Wollkämme- Entscheidungskriterien

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

Klara
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 04.02.2013, 13:23

Ich hab' gestern - vor'm Wollkämme-Bau - noch bei Teal nachgelesen (der hat da ein paar wirklich nützliche Tipps, auch wenn keine englischen Kämme dabei rauskommen sollen). Wo er erwähnt, dass die 8-reihigen (sic!) Kämme für Merino verwendet wurden, was mich doch sehr verwundert hat. Das sind so die Momente, wo ich bedauere, ein Buch in der Hand zu haben - wenn ich sowas auf einer Website lese, kann ich nachfragen.

Zwei Mini-Kämme zu bauen, mit insgesamt 50 Zinken aus Schweissstahl, hat dreieinhalb Stunden gedauert. Und dann noch mal 15 Minuten, um sie schmaler zu sägen (für englisches Kämmen dürfen die Kämme meiner Meinung nach nicht breiter als die Zinken lang sein). Allerdings werde ich's noch Mal machen, weil der Griff zu kurz (für die Indigo Hound-Basisplatte) und die Zinken nicht glatt und spitz genug zulaufend sind.

Was das Video angeht, würde ich nicht alles glauben, was Robin Russo sagt: Mit zweireihigen Kämmen hat man nicht unbedingt weniger Abfall als mit fünfreihigen (ich hätt's zwar auch gedacht, aber nachwiegen hat was anderes ergeben - bei gleicher Wolle. Könnte allerdings auch an der Qualität meiner Selbstbau-Kämme liegen.) Und offensichtlich hat die gute Frau in ein paar Jahrzehnten Kämmen noch nicht gelernt, wie man richtig abzieht: Ihre Kammzüge haben alle dünne Stellen, wo sie fast abgerissen sind.

Kämmen ist nicht einfacher als Kardieren, aber Kämme sind einfacher - und billiger - selbst zu bauen als eine Handkarde oder erst eine Trommelkarde ;) (vorausgesetzt, man hat zumindest das Werkzeug, und am besten auch schon einen Teil des Materials, im Haus).

Wer feine Fasern zu wirklich feinem Garn verspinnen will, arbeitet am billigsten mit feinem Hundekamm oder einem (!) dieser kleinen Drahtbürstchen (als Flickkarde verwendet). Für schnelle Verarbeitung von grossen Mengen ordentlicher Wolle (oder unordentlicher Wolle, aus der unordentliches Garn werden darf) ist die Trommelkarde unschlagbar. Und englische Wollkämme (oder auch Viking-Kämme etc - irgendwas mit langen Spitzen, das man am Tisch befestigen kann) sind perfekt zur Verwandlung von Wolle, die der heutige Luxusspinner wegwerfen würde, in 1A-Spinnfaser (dass mindestens die Hälfte der Faser im Abfall landet, muss man in Kauf nehmen - immer noch ökonomischer, als alles wegzuwerfen).

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 04.02.2013, 15:43

Und englische Wollkämme (oder auch Viking-Kämme etc - irgendwas mit langen Spitzen, das man am Tisch befestigen kann) sind perfekt zur Verwandlung von Wolle, die der heutige Luxusspinner wegwerfen würde, in 1A-Spinnfaser (dass mindestens die Hälfte der Faser im Abfall landet, muss man in Kauf nehmen - immer noch ökonomischer, als alles wegzuwerfen).
Na, da beklag sich nochmal wer über Pauschalisierungen :eek:

Wie schon mehr als einmal berichtet, zum Teil sogar von dir selbst: Bei manchen Wollen ist der "Abfall" keiner, sondern ganz gut kardierbare Unterwolle. Bei anderen Wollen ist der Abfall vielleicht nur 20%. Es gibt Wollen, bei denen man mehr als die Hälfte wegwerfen würde, das stimmt. Oder gleich das ganze Vlies besser zum Obstbäumemulchen nimmt. Und es gibt auch Luxusspinner, die nicht um jeden Preis fluffiges Garn, sondern auch mal glatt-glänzendes herstellen wollen. Lassen wir die Kirche im Dorf: Kämmen macht Jobs, die man mit Kardieren nicht hinbekommt. Und umgekehrt.

Und wieso soll es so schwierig sein, eine Handkarde zu bauen? Es sei denn, du willst den Belag auch selbst herstellen ...

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 04.02.2013, 16:29

thomas_f, gibt's nen bestimmten Grund, warum du mir sogar dann widersprechen musst, wenn ich dir recht gegeben habe? Aber da ich es ja liebe, mich zu streiten (und gerne noch ein bisschen im Warmen bleibe):
thomas_f hat geschrieben:....
Wie schon mehr als einmal berichtet, zum Teil sogar von dir selbst: Bei manchen Wollen ist der "Abfall" keiner, sondern ganz gut kardierbare Unterwolle.
Ich habe nichts von mischwolligen Vliesen geschrieben, sondern von Wolle, die eigentlich in die Tonne/auf den Misthaufen/Sondermüll/sonstwie entsorgt "gehört" (und ein ganzes Vlies zum Obstbäume mulchen zu nehmen ist ein Zeichen dafür, dass man zu viel hat - also Luxus. Oder das Vlies ist wirklich unter aller Sau und schon am Schaf völlig verfilzt - habe ich auch hier. Das wartet auf die Gartensaison. Aber ich zähle mich durchaus auch zu den Luxusspinnern). Wolle mit viel Einstreu, oder Nachschnitt, oder weil die Hälfte aus irgend einem Grund aus Unterwoll-Klümpchen besteht. Solches minderwertiges Ausgangsmaterial ist mit Englischen Wollkämmen schneller und einfacher in Spinnfaser zu vermandeln als mit jeder anderen mir bekannten Methode (mal abgesehen von wegschicken und jemand anderen die Arbeit machen lassen). Richtig oder falsch?
thomas_f hat geschrieben:.... Und es gibt auch Luxusspinner, die nicht um jeden Preis fluffiges Garn, sondern auch mal glatt-glänzendes herstellen wollen. ...
Und wer sagt, dass man aus kardierter Wolle kein glatt-glänzendes Garn herstellen kann? Alles, was Peter Teal schreibt, darf man auch nicht glauben... Nur weil du mit deiner Trommelkarde und deiner Wolle zu keinem ordentlichen Ergebnis gekommen bist, heisst ja nicht, dass andere mit anderer Wolle und anderen Karden das nicht doch können (alles, was Howard Brush - das war doch die Karde, oder? - schreibt, darf man auch nicht glauben: Gut gezupfte Vliese kardieren sich leichter und schneller. Die auf der Website vorgeschlagene Methode - die Wolle einfach von der grossen Walze greifen zu lassen - funktioniert für mich auch nicht.) Ob ein Garn eher glatt glänzend als wollig-fluffig wird, hängt mehr von Fasereigenschaften und Spinntechnik ab, als von der Frage Kamm oder Karde - darüber waren wir uns eigentlich auch schon mal einig, dachte ich.
thomas_f hat geschrieben:...Und wieso soll es so schwierig sein, eine Handkarde zu bauen? Es sei denn, du willst den Belag auch selbst herstellen ......
Wenn ich den Belag kaufe, wird die relativ einfach selbstgebaute Handkarde teuer (und wie kriege ich die Wölbung ins Holz?). Wenn's billig sein sollte, müsste ich den Belag selbst herstellen, was schwierig ist. Ergo ist Kammbau einfacher bzw. billiger als Kardenbau. Q.e.d.

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 05.02.2013, 08:46

Oh, das mit dem rechtgeben muss ich übersehen haben, tut mir leid :fear: Dein Schlussabsatz las sich wie ein zusammenfassendes Fazit, eine Zuordnung der verschiedenen Wollsorten zu den dafür geeigneten Geräten. Dabei ergab sich ungefähr dieses Schema:

Feine Wolle zu feinem Garn ---> Hundekamm
Ordentliche Wolle zu ordentlichem bis unordentliche Wolle zu unordentlichem Garn ---> Trommelkarde
Wolle, die andere Leute wegschmeißen, in tolles Garn ---> Engl. Wollkämme, wobei auf jeden Fall mindestens(!) die Hälfte dennoch im Abfall landet.

Arg pauschalisiert finde ich "mindestens die Hälfte", es sei denn, du spezifizierst das über die nicht weiter beschriebene Wollsorte. Wie dem auch sei, die Zuordnung ist höchstwahrscheinlich zu schwammig und zu grob. "Feine Wolle" kann kurz oder lang, stark oder weniger gekräuselt sein; "ordentlich" und "unordentlich" sind weder für Wolle noch für Garn besonders aussagekräftig und "Luxusspinner" auch nicht.

Ach, da war noch was: Wie öle ich? Mit dem, was in der Küche gerade zur Hand ist, meist unser 08-15-Olivenöl "Bertolli robusto" ;) momentan mit einem etwas fehlegeleiteten Weihnachtsgeschenk Olivenöl + Balsamico von Lidl. Vorm Kämmen ein paar Tropfen auf die Wolle und etwas durchmischen. Das richtig gründliche Durchmischen passiert sehr schnell auf den Kämmen.

Und: Bau von Handkarden -- wie bekomme ich die Krümmung rein? Meinst du, dass es die unbedingt braucht? Wichtiger ist der etwas abgewinkelte Griff. Norman Kennedy kardiert seit vielen Jahrzehnten mit flachen Karden, und was der macht, sieht irgendwie "richtig" aus. Nicht dass es nicht auch andere ebenfalls "richtige" Wege geben könnte.

Edit/Nachtrag:
Ob ein Garn eher glatt glänzend als wollig-fluffig wird, hängt mehr von Fasereigenschaften und Spinntechnik ab, als von der Frage Kamm oder Karde - darüber waren wir uns eigentlich auch schon mal einig, dachte ich.
Wobei einige dieser glatt-glänzend-Fasern dazu neigen, lieber gekämmt als kardiert zu werden. Mehr als bei den wollig-fluffigen. Da hängt anscheinend einiges miteinander zusammen.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 05.02.2013, 10:53

Ich glaube, im Wesentlichen sind wir uns einig ;)

Stimmt, mein von dir kritisierter Post war wahrscheinlich nicht ausführlich genug (aber sorry, ich hab' nicht jedesmal Lust, hier einen Fachartikel zu schreiben, auch wenn's im Endeffekt vielleicht schneller wäre, als hinterher Erklärungen abzuliefern).

Feine Wolle zu feinem Garn => Hundekamm/Hundebürste (=Minikarde) stimmt halb. Was ich eigentlich meine ist folgendes:

Möglichst wenig Geld ausgeben => Hundekamm/Hundebürste käufen => damit kann man nur kleinste Mengen sinnvoll verarbeiten (im Klartext: Zwei Hundebürstchen sind KEIN Ersatz für Handkarden! Ich hab's ausprobiert) => kleinste Fasermengen machen nur Sinn für feinste Garne (wenn aus 10 g 100 m Garn werden)

Eine Trommelkarde macht schöne Vliese aus schöner Wolle. Ähm, wieder ungenau, also neuer Versuch: Ein gut vorgezupftes, klümpchenfreies Vlies aus etwa gleichlangen, gleichstarken Haaren wird auf einer Trommelkarde fast (!) so schön wie mit Kämmen. Aber für mich schneller (wenn man die Zupfzeit nicht rechnet auf jeden Fall - mit Zupfen müsste ich mal messen) und leichter. Wenn dagegen das gewaschene Vlies eine Katastrophe ist, voller Klümpchen und Nachschnitte, dann bleiben die Klümpchen nach dem Trommelkardieren drin. Aber vielleicht stört das bei diesem Garn gar nicht.

Meine Bemerkungen zur Wegwerf-Wolle sind von dem 1-jährigen Mohair geprägt, das ich gerade verarbeite (und ich hoffe wirklich, dass ich da die weniger schönen Partien zuerst gewaschen habe). Teils verfilzt, teils mehr Einstreu als Faser, teils schöne lange Locken (mit ein bisschen Einstreu drin versteckt): Das wäre bei Shorty vermutlich schon längst in der Tonne, und ich werfe wahrscheinlich eher 70 (oder sogar 80, 90) als 50 Prozent weg. Aber was bei den Kämmen rauskommt, ist einwandfrei verarbeitbar.

Luxusspinner sind für mich alle, die zum Zeitvertreib spinnen. Wenn ich von der Wolle der drei Schafe im Schuppen hinterm Haus die ganze Familie einkleiden müsste, dann würde ich da kein Vlies wegwerfen, nur weil die Raufe zu hoch hängt und den Schafen das Heu auf den Rücken fällt. Nee, da dürften meine 6 Kinder zupfen, bis die Wolle sauber ist. Und ich würde kein Spinnrad und keine Webstuhl mehr anschauen, sobald sich meine Situation gebessert hat und ich Textilien kaufen kann. Den letzten Teil weiss ich sicher - Spinnrad und Webstuhl meiner Tuntenhausener Oma sind lange vor meiner Zeit verschwunden. Ich muss mal meinen Papa fragen, ob er als Kind mithelfen musste...

Was die Krümmung der Habndkarden angeht: Ich habe eine Sammlung. Gerade mit geradem Griff (Howard Brush) - für mich unmöglich. Gerade mit schräg angesetztem Griff (Kromski) - geht so. Aber am liebsten sind mir doch die gewölbten (Ashford, S... (Baumwollkarden von Strauch oder Schacht, müsste ich nachschauen).

Und dass Faser und Verarbeitungsmethode traditionell zusammenhängen, bestreitet auch niemand - unsere Ahnen waren ja nicht blöd. Und Wollverarbeitung viel wichtiger als heute. Nur dass wir halt gerne alle uns unterkommenden Wollen verarbeiten wollten, aber ohne uns einen gesamten Ausrüstungspark zuzulegen. Zumindest am Anfang - irgendwann hat man halt doch alles. Ich zumindest, und noch ein paar hier, glaube ich... ;)

Du nimmst also keinen Emulgator zu deinem Öl? Ich wüsste nämlich nicht, wo ich Lecithin herkriegen sollte. Olivenöl steht dagegen hier - und ehrlich, reicht das viel billigere Sonnenblumenöl nicht auch?

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von hirngespinst » 05.02.2013, 13:16

Sonnenblumenöl wird es sicher auch tun - wichtig ist ja der Fettgehalt, das flüssige macht die Anwendung einfacher. Die kulinarische Qualität dürfte ziemlich nebensächlich sein. :)

Viele Grüße
Wiebke

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 05.02.2013, 16:10

In "From Wool to Waulking" nimmt Norman Kennedy Babyöl vorm Kardieren[sic!]; das sei billiger als Olivenöl. Geschmack und Duft sind halt Geschmackssache. Es sind bei mir aber wirklich immer nur ein paar Tröpfchen (<1ml pro Kammpackung); anders als Kennedy habe ich beim Spinnen oder Kämmen keine fettglänzenden Finger. Die jeweils sinnvolle Menge könnte aber durchaus auch, wie so vieles, von der Faser abhängen ;) .

Emulgator brauchst du, wenn du das Öl dergestalt mit was wässrigem vermischen willst, dass es sich nicht von alleine wieder trennt. Für eine Vinaigrette nimmt man dafür z.B. Senf. Falls du das ausprobieren solltest, wäre ich an einem Erfahrungsbericht interessiert ;) . Eigelb tuts wohl auch (Lecithin). :fear:

Zum Kardieren oder Kämmen nehme ich halt in den allermeisten Fällen überhaupt kein Wasser, im Münsterland ist die Luftfeuchtigkeit meist eh ziemlich hoch :( . Wenns doch mal arg trocken sein sollte, neble ich ganz fein und vorsichtig mit einem Zerstäuber in der Nähe des Kamms herum. Ein ausgedienter Parfüm-Zerstäuber soll dafür auch gehen (Teal?). Es geht mehr um feuchtere Luft als um nasse Wolle.

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 05.02.2013, 19:04

Meine Parfüm-Zerstäuber sind noch voll mit Original-Inhalt, und mit Blumenspritze wird's definitiv zu nass. Aber trocken ist mir das Mohair gestern so "davongeflogen" dass ich es mit dem beweglichen Kamm kaum noch "einfangen" konnte (natürlich hing's im festen Kamm - aber das andere Ende stand in alle Richtungen weg wie die Haare vom Struwwelpeter). Ich werd's mal mit Öl probieren... Pur - Senf habe ich nie im Haus und meine Hühner legen gerade nicht, also auch keine Eier.

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von hirngespinst » 05.02.2013, 20:01

Sahne oder Milch bzw. sonstige Milchprodukte eignen sich als Emulgator übrigens auch sehr gut. Bei Wolle hab ich das aber noch nicht ausprobiert.

Bei "fliegenden" Wollfasern hilft übrigens auch ein beherztes Anhauchen. Damit hat man halt ebenfalls die Luftfeuchtigkeit erhöht, allerdings hält der Effekt nur sehr kurzfristig vor. (Als Dauerlösung ist das dann sicher gleichzeitig ein prima Training für die Atemtechnik.)

Viele Grüße
Wiebke

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Siebenstern » 06.02.2013, 09:49

Milch emulgiert zwar gut, wird vermutlich aber zu schnell sauer :/ einem Freund ist mal nur der Kaffee mit Milch im Auto umgefallen, also nicht mal reine Milch. Das hat trotzdem nur einen Tag gedauert bis es das typische Aroma entwickelt hat und raus ging es auch nicht mehr. Der Duft ist hartnäckig.
Wenn man keine dauerhafte Emulsion braucht geht eigentlich kurz vorher schütteln ganz gut. Für ein paar Sprüher reicht das eigentlich. Es gibt auch so 'Salatzerstäuber' mit einer Kammer für Öl und einer für Essig und einer Mischdüse, vielleicht würde sowas ja auch funktionieren?
Oder einfach nur ölen und irgendwo kämmen wo man die Luftfeuchtigkeit kurzfristig erhöht hat? In der Küche beim Eintopf kochen, im Zimmer wo die Wäsche trocknet oder im Bad nach dem Duschen würde mir so einfallen. Kämmen tu ich ja nicht, aber Rolags mache ich deswegen zur Zeit im Wäschezimmer ;)

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 06.02.2013, 10:34

mit Blumenspritze wird's definitiv zu nass. Aber trocken ist mir das Mohair gestern so "davongeflogen"
Mohair kenne ich nicht persönlich, aber wie gesagt, ich würde nicht die Faser feuchtmachen wollen, sondern die Luft drumherum. Da gibts schon ziemlich feine Zerstäuber. Das Zimmer nass durchwischen bzw. einen Topf Wasser auf dem Boden verteilen könnte sonst auch noch helfen ;) .

Edit: Du wohnst doch auch nicht in der Wüste, sondern nicht weit vom Meer. Heizt du mit Strom oder Zentralheizung oder so? Wenn du die runterstellst und zehn Minuten durchlüftest, macht das Mohair dann immer noch den Struwwelpeter?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 06.02.2013, 13:32

Im Laden heize ich mit Holz. Und im Hinterzimmer davon, wo ich kämme, kommt die warme Luft nicht mal hin (wenn ich webe, stelle ich mir einen Halogen-Heizstrahler dazu auf, aber Kämmen ist sportlich genug, da reicht ein Pullover). Hier im Büro, mit ausgeschalteter Zentralheizung, habe ich laut Messgerät 15 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit (ich hab' nicht mitgezählt, aber viele niederschlagsfreie Tage hatten wir nicht seit Anfang Oktober 2012). Auf dem Mezzanin vom Laden habe ich typischerweise zwischen 10 und 15 Grad, bevor ich den Ofen anheize. Ich hätte das Hinterzimmer auf 12 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit geschätzt - Messgerät muss ich glatt mal rübertragen.

Ich versteh' auch nicht, warum das Mohair sich so anstellt, aber es tut's. Immer schon, und überall - Zupfversuche im Wohnzimmer und kardieren im Büro war genauso übel. Manchmal - eigentlich meistens - hasse ich es, diese Faser zu verarbeiten - aber es kommt so schönes Garn dabei raus...

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von thomas_f » 06.02.2013, 13:51

Dann bin ich mohairmäßig mit meinen Spekulationen auch am Ende. :(

Viel Glück -- Thomas

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von Klara » 06.02.2013, 21:05

Jetzt gemessen: 14 Grad Celsius und 92 % Luftfeuchtigkeit. Oder können Hygrometer falsch geeicht sein?

Ölen hat nichts verbessert. Ich hab' Sonnenblumenöl genommen, und zuerst mal die von Teal vorgeschriebene Menge: 1,5 ml auf 10 g. Das war aber viel zu viel und die Faser unspinnbar - mir ist zu spät eingefallen, dass Mohair ja viel schwerer ist als Schafwolle und daher bei gleichem Gewicht weniger Fasern (nehme ich mal an). Neuer Versuch mit halber Menge, das war weniger schlimm, aber ganz trocken kämmt es sich auch nicht schlechter und spinnt es sich leichter - finde ich. Vielleicht hat Russo doch Recht, wenn sie nie Öl auf Fasern gibt, die im Naturzustand keines drauf haben (wobei Angoraziegen ja schon irgendeine Schmiere im Fell haben, die zwar die Ziege nicht wasserdicht macht, aber dafür sorgt, dass der Dreck hervorragend an der Faser kleben bleibt und nur mit reichlich Soda wieder ab geht).

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme- Entscheidungskriterien

Beitrag von shorty » 06.02.2013, 21:31

Vielleicht ist es zu kalt, Schulterzuck, Grübel..
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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