Barbara
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Barbara
Barbara wohnt und arbeitet (wenn sie denn dran kommt) bei uns bereits einige Jahre. Dieses Rad kann man wohl als eine Mischung zwischen dem alten „klassischen“ Spinnrad und einer „modernen“ Konstruktion einstufen, bei einem Segelschiff würde man im englischsprachigen Raum wahrscheinlich von einem „spirit oft the past“ Boot sprechen.
Bauart: Ziege, norwegische Bauweise
Antrieb: zweifädig mit gewachster Baumwollschnur D=0,8mm, Einzeltritt
Schwungraddurchmesser: ca. 600 mm
Übersetzung(en): 6,3:1 / 9,2:1 / 10:1 / 10,9:1 / 12:1 / 13,3:1 / 15:1 / 17,1:1 / 20:1 / 24:1 / 30:1
Einzugsöffnung: ca. 12,5 mm
Spulenkapazität: ca. 150 – 200 g (klein) bzw. ca. 250 – 300 g (groß)
Spindeldurchmesser: 6 mm
Wirtel-Spindel-Verbindung: Kegel 1:50
Lagerung Schwungrad: Stahl auf Holz, axial Filzscheiben
Lagerung Spinnflügel: Stahl auf Leder
Lagerung Spule: Kugellager
Lagerung Tritt: Stahl auf Holz
Lagerung Knecht: unten Paketschnur, oben Stahl auf Holz
Flucht Schwungrad zum Wirtel/Spule: einstellbar durch waagerechte Streben Bereits im Kaufzustand war dieses Spinnrad spinnfähig, allerdings könnte man das Konzept als „zweifädiger Trecker“ bezeichnen. Die vier vorhandenen Spulen ergänzte ein Riesenwirtel mir nur einer Rille, die einzige Übersetzung betrug 6,3:1, und sowohl der Wirtel als auch die Spulen hatten keinen besonders guten Rundlauf. Diese Ausgangslage war für die Spinngewohnheiten meiner Frau nicht besonders gut geeignet, zumal sie eher zu „dünn und schnell“ tendiert.
Der Rest des Rades war allerdings ein Glücksfang, das Schwungrad lief sehr gut rund und fluchtete einwandfrei mit dem Wirtel und mit der Spule. Die gesamte Konstruktion war sehr robust und schwer, und dadurch prädestiniert für hohe Drehzahlen. Hinzu kam noch, dass die nahezu absolut gerade Spindel auf ihrer ganzen Länge einen gleichbleibend exakten Durchmesser von 5,98 mm hatte (günstig für lose aufgeschobene Kugellager) und die Spindelspitze war mit einem Kegel versehen, der den genormten Kegelstiften (und den ebenfalls genormten Werkzeugen dafür, die ich zufällig besitze) entsprach.
Damit waren auch die Art und der Umfang der Modifikationen vorgegeben. Abgesehen von dem Einbau von Kugellagern in die ursprünglichen Spulen habe ich mich mit der Konstruktion und der Herstellung von zwei Stufenwirteln und den dazugehörigen Spulen befasst. Außer der obligatorischen Zeichnung/Fotos möchte ich auf die Wirtel nicht weiter eingehen, dies habe ich bereits hier beschrieben. Lediglich der Wirtelkern entspricht bei diesem Rad der kegeligen Spindelspitze, und hält nur durch den sog. Reibschluss auf der Spindel.
(wird fortgesetzt)
Steckbrief BarbaraBauart: Ziege, norwegische Bauweise
Antrieb: zweifädig mit gewachster Baumwollschnur D=0,8mm, Einzeltritt
Schwungraddurchmesser: ca. 600 mm
Übersetzung(en): 6,3:1 / 9,2:1 / 10:1 / 10,9:1 / 12:1 / 13,3:1 / 15:1 / 17,1:1 / 20:1 / 24:1 / 30:1
Einzugsöffnung: ca. 12,5 mm
Spulenkapazität: ca. 150 – 200 g (klein) bzw. ca. 250 – 300 g (groß)
Spindeldurchmesser: 6 mm
Wirtel-Spindel-Verbindung: Kegel 1:50
Lagerung Schwungrad: Stahl auf Holz, axial Filzscheiben
Lagerung Spinnflügel: Stahl auf Leder
Lagerung Spule: Kugellager
Lagerung Tritt: Stahl auf Holz
Lagerung Knecht: unten Paketschnur, oben Stahl auf Holz
Flucht Schwungrad zum Wirtel/Spule: einstellbar durch waagerechte Streben Bereits im Kaufzustand war dieses Spinnrad spinnfähig, allerdings könnte man das Konzept als „zweifädiger Trecker“ bezeichnen. Die vier vorhandenen Spulen ergänzte ein Riesenwirtel mir nur einer Rille, die einzige Übersetzung betrug 6,3:1, und sowohl der Wirtel als auch die Spulen hatten keinen besonders guten Rundlauf. Diese Ausgangslage war für die Spinngewohnheiten meiner Frau nicht besonders gut geeignet, zumal sie eher zu „dünn und schnell“ tendiert.
Der Rest des Rades war allerdings ein Glücksfang, das Schwungrad lief sehr gut rund und fluchtete einwandfrei mit dem Wirtel und mit der Spule. Die gesamte Konstruktion war sehr robust und schwer, und dadurch prädestiniert für hohe Drehzahlen. Hinzu kam noch, dass die nahezu absolut gerade Spindel auf ihrer ganzen Länge einen gleichbleibend exakten Durchmesser von 5,98 mm hatte (günstig für lose aufgeschobene Kugellager) und die Spindelspitze war mit einem Kegel versehen, der den genormten Kegelstiften (und den ebenfalls genormten Werkzeugen dafür, die ich zufällig besitze) entsprach.
Damit waren auch die Art und der Umfang der Modifikationen vorgegeben. Abgesehen von dem Einbau von Kugellagern in die ursprünglichen Spulen habe ich mich mit der Konstruktion und der Herstellung von zwei Stufenwirteln und den dazugehörigen Spulen befasst. Außer der obligatorischen Zeichnung/Fotos möchte ich auf die Wirtel nicht weiter eingehen, dies habe ich bereits hier beschrieben. Lediglich der Wirtelkern entspricht bei diesem Rad der kegeligen Spindelspitze, und hält nur durch den sog. Reibschluss auf der Spindel.
(wird fortgesetzt)
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Re: Barbara
Die Ausgangslage für die neuen Spulen fand ich in den serienmäßigen Kromskispulen. Da Barbaras Spinnkopf neben den möglichst hohen Übersetzungen gleichzeitig auch auf ein möglichst großes Fassungsvolumen optimiert werden sollte, habe ich zuerst den relativ wuchtigen und massiven Buchenspinnflügel von innen mit einer Dekupiersäge und Schleifpapier etwas ausgespart.
Allen neuen Spulen wurden Kugellager spendiert. Kugellager bedeuten zwar nicht unbedingt weniger Reibung als Gleitlager, sind dafür aber (beim Einsatz im Spinnrad) wartungsfrei. Somit passen sie wesentlich besser zu dem Gesamtkonzept, das individuell auf die Vorlieben und Bedürfnisse meiner Frau zielt.
Die wuchtige Konstruktion, die ich eingangs als vorteilhaft für die Laufruhe gelobt habe, ist gleichzeig auch der einzige Nachteil von diesem Rad. Barbara ist ziemlich schwer (geschätzt ca. 8 bis 10 kg) und passt von ihrer Höhe her aufrecht stehend und unzerlegt nicht einmal in den Kofferraum von unserem Mittelklassekombi. Das macht den Transport zwar nicht unmöglich, aber (falls man denn eine weniger problematische Alternative hat) sicher unbeliebt.
Ähnliche Spinnräder werden angeblich seit ca. den 1970-er Jahren bis heute noch in Dänemark in Kleinserien gelegentlich gefertigt, ab und zu tauchten sie in den vergangenen Jahren vereinzelt bei ebay auf. Sollte es wieder einmal der Fall sein, gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung.
Gruß
Borek
Die Kromskispulen (sowohl die normalen als auch die Jumbos) mussten verlängert werden und zusätzlich wurden ihre Randscheiben von innen ausgedünnt. Letzteres war die Ursache für ein beinahe-Desaster, denn die extrem dünnen Randscheiben haben sich nach dem Beizen um mehrere Millimeter verzogen. Nur mit viel Mühe, der gesamten „Trickkiste“ und einer ordentlichen Portion Glück ist es mir gelungen, sie wieder halbwegs zu richten. Im Nachhinein gesehen war dies das Aufwändigste an dem Umbau. Aus diesem Grund habe ich bei den später nachgemachten Spulen auf die Beize verzichtet.
Die in der Skizze dargestellte Nacharbeit der Spulenrillen hat neben der Verbesserung des Rundlaufs nur noch den Sinn, dass dadurch die ganze Übersetzungsreihe weiter nach oben rutscht, man erreicht dadurch höhere Übersetzungswerte. Ich habe die Variante mit dem Drehstahl für Zollgewinde gewählt (siehe Skizze), sicherlich ginge es genauso gut auch mit einem hierzulande wesentlich üblicheren Stahl für das metrische Gewinde mit einem Spitzenwinkel von 60°.Allen neuen Spulen wurden Kugellager spendiert. Kugellager bedeuten zwar nicht unbedingt weniger Reibung als Gleitlager, sind dafür aber (beim Einsatz im Spinnrad) wartungsfrei. Somit passen sie wesentlich besser zu dem Gesamtkonzept, das individuell auf die Vorlieben und Bedürfnisse meiner Frau zielt.
Die wuchtige Konstruktion, die ich eingangs als vorteilhaft für die Laufruhe gelobt habe, ist gleichzeig auch der einzige Nachteil von diesem Rad. Barbara ist ziemlich schwer (geschätzt ca. 8 bis 10 kg) und passt von ihrer Höhe her aufrecht stehend und unzerlegt nicht einmal in den Kofferraum von unserem Mittelklassekombi. Das macht den Transport zwar nicht unmöglich, aber (falls man denn eine weniger problematische Alternative hat) sicher unbeliebt.
Ähnliche Spinnräder werden angeblich seit ca. den 1970-er Jahren bis heute noch in Dänemark in Kleinserien gelegentlich gefertigt, ab und zu tauchten sie in den vergangenen Jahren vereinzelt bei ebay auf. Sollte es wieder einmal der Fall sein, gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung.
Gruß
Borek
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- Morticia
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Re: Barbara
Boah, ich werde gerade ein bisschen grün vor Neid. Solltet ihr sie eines Tages nicht mehr wollen, melde ich mich hier schon mal als Anwärterin an...




Mischief managed...
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Re: Barbara
Das Rad siehr wunderschön aus. Die vielen Übersetzungen des Spinnrads machen das Rad zu einem Allroundrad. Tolle Aufarbeitung. Hut ab.
Viele Grüße
Nobi
Viele Grüße
Nobi
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Re: Barbara
Eine echte Schönheit !
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.
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Re: Barbara
Nein, ich glaube nicht, dass gerade dieses Rad irgendwann aussortiert wird. Bleibt zu hoffen, dass Dir Grün gut steht ...Morticia hat geschrieben:Boah, ich werde gerade ein bisschen grün vor Neid. Solltet ihr sie eines Tages nicht mehr wollen, melde ich mich hier schon mal als Anwärterin an...
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Ja, die Stufenwirtel bringen schon einiges an Vorteilen. Damit die Spulen "mitgehen können", habe ich die Jumbospulen überhaupt mit einbezogen, denn diese haben andere Rillendurchmesser als die Normalen. Der Nachteil besteht darin, dass man sich vorher überlegen muss, wie schnell und mit wie starkem Einzug man spinnen möchte. Sollte sich das später ändern, bedeutet das die Notwendigkeit die Spule zu wenden oder gegen eine andere zu tauschen. Das geht auch eleganter, doch das ist ein anderes Projekt, später mehr dazu.Die vielen Übersetzungen des Spinnrads machen das Rad zu einem Allroundrad.
Allerdings erstreckt sich die Übersetzungsreihe eher zwischen mittel und schnell, und ist somit gezielt auf die Spinnvorlieben meiner Frau abgestimmt. Ein echtes Allroundrad ist es also wohl doch nicht, lediglich sind die Möglichkeiten ein wenig erweitert.
Danke, ich werde es ihr ausrichten.Eine echte Schönheit !
Gruß
Borek