Flohmarktziege reparieren
Moderatoren: Rolf_McGyver, Claudi
- Amalie
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Flohmarktziege reparieren
Wie damals in meinem Vorstellungsbeitrag angedroht, möchte ich das hochverehrte Publikum nunmehr um Hilfe bitten bei der Wiederherstellung einer Ziege, die mir mal auf einem Flohmarkt hinterhergelaufen ist. Erst daheim ist mir aufgefallen, daß das Schwungrad etwas aus dem Leim war. Das heißt - es war kein Leim dran, d.h. das Holz war wohl durch Trocknung geschrumpft.
Da das Holz mehr als nur oberflächlich verschmutzt ist, habe ich das Schwungrad erstmal auseinandergenommen, um die Teile besser abschleifen zu können. Der Geruch, der dabei aufstieg, erinnerte mich an Freilichtmuseen: Muffeliges altes Holz. Das assoziiere ich eher mit Feuchtigkeit. Womöglich war das arme Tier wechselnden Verhältnissen ausgesetzt, was mich schreckliches befürchten läßt: Daß sich nämlich die Steckverbindungen nicht nur wegen Trockenheit gelöst haben, sondern auch, weil das Holz sich zuvor wegen Feuchtigkeit verzogen hatte. *schwitz*
Hier mal ein Bild vom locker wieder zusammengesteckten Schwungrad:
https://www.dropbox.com/s/8j539pa7j88jjks/radges.jpg
Wie ihr seht, klafft die Naht unten rechts auf der Innenseite weiter auf als außen, was zu einer Abweichung von der perfekten Kreisform führen muß. Sehr wahrscheinlich als Folge davon geht die Naht gegenüber immer wieder auf; da ist Spannung drin. Das paßt zu meiner Befürchtung, daß sich etwas verzogen hat.
Hier noch ein Detailbild der Naht unten rechts: https://www.dropbox.com/s/2jt435cex4pvqy9/schlitz.jpg
Nun meine ersten Fragen an die Erfahrenen hier:
[*]Wie groß darf die Abweichung von der perfekten Kreisform sein, bevor ich das Schwungrad in die Tonne klopfen muß? Mit bloßem Auge sieht man nichts, aber um ein paar Millimeter eiert es im jetzigen Zustand.
[*]Falls noch keine Tonne dräut: Sollte ich an der Naht unten rechts etwas abschleifen, damit sie wieder glatt zugeht? Das Rad würde dadurch minimal kleiner, und ich kann mir gerade weder bildlich noch theoretisch vorstellen, ob das die Sache nicht noch schlimmer macht, habe aber so meine Befürchtungen. Oder, ha! vielleicht sollte ich an dem Holzdübel herumfeilen?
[*] Was passiert eigentlich, wenn ein Schwungrad eiert? Ich theoretisiere mal so ins Blaue, daß das den Tretrhythmus stört, weil der Schwung eben nicht gleichmäßig ist. Und sonst?
Da das Holz mehr als nur oberflächlich verschmutzt ist, habe ich das Schwungrad erstmal auseinandergenommen, um die Teile besser abschleifen zu können. Der Geruch, der dabei aufstieg, erinnerte mich an Freilichtmuseen: Muffeliges altes Holz. Das assoziiere ich eher mit Feuchtigkeit. Womöglich war das arme Tier wechselnden Verhältnissen ausgesetzt, was mich schreckliches befürchten läßt: Daß sich nämlich die Steckverbindungen nicht nur wegen Trockenheit gelöst haben, sondern auch, weil das Holz sich zuvor wegen Feuchtigkeit verzogen hatte. *schwitz*
Hier mal ein Bild vom locker wieder zusammengesteckten Schwungrad:
https://www.dropbox.com/s/8j539pa7j88jjks/radges.jpg
Wie ihr seht, klafft die Naht unten rechts auf der Innenseite weiter auf als außen, was zu einer Abweichung von der perfekten Kreisform führen muß. Sehr wahrscheinlich als Folge davon geht die Naht gegenüber immer wieder auf; da ist Spannung drin. Das paßt zu meiner Befürchtung, daß sich etwas verzogen hat.
Hier noch ein Detailbild der Naht unten rechts: https://www.dropbox.com/s/2jt435cex4pvqy9/schlitz.jpg
Nun meine ersten Fragen an die Erfahrenen hier:
[*]Wie groß darf die Abweichung von der perfekten Kreisform sein, bevor ich das Schwungrad in die Tonne klopfen muß? Mit bloßem Auge sieht man nichts, aber um ein paar Millimeter eiert es im jetzigen Zustand.
[*]Falls noch keine Tonne dräut: Sollte ich an der Naht unten rechts etwas abschleifen, damit sie wieder glatt zugeht? Das Rad würde dadurch minimal kleiner, und ich kann mir gerade weder bildlich noch theoretisch vorstellen, ob das die Sache nicht noch schlimmer macht, habe aber so meine Befürchtungen. Oder, ha! vielleicht sollte ich an dem Holzdübel herumfeilen?
[*] Was passiert eigentlich, wenn ein Schwungrad eiert? Ich theoretisiere mal so ins Blaue, daß das den Tretrhythmus stört, weil der Schwung eben nicht gleichmäßig ist. Und sonst?
- Basteline
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Re: Flohmarktziege reparieren
Ich kann dir leider bei den Holzreperaturen keine Tipps geben, aber den, dass es sich besser macht, deine Bilder hier im Forum direkt einzustellen. Ich denke mal, dass die Hilfbereitschaft dann größer ist, als wenn man sich immer wieder dein Bild neu zu laden und hin und her zu zwitschen. 

Liebe Grüße
Basteline
.....und laßt uns spinnend die Welt umgarnen.
Basteline
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- Faden
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Re: Flohmarktziege reparieren
Hallo Amalie,
ich habe schon hin- und hergezwitschert, und ich kann an dem Schwungrad eigentlich keine gravierenden Mängel erkennen. So lange es "ziemlich" plan auf dem Boden aufliegt, kannst du es schon schon so verleimen, die Schnur soll in der Flucht laufen ohne zu hüpfen oder abzuspringen. Wenn dich die klaffenden Stellen stören, kannst du sie schon beischleifen oder ausfüllen. Feuchteschäden finde ich auch nicht. Wenn die Nabe ok ist und nichts ausgeschlagen taumelt, behindert dein Schwungrad die Spinnerei nicht.
ich habe schon hin- und hergezwitschert, und ich kann an dem Schwungrad eigentlich keine gravierenden Mängel erkennen. So lange es "ziemlich" plan auf dem Boden aufliegt, kannst du es schon schon so verleimen, die Schnur soll in der Flucht laufen ohne zu hüpfen oder abzuspringen. Wenn dich die klaffenden Stellen stören, kannst du sie schon beischleifen oder ausfüllen. Feuchteschäden finde ich auch nicht. Wenn die Nabe ok ist und nichts ausgeschlagen taumelt, behindert dein Schwungrad die Spinnerei nicht.
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Re: Flohmarktziege reparieren
Gut getrocknet Schwungräder habe ich bereits wieder zusammen gezogenen. Einfach alles zusammenstecken und ein Seil 2x drumlegen und mit einem Knebel spannen. Kleber nicht vergessen. Nach dem Trocknen ist alles wieder fest.
Ein Höhenschlag von bis zu 5 mm und gleiches zur Seite, solange die Antriebsschnur nicht springt, ist problemlos.
Ein Höhenschlag von bis zu 5 mm und gleiches zur Seite, solange die Antriebsschnur nicht springt, ist problemlos.
Gruß Mathias
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Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger
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Re: Flohmarktziege reparieren
Hast du die Teile eigentlich vor dem Auseinandernehmen gekennzeichnet?
Irgendwie tanzt die 3. Speiche von rechts etwas aus der Reihe - o.k. vermutlich ist der sichtbare Teil trotzdem genauso lang, wie die anderen.
Es scheint jedenfalls eine ziemlich grob gemachte Arbeit zu sein.
Der Vorteil dieser Konstruktion dürfte die eigenwillige Dübellösung außen und die Tatsache sein, dass die Speichen zur Nabe hin auf den Löchern stehen - das Rad bei genauen Grundmaßen also keinen Höhenschlag haben dürfte.
Ich würde es aber erstmal wieder komplett zusammenbauen, mit einem kleinen Spanngurt fixieren, dann die Stellen markieren, wo es eiert, bzw. auch genau untersuchen, ob die Nabenachse überhaupt fest und mittig und nicht verbogen ist. Dann sieht man weiter (du kannst z.B. evtl. durch drehen der Speichen mit anschließender Kennzeichnung seitliche Ausschläge korrigieren, usw.)
Grundsätzlich wären ein paar Fotos mit dem kompletten Spinnrad nicht verkehrt. Nicht dass du zum Schluss zwar ein wunderbares Schwungrad hast, aber der Rest so gebaut ist, dass ein vernünftiges Spinnergebnis nur mit erheblichen Modifikationen erziehlt werden kann.
Ach ja - und wie groß ist überhaupt der Raddurchmesser?
Irgendwie tanzt die 3. Speiche von rechts etwas aus der Reihe - o.k. vermutlich ist der sichtbare Teil trotzdem genauso lang, wie die anderen.
Es scheint jedenfalls eine ziemlich grob gemachte Arbeit zu sein.
Der Vorteil dieser Konstruktion dürfte die eigenwillige Dübellösung außen und die Tatsache sein, dass die Speichen zur Nabe hin auf den Löchern stehen - das Rad bei genauen Grundmaßen also keinen Höhenschlag haben dürfte.
Ich würde es aber erstmal wieder komplett zusammenbauen, mit einem kleinen Spanngurt fixieren, dann die Stellen markieren, wo es eiert, bzw. auch genau untersuchen, ob die Nabenachse überhaupt fest und mittig und nicht verbogen ist. Dann sieht man weiter (du kannst z.B. evtl. durch drehen der Speichen mit anschließender Kennzeichnung seitliche Ausschläge korrigieren, usw.)
Grundsätzlich wären ein paar Fotos mit dem kompletten Spinnrad nicht verkehrt. Nicht dass du zum Schluss zwar ein wunderbares Schwungrad hast, aber der Rest so gebaut ist, dass ein vernünftiges Spinnergebnis nur mit erheblichen Modifikationen erziehlt werden kann.
Ach ja - und wie groß ist überhaupt der Raddurchmesser?
"Spiders can become a passion that can not stop you"
__________________(unbekanntes Übersetzungsprogramm)
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- Amalie
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Re: Flohmarktziege reparieren
Vielen Dank schon mal für eure Antworten!
@basteline, danke für den Tip! Es gibt da ganz unterschiedliche Forenkulturen und individuelle Vorlieben, und da ich in diesem Forum noch recht neu bin, habe ich die konservative Variante gewählt, die sicherstellt, daß die Software mir das Bild nicht selbsttätig verkleinert oder ein zu großes Bild das Layout verhagelt. Aber wenn der Konsens hier in Richtung direkt eingebundener Bilder geht...
Zurück zum Rad. Ich halte also fest, da es plan aufliegt und nicht allzu sehr vom vollkommenen Kreis abweicht, bestehen Chancen. Diese Hürde wollte ich nehmen, bevor ich mich am Die anderen potentiellen Probleme mache, die ihr angesprochen habt.
Teile markieren: Bei den Speichen habe ich das leider versemmelt. Die sind aber ziemlich gleich und alle gleich exzentrisch eingedübelt. Das Foto täuscht vermutlich.
Die Nabe macht mir ein wenig Sorgen, weil sie einen Riß hat. Dadurch geht die Nabe natürlich auch ein wenig aus der Form. Solange sich das durch tauschen, drehen oder gar abändern der Speichen beheben läßt, ist mir nicht bange. Mit geraden Teilen komme ich besser klar als mit gebogenen, die mir viel Respekt einflößen.
Na wie dem auch sei, jetzt puzzle ich das Schwungrad mal wieder zusammen und schaue, was passiert. Gleich kommen noch ein paar Bilder, wenn ich das Rad ausgemessen habe.
@basteline, danke für den Tip! Es gibt da ganz unterschiedliche Forenkulturen und individuelle Vorlieben, und da ich in diesem Forum noch recht neu bin, habe ich die konservative Variante gewählt, die sicherstellt, daß die Software mir das Bild nicht selbsttätig verkleinert oder ein zu großes Bild das Layout verhagelt. Aber wenn der Konsens hier in Richtung direkt eingebundener Bilder geht...
Zurück zum Rad. Ich halte also fest, da es plan aufliegt und nicht allzu sehr vom vollkommenen Kreis abweicht, bestehen Chancen. Diese Hürde wollte ich nehmen, bevor ich mich am Die anderen potentiellen Probleme mache, die ihr angesprochen habt.
Teile markieren: Bei den Speichen habe ich das leider versemmelt. Die sind aber ziemlich gleich und alle gleich exzentrisch eingedübelt. Das Foto täuscht vermutlich.
Die Nabe macht mir ein wenig Sorgen, weil sie einen Riß hat. Dadurch geht die Nabe natürlich auch ein wenig aus der Form. Solange sich das durch tauschen, drehen oder gar abändern der Speichen beheben läßt, ist mir nicht bange. Mit geraden Teilen komme ich besser klar als mit gebogenen, die mir viel Respekt einflößen.
Na wie dem auch sei, jetzt puzzle ich das Schwungrad mal wieder zusammen und schaue, was passiert. Gleich kommen noch ein paar Bilder, wenn ich das Rad ausgemessen habe.
- Amalie
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Re: Flohmarktziege reparieren
Das Schwungrad hat einen Durchmesser von 44,5 cm.
Und da mir die Forensoftware nun mitteilt, daß das Bild mit 799 Pixeln höher ist als die erlaubten 800 Pixel, bleibt es jetzt doch beim hin- und herzwitschern. Man sollja auchwas erkennen können. Ist das sehr schlimm?
Gesamtansicht:https://www.dropbox.com/s/6iyq2trm4kigz ... 224547.jpg
MOA:https://www.dropbox.com/s/3y64pcdyufipc ... 224618.jpg
Nabe 1:https://www.dropbox.com/s/m7kus4wuuui1v ... 224738.jpg
Nabe 2:https://www.dropbox.com/s/75zi0unlss7op ... 224748.jpg
Und da mir die Forensoftware nun mitteilt, daß das Bild mit 799 Pixeln höher ist als die erlaubten 800 Pixel, bleibt es jetzt doch beim hin- und herzwitschern. Man sollja auchwas erkennen können. Ist das sehr schlimm?
Gesamtansicht:https://www.dropbox.com/s/6iyq2trm4kigz ... 224547.jpg
MOA:https://www.dropbox.com/s/3y64pcdyufipc ... 224618.jpg
Nabe 1:https://www.dropbox.com/s/m7kus4wuuui1v ... 224738.jpg
Nabe 2:https://www.dropbox.com/s/75zi0unlss7op ... 224748.jpg
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Re: Flohmarktziege reparieren
Hach - ja ...
Diese Ziege wird immer mal wieder angeboten und keiner will sie haben
Ist z.B. hier zwar falsch zusammengebaut, aber komplett und nicht so runtergekommen:
http://www.bilder-hochladen.net/files/lgfi-5-e4da.jpg
Aber ich will dich jetzt nicht völlig demotivieren - immerhin ist das Schwungrad schön groß und wenn du die Achse gerade bekommst, lässt es sich bestimmt spinnbar machen!
Diese Ziege wird immer mal wieder angeboten und keiner will sie haben

Ist z.B. hier zwar falsch zusammengebaut, aber komplett und nicht so runtergekommen:
http://www.bilder-hochladen.net/files/lgfi-5-e4da.jpg
Aber ich will dich jetzt nicht völlig demotivieren - immerhin ist das Schwungrad schön groß und wenn du die Achse gerade bekommst, lässt es sich bestimmt spinnbar machen!
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Re: Flohmarktziege reparieren
Diese Ziege sieht meiner ja ganz schön ähnlich! Aber eigentlich... geht es mir mehr ums basteln als darum, noch ein Haustier zu haben. Außerdem: Einfach alles auf den Müll zu hauen brächte ich nicht übers Herz.
-
- Faden
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Re: Flohmarktziege reparieren
Hallo Amalie,
ich habe schon kränkere Ziegen genesen sehen! Bei mir hätte sie auch eine Chance gehabt! Viel Erfolg!
ich habe schon kränkere Ziegen genesen sehen! Bei mir hätte sie auch eine Chance gehabt! Viel Erfolg!
-
- Vorgarn
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Re: Flohmarktziege reparieren
Hallo Amalie,
ich finde den Zustand Deines Rades gar nicht so schlecht, auf jeden Fall kann man mit Sicherheit eine Schönheit daraus machen.
Ich würde für das Verkleben des Schwungrads empfehlen (hoffentlich komme ich damit nicht zu spät):
1) Auf jeden Fall Epoxydharz (Zweikomponentenkleber) mit ca. 30 Minuten Verarbeitungszeit verwenden.
2) In einer Schablone (Vorrichtung zum Ausrichten) kleben/aushärten lassen. Der Rundlauf wird dadurch bestimmt, wie rechtwinklig und zentrisch der Radreifen zu der Metallachse steht. Ich würde dazu in eine garantiert ebene Platte mittig ein Loch für die Metallachse bohren. Wichtig: Dieses Loch muss exakt rechtwinklig zur Platte gebohrt werden (das kann halbwegs nur eine Ständer/Tischbohrmaschine gewährleisten, Handbohrmaschine ist nicht geeignet), und der Lochdurchmesser muss ein möglichst spielfreies Einstecken der Achswelle ermöglichen. Bedenke bitte, dass Fehler im Zehntelmillimeterbereich an der Achse sich zu Millimetern am Radreifen multiplizieren werden.
Beim Kleben steckt man die Achse mit der Nabe in das vorgebohrte Loch, man baut das gesamte Schwungrad zusammen (spulenhalters Tipp mit dem Verzurren des Radreifens bitte unbedingt beachten), und man unterlegt den Radreifen mit mehreren Holzklötzen mit exakt gleicher Höhe. Dies alles würde ich natürlich vorher "trocken" ausprobieren.
Für einen zufriedenstellenden Rundlauf (spulenhalters Angabe von 5 mm Schlag halte ich für die äußerste Toleranz, mir würde das wahrscheinlich nicht reichen) ist letztendlich nur die Lauffläche des Radreifens (dort, wo die Antriebsschnur darüber läuft) interessant. Man kann also im eigeschränktem Umfang eventuelle Montagefehler durch eine Nachbearbeitung ausgleichen. Dafür fallen mir zwei Möglichkeiten ein:
1)Am montiertem Spinnrad mit einer handgeführten hochtourigen Minibohrmaschine (Proxxon, Dremel, ...). Eine Person treibt das Schwungrad wie beim Spinnen an, eine zweite Person schleift/fräst. Wie bei jeder Handarbeit besteht auch hier das Risiko einer Verschlimmbesserung, falls man keine sichere und erfahrene Hand hat.
2)Falls man die Möglichkeit hat, zumindest an eine Ständerbohrmaschine zuzugreifen, kann man auf dem Maschinentisch einen Holzbalken mit einem Loch für die Schwungradachse als Ausleger aufspannen, Schwungrad einstecken, und am rotierendem Schleifkörper/Fräser vorbei mit der Hand drehen. Wenn man bei der Spanabnahme nicht übermütig ist, geht das sehr gut und es besteht kaum ein Sicherheitsrisiko.
Letztere Vorgehensweise habe ich bei der Herstellung eines Schwungrades mit einem Durchmesser von 1320 mm angewendet (siehe hier: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=25001). Hier wurde der Radreifen schichtverleimt aus Eichefurnier über fest verklebte Speichen. So entstanden zwangsläufig Rundlauffehler, die ich alle 2 bis 3 Schichten wie oben unter 2) beschrieben korrigiert habe. Das ging sehr gut, allerdings war vor der Maschine mit dem eingespannten Monsterteil kein Platz mehr für mich. Also habe ich mich auf den Boden unter dem eingespannten Schwungrad hingehockt, und das Werkstück von unten über dem Kopf durchgedreht.
Für die Oberflächenbehandlung von Hartholz kann ich Hartöl Spezial von Leinos empfehlen. Das Holz, das man auf den Fotos im o.a. Link sehen kann, wurde so behandelt. Alternativ, falls man lieber Lack bevorzugt, würde ich eine Parkettversiegelung auf Polyurethanbasis nehmen (z.B. UNI-Siegel seidenglänzend).
Viel Spaß bei der Arbeit, lass uns bitte am Ergebnis mit ein Paar Fotos teilhaben.
Gruß
Borek
ich finde den Zustand Deines Rades gar nicht so schlecht, auf jeden Fall kann man mit Sicherheit eine Schönheit daraus machen.
Ich würde für das Verkleben des Schwungrads empfehlen (hoffentlich komme ich damit nicht zu spät):
1) Auf jeden Fall Epoxydharz (Zweikomponentenkleber) mit ca. 30 Minuten Verarbeitungszeit verwenden.
2) In einer Schablone (Vorrichtung zum Ausrichten) kleben/aushärten lassen. Der Rundlauf wird dadurch bestimmt, wie rechtwinklig und zentrisch der Radreifen zu der Metallachse steht. Ich würde dazu in eine garantiert ebene Platte mittig ein Loch für die Metallachse bohren. Wichtig: Dieses Loch muss exakt rechtwinklig zur Platte gebohrt werden (das kann halbwegs nur eine Ständer/Tischbohrmaschine gewährleisten, Handbohrmaschine ist nicht geeignet), und der Lochdurchmesser muss ein möglichst spielfreies Einstecken der Achswelle ermöglichen. Bedenke bitte, dass Fehler im Zehntelmillimeterbereich an der Achse sich zu Millimetern am Radreifen multiplizieren werden.
Beim Kleben steckt man die Achse mit der Nabe in das vorgebohrte Loch, man baut das gesamte Schwungrad zusammen (spulenhalters Tipp mit dem Verzurren des Radreifens bitte unbedingt beachten), und man unterlegt den Radreifen mit mehreren Holzklötzen mit exakt gleicher Höhe. Dies alles würde ich natürlich vorher "trocken" ausprobieren.
Für einen zufriedenstellenden Rundlauf (spulenhalters Angabe von 5 mm Schlag halte ich für die äußerste Toleranz, mir würde das wahrscheinlich nicht reichen) ist letztendlich nur die Lauffläche des Radreifens (dort, wo die Antriebsschnur darüber läuft) interessant. Man kann also im eigeschränktem Umfang eventuelle Montagefehler durch eine Nachbearbeitung ausgleichen. Dafür fallen mir zwei Möglichkeiten ein:
1)Am montiertem Spinnrad mit einer handgeführten hochtourigen Minibohrmaschine (Proxxon, Dremel, ...). Eine Person treibt das Schwungrad wie beim Spinnen an, eine zweite Person schleift/fräst. Wie bei jeder Handarbeit besteht auch hier das Risiko einer Verschlimmbesserung, falls man keine sichere und erfahrene Hand hat.
2)Falls man die Möglichkeit hat, zumindest an eine Ständerbohrmaschine zuzugreifen, kann man auf dem Maschinentisch einen Holzbalken mit einem Loch für die Schwungradachse als Ausleger aufspannen, Schwungrad einstecken, und am rotierendem Schleifkörper/Fräser vorbei mit der Hand drehen. Wenn man bei der Spanabnahme nicht übermütig ist, geht das sehr gut und es besteht kaum ein Sicherheitsrisiko.
Letztere Vorgehensweise habe ich bei der Herstellung eines Schwungrades mit einem Durchmesser von 1320 mm angewendet (siehe hier: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 19&t=25001). Hier wurde der Radreifen schichtverleimt aus Eichefurnier über fest verklebte Speichen. So entstanden zwangsläufig Rundlauffehler, die ich alle 2 bis 3 Schichten wie oben unter 2) beschrieben korrigiert habe. Das ging sehr gut, allerdings war vor der Maschine mit dem eingespannten Monsterteil kein Platz mehr für mich. Also habe ich mich auf den Boden unter dem eingespannten Schwungrad hingehockt, und das Werkstück von unten über dem Kopf durchgedreht.
Für die Oberflächenbehandlung von Hartholz kann ich Hartöl Spezial von Leinos empfehlen. Das Holz, das man auf den Fotos im o.a. Link sehen kann, wurde so behandelt. Alternativ, falls man lieber Lack bevorzugt, würde ich eine Parkettversiegelung auf Polyurethanbasis nehmen (z.B. UNI-Siegel seidenglänzend).
Viel Spaß bei der Arbeit, lass uns bitte am Ergebnis mit ein Paar Fotos teilhaben.
Gruß
Borek
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Re: Flohmarktziege reparieren
Danke für die ausführlichen Ausführungen, borekd! Das mit der Schablone klingt sehr einleuchtend und hilfreich. Leider ist die einzige Ständerbohrmaschine, zu der ich Zugang habe, nicht für so große Platten geeignet. Mal sehen, ob ich das irgendwie anders hinkriege.
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- Vorgarn
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Re: Flohmarktziege reparieren
Dann bitte ein kleineres Stück Material wie beschrieben anbohren, das mindestens eine exakt plane Seite (Unterseite) hat. Dieses kannst Du auf die große Platte anschrauben/kleben.Amalie hat geschrieben:... Leider ist die einzige Ständerbohrmaschine, zu der ich Zugang habe, nicht für so große Platten geeignet....
Gruß
Borek