Herstellung von Segeln in Island

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

marled
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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von marled » 15.01.2013, 14:51

Klara hat geschrieben: Frage: Als die Wälder abgeholzt waren - wie hat man eigentlich geheizt und gekocht? (Wie gesagt, die Textilherstellung ist für mich nicht das grösste Problem...)

Ciao, Klara
Die traditionelle Bauweise der Isländer weißt Besonderheiten auf. Es wurde kein großes Haus mit mehreren Räumen gebaut, sondern aus Grassoden mehrere Häuser mit jeweils einem Raum aneinander. Dadurch ließen sich einzelne Räume besser aufheizen, meist durch die Körperwärme der sich im Raum befindlichen Personen. Gekocht wurde in einm extra Eldhús (Feuerhaus) mit getrocknetem Dung.
http://www.youtube.com/watch?v=8IEnoO_Yq3c
Wenn Interesse besteht, kann ich mal eine Bilderserie meiner Aufnahmen aus diversen Freilichtmuseen in Island zusammenstellen, damit ihr mal einen Eindruck bekommt.
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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Sephrenia » 15.01.2013, 15:31

marled hat geschrieben: Wenn Interesse besteht, kann ich mal eine Bilderserie meiner Aufnahmen aus diversen Freilichtmuseen in Island zusammenstellen, damit ihr mal einen Eindruck bekommt.
Klar, immer her damit! ich finde sowas superspannend (und Island seht bei uns auch noch auf dem Reiseziele-Wunschzettel...)!

LG Kiki

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von wollgras » 15.01.2013, 16:29

Ich schließe mich meinen Vorschreibern an: sehr interessanter Thread, ich freue mich auf weitere Bilder und Informationen! (War leider noch nie auf isländischem Boden, den Hauptteil unserer Familie zieht es meist gen Süden.)
Viele Grüße vom
wollgras

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von sockolade » 15.01.2013, 16:51

Hallo ihr Lieben,
ich lese gerne bei weiteren Berichten hier mit. Interessant fand ich, dass die Angaben über den Wollverbrauch auch über niedergelegte Rechtsvorschriften (wem was wann zusteht) geschätzt wurde. Die Menge an Gütern und Gerätschaften ist in Übergabeinventaren, Ausgedingeverträgen und Entlohnungsvorschriften auch hierzulande gut bis ins letzte Jahrhundert dokumentiert. Gesinde wurde immer auch in Naturalien entlohnt und Steuern in Rohmaterial gezahlt. Die hohen Durchschnittsangaben halte ich schon für realistisch. Bewegliche unverderbliche Güter dienten zu jeder Zeit als Tausch- und Zahlungsmittel, so ein paar 15-Kilodecken für schlechte Zeiten auf Halde zu haben, war sicher auch damals nicht verkehrt. - Und nicht alle früheren Kulturen waren ärmlich!
Ich wünsche euch allen etwas Wollhalde, owohl wir sie heute nicht mehr brauchen!

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Belladonna Took » 15.01.2013, 17:42

Marled kennt sich mit Pferden aus, ich eher nicht.
Der Bestand an Pferden war m.W. nie so gering, dass man welche hätte importieren müssen. Hab ich jedenfalls noch nie gehört. Allerdings hat man (wann?) Pferde nach England in Bergwerke verkauft!!! PFUI! Aber das machen wir auch nie wieder, versprochen.

Und das mit dem Texelschafimport war auch ein grosser Flop. Machen wir auch nie wieder!

https://plus.google.com/photos/11047265 ... banner=pwa

Also wer hier hin kommt und sein eigenes Reitzeug benutzen will - DESINFIZIEREN und eine Bescheinigung darüber bei der Einreise vorlegen!!!

@ Marled, tu doch hier mal ein paar Bilder rein, ja?

Zur traditionellen Hausbauweise hier: http://www.flickr.com/photos/hphson/8027252212/
und bei Google Fotos nach burstabær suchen.


Gruss
Belladonna Took

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Asherra » 15.01.2013, 17:58

Oh ja, Bilder sind immer gut!

Die 60kg pro Haushalt, sind glaub ich so schwierig gar nicht. Bäuerin, vielleicht ne Magd oder zwei, wieviele Kinder? 4? 5? Wenn ich mich dran setz, dann sind 100gr pro Nachmittag schon drin, ok, das ist dicker, als was die wahrscheinlich produziert haben, dafür hatten sie unter Garantie mehr Ausdauer und Übung.
60kg auf 300 Tage sind 200gr pro Tag, für den kompletten Haushalt. Sollte eigentlich drin sein, selbst wenn dann noch Kette schären, Webstuhl einrichten und Weben dazu kommt (letzteres ist der schnellste Teil der Arbeit).
Kommt jetzt drauf an, wieviel Feldarbeit dazu kam, Fischerei, Jagd und Haustiere weit weg vom Haus hüten sind üblicherweise Männeraufgaben. Wenn die meiste Nahrung von den Männern produziert wurde dann gleicht sich die Arbeitsbelastung wesentlich besser aus, als wie wenn das meiste aus Kleingärten stammte.


Wie muß die Bescheinigung aussehen? Ich schmeiß meine Reithosen einfach in die Waschmaschine (sind auch seit Jahren nur im Schrank gelegen) und die Stiefel haben noch kein Pferd gesehen... aber glaubt mir das jemand?

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von marled » 15.01.2013, 18:40

ja, aber gern doch, brauch grad ein bisschen Abwechslung von den 1170 Kettfäden, die aufs Einziehen warten ?(
Hier gibt es einen kleinen Überblick: http://s24.photobucket.com/albums/c5/ma ... =slideshow
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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Elisabeth62 » 15.01.2013, 19:09

Die traditionelle Bauweise der Isländer weißt Besonderheiten auf. Es wurde kein großes Haus mit mehreren Räumen gebaut, sondern aus Grassoden mehrere Häuser mit jeweils einem Raum aneinander. Dadurch ließen sich einzelne Räume besser aufheizen, meist durch die Körperwärme der sich im Raum befindlichen Personen.
Ich hab hier eine kleine Broschüre liegen.
"The Reconstructed Medieval Farmhouse in Thorsardalur" von G.Olafsson und H. Agustson
Ich schreib die Eigennamen jetzt mal so, mangels isländ. Tastatur.

Darin wird die Entwicklung vom Gehöft Stöng im 12.Jhd bis hin zu den Haustypen im 19. Jhd beschrieben. Sinngemäß sieht es so aus, daß Anfangs Häuser vom Typ des Einraumhauses gebaut wurden(bezeichnte als halls). Erst im Laufe der Zeit entwickelte sich das hin zu kleinteiligeren Raumaufteilungen(bezeichnete als passageway-house) mit Verbindungsgängen, alles mit Torf eingedeckt. Die Lebensbedingungen dürften sich mit der Zeit also geändert haben und die Menschen haben sich angepasst.

Grüße Elisabeth
Zuletzt geändert von Elisabeth62 am 15.01.2013, 19:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Klara » 15.01.2013, 19:17

Asherra hat geschrieben:... Wenn ich mich dran setz, dann sind 100gr pro Nachmittag schon drin, ok, das ist dicker, als was die wahrscheinlich produziert haben, ....
Muss gar nicht unbedingt sein, nicht für alles. Besonders dünn muss man ja nicht spinnen, wenn am Ende eine dicke Wolldecke rauskommen soll. Und wenn das Gewebe gefilzt werden soll, auch nicht übermässig fest, würde ich sagen. Und wenn dann auch nicht gezwirnt wird.... Hmm, ich würde sogar überlegen, ob ich mir nicht das Wolle-waschen spare, wenn der Stoff dann sowieso eine kleine Ewigkeit in Seifenwasser getreten wird. Und wenn die Wolle nicht gewaschen wird, braucht man auch nicht zu kardieren...

Also alles kein Problem. Bei dem Gedanken an nur durch Körperwärme geheizte Häuser gruselt's mich allerdings - da würde ich dann doch ein paar Ponies mit rein nehmen.

Ciao, Klara

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Samaha » 15.01.2013, 19:18

Belladonna Took hat geschrieben:Marled kennt sich mit Pferden aus, ich eher nicht.
Der Bestand an Pferden war m.W. nie so gering, dass man welche hätte importieren müssen. Hab ich jedenfalls noch nie gehört. Allerdings hat man (wann?) Pferde nach England in Bergwerke verkauft!!! PFUI! Aber das machen wir auch nie wieder, versprochen.
das war in den 1950ern und löste in Deutschland die Isi-Welle aus, nachdem Ursula Bruns Ponies, die für die Bergwerke bestimmt waren, freigekauft hat.

Gefährliche Bestandsreduzierungen traten zweimal auf, jeweils nach Vulkanausbrüchen und waren so stark, dass die danach auftretende Inzuchtdeprivation zu einem massiven Verlust an Körpergrösse bei den Nachkommen führte.

Um das genauer zu datieren, müsste ich jetzt im schlecht beleuchteten Bücherzimmer (man bemerke die Ironie) nach den alten Hengstbüchern aus Island kramen.
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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von shorty » 15.01.2013, 19:29

Jetzt mal noch zur Personenzahl.
Hat es nen Grund warum ihr grundsätzlich immer von Mägden bzw. Gesinde zusätzlich ausgeht??
Es waren doch nicht alle Bewohner Bauern mit großen Besitztümern.
Ich glaube übrigens dass der Teil der Tageszeit zur Nahrungsbeschaffung, Bereitung, Bestellen der Felder usw. stark unterschätzt wird.
Die 200 Gramm sind überhaupt kein Probelm, sofern man Zeit hat ;-)

Da es zumindest laut auf die schnelle einlesbaren Infos dort ja auch viele Menschen durch Hunger und Pest dahingerafft hat, dürfte die Nahrungsbeschaffung schon sehr im Fokus gestanden haben.

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Troll » 15.01.2013, 19:57

OT: Interessant find ich, dass von Belladonna Took einige Fehler angesprochen wurden - mit dem Nachsatz "Das machen wir nie wieder." Und das scheint auch so zu sein. Erinnert ihr euch an die Seuchen der letzten Jahre? Angefangen bei Maul und Klauenseuche über Vogel- und Schweinegrippe bis hin zu EHEK. Nun gut, D ist keine Insel, aber trotz allen Dramas wurde nichts zur Eindämmung unternommen, was dem Konsumbedürfnis nachhaltig geschadet hätte. Ist das nicht witzig? Während man hier über jedes übel jammert, aber nichts tut, damit es nicht wiederkommt, scheint man auf Island Nägel mit Köpfen zu machen. Interessant, dass es dort (zumindest so halbwegs ) klappt und hier nicht.

Aber schreib man weiter, der Bericht ist toll!

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von Asherra » 15.01.2013, 20:04

Na wenn in den Texten Mengen an Stoff angegeben sind, mit denen Mägde und Knechte bezahlt werden, dann wird es die auch gegeben haben. Wenn es weniger Leute pro Haushalt sind, dann sind die benötigten Mengen geringer, wenn es viele sind, dann hat es mehr Hände, die die Arbeit tun... so im Groben wird es sich ausgleichen. Zu klein kann eine Gruppe ja nicht werden, sonst bekommen sie überhaupt nichts mehr geschafft, zu groß und die Wege werden zu lang.

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von shorty » 15.01.2013, 20:10

Ich bezweifle ja nicht, dass es welche gegeben hätte, ich gehe nur nicht grundsätzlich in jeder ! Familie durch den Text davon aus.;-)
Knechte und Mägde gabs ja auch hier bis vor 100 Jahren reichlich, waren aber keinstesfals für alle Familien obligatorisch.
Kinder ersetzten diese Arbeitskraft auch zuhauf .

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Re: Herstellung von Segeln in Island

Beitrag von shorty » 15.01.2013, 20:31

Troll hat geschrieben:OT: Interessant find ich, dass von Belladonna Took einige Fehler angesprochen wurden - mit dem Nachsatz "Das machen wir nie wieder." Und das scheint auch so zu sein. Erinnert ihr euch an die Seuchen der letzten Jahre? Angefangen bei Maul und Klauenseuche über Vogel- und Schweinegrippe bis hin zu EHEK. Nun gut, D ist keine Insel, aber trotz allen Dramas wurde nichts zur Eindämmung unternommen, was dem Konsumbedürfnis nachhaltig geschadet hätte. Ist das nicht witzig? Während man hier über jedes übel jammert, aber nichts tut, damit es nicht wiederkommt, scheint man auf Island Nägel mit Köpfen zu machen. Interessant, dass es dort (zumindest so halbwegs ) klappt und hier nicht.

Aber schreib man weiter, der Bericht ist toll!
Na ja, Insellage ist halt dann eben was anderes, Seuchen machen eben nicht vor ner Landesgrenze halt. Und Vogelgrippe hatte ja den Ursprung nicht wirklich im Verbraucherverhalten meines Wissens.

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