Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Handspindel-Spinnen

Moderator: Rolf_McGyver

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Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Amalaswintha » 05.02.2014, 10:01

Hallo,

ich schiebe momentan etwas Frust mit meiner Spindel. Die habe ich mir wahrscheinlich ein wenig zu früh zugelegt, nämlich bevor ich einiges über Handspindeln gelesen hatte und sie wiegt recht viel, um die 70g
Mit Merino, Welsh, Eider und Texel aus dem Batt komme ich gut zurecht, aber jetzt versuche ich mich an Falklandwolle und egal wie kurz oder lang ich den Auszug habe, es flutscht ständig alles auseinander - das kleine Alpakaexperiment zu Anfang natürlich erst recht und auch die sehr lockere Steinschafwolle.
Jetzt kann es natürlich noch an mangelnder Technik liegen, schließlich spinne ich erst seit Anfang Dezember und auch nur etwa einmal die Woche, weil mir oft die Zeit fehlt. Aber ich vermute auch, meine Spindel ist viel zu schwer. Deshalb würde ich mir gern eine neue bauen. Wo liegt denn ein gutes Gewicht für glatte Fasern?

Danke und Grüße,
Amalaswintha

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von shorty » 05.02.2014, 10:23

Also mit glatter Faser hat das weniger zu tun, würd ich meinen ;-)
Sondern eher mit der Aufbereitungsart der Stapellänge und der Ausziehart und wie dünn Du spinnst.
Falkland ist nun so glatt nicht, Steinschafwolle auch nicht....

Zum Selbstbau eignen sich Holzräder aus dem Baumarkt oder CD Spindeln siehe Bauanleitung Handspinngilde.

Aber ganz ehrlich an gute Spindeln werden diese nicht herankommen, ich würd sagen hol Dir ne Matthes, ne IST Craft usw, die sind preislich auch durchaus im Rahmen
eher im Gewichtsbereich bis 30 Gramm
70 Gramm ist in meinen Augen ne reine Zwirnspindel, viel zu schwer....
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Sephrenia » 05.02.2014, 10:24

Das ideale Spindelgewicht hängt vor allem davon ab, welche Fadenstärke du spinnen möchtest. Für dickes Garn ist deine 70g-Spindel schon ok, von feinen Garnen würde ich da nur 5-10g draufkriegen, bis mir das Gesamtgewicht entgültig zu schwer würde.
Ich finde Spindeln um die 30-40g recht anfängerfreundlich (die meisten Baumarkt-Holzrad-Spindeln landen in dieser Gewichtsklasse). Meine persönlichen Lieblingsspindeln für Alpaka, Seide und Co. sind noch leichter - um die 20g - aber ich spinne auch sehr dünn und schnell. Bei Anfängern dreht so eine leichte Spindel mangels Schwungmasse dauernd zurück, das ist dann auch frustrierend.

Hast du schon mal versucht, mit deiner schweren Spindel "supported", also mit aufgestützter Spitze zu spinnen? Das wäre auch eine Möglichkeit, die rutschigen Fasern leichter zu bändigen.

LG Kiki

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Tulipan » 05.02.2014, 10:28

Das hängt auch davon ab, wie dick du spinnen möchtest. Meine Spindeln für alle Fälle wiegen so zwischen 25 und 35 g. Es sind Kopfspindeln und ich rolle sie mit der flachen Hand am Oberschenkel an. Da drehen sie schneller und das Garn hält schnell zusammen.

lg
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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von heldenlama » 05.02.2014, 11:35

das Gewicht selbst kann man nicht so direkt festlegen, ich kann Dir aber den Tip geben, wenn Du eh noch Anfängerin bist (wie ich), gleich eine Supported Spindel zu holen (eine gelagerte) da ist das Gewicht egal, nur ist das Spinnen darauf etwas gewöhnungsbedürftig. Da die Spindel aber stehend geschubst wird 8wie ein kreisel) kommst Du nicht zu dem Problem, dass die Spindel evtl zu schwer für Deinen Faden ist. Habe mittlerweile 2 supported, eine Phang von matthes ist noch bestellt, und übe fleissig damit. Es spinnt sich anders und etwas schwieriger damit, aber wenn mans erstmal raushat, ist es eine allroundspindel mit der dick wie dünn ohne Probleme geht.

http://www.youtube.com/watch?v=HIlrfkcg5uk

ps. wir kennen uns von FB oder aus Binas Gruppe???

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Tulipan » 05.02.2014, 15:43

Mein Eindruck ist dass Amalaswinthas Probleme bei Kammzügen auftreten und da ist die supported Spindel nicht ideal weil Kammzüge eher für kurzen Auszug geeignet sind. Traditionell werden supported Spindeln für sehr kurzfaserige kardierte Fasern verwendet. Als Allround-Spindeln würde ich sie daher nicht bezeichnen.

lG
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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von shorty » 05.02.2014, 17:36

Sehe ich wie Tulipan... ich sehe supported nicht als Allrounder an.. auch weil sich damit Kammzüge nicht wirklich flott spinnen lassen, oder nur from the fold, wobei man unsinnigerweise da die Stapellänge der Faser verkürzen muss... ( ich weiss aber durchaus, dass dies vielfach gemacht wird, ist aber nicht meins...)
Ich finde mit ner mittelschweren Spindel ist man besser bedient.
Zudem brauchts für supported, damit die Spindel stabil läuft, ne gewisse Grundgeschwindigkeit, die ist für kurzfasrige Materialien und dünne Fäden gedacht.
Soviel Drall ist teilweise für andere Fasern oder Dicken gar nicht notwendig.
karin
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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Amalaswintha » 05.02.2014, 20:04

Danke euch für die vielen Antworten! Ich ahnte ja schon, dass ich erst am Beginn einer Wissenschaft stehe (Ist ja wie beim Seifesieden, mit all den verschiedenen Ölen, die sich in jeder Mischung anders verhalten). Dann halte ich in nächster Zeit Ausschau nach einer leichteren Spindel und informiere mich weiter. Mich hat vor allem irritiert, dass viele Anfängerspindeln, auch von Ashford, um die 70-100 Gramm wiegen.

Dann bleibe ich bei dieser Spindel erst mal beim Welsh und den sehr griffigen Sachen, mit denen es bisher gut lief.

@Heldenlama: Ja, genau von dort. *wink* Ich hatte schon vermutet, dass die eine oder der andere auch hier ist.

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von anjulele » 05.02.2014, 20:18

Wir haben schon oft darüber gerätselt, warum solche Klopperspindeln den Namen "Anfängerspindeln" haben.

Wie ist denn die Spitze von deiner Spindel? Die muss nicht superspitz sein, aber wenn sie flach ist, kann sie sich nicht drehen. Ich finde, es gibt einen Unterschied zwischen "richtigen" Supported-Spindeln und einer schweren "08/15-Anfängerspindel". Die Supported sind für feine, kurze Haare gedacht, wie z. B. Angora. Mit meinen schweren Anfängerspindeln (auch um die 70 - 80 g) habe ich lange Zeit kurze oder leichte Fasern gesponnen. Die Spindel dreht sich in einer Untertasse gut, durch die Vertiefung für die Tasse dreht sie auch nicht vom Teller. Kleine Schalen sind, jedenfalls für meine, nicht so optimal, aber mit den kleinen Tellern geht´s. Wenn du nicht gerade gesundheitlich eingeschränkt bist, kannst du den Teller auf den Boden stellen und den Faden nach oben spinnen.

LG
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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von heldenlama » 06.02.2014, 09:10

Also ich bin ja selbst noch Anfänger aber ich für mich kann sagen, dass ich mit der Supported sehr gut klarkomme. Habe eine Tulpenspindel, die sehr spitz ist unten und eine russische die nicht ganz so spitz ist, dafür gleich mit Schälchen. Auf beiden spindeln kann ich alle Faserarten die ich habe (BFL/Milchseide, babykamel, Alpaka, Merino, süddeutsche Merino, Shetland und Cheviot sehr gut spinnen. Ich arbeite allerdings in einer Art Park and Draft Methode. Ich dreht die spindel, halte sie an und ziehe ganz weit aus, dann drehe ich wieder und wickel um. Das funktioniert sehr gut, wenns sicher auch nicht die übliche Methodik ist ;-) Eine Phang von matthes ist btw noch auf dem Weg, von der erhoffe ich mir sehr viel <3

edit bild beigefügt, tulpenspindel mit aktuell Shetlandwolle drauf
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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Tulipan » 06.02.2014, 09:50

Das funktioniert natürlich, aber wenn du immer erst Drall aufbaust und dann ausziehst, baust du einen Zwischenschritt ein, der bei einer Fallspindel nicht nötig ist. Faser, Faseraufbereitung, Spindel und Spinntechnik sollten zusammenpassen, sonst bleibt die Spindel nur ein Spielzeug zur Überbrückung der Wartezeit auf das Spinnrad. Das hat sie nicht verdient, die richtige Spindel mit der richtigen Technik ist ein effizientes Spinnwerkzeug.

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von XScars » 06.02.2014, 10:20

Tulipan hat geschrieben:Das funktioniert natürlich, aber die wenn du immer erst Drall aufbaust und dann ausziehst, baust du einen Zwischenschritt ein, der bei einer Fallspindel nicht nötig ist. Faser, Faseraufbereitung, Spindel und Spinntechnik sollten zusammenpassen, sonst bleibt die Spindel nur ein Spielzeug zur Überbrückung der Wartezeit auf das Spinnrad. Das hat sie nicht verdient, die richtige Spindel mit der richtigen Technik ist ein effizientes Spinnwerkzeug.

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Da fehlt mir jetzt der agree(1) button von Ravelry... das finde ich auch... park and draft hat durchaus seine Daseinsberechtigung und hilft im Lernprozess sehr die einzelen Schritte zu üben, aber eigentlich ist das nur ein Zwischenschritt, der irgendwann wieder entfällt...

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von Klara » 06.02.2014, 10:49

Amalaswintha - du hast im ersten Beitrag geschrieben: "neue bauen"

Wenn du gerne bastelst, kannst du ohne viel Kosten rumprobieren: Ein Schaschlikspiess und zwei Eis-Steckerl ergeben z. B. eine superleichte Kreuzspindel (ich finde, die Steckerl vom Magnung drehen besonders gut, man darf nur nicht fest wickeln, damit man die Spindel zerlegen kann. Und vor dem bauen muss man zwei Magnum essen, aber man bringt seiner Kunst ja gerne Opfer ;) ). Eine überzählige Sockennadel, eine Dichtung und eine CD ergeben die nächste Stufe. Spindeln müssen übrigens auch nicht rund sein - auch ein ausgesägtes Holzquadrat kann einen schönen Wirtel geben. Oder Achtecke. Ich habe mir auch eine Ringspindel mit einem Metallring aus dem Baumarkt gebaut und darauf einiges gesponnen, bis ich Frau Bosworth getroffen und ihr ein paar Spindeln abgekauft habe.

Wenn du nicht gerne bastelst, gibt's genug Hersteller von guten und sehr guten Spindeln.

Grundregel fürs Design: Je dünner der Schaft, desto leichter kommt man auf hohe Drehzahlen. Und je grösser der Wirtel bei gleichem Gewicht, desto länger dreht die Spindel (bei gleichem Faden). Das Trägheitsmoment steigt proportianal zum Gewicht aber im Quadrat mit dem Durchmesser.

Ciao, Klara

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von heldenlama » 06.02.2014, 10:52

das Problem daran ist, dass ich sowohl zum ausziehen als auch zum drehen die selbe Hand nutze - habs bisher noch nicht geschafft, das eine mit links zu machen. Deshalb bin ich (zur zeit noch) gezwungen diese Methode anzuwenden, bin aber sicher, sollte ich das je mit links können, dass dann auch jede Faserart funktioniert. Bei der Fallspindel habe ich mit dem im Flug spinnen keine Probleme.

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Re: Glatte Fasern - Welches Spindelgewicht?

Beitrag von shorty » 06.02.2014, 10:56

ging mir auch schon so, ist man von rav gewöhnt irgendwie den agree button.
Zustimmung auch von meiner Seite

Zum lernen über ne kurze Phase ist das bestimmt ne gute Möglichkeit, aber eigentlich ist andrehen und ausziehen auch bei der supported ein fortwährender Arbeitsfluss.
Die Spindel stabilisiert sich bei höherer Geschwindigkeit, ist vergleichbar mit Fahrradfahren, da hat man auch deutlich mehr Balance wenn man schneller fährt.

Die höchste Arbeitsausbeute hat man schon, wie tulipan auch schreibt, wenn einfach Faser , Aufbereitungsart, Spindelgewicht und Bauweise zusammenpassen.
Ich hab versch. supported spinne damit aber nur kurzfaseriges....
Ein schönes Bild das Shetland und die Spindel, ich würd das Material aber wohl auf ner schnellen Kopfspindel spinnen.
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