Handspindel für Anfänger

Typen, Spinntechniken, Fragen rund ums Handspindel-Spinnen

Moderator: Rolf_McGyver

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Handspindel für Anfänger

Beitrag von feenixe » 14.03.2013, 14:15

Hallo ihr Lieben,

bin auf der Suche nach einer Handspindel für Anfänger. Kann mir einer dazu Tipps geben oder sogar eine Werkstatt in meiner Nähe empfehlen, wo man sich die mal ansehen kann und natürlich anfassen :-) ?

Herzlichst
Annett
Du lächelst – und die Welt verändert sich.

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von wollgras » 14.03.2013, 14:31

Für Werkstatttipps wohnen andere näher. Ich kann nur sagen: nicht zu groß bzw. zu schwer nehmen, jedenfalls waren das meine Erfahrungen. 30 bis (aller)höchstens 40g, manche würden sicher auch sagen 20 bis 25g. Es kommt ja noch das Wollgewicht hinzu. Aber das ist eine sehr individuelle Sache, hängt nicht zuletzt von dem gewünschten Garn ab. Es gibt aber auch schon einige Threads hierzu.
Meine zuerst gekauften waren zu schwer, ich nehme sie jetzt höchstens zum Zwirnen. Dann habe ich angefangen, selbst ein wenig zu basteln, um weitere Fehlkäufe zu vermeiden. Dabei konnte ich dann feststellen, welche Spindelgewichte für mich am besten passen.
Viel Erfolg bei der Suche!
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von spulenhalter » 14.03.2013, 14:42

feenixe hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,

bin auf der Suche nach einer Handspindel für Anfänger. Kann mir einer dazu Tipps geben oder sogar eine Werkstatt in meiner Nähe empfehlen, wo man sich die mal ansehen kann und natürlich anfassen :-) ?

Herzlichst
Annett
Eigene Empfehungen taugen ja oft nichts, aber ich drechsle selbst an Spinnrädern und natürlich fallen auch Handspindeln ab.

Wenn du willst, komm vorbei.

Ansonsten Handspindeln kann man selbst schöne und einfach bauen. Irgendetwas rundes von passendem Gewicht ( siehe oben ) ein Loch und Stab und schon ist die Handspindel fertig
Gruß Mathias

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von festgestrickt » 14.03.2013, 14:56

Hallo Annett,

ich habe mir schon welche selbst gebaut, die ganz prima laufen. Die Räder (die ich dafür total klasse finde), gibt es beim großen Auktionshaus. Schau mal hier:

http://www.ebay.de/itm/2-Stuck-Holz-Spe ... 2917wt_906

Dieser Anbieter hat sogar die passenden 7 mm Rundhölzer (allerdings habe ich gerade bemerkt, dass die wohl jetzt kürzer sind als meine - nämlich nur 20 cm. Besser wären mindestens 25 cm.).

Diese Spindel wiegt dann ca. 34 - 35 g. Das finde ich für einen Anfänger vom Gewicht her okay. Aber das ist wirklich Geschmacksache - da mag es auch andere Meinungen geben.

Ansonsten kannst Du Dir eine CD-Spindel basteln oder auch ein anderes Holzrad aus dem Baumarkt nehmen.

Oder Du bestellst Dir eine schöne Spindel hier: http://www.drechselwerkstatt.com/epages ... /Category1

Fam. Matthes wird Dir bestimmt auch eine geeignete Spindel aus dem Sortiment empfehlen, wenn Du nachfragst.
Liebe Grüße
Sabine

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von Greifenritter » 14.03.2013, 15:31

Auf der Homepage links im Menü ist eine Bauanleitung:
Anleitungen -> Handspindelbau

Diese Spindeln nehmen wir in der Spinngruppe für Anfänger her, die haben sich vielfach bewährt.

Meine Anfängerspindel war von "Die fliegende Spindel" leider gibt es den Shop scheinbar nicht mehr.

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Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von LisaB » 14.03.2013, 16:01

Wenn ich keine Lust hätte, selber zu bauen, würde ich eine Kopfspindel bei Matthes kaufen, im Gewichtsbereich zwischen 25 und 30g. Mit diesem Gewicht kann man später auch ganz gut zwirnen. Im günstigsten Fall kostet die Spindel inklusive Porto 22 Euro.
Dann noch Fasern: Eiderwolle ist wirklich einfach zu spinnen, ich habe aber auch gute Erfahrungen mit Cheviot, Corriedale, BFL superwah und Polwarth gemacht.

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von Klara » 14.03.2013, 17:43

Und Spindeln müssen auch nicht rund sein - Kreuzspindeln könnte man aus zwei Leisten bauen. Oder einfach ein quadratisches Stück Holz zurechtsägen - sieht zwar seltsam aus, dreht aber auch.

Ciao, Klara

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von faserrausch » 14.03.2013, 18:44

Wenn niemand in der Nähe ist, wo man mal ausprobieren kann: Selber bauen und ein bischen experimentieren (mehr GEwicht, weniger Gewicht usw). Ideal für Ungeduldige: Essstäbchen (hat das echt drei S?) nehmen und gucken, was der Haushalt hergibt zum drauf stecken (dadurch, dass das Stäbchen an einem Ende meist eckig und dicker wird, hält einiges drauf)
Lieben Gruß
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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von Galina » 14.03.2013, 19:37

Klara hat geschrieben:Und Spindeln müssen auch nicht rund sein - Kreuzspindeln könnte man aus zwei Leisten bauen. Oder einfach ein quadratisches Stück Holz zurechtsägen - sieht zwar seltsam aus, dreht aber auch.

Ciao, Klara
Der aber http://www.etsy.com/shop/vikingsanta?re ... info_count hat viele Spindeln , die viereckig sind oder sogar eine Herzform haben . Ob die gute Spinneigenschaften haben ? Toll sehen die auf jeden Fall aus !
LG Galina

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von LisaB » 14.03.2013, 20:10

Galina hat geschrieben: ..... die viereckig sind oder sogar eine Herzform haben . Ob die gute Spinneigenschaften haben ? Toll sehen die auf jeden Fall aus !
LG Galina
Ich kann aus eigener Erfahrung für 4-eckige Spindeln bestätigen, dass sie sehr gute Spinneigenschaften haben. Ein/e Physiker/in könnte bestimmt erklären, warum. Für die 4-eckigen leuchtet mir das auch ein, bei den Herzformen nicht unbedingt. Bei der 4-eckigen ist auch schön, dass keine Kerbe vonnöten ist.
Die mit der Spinne finde ich ziemlich gut.

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von aprilhexe » 14.03.2013, 22:17

Damit haben meine Grundschüler das Spinnen gelernt:
CD-Spindel bestehend aus einem Essstäbchen, einer CD, einem kleinen Metallhäkchen zum einschrauben und einer Holzperle (Bastelbedarf, Lochdurchmesser passend zum Stäbchen).
Die CD so auf die Holzperle kleben (Heißkleber oder so), dass die Löcher passen, das Metallhäkchen senkrecht in die dünne Spitze des Essstäbchens drehen (ev. vorbohren, splittert leicht), Holzperle mit CD auf das Stäbchen stecken: FERTIG. Dreht lang, ist kommod und benutzerfreundlich. Durch die Größe der Holzperle kannst du das Gewicht verändern und anpassen. Musst halt eventuell das Essstäbchen mit Tesakrepp umwickeln oder dünner schleifen. Kostenpunkt: Unter 2 Euro.
LG
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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von Galina » 15.03.2013, 01:32

aprilhexe hat geschrieben:Damit haben meine Grundschüler das Spinnen gelernt:
CD-Spindel bestehend aus einem Essstäbchen, einer CD, einem kleinen Metallhäkchen zum einschrauben und einer Holzperle (Bastelbedarf, Lochdurchmesser passend zum Stäbchen).
Die CD so auf die Holzperle kleben (Heißkleber oder so), dass die Löcher passen, das Metallhäkchen senkrecht in die dünne Spitze des Essstäbchens drehen (ev. vorbohren, splittert leicht), Holzperle mit CD auf das Stäbchen stecken: FERTIG. Dreht lang, ist kommod und benutzerfreundlich. Durch die Größe der Holzperle kannst du das Gewicht verändern und anpassen. Musst halt eventuell das Essstäbchen mit Tesakrepp umwickeln oder dünner schleifen. Kostenpunkt: Unter 2 Euro.
LG
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Und damit habe ich gerade Alpaka versponnen : Holz-Schaschlikspiess (Extralang 30 cm ; 75 St. ;2€ von Ross...n ) + Deckel von Orangensaft-Flasche (Pfandfrei von N..ma) + Hackchen aus abgeknipster Sicherheitsnadel = Kostenpunkt weeeit unter 1€ , Gewicht - muss ich morgen nachwiegen , dreht irre schnell , zwar nicht lange , aber für mich und meine allererste Alpaka hat's gereicht . Und Herstellung ist noch einfacher als bei einer CD-Spindel . Bilder zeige ich auch .
LG Galina

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von spulenhalter » 15.03.2013, 07:20

LisaB hat geschrieben:
Galina hat geschrieben: ..... die viereckig sind oder sogar eine Herzform haben . Ob die gute Spinneigenschaften haben ? Toll sehen die auf jeden Fall aus !
LG Galina
Ich kann aus eigener Erfahrung für 4-eckige Spindeln bestätigen, dass sie sehr gute Spinneigenschaften haben. Ein/e Physiker/in könnte bestimmt erklären, warum. Für die 4-eckigen leuchtet mir das auch ein, bei den Herzformen nicht unbedingt. Bei der 4-eckigen ist auch schön, dass keine Kerbe vonnöten ist.
Die mit der Spinne finde ich ziemlich gut.
Eckig oder rund ist völlig egal, wichtig ist nur das tatsächliche Gewicht und dass dieses Gewicht möglicht weit außen ist (Drehmoment).

Wie bekommt man ein Herz oder eine andere Form zum guten Drehen?.
Der Stab muss genau im Massenschwerpunkt liegen.
Und wie finde ich ihn?

Du fasst deinen zukünftigen Kreisel an einer Stelle an und läßt ihn möglichst frei herunterhängen.
Vom Anfasspunkt beginnend zeichne die Senkrechte.
Das ganze mit 2-3 Stellen nochmals machen.

Alle Geraden sollten sich in einem Punkt treffen (alles andere sind Messungenauigkeiten), das ist der Schwerpunkt, da muss das Loch für den Spindelstab hinein.

Dann rotiert die Spindel auch gut, egal, welche Form der Körper hat.
Gruß Mathias

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von w_ciossek » 18.03.2013, 01:20

Zufälligerweise spinne ich und baue auch alle meinen Spindeln selbst und ich bin Physiker. Aus diesem Grund kann ich formschone Spindeln mit optimalen Drehverhalten herstellen. Doch was empfinden wir subjektiv als gutes Drehverhalten? Für die meisten hat eine Spindel ein gutes Drehverhalten, wenn sich sich schnell, recht lange und ohne zu eiern sich sehr ruhig dreht, ohne daß der Schaft hierbei vibriert. Das Eiern kann durch eine Unwucht im Wirtel zustande kommen oder durch einen schiefen Schaft. Ein langes andauerndes Drehen kommt zustande, wenn die Spindel viel Schwung (ein großes Massenträgheitsmoment) hat. Doch der Name Massenträgheitsmoment sagt schon aus, daß durch die Trägheit der Spindel das Andrehen schwieriger wird, je größer dieses Massenträgheitsmoment ist, weil man mehr Kraft hierzu braucht um die Spindel in schnelle Rotation zu versetzen. Leider kann man Schnelligkeit und viel Schwung nicht unter einem Hut bringen. Doch man kann tricksen.
Nun, was ist das Massenträgheitsmoment und in wie weit hat es mit der Geometrie der Spindel zu tun? Ich will hier keine mathematischen Abhandlungen machen, da man zur mathematischen Definition des Massenträgheitsmoments Kenntnisse der höheren Mathematik (Analysis) haben muß. Trotzdem versuche ich mal in Worten das Massenträgheitsdmoment zu erklären. Es berechnet sich aus einer fast unendlichen Summe von Masseteilchen, die jeweils einen eigenen Abstand zur Drehachse haben. Dieser Abstand wird quadriert und mit der Masse des Massenteilchens multipliziert.
Da eine Spindel nahezu unendlich viele und unendlich kleine Masseteilchen besitzt, entstehen nahezu unendlich viele Produkte (Abstand*Abstand*Masse(teilchen)) die aufsummiert werden müssen. Das Ganze wird einfacher, wenn die Masse gleichmäßig verteilt ist, wie etwa im Holz, welches eine gleichmäßige Dichte hat. Dann spielt nur noch die Geometrie eine wesentliche Rolle. Für Handspindeln bedeutet das, daß tellerförmige Spindeln, oder Speichenräder optimales Schwungverhalten haben. Wenn der größte Teil der Masse am äußersten Rand ist, zum Beispiel durch einen Wulst ringförmig verteilt, dann wird der Schwung besonders groß. Wenn wir beispielsweise 4 Tellerspindeln haben, die scheibenförmig sind, wobei die Scheiben jeweils die gleiche Dicke haben, dann variiert das Massenträgheitsmoment nur noch durch den Radius der Scheibe. Nehmen wir an, die zweite Spindel hat den doppelten Radius wie die erste, die dritte Spindel den dreifachen Radius und die vierte den vierfachen Radius der ersten Spindel, so hat die zweite Spindel schon vier mal mehr, die dritte neun mal mehr und die vierte schon sechszehn mal mehr Schwung gegenüber der ersten Spindel. Das bedeutet, die zweite Spindel dreht sich vier mal länger, die dritte neunmal länger und die vierte Spindel sechszehn mal länger als die erste Spindel, sofern sie anfangs alle die gleiche Drehgeschwindigkeit haben.
Anfangs erwähnte ich, daß man durch einige Tricks Spindeln mit viel Schwung zur schnellen Rotation bringen kann. Dabei muß der Schaft sehr dünn sein. Wie ein kleines Zahnrad, welches von einen großen Zahnrad angetrieben wird, so dreht sich das kleine Zahnrad immer schneller, als das große Zahnrad, weil das kleine Zahnrad einen kleineren Umfang hat.
Handspindeln mit einen dicken Schaft lassen sich nur sehr schwer in schnelle Rotation versetzen, andrerseit brechen dünne Schäfte sehr leicht. Deswegen muß der Schaft möglichst aus einen sehr harten und elastischen Holz gefertigt werden. Bei unseren einheimischen Hölzern habe ich den Holunder ausmachen können, der das härteste und auch sehr elastisches Holz liefert, sofern es gut getrocknet ist, weil bei der Trocknung sich die Holzfasern sehr eng zusammenziehen. Zu diesem Zweck härte ich dieses Holz zusätzlich, indem ich es in Canaubawachs brate, welches das Holz auch gleich vor Feuchtigkeit schützt, und weil dieses Wachs tief in das Holz eindringt.
Wenn jemand mal russische oder französische Spindeln gesehen hat, mag entäuscht sein über deren Drehverhalten, weil sie sich nur sehr kurz drehen. Doch in Wirklichkeit drehen sie sich sehr schnell, so daß man mit ihnen doch noch gut spinnen kann. Sie haben so gut wie keinen Schwung - also ein sehr schlechtes oder nur ein sehr kleines Massenträgheitsmoment. Russische oder französische Spindeln sehen aus wie ein konischer Stab. Etwas mehr Schwung würde das Aufwickeln des Fadens beschleunigen.
Ich habe sie etwas optimiert, so daß man sie schnell und gleichzeitig lang andauernd (mit Schwung) drehen kann. Dabei wird die Masse stärker in den unteren Stabteil verteilt und der Schaft wesentlich dünner herausgearbeitet und mündet am Ende in eine dünne scharfe Spitze, die schnelles Andrehen ermöglicht. Den unteren Schafteil machte ich zwiebelförmig. Damit die Form in Richtung Tellerspindel geht, weil Tellerspindeln ein gutes Massenträgkheitsmoment haben, habe ich diese Zwiebeln möglichst flach herausgearbeitet.

Hier muß man man ein Mittelmaß finden, wo der Stab noch nicht so gleich bricht, aber trotzdem sehr schnell angedreht werden kann. Ältere Tellerspindeln waren optimaler gebaut, bis irgendjemand auf die dumme Idee kam, Haken einzuschrauben. Da muß man den Schaft wegen des Hakens breiter machen, was auf Kosten der Drehgeschwindigkeit geht. Noch schlimmer ist, daß man den Wirtel auch noch festklebt. Alte Tellerspindeln hatten sehr dünne nach beiden Enden hin konische Schäfte. Diese Spindeln waren universell. Sie konnten als Standspindeln, Kopf- und Fußspindeln eingesetzt werden und nach den Gebrauch schob man den Wirtel wieder ab und nahm den Schaft mit der Wolle als Schiffchen zum Weben. Eine solche Spindel mit abnehmbaren Wirtel kann sich in der Handtasche nicht verkeilen, so daß sie sicherer und leichter transportiert werden kann. Wenn man den Faden einmal um den Wirtel herum führt und einen Halbschlag am Schaft macht, sitzt die Spindel bombenfest, so daß ein Haken nicht nötig ist.
Bei den französischen Spindeln gibt es trotzdem einen genialen Haken am Ende des Schaftes, weil eine französische Spindel keinen Wirtel besitzt, wo meinen Faden zwecks Befestigung herumschlingen könnte. Der Haken besteht darin, daß im Schaft eine Nut schraubenförmig zur Schaftspitze hin sich windet. Das sieht aus wie ein Bohrer. Der Faden findet seinen Halt dadurch, daß er in der Nut sich an den Schaft presst, wenn ein Zug vorhanden ist. Es ist so, als würde sich eine Schlinge zuziehen. Es ist also kein montierter Haken. Doch diese Nut schränkt die Drehrichtung nur in eine Richtung ein. Manche diese Spindeln haben zwei Nuts, die einmal sich im Uhrzeigersinn und einmal im Gegenuhrzeigersinn sich zur Schaftspitze winden. Jedoch brechen diese Schaftspitzen sehr leicht. Schon eine einfache Nut macht die Schaftspitze etwas zerbrechlicher. Die Franzosen haben sich manchmal damit beholfen, daß die ganze Schaftspitze aus Metall gefertigt wird, wo eine schraubenförmige Nut hineinkommt. Doch Metalle färben die Wolle mit ihren Oxiden ein. Nimmt man elastisches Hartholz für diese Spindeln, so kann die Schaftspitze auch aus dem Spindelholz sein. Doch Nutspitze bleibt die Archillesferse dieser Spindel, so daß man deren Spitze vorsichtig behandeln muß.
Im Gebrauch erspart diese Nut viel Zeit, da man keinen Halbschlag machen muß. Einen richtigen Wirtel besitzt die französische Spindel sowieso nicht, so daß man den Faden auch nicht um einen Wirtel schlingt. Französische und russische Spindeln haben den Vorteil, daß der Schaft etwas dicker und konisch ist, als bei den Tellerspindeln, wodurch sie robuster sind. Es lassen sich sehr dünne Fäden damit spinnen. Doch Tellerspindeln alten Typus sind universal. Hier habe ich an den Schaftenden mir das Prinzip der französischen Spindeln zunutze gemacht, wo ich jeweils eine Nut angebracht habe, die beim einem Ende mit den Uhrzeigersinn sich zur Schaftspitze windet und am anderen Ende gegen den Uhrzeigersinn. Da man den Wirtel auf beide Schaftenden schieben kann, so kann man die Drehrichtung der Spindel ändern, was beim Zwirnen notwendig ist, weil man dann die Spindel entgegengesetzt drehen muß gegenüber der Drehrichtung beim Spinnen. Diese Spindel ersparen den den Halbschlag, als auch das Umführen des Fadens um den Wirtel.

Gruß Wolfgang

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Re: Handspindel für Anfänger

Beitrag von spulenhalter » 18.03.2013, 07:24

Hallo Wolfgang,

Da hast du ja eine richtige Nachtschicht eingelegt.

Die Erklärung ist aber gut.

Das Holunderholz werde ich einmal testen. Bisher habe ich es auf der Drechselbank noch nie gehabt.
Gruß Mathias

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