Rohwolle waschen

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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doka
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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von doka » 10.08.2013, 17:10

Ja, desch, stimmt, und die Berichte klingen auch ganz genauso.
Hmm, ich lass die Wolle jetzt gerade trocknen und dann schau ich mal, ob ich das in trockenem Zustand rauskriege. Ist nämlich erste Schur und ich fände das schade, wenn ich sie entsorgen müsste.
Danke für den link :)

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Eurasierwolle » 11.08.2013, 13:26

Ja, das SIND Schuppen! Da Schuppen (wie ja auch beim Menschen) gerne auch fettig sind, rieseln sie nicht einfach aus dem Vlies, sondern kleben förmlich an den Haaren. Man kann ihnen nur mit einer "Entfettungswäsche" zu Leibe rücken, wenn der Kleber fehlt, fallen auch die Schuppen beim Kardieren raus.
Meine nächsten Wasch-Tests werde ich im Einkochtopf machen - kaltes Wasser + Soda + Vlieswolle rein und dann langsam aufheizen. Aber erst mal brauche ich Regen! Meine Regentonnen sind nach der Hitzeperiode fast leer vom vielen Gießen...

Wollige Grüße
Cornelia
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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von doka » 11.08.2013, 20:39

Ah, okay, also doch erst entfetten.
Ich hatte jetzt schon überlegt, ob ich erst zupfe und dann wasche, aber dann mach ichs doch andersrum.
Klingt auch vollkommen logisch. Danke für den Tipp :)

Klara
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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Klara » 16.08.2013, 13:02

Zwischenbericht zur "fermented suint method": Fermentieren tut da gar nichts. Es schäumt nicht, der Geruch ist nicht spektakulär (obwohl die Hände stinken, wenn man sie ins Wasser getaucht hat), das Wasser ist leicht milchig und die Wolle noch immer so dreckig wie am Tag, an dem ich sie reingetan habe. An dem sie allerdings schon relativ sauber war, weil ich grosszügig wegsortiert hatte.

Fazit: Was soll das?

Wenn ich Zeit habe, werde ich dieses Vlies fertig waschen und färben und dann - nur der Vollständigkeit halber - eine kleine Menge Wolle in die dann ja angeblich "fertige" Waschlösung geben - aber ehrlich gesagt verspreche ich mir nicht viel davon.

(Oder vielleiciht müsste man die Brandwolle - mit Urin dran - doch dran lassen?????)

Ciao, Klara

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Sidhe » 17.08.2013, 11:50

Hm.... im Prinzip hast du ja jetzt erst die "Waschlösung" hergestellt, wie du ja geschrieben hast. Vielleicht passiert da wirklich erstmal nicht viel und der zweite Durchgang ist besser?
Ob Brandwolle ja oder nein frage ich mich allerdings auch....
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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Klara » 25.09.2013, 12:06

So, gestern habe ich die Wolle aus der Brühe rausgeholt. Die Brühe stinkt, allerdings nicht spektakulär (kein Vergleich mit einem länger nicht ausgemisteteten Taubenschlag, einer angestochenen Matratzenstreu oder einer verwesenden Katze) aber der Gerucht ist ziemlich nachhaltig. Irgendeine exotherme Reaktion läuft da drinnen auch ab - die Wollbrühe war deutlich wärmer als die Tonne mit Regenwasser daneben, obwohl beides im gleichen Schatten stand. Die Wolle kommt mir ziemlich weiss vor, allerdings immer noch fettig. Die weissesten Teile habe ich nur kurz in kaltem Regenwasser gespült, geschleudert und zum Trocknen ausgelegt (die Wolle müffelt noch leicht, ist aber wohl auch noch nicht hundertprozentig trocken), den Grossteil gefärbt (nach Spülen in Regenwasser und schleudern) - der riecht jetzt nach Essig, und einen Teil habe ich in rostigem Leitungswasser gewaschen (mein Heizkessel hat ein Problem), was gar keine gute Idee war. Ich hätte nicht gedacht, dass Rost so schnell und dauerhaft färbt!

So richtig überzeugt bin ich nicht von der Fermentiermethode, aber es hat schon was, wenn man mit Null Leitungswasser (mein Brunnen droht im Sommer ständig mit Trockenheit) und kaum Arbeit zu einer Mülltonne voll Färbewolle kommt. Da ich die Wolle in den nächsten Wochen wegarbeiten will, wirkt sich das Restfett hoffentlich nicht sehr störend aus - die Stränge werden ja noch mal gewaschen.

Wer allerdings keine Regenwasservorräte, keinen passenden Behälter und keine Umgebung hat, in der ein bisschen Gestank nicht weiter auffällt - für den bringt die Methode meiner Meinung nach keine Vorteile.

Ciao, Klara

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Sidhe » 25.09.2013, 20:39

Danke für deinen Bericht, Klara. :)

Gut, dass du das nochmal ansprichst. Mir ist da nämlich letztens was bewusst geworden:
Wenn ich mehrere Vliese nacheinander wasche, dann weiche ich das neue Vlies immer in dem letzten "Klarspülgang" vom Vorgänger ein. Da sind dann evtl. noch minimale Soda-/Fit-Reste drin, aber eigentlich ist es nur leicht trübes Wasser. Soviel dazu.
Diesen Sommer habe ich ein Vlies Bergschaf in eben solchem Wasser eingeweicht.... die Tage vergingen, keine Zeit, vergessen etc. Nach ca. 10 (?) Tagen war das Wasser oben drauf grün, es roch auch nicht so dolle. Ich hatte aber immernoch keine Zeit neu einzuweichen (bzw. gerade kein Wasser), also hab ich das Vlies nur geschleudert und trocknen lassen.

Tja, was soll ich sagen - ich finde es war schon sauber. Zugegeben, es war auch nicht allzu fettig am Anfang, aber es ist doch schön "trocken" (also nicht fettig) geworden und der Dreck war auch raus.
Ein Klarspülgang jetzt schadet sicher auch nicht, aber Seife muss da eigentlich kein mehr ran.

Hatte ich da etwa zufällig fermentiert?? :]
Naja, ganz so eklig dreckig war die Brühe nun nicht, aber das Prinzip scheint schon irgendwie gegriffen zu haben, oder was meint ihr?
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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Klara » 26.09.2013, 13:11

Unsere Chemielehrerin hat damals erzählt, dass sich der Zucker im Tee, wenn man verhindert, dass der Tee auskühlt, im Lauf der Zeit auch ohne Umrühren gleichmässig verteilt. Den Namen des Prinzips habe ich vergessen (und gleichmässig süssen Tee ohne Umrühren hatte ich auch noch nie) aber ich könnte mir vorstellen, dass es auch der allmählich sauber(er) werdenden Wolle zugrunde liegt.

Haben wir hier niemand mit Chemie-Leistungskurs (oder Studium, oder entsprechendem Sohn oder Tochter)? Das wäre doch mal ein Thema für eine Fach- oder Diplomarbeit!

Ciao, Klara

PS: Sagte ich schon, dass der Geruch unheimlich hartnäckig ist? Die Wäscheschleuder hat gestern noch gestunken, die Werkstatt auch und auf dem Speicher kämpft Waschbrühe mit Essig...

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von thomas_f » 26.09.2013, 21:07

Zucker im Tee, Salz im Wasser, ja. Frag mich nicht, warum, aber Salze und andere lösliche Sachen haben das Bestreben, sich im Lösungsmittel gleichmäßig zu verteilen. Und umgekehrt: Wasser hat das Bestreben, diesen Ausgleich herbeizuführen. Beispiel Pökeln in Salzlake, Auberginen entwässern usw.: Das Wasser wird aus dem Fleisch oder den Auberginenscheiben "gezogen", weil die Salzkonzentration außerhalb größer ist und das Wasser einen Ausgleich herbeiführen "will". Beispiel Kartoffeln, Nudeln kochen: Wieso kommt Salz ins Wasser? Damit das Kochwasser mit Salz gesättigter ist als das Innere der Nudel/Kartoffel, und die kartoffel/nudeleigenen Mineralien nicht ins umliegende Wasser ausgewaschen werden. Also beim Kochwasser nicht mit Salz sparen, das wird eh beim Abgießen mit abgegossen.

Viel mehr weiß ich dazu auch nicht, außer dass der Nährstofftransport der Pflanzen nach dem Prinzip funktioniert und bestimmt noch manch anderes.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Basteline » 27.09.2013, 09:21

Den Namen des Prinzips habe ich vergessen
Heißt Osmose. ;)
http://de.wikipedia.org/wiki/Osmose
*klugscheißmodus aus*
Liebe Grüße
Basteline

.....und laßt uns spinnend die Welt umgarnen.

Klara
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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Klara » 27.09.2013, 13:37

Danke! Ich dachte, Osmose hätte was mit Membranen zu tun (und im Tee sind ja keine, im Gegensatz zur Essiggurke)... Im Schafschweiss sind bestimmt auch Salze, also passt es schon so ungefähr. Wenn man ihnen Zeit genug gibt, verteilen sie sich im Wasser, und beim Schleudern werden sie mit weggespült.

Hmm, und wenn man die Wolle nicht schleudert, setzt sich alles, was in der Restfeuchte gelöst war, wieder auf den Haaren ab? Wäre doch ein logischer Umkehrschluss, oder?

Ich kann mir übrigens vorstellen, dass es auch von der Art des Drecks abhängt, wie gut die Fermentiermethode funktioniert. Die Wolle, die ich gestern gezupft habe, hatte noch schlammverklebte Spitzen - die hätten sich bei wochenlangem Einweichen wahrscheinlich gelöst.

Ciao, Klara

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von lilly 66 » 27.09.2013, 14:08

Also gut ich werde das mit dem fermentieren auch mal probieren. Mit Shide zusammen, wir sind ja praktisch Gartennachbarn. Ein Behälter findet sich mit Deckel, Regenwasser rein, Wolle rein und warten. Da werde ich wohl einfach in den unsortierten Sack greifen und testen.

Ob ich das dieses Jahr noch schaffe glaube ich nicht. Aber noch mal eine Frage die mir dann doch nicht ganz klar ist. Ist die Wolle dann schon wie gebeizt :O ? vorbereitet zum Färben???? :O

LG Lilly

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von Klara » 27.09.2013, 14:58

Nöö, mit Beizen hat das nichts zu tun, soweit ich weiss. Ich färbe mit Ashford-Farben, da braucht's keine Beize. Und probier die Methode nur, wenn du geruchstolerant bist - ich hab' gestern gemerkt, dass sogar ein Strang, den ich zusammen mit "fermentiergewaschener" Wolle im Färbetopf hatte (allerdings mit der 6. Portion, immer im gleichen Wasser) nach der Waschbrühe stinkt. Ich hoffe mal, der Geruch geht wieder raus (erinnert mich an den Film - war's Labyrinth? -, in dem jemandem angedroht wird, ihn in den "Sumpf ewigen Gestanks" zu werfen...)

Ciao, Klara

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von lilly 66 » 27.09.2013, 15:08

Mach ich eh im Garten und der ist 15min weg von zu Hause. Ich werde einfach mal in den großen Sack langen und testen. Die Wolle (Milchschaf) bekomme ich immer vom Bauern kostenlos. Der will wirklich nichts, weder Socken (hab ich schon geschenkt) noch Wein noch irgendwas anderes.
Ich dachte ihr färbt dann mit Naturfarben.

LG Lilly

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Re: Rohwolle waschen

Beitrag von thomas_f » 27.09.2013, 19:56

Danke! Ich dachte, Osmose hätte was mit Membranen zu tun
Hast ja auch recht. :) Das Prinzip, dass Flüssigkeiten nach gleichem Lösungsgrad "streben", funktioniert auch durch sog. semipermeable Membranen hindurch. Kleine Wassermoleküle passen durch, die größeren Salz- oder Zucker- oder sonstwas-Moleküle nicht. Klassiker fürs Unterrichtsexperiment: Schweinsblase. Der Druck steigt auf der Seite der Membran, auf der die gesättigtere Lösung ist (mehr Salz o.ä.), weil das Wasser nach gleicher Verdünnung "strebt". Beim Pökeln, Kartoffelkochen usw. gibts ja auch die Zellmembranen, da findet auch sowas statt.
Hmm, und wenn man die Wolle nicht schleudert, setzt sich alles, was in der Restfeuchte gelöst war, wieder auf den Haaren ab? Wäre doch ein logischer Umkehrschluss, oder?
Ja. Deshalb muss man ohne Schleudern was mehr spülen. Das meiste läuft ja aber auch per Schwerkraft ab.

Beste Grüße -- Thomas

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