Entspannungsbad für fertiges Garn

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

Benutzeravatar
Anna
Moderator
Beiträge: 4205
Registriert: 04.05.2007, 04:50
Land: Deutschland
Postleitzahl: 36119
Wohnort: Hessen, bei Fulda
Kontaktdaten:

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Anna » 19.07.2012, 19:33

Bei mir ist das abgehaspelte Garn schlicht hart. Wenn ich den Strang in der Hand halte, fühlt sich die Wolle furchtbar unelastisch an. Nach dem Baden wird das wesentlich besser.

Gruß von Anna
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)

Benutzeravatar
Beans
gewaschene Wolle
gewaschene Wolle
Beiträge: 53
Registriert: 14.04.2012, 16:50
Land: Deutschland
Postleitzahl: 79111

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Beans » 20.09.2014, 19:03

Ich hole das Thema jetzt noch einmal hoch, weil ich dazu vermutlich eine totale Anfängerfrage habe :D

Ich habe gerade meinen ersten komplett auf der Handspindel gesponnenen Teststrang gebadet....

Vorher alles glatt, nichts kringelig, alles in Ordnung.

Während des Badens und nachher kringelt es schon relativ stark, was mich total schockiert hat, denn das ist mir nie passiert, wenn ich Wolle vom Spinnrad gebadet habe.

BildBildBild


Frage: Kann man so pauschal sagen, was ich falsch gemacht habe? Da es manche Stellen stark betrifft und andere Streckenweise fast okay sind, kann ich mir vorstellen, dass ich ungleichmäßigen Drall im Single hatte? Zu viel? Zu wenig? Kam mir während des Spinnens alles gar nicht so vor und mit dem Rad ist mir das nie passiert...? Please help! :eek:
Viele liebe Grüße, euer Böhnchen!

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von shorty » 20.09.2014, 19:24

Ich finde ja lässt sich schwer sagen....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Tulipan
Zweifachzwirn
Zweifachzwirn
Beiträge: 946
Registriert: 05.01.2011, 11:49
Land: Deutschland
Postleitzahl: 83395

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Tulipan » 20.09.2014, 20:19

Ich schätz mal, das ist einfach Übungssache. An die ständig wechselnde Geschwindigkeit beim spindeln muss man sich erst gewöhnen. Und die Startgeschwindigkeit bei der Kopfspindel ist höher als bei einem Durchschnittsspinnrad. Wenn man nicht glatt rechts stricken will, ist Überdrall aber in der Regel unproblematisch.
Ungleichmäßiger Drall verteilt sich, wenn man über eine größere Distanz abwickelt und das Garn dabei leicht gespannt hält. Das funktioniert aber nur bei frischem Drall.


lG
Tulipan

Benutzeravatar
Beans
gewaschene Wolle
gewaschene Wolle
Beiträge: 53
Registriert: 14.04.2012, 16:50
Land: Deutschland
Postleitzahl: 79111

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Beans » 20.09.2014, 20:26

Wenn ichs mir genau ansehe, würde ich fast auf zu wenig Drall beim Verzwirnen tippen, jedenfalls wirds meist besser, wenn ich es per Hand noch weiter verdrehe. Das könnte man ja sogar nochmal probieren zu retten. Hätte ich nur mein Rad schon! Beim Rad finde ich das soviel einfacher...

Aber ihr meint, ist auf jeden Fall etwas schief gelaufen, ja? Denke ich zumindest. Ich glaube nicht, dass das Garn mich bloss ärgern will...
Gut, wenn das Übungssache ist, auf zum nächsten Strangstückchen! :D
Viele liebe Grüße, euer Böhnchen!

Hummelbrummel
Vorgarn
Vorgarn
Beiträge: 429
Registriert: 17.06.2011, 15:34
Land: Deutschland
Postleitzahl: 84405

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Hummelbrummel » 20.09.2014, 22:25

Susse hat geschrieben:Das Garn hat ja weder zu viel noch zu wenig drall - wenn man sich drauf verlassen kann, dass das so ist, wenn der aufgehängte Strang sich nicht dreht.

Wie Thomas schon sagt - ich glaube das Bad gleicht etwas aus und stabilisiert.

Ich schick jetzt mal meine fertigen Stränge in die Badewanne, dann kann ich losstricken wenns wieder eilig ist. :D
Meiner Erfahrung nach ist das aber nur dann der Fall, wenn man die Fasern ganz schnell verspinnt und verzwirnt. Je nach Ausgangsmaterial würde ich sagen: Nicht mehr als maximal 2 Tage für den ganzen Prozess, wenn überhaupt.

Da ich meistens länger an einem Garn arbeite, drehen sich bei mir so ziemlich alle Stränge nach dem Haspeln, manche kringeln sich auch. Und ich liebe es, dem Garn im Waschbecken dabei zuzugucken, wie es sich direkt unter meinen Augen entspannt: Kringel glätten sich und die Strangdrehung löst sich in Wohlgefallen auf.
Auch das Auffluffen begeistert mich immer wieder: Ich binde meine Stränge immer sehr locker ab, oft mit Baumwollgarn. Nach dem Bad sitzen die Abbindebänder oft direkt stramm um die Wolle und drücken diese fast schon zusammen....

Wieso das schrägelnde Garn nach der Wäsche nicht mehr schrägeln soll, ohne dass der Drall verändert wurde, kann ich mir aber wie Klara auch nicht so recht erklären.

Viele Grüße
Hummelbrummel

versponnen
Andenzwirn
Andenzwirn
Beiträge: 1093
Registriert: 01.12.2009, 10:38
Land: Deutschland

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von versponnen » 21.09.2014, 05:43

erstaunlich eure Erfahrung..bei mir ist es völlig wurtscht, ob ich die gesponnene Wolle gewaschen nach dem Spinnen verstricke oder verwebe oder nicht..sie ist immer gleich im Strickbild oder Webbild. Jeder Strang ist einfach glatt im Fall .
gruß wiebke

Spinnwinde
Navajozwirn
Navajozwirn
Beiträge: 1475
Registriert: 16.07.2012, 19:30
Land: Schweiz
Postleitzahl: 8500

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Spinnwinde » 21.09.2014, 10:07

Da ich es liebe, meine Arbeiten ganz zu vollenden, liebe ich auch das Entspannungsbad. :)
Ich denke, neben all den bereits aufgezählten Punkten ist es wie beim nähen: erst das bügeln bzw. wässern bringt das Material in seine endgültige Form.

Klara
Boucle
Boucle
Beiträge: 4767
Registriert: 15.09.2006, 19:00
Land: Frankreich
Postleitzahl: 44670
Wohnort: Frankreich
Kontaktdaten:

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Klara » 21.09.2014, 14:17

Als ich finde ja, dass das bügeln beim Nähen das Nähen zwar erleichtert (wenn z. B. der Saum so festgepresst wird wie er liegen soll), aber keine meiner Klamotten hat beim Bügeln wesentlich die Form geändert (wäre ja noch schöner!). Faltenfrei sieht's halt besser aus, das ist alles.

Ditto beim Spinnen: Ein kringelfrei glattgeprügelter gewaschener Strang sieht auf jeden Fall besser aus, aber ob er sonstige Eigentschaften verändert hat hängt vom Ausgangsmaterial ab: Ein glattgedämpfter Industriekammzug einer kringeligen Wolle, der flufft auf und wird kürzer. Eine meiner selbst verarbeiteten glatten Wollen (oder gar Seide) ändert sich kaum - ausser, dass sie ein bisschen sauberer wird. Und Sauberkaut ist auch der Hauptgrund, warum ich die meisten Stränge vor der Weiterverarbeitung wasche.

Beans, wenn's mit mehr Zwirndrall besser wird, würde ich noch mal nachzwirnen - notfalls wenn das Rad da ist (beim Zwirnen haben Flügelräder nun mal eindeutig die Nase vorn). Ich hab' auch viel öfter zuwenig Zwirndrall als zu viel. Und gerade beim Verzwirnen mit der Handspindel passiert das ja leicht: Wenn du bei eingeschlafenem Spinndrall verzwirnst (und wer handspindelt schon die beiden Hälften in ein bis zwei Tagen?) und zwirnst, bis der Drall ausgeglichen ist, d. h. die Spindel ruhig hängt, ist es bei wieder aufgewecktem Spinndrall logischerweise zu wenig.

Ciao, Klara

Benutzeravatar
Beans
gewaschene Wolle
gewaschene Wolle
Beiträge: 53
Registriert: 14.04.2012, 16:50
Land: Deutschland
Postleitzahl: 79111

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Beans » 21.09.2014, 17:32

Hi Klara,

ja, das macht Sinn. Auch beim Spinnrad überdrehe ich ganz leicht, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass beim Aufwickeln auf die Spule immer etwas Drall verloren geht. Frag mich nicht, wo der hin geht, eigentlich müsste ja Drallerhaltung gelten, aber so ist es. Zudem bin ich immer sooo gespannt, dass ich sofort und direkt verzwirne. Und ich brauche nicht so lange, oft mache ich den Strang an einem Tag fertig.

Beim Spindeln habe ich jetzt über etwas mehr als eine Woche gerade mal 24g gespindelt und mich bemüht, auch ein klein ganz klein wenig zu überdrehen, da ja Zug drauf ist und sich das geben müsste dann. Ich schätze, du hast Recht, denn in manchen Stellen sind jetzt viel mehr Kringel. Andere sind total okay. Die kringeligen sind bestimmt die älteren...

Und interessant finde ich auch: Als es nass war, hat es viel mehr gekringelt, als jetzt, wo es trocken ist.
Bild

So schlimm finde ich es jetzt gar nicht mehr. Naja, doch, geht besser :totlach:
Viele liebe Grüße, euer Böhnchen!

Benutzeravatar
Coriander
gewaschene Wolle
gewaschene Wolle
Beiträge: 45
Registriert: 29.08.2012, 02:51
Land: Deutschland
Postleitzahl: 97688

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Coriander » 21.09.2014, 18:11

Hm ich mache meinen Strang immer richtig nass und schlage und dann mehrmals gegen meine Duschwand. Danach hänge ich ihn an einem Haken auf und ziehe einen Faden durch die "Mitte" des Strangs, also quasi das Loch. Den Faden ziehe ich dan auf Spannung, so das der Strang leicht gespannt ist und knote ihn fest.
Wenn der Strang dan trocken ist, habe ich ein fluffiges ausgeglichenes Garn.
Funktioniert immer und bei allen Fasern meiner Erfahrung nach(ausser vielleicht Hanf).

Ich denke das Entspannungsbad, könnte, dadurch dass im Wasser ja alles irgendwie "leichter" ist dafür sorgen, dass die Wolle den Drall einfach nochmal verteilen kann-weil der Faden ja leicht und entspannt im Wasser schwimmt und es somit weniger Kraft braucht, denn Drall wandern zu lassen.
Wer morgens zerknautscht aufsteht hat am Tag die besten Entfaltungsmöglichkeiten.

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von shorty » 21.09.2014, 19:08

Zum Entspannungsbad... es ist ja so.. Merino z.B. ist ne absoluthochcrimpige Faser, die ist unter dem Mikroskop auch wenn der Kammzug geglättet wirkt eigentlich wie ne Zieharmonika..
Beim Spinnen streckt man diese... übrigens auch beim beschwert/gespannt trocknen lassen....

Das kann unter Umständen gleich mal 20 % und mehr LL Schwund machen wenn das Strickstück / der Strang gespannt oder beschwert trocknet im Vergleich zum fertigen Werk wenn mans nochmal wäscht.. wers einkalkuliert und so zurecht kommt, gut...
Mir ist lieber ich weiss vorher schon, dass sich das Strickstück hinterher formtechnisch nicht mehr verändert und wähle die Nadelstärke gleich passend... wenn Wolle nämlich sehr aufflufft, wird das Strickstück später deutlich kompakter.. muss nicht immer gewollt sein :-))
sprich ich bade somit immer, und zwar ein Vollbad :-) und beschwere und spanne nie.. übrigens passen 95 % meiner stränge nachher nicht mehr auf die Haspel.....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Spinnwinde
Navajozwirn
Navajozwirn
Beiträge: 1475
Registriert: 16.07.2012, 19:30
Land: Schweiz
Postleitzahl: 8500

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Spinnwinde » 21.09.2014, 19:22

Klara hat geschrieben:Als ich finde ja, dass das bügeln beim Nähen das Nähen zwar erleichtert (wenn z. B. der Saum so festgepresst wird wie er liegen soll), aber keine meiner Klamotten hat beim Bügeln wesentlich die Form geändert (wäre ja noch schöner!). Faltenfrei sieht's halt besser aus, das ist alles.
So einfach ist das nun nicht wirklich, korrektes Endbügeln gibt sehr wohl dem Kleidungsstück die richtige und endgültige Form. Aber das nur am Rande ;-)
Coriander hat geschrieben:Danach hänge ich ihn an einem Haken auf und ziehe einen Faden durch die "Mitte" des Strangs, also quasi das Loch. Den Faden ziehe ich dan auf Spannung, so das der Strang leicht gespannt ist und knote ihn fest.
Wenn der Strang dan trocken ist, habe ich ein fluffiges ausgeglichenes Garn.
Funktioniert immer und bei allen Fasern meiner Erfahrung nach(ausser vielleicht Hanf).
Ausgeglichen ist dein Garn so getrocknet noch lange nicht, da du es spannst und damit zwingst, so gerade zu bleiben. ;-)

Benutzeravatar
shorty
Designergarn
Designergarn
Beiträge: 30170
Registriert: 23.01.2007, 18:03
Land: Deutschland
Postleitzahl: 82441
Wohnort: Oberbayern

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von shorty » 21.09.2014, 19:50

Zum Bügeln... ich schliesse mich da Spinnwinde an...
als Test mal z.B. ein BW Stoffquadrat quer zum Faden geschnitten... bügelt man mit ein wenig Dampf und Druck die schräge Schnittkante aus, dann wird man feststellen, dass das hinterher kein exaktes Quadrat mehr ist ;-)

bügeln ist schon formverändernd zumal mit Dampf und Druck --- ein einfaches Beispiel sind da Filzhüte....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

Hummelbrummel
Vorgarn
Vorgarn
Beiträge: 429
Registriert: 17.06.2011, 15:34
Land: Deutschland
Postleitzahl: 84405

Re: Entspannungsbad für fertiges Garn

Beitrag von Hummelbrummel » 21.09.2014, 20:49

shorty hat geschrieben:. übrigens passen 95 % meiner stränge nachher nicht mehr auf die Haspel.....
Was Du oben schreibst, entspricht komplett meinen Erfahrungen.
Zu diesem Satz habe ich aber heute eine neue interessante Entdeckung gemacht.
Ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, ob ich einen bestimmten Strang gewaschen hatte oder nicht.

(Normalerweise wasche ich ziemlich gleich nach dem Spinnen, aber nur, wenn es nicht regnet und bei dem blöden Wetter der letzten Zeit und ziemlich viel anderem Zeug war ich mir nicht mehr sicher. Der Strang sah ausgewogen aus, aber ich hatte ihn auch in kürzester Zeit gesponnen und gezwirnt, quasi an einem Stück.)

Jedenfalls dachte ich schlau: Versuch halt mal, ob er noch auf die Haspel passt - was eindeutig nicht der Fall war. Keine Chance.
So ganz habe ich dem Frieden aber nicht getraut und interessehalber den Strang, den ich erst heute morgen gehaspelt und definitiv noch nicht gewaschen hatte, versucht, wieder auf die Haspel zu bringen - gleiches Ausgangsmaterial, ähnlich versponnen, ähnliche LL) und - seltsam genug, der Abstand, der sich zwischen Haspelarm und Strangschlaufe bildete, war ungefähr genauso groß wie bei dem anderen Strang und ließ sich auch durch Ziehen nicht mehr verkleinern.

Was lerne ich daraus? Ich haspele offenbar mit ziemlich viel Spannung (auf den Nicker.)

Vorsichtshalber werde ich den unsicheren Strang aber auf jeden fall (nochmal?) waschen, zumal meine Abbindebänder (noch?) ziemlich locker sitzen, aber vielleicht habe ich ja auch endlich gelernt, wie ich sie anbringen muss, damit sie locker bleiben.

Viele Grüße

Hummelbrummel

Antworten

Zurück zu „Spinnen allgemein“