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von Asherra » 04.04.2015, 11:11
Für Seide bräuchtest du dir die extra Arbeit nicht machen. Seide hat kein Gedächtnis wie Wolle. Wolle und Haare wollen nachdem sie naß geworden sind wieder zurück in ihre ursprüngliche Form, desswegen bleiben Haare, nachdem sie in Wasserwellen gelegt wurden nicht dauerhaft wellig. Nach dem nächsten Mal waschen sind sie wieder glatt, es sei denn, du zwingst sie wieder, in einer anderen Form zu trocknen.
Seide legt sich völlig widerspruchslos in jede Form und versucht nicht, sich wieder anders hin zu drücken, egal ob sie naß wird oder nicht. Klar, irgendwann kommt der Punkt, an dem die Belastung für die Faser so hoch wird, daß sie sich dann doch gegen weitere Verformung wehrt und kurz danach bricht, aber in unseren Garnen sollte das nicht passieren. Das bedeutet aber auch, daß Seide auch dann keine Form halten will, wenn wir das gerne hätten, labberiges Zeug.
Langflachs hat ein bisschen Gedächtnis, Werg eher nicht (desswegen rumpfeln Kleider aus Werg so erbärmlich, während gutes Leinen naß aufgehängt ziemlich glatt trocknet).
Alpaka ist ein Haar, will also wieder zurück in seine Ursprungsform, aber es hat nicht die Kräuselung von Wolle. Es ist in Längsrichtung bei Weitem nicht so elastisch. Beim Waschen will es sich grade richten, zieht sich aber nicht auch noch gleichzeitig wieder zusammen wie die Wollen.
Acryl wehrt sich eigentlich immer gegen Formveränderungen, egal ob naß oder trocken, läßt sich aber mit Hitze immer wieder in einen neue Form bringen, die es dann hält, bis es wieder heiß wird (Thermoplast halt).
Viscosen und künstliche Proteinfasern benehmen sich eher wie Seide, brechen aber schneller.
Wolle, Haare und Plastik haben das größte Potential, beim Zwirnen Ärger zu machen. Alles andere ist recht friedlich.