-zweifädig klassisch, modern, Spulenbremse, Flügelbremse- ein Exemplar ) würde ich definitiv Spulenbremse behalten.
Sie bietet in meinen Augen trotz des etwas größeren Tretwiderstandes die größte Schere an Möglichkeiten..
Wie gesagt zweifädig tritt sich etwas leichter hat aber in der Regel Nachteile beim langen Auszug.
Ich spinne den sehr gerne, es ist zwar so, dass er auch zweifädig funzt, aber bei weitem nicht in der flüssigen Form wie mit Spulenbremse.
Auch ist ein kleinerer Wirtel grade für Selbstbauer wesentlich einfacher bei Spulenbremse zu managen, weil man da das Gefüge Antriebs und Spulenwirtel wie bei zweifädig nicht berücksichtigen muss.
und ja ich weiss, dass man zweifädig auf Spulenbremse in den meisten Fällen umbauen kann ;-)...
Wie gesagt das leichtere Treten wiegt den Nachteil bei langen Auszug für mich nicht auf.

Jemand anderer beantwortet die Frage wieder anders :-))))))
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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Asherra » 09.01.2016, 13:51

Keine Frage, ich würde das 2fädige behalten und meistens mit Spulenbremse laufen lassen und PU Riemen. Ich mag den Batzen Wirtel vor der Spule nicht. Einfädeln kann ich die 2fädigen Flügel auch ohne Haken und muß mich nicht recken, um zu sehen, wieviel auf der Spule ist (außer ganz vorne). Ich kann jeden Wirtel mit jedem Flügel kombinieren und muß mich nicht darauf festlegen, was Ashford für "sinnvoll" hält (Jumbo mit 18:1 zum Zwirnen ist einfach netter als mit 8:1 rum zu trödeln).

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Venus von Willendorf » 09.01.2016, 13:56

Hallo Lisel,

ich habe ein zweifädiges Stauferland und ein zweifädiges Ashford traditional und beide drehen beim Stillstand nach. Beim Stauferland kann man das mit dem geradehalten des Fußes am Tritt verhindern, beim Ashford geht das nicht so gut. Ich halte dann halt das Spinnwerk fest und wickle etwaigen Faden einfach wieder auf. Da ich es nicht anders kenne, macht mit das nichts aus.

Spulenwechsel geht bei beiden Rädern sehr flott: Fadenspannung deutlich verringern, Faden hinter den Wirtel hängen, Spule und Flügel rausnehmen, Spule wechseln, alles wieder einsetzen und Fäden über Wirtel und Spule legen, Fadenspannung wieder erhöhen.

Welche Antriebsart man bevorzugt ist wirklich Geschmacksache.
Ich bin ein bekennender Fan von zweifädigen Antrieben! :]
Beste liebe Grüße
Michaela

Perfektionismus ist fad, nur das Unvorhergesehene ist interessant!

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Gabypsilon » 09.01.2016, 17:14

Mein Tradi war einfädig mit Spulenbremse, ich mochte das Rad gerne, aber leider hatte es keinen Doppeltritt :) . Für mich persönlich würde ich eher das einfädige behalten, weil man das zweifädige zwar wunderbar fein einstellen kann, aber beim Zwirnen fehlt es mir da immer an Einzug. Mit der Spulenbremse geht das besser 8) . Aber das ist meine rein persönliche Meinung :)
Liebe Grüße
Gabi

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Tulipan » 09.01.2016, 22:01

Ich würde das zweifädige behalten, allein schon, weil du da beide Optionen hast.
Langer Auszug geht nach meiner Erfahrung wunderbar, wenn man eine große Differenz in der Wirtelgröße wählt und die Antriebsschnur locker einstellt. Und eine große Wirteldifferenz sorgt auch für ausreichenden Einzug beim Zwirnen. Spulenbremse ist für meinen Geschmack mit Einzeltritt zu schwer zu treten und Doppeltritt mag ich nicht.
Das Nachdrehen bei den zweifädigen (und flügelgebremsten) hat mit der Wickelrichtung zu tun. Ich ziehe schon ganz automatisch etwas am Faden, wenn ich das Rad stoppe, da bilden sich dann keine Schlaufen.
Letztlich musst du selber wissen, am welchem Rad du dich wohler fühlst, wirklich schlagende Argumente für oder gegen gibt es nicht.

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Hummelbrummel » 10.01.2016, 08:19

lisel hat geschrieben:Nun gibt es ja in Dresden keinen Spinnclub und Spinntreffen sind mir hier auch nicht bekannt.
l
Doch, im Museum für Sächsische Volkskunst. Jedenfalls war das da angeschrieben, als ich es im September besichtigte.
Aber ob man da verschiedene Spinnräder kennenlernen kann, und ob das mehr Kurs oder mehr Treffen ist, das weiß ich nicht.
LG Hummelbrummel

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von shorty » 10.01.2016, 11:41

Tulipan hat geschrieben:Ich würde das zweifädige behalten, allein schon, weil du da beide Optionen hast.
Langer Auszug geht nach meiner Erfahrung wunderbar, wenn man eine große Differenz in der Wirtelgröße wählt und die Antriebsschnur locker einstellt. Und eine große Wirteldifferenz sorgt auch für ausreichenden Einzug beim Zwirnen. Spulenbremse ist für meinen Geschmack mit Einzeltritt zu schwer zu treten und Doppeltritt mag ich nicht.
Das Nachdrehen bei den zweifädigen (und flügelgebremsten) hat mit der Wickelrichtung zu tun. Ich ziehe schon ganz automatisch etwas am Faden, wenn ich das Rad stoppe, da bilden sich dann keine Schlaufen.
Letztlich musst du selber wissen, am welchem Rad du dich wohler fühlst, wirklich schlagende Argumente für oder gegen gibt es nicht.

Da hab ich mal ne Frage zu.
Ist es aber denn dann mit großem Wirtelunterschied nicht so, dass man Übersetzungstechnisch arg eingeschränkt ist.?
Der Spulenwirtel ist ja variabel, der Flügelwirtel auch ?

Zwirnen dito..
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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von schafgarbe » 10.01.2016, 12:48

Beim Tradi gibt es für den schnellen Wirtel eigene Spulen, die zum Wirtel passen. Das bedeutet natürlich zusätzliche Kosten für die Spulen.

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von shorty » 10.01.2016, 13:20

Danke ♥ja aber dann ist man auf schnell fixiert, sehe ich das richtig ??
Denn bei Spulenbremse ist das ja völlig Übersetzungsunabhängig..
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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von schafgarbe » 10.01.2016, 13:41

Fixiert würde ich nicht sagen, Wirtel und Spulen sind ja schnell gewechselt. Man braucht nur das entsprechende Zubehör.

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von shorty » 10.01.2016, 14:12

Ja aber wenn die Schere für langen Auszug relativ groß sein soll , damit er besser funzt ,dann geht ja nicht großer Spulenwirtel und großer Flügelwirtel, weil das zu wenig Unterschied ist
Es ergeben sich daraus sicher einige mögliche Varianten aber bei weitem nicht die volle Bandbreite. Vom Wechseln und dem Zukauf mal abgesehen.

Nicht dass hier der Verdacht aufkommt ich würde das zum persönlichen Feldzug machen zweifädig und langer Auszug, schrieb letztlich schon Hentschel
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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Tulipan » 10.01.2016, 16:43

Bezüglich der eingeschränkten Bandbreite bei den Übersetzungen hast du recht. Ich regel das halt über die Trittfrequenz. Das zweifädige Traddi hat ja die zusätzliche Möglichkeit der Spulenbremse, so dass man umstellen kann, wenn man sehr dünn oder sehr dick spinnen will. Das lässt sich dann aber schwerer treten.
Hentschel kenne ich auch, kann ihn aber in diesem Punkt nicht bestätigen. Ich habe meiner Finnin extra für den langen Auszug eine Spulenbremse gebaut, habe darin aber keinen Vorteil gesehen.
Auch in diesem Video wird der lange Auszug 2-fädig gesponnen, obwohl das matchless ja auch eine Spulenbremse besitzt.
Und in diesem, von dir, shorty, gerne verlinkten Video ist das Rad flügelgebremst.
Das ist jetzt nicht als Feldzug gegen die Spulenbremse gedacht, sondern soll nur belegen, dass die Antriebsart für das Gelingen des langen Auszugs kaum eine Rolle spielt.

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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von shorty » 10.01.2016, 17:06

Danke fürs erklären, ist dann so wie gedacht.

Ich denke den Unterschied merkt man nur wenn man viel Spulenbremse spinnt, denn es spinnen sich nicht alle spulengebremsten Räder gleich ;-)
Das ist im Grunde wie mit den zweifädigen auch.
Ich hab auch deshalb nachgefragt, weil ich z.b an meinem klassisch zweifädigen gar keine weiteren Wirtel habe, das also gar nicht in der Form modifizieren kann ( und das Michi kann ihn gar nicht ;-) ) .
Auch wenn die Eingangfrage aufs Tradi bezogen war.. ergibt sich halt ab und an anderes daraus.
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Re: Vorteile / Nachteile 1 bzw. 2-fädiges Ashford Traditiona

Beitrag von Klara » 11.01.2016, 12:58

Ich würd's machen wie Asherra - "zweifädig" gebautes Rad mit PU-Schnur und Spulenbremse betreiben.

Und genau so mache ich es auch mit meinen Kromski-Rädern ;) Alle paar Jahre hatte ich dann mal ein Garn, das sich zweifädig leichter spann und dann war ich froh über die zweifädige Bauart. An den Extra-Handgriff Wirtel abnehmen gewöhnt man sich, irgendwann bemerkt man den kaum noch.

Lisel, an deiner Stelle würde ich dem zweifädigen Rad mal die PU-Schnur vom einfädigen spendieren, Spulenbremse auflegen und schauen, wie sich das Rad so spinnt. Und dann erst entscheiden.

Ciao, Klara

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