Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von stuart63 » 28.12.2015, 00:32

Dieses Video passt in alle Bereiche, daher habe ich es in Spinnen allgemein gepackt. (Hoffe das Video existiert nicht bereits hier)

https://www.youtube.com/watch?v=slc_YJIA5nQ

Wie einfach wird hier alles gemacht , alleine das Schären einer Kette, ohne großartige Hilfsmittel, ist phänomenal.

Anschauen-genießen!
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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von Myrdhin Webster » 28.12.2015, 13:55

Jaaaa, die einfachen Hilfsmittel faszinieren mich auch und die Art und Weise, wie geschickt und selbstverständlich die alte Dame beim spinnen und Kette schären arbeitet läßt ahnen, wie geläufig ihr all diese Arbeiten sind, sie finde ich einfach großartig.

Die Mädels am Webstuhl allerdings bilden einen in meinen Augen arg traurigen Kontrast dazu. Sie arbeiten an einem Webstuhl, der eigentlich ein recht großes Fach zuläßt, doch durch die Unausgewogenheit der Entfernung zwischen Gewebe und Webblatt prökeln sie das Schiffchen so mühselig durchs Fach, dass sie mit einem einfachen Webrahmen schneller und geschickter voran kämen... weben am Webstuhl ist eigentlich eine fließende Bewegung, bei der kein Finger den Schußfaden festhalten muss (vorausgesetzt, die Schußspule ist gut gespult und hakt nicht). Schade, da hätte ich mir eine genauso erfahrene Person in Aktion gewünscht wie die alte Dame.

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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von Klara » 28.12.2015, 14:32

Myrdhin Webster hat geschrieben:Jaaaa, die einfachen Hilfsmittel faszinieren mich auch und die Art und Weise, wie geschickt und selbstverständlich die alte Dame beim spinnen und Kette schären arbeitet läßt ahnen, wie geläufig ihr all diese Arbeiten sind, sie finde ich einfach großartig.

Die Mädels am Webstuhl allerdings bilden einen in meinen Augen arg traurigen Kontrast dazu. ......
Also sorry, aber ich finde, das passt alles zusammen! Die alte Dame braucht ewig und drei Tage zum Kette schären (und ruiniert sich dabei den Rücken, bzw. hat schon) - da gibt's auch "primitiv" effektivere Möglichkeiten. Das gesponnene Garn finde ich allerdings beeindruckend gleichmässig für den Durchmesser, schade, dass das Video nicht mehr vom Spinnen zeigt (ich würde zu gerne wissen, wie sie die an einer Stelle deutlich sichtbaren Klumpen los wird). Besonders schnell spinnt die Dame aber nicht.

Allerdings kommen mir jetzt beim wiederholten Sehen Zweifel, ob das Garn, mit dem sie die Kette schärt, wirklich das ist, das sie vorher handgesponnen hat - für mich sieht's dünner und gleichmässiger aus.

Ciao, Klara

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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von Myrdhin Webster » 28.12.2015, 23:23

Liebe Klara, der Kontrast besteht darin, dass die alte Dame das, was sie tut, sichtlich beherrscht. Jeder Handgriff sitzt und da, wo sie langsamer wird in ihren Handlungen, tut sie dies, damit der Zuschauer sehen kann, was sie da macht.
Dass sie alt ist und ihr Rücken krumm von jahrzehntelanger harter Arbeit ist nun einmal der Lauf des Lebens und es ist traurig, doch das ändert nichts an ihren Fähigkeiten. Klar gibt es gesündere Methoden des Schärens, besonders für den Rücken.

Bei den Mädels dagegen sitzen die grundsätzlichsten Handgriffe leider eben nicht und würden sie ihr Gewebe auch nur ein paar cm weiter auf den Warenbaum wickeln, könnten sie auch wirklich fließend weben, der Webstuhl selber läßt das von seiner Bauart her nämlich zu. So bleibt das Schiffchen ständig im viel zu engen Fach stecken und sie müssen es mühselig vorwärts schieben, schleifen dabei hart an den Kettfäden entlang und strapazieren die Kettfäden viel mehr als nötig.
Und: wenn man mit einem Schiffchen und Schußspulen webt, braucht man das Garn nicht meterlang rauszuziehen, sofern die Spannung der Kette korrekt ist, das Fach sich groß genug öffnet und das Schiffchen nicht viel zu groß für die Fachöffnung ist, legt sich der korrekt gespulte Schußfaden ganz einfach um den äußersten Kettfaden und alles ist gut. Sie arbeiten am Webstuhl als säßen sie am Rahmen und webten mit einer Webnadel. Das passt einfach nicht.

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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von Klara » 30.12.2015, 14:37

Myrdhin Webster hat geschrieben:Liebe Klara, der Kontrast besteht darin, dass die alte Dame das, was sie tut, sichtlich beherrscht. Jeder Handgriff sitzt....
Und genau das kann ich eben nicht erkennen. Dass die Dame spinnen kann, will ich gerne glauben - aber auch da kenne ich beeindruckendere Videos von alten Damen ;) Aber das Kette schären sieht für mich schon gar nicht nach Routine aus - zeigt ihr der alte Herr nicht sogar am Anfang, wie die Fäden wo hingewickelt werden müssen? Das ist genauso gestümpert wie das Weben.

Übrigens: Wenn die alte Dame gut weben könnte, würde sie den Mädels ja hoffentlich sagen, wie's geht - woher sollten die's denn wissen?

Ich denke, dass in der Familie eben nicht oft gewebt wird, sondern nur mal gelegentlich aus besonderem Anlass. Was ja okay ist - ich kann mich nur eben nicht dafür begeistern.

(Kann aber auch daran liegen, dass ich alten Damen grundsätzlich skeptisch gegenüberstehe, seit ich erfahren habe, dass die lokale "grosse alte Dame" des Spinnens (und Weben, und Pflanzenfärben) zum Einen erst als Frührentnerin damit angefangen hat und zum Anderen bei genauem Hinsehen nicht mal besonders viel weiss oder kann...)

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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von aprilhexe » 30.12.2015, 20:00

Ehrlich gesagt denke ich, dass es sich bei dem Video darum dreht, festzuhalten, wie in der Gegend früher gearbeitet wurde. Die alte Dame hat das wahrscheinlich früher so gemacht oder es bei ihrer Mutter so gesehen. In den wenigsten Dörfern wird, denke ich, wirklich noch traditionell gesponnen und gewebt (ich gehe jetzt mal von der Balkanregion aus, wo ich das Video ansiedle), ganz oft ist das auch nur noch zum Zeigen, wenn jemand danach fragt.
Mag sein, dass es wieder im Begriff ist, aufzuerstehen, aber dann eher von jüngeren Menschen betrieben.
In griechischen Bergdörfern war das schon vor Jahrzehnten eine Seltenheit. Ich kann mich an eine Ausstellung vor über 30 Jahren erinnern (da war ich vielleicht 14), in der alte Gebrauchsgegenstände zusammengetragen waren. Unter vielen anderen Dingen wurde auch das Ketteschären in sehr ähnlicher Weise gezeigt. Praktiziert wurde das Weben aber schon damals so gut wie gar nicht mehr. Jedenfalls in der Region Zagoria /Nordriechenland, die ja dem Balkan sehr nahe liegt.
Ebenso wie das Spinnen, eher selten zu sehen und - wenn ich mir so ansehe, wie wir heute mit Handspindeln arbeiten - eher eine sehr langsame Methode. Das sind aber meine persönlichen Gedanken zu dem Video.
LG
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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von Asherra » 30.12.2015, 20:56

Hihi, auch grade mal angesehen. Der Fadenhalter für's Schären ist ne nette Idee, aber ja, Pflöcke in der Hauswand sind deutlich bequemer, wobei's noch mehr Völker gibt, die alles auf dem Boden machen.
Bei den Mädels wurd ich dann doch kribbelig "Jetzt dreht doch einfach mal die Kette weiter, ist ja ein Elend so". Das Kettgarn ist was anderes, als die alte Frau gesponnen hat, das war wohl nur das Schußgarn (das ordentlicher aufgewickelt gehört hätte, dann "schießt" sich das auch besser ;) )

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Re: Spinnen.....bis zum fertigen Webstück

Beitrag von Morticia » 31.12.2015, 12:57

Ja, obwohl ich kaum Erfahrung mit dem Weben habe, dachte ich das auch: "nu wickelt doch endlich mal, damit ihr Platz habt für euer Schiffchen!" Nja, die üben noch.
Auf die greißliche Musik hätte ich aber auch gern verzichtet...
Aber ansonsten war es schön. Danke für den Link :-)
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