Färben durch Fermentation

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

Mathilde
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Färben durch Fermentation

Beitrag von Mathilde » 29.11.2012, 22:46

Ich ziehe mal ein Posting aus folgendem Faden hier her.http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... er#p336590
marie-claire hat geschrieben:In Frankreich gibt es drei Frauen (mal die von mir bekannt) die ausschliesslich durch Fermentation färben, sie geben auch Kurse und Praktikum

Martha Herba, weiter oben erwähnt

Isatinctoria]http://isatinctoria.over-blog.com/
http://isatinctoria.over-blog.com/pages ... 36893.html

Und Anne Rieger die in einer ökologischen Zeitschrift "les 4 saisons"darüber geschrieben hat
http://dulaar.blogspot.fr/2009/05/anne-rieger.html
Ich spreche mehrere Sprachen aber Französisch ist nun absolut nicht dabei. Leider!
Weiß jemand ob es zu diesem Thema Informationen und Anleitungen in Englisch gibt?
Oder habt Ihr selbst schon einmal mittels Fermentation gefärbt?

Seit ich den Beitrag von Dir, marie-claire, gelesen habe, läßt mich dieses Thema nicht mehr los.
ich möchte das unbedingt lernen!!!
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Mathilde » 29.11.2012, 22:50

mag das hier jemand übersetzen?
Es ist wohl die Anleitung, ich weiß nur nicht, wie ausführlich sie ist.

http://martha-herba.com/index.php?page= ... rmentation
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Mathilde » 30.11.2012, 11:54

Eine sehr liebe Freundin war so freundlich den Text http://martha-herba.com/index.php?page= ... rmentation zu übersetzen.

Durch Fermentation
Dies ist eine Färbetechnik, die sich der Fermentation mittels Pflanzen in einem wässrigen Medium bedient, sowie um den wasserlöslichen Farbstoff zu extrahieren, damit sich die Farbstoffmoleküle auf und in den Fasern fixieren können.
Je nach pH-Wert der Bäder werden verschiedene Farben erscheinen und die Fixierung auf den Fasern wird besser oder schlechter.

Das Prinzip:
Durch abwechselndes Tränken und Trocknen der zu färbenden Teile durchdringt die Farbe die Fasern in der Tiefe, durch abwechselnde Säure- und Laugenbäder bindet sich die Farbe dauerhaft an den Fasern.

Die Technik:
1) Herstellung des Säurebads: Der Teil der ausgewählten Pflanze wird in sauberem lauwarmem Wasser eingeweicht, bei Raumtemperatur (zwischen 15 und 30 ° C). Die Fermentation findet von selbst statt und das Bad wird gesäuert. Wenn die Fermentation einsatzfähig ist, können wir das Säurebad durch Abfiltern eines Teiles der fermentierten Flüssigkeit gewinnen.

2) Herstellung des basischen Bades: Man gewinnt das Basenbad durch Zugabe von gebranntem Kalk aus der Landwirtschaft zum Rest der fermentierten Flüssigkeit, bis zu einem pH-Wert zwischen 11,2 und 11,7.

3) Färben:
Die zu färbenden Teile werden zuvor von der Appretur gereinigt und gut getrocknet. Anschließend werden sie ins Säurebad zwischen 1 und 12 Stunden eingelegt. Am Ende der gewählten Einwirkzeit werden die Textilien aus dem Bad entfernt, ausgewrungen und außerhalb der Sonne oder dem Mond getrocknet.
Diese Vorgehensweise wird so viele Male wie notwendig durchgeführt, um die gewünschte Farbdichte erhalten.
Wenn die Dichte der Farbe zufriedenstellend ist, erfolgt die gleiche Vorgehensweise (Einweichen / Trocknen) im basischen Bad für 10 bis 20 Minuten für tierische Fasern, 1 bis 12 Stunden für Pflanzenfasern.

4) Entfernen von Kalkstein:
Die Textilien sind jetzt gefärbt. Nun muss der gebrannte Kalk und die überschüssige Farbe, die nicht fixiert ist, entfernt werden. Sie weichen Ihren Stoff so oft wie nötig in kaltem und gutem Wasser für jeweils eine halbe Stunde ein

5) Pflege:
Wenn die sauren und basischen Bedingungen durch den ganzen Färbeprozess eingehalten wurden, halten die Farben einem normalen Gebrauch über viele Jahre stand, selbst Jahrhunderte wie der „Wandteppich“ von Bayeux oder der Gobelin „Die Dame und das Einhorn“. Ich rate Ihnen Ihre gefärbten Textilien in kaltem Wasser mit einem Feinwaschmittel und bio zu waschen.


Dann gibt es noch die Seite mit den verwendetet Pflanzen:
http://martha-herba.com/index.php?page= ... -utilisees
Ich übersetze erst mal nur die Farben und die Pflanzenteile
beigeasse - gelbbraun
beige - beige
bleu - blau
jaune - gelb
marron-jaune - gelbbraun
marron-rouge - rotbraun
marron-vert - grünbraun
rosé - rosa
rouge - rot
roux - fuchsrot
violet/parme - violett

plante pas trouvé - Pflanze nicht gefunden
d’experimentation - im Versuchsstadium
en cours - ausstehend

Die benutzten Teile (parties utilisées):
animal entier - ganzes Tier
bois - Holz
coque - Schale
écorce - Schale / Rinde
écorce du fruit - Fruchtschale
entier - ganz
entier (branches) - ganz (Zweige)
feuille - Blatt
feuille entier - ganzes Blatt
fleur - Blüte
fleur entière - ganze Blüte
fleur entière (ouverte) - ganze Blüte (geöffnet)
fruit mûr - reife Frucht
fruit sec - getrocknete Frucht
fruit vert - grüne Frucht
galle entière - ganze Gewebewucherung (Galle von der Gallwespe z.B)
graine - Kern, Same
pelure - Haut, Schale
pétale - Blütenblatt
pétale rouge - rotes Blütenblatt
plante entière - ganze Pflanze
racine - Wurzel
stigmate - Narbe




Edit: ein paar sprachliche Schnitzer wurden verbessert und die Übersetzung der benutzten Pflanzenteil wurden hinzugefügt
Zuletzt geändert von Mathilde am 30.11.2012, 13:57, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Vlasta » 30.11.2012, 12:10

Liebe Mathilde,

danke für Deine Detektivarbeit!! :)) Die Anleitung werde ich in Ruhe studieren! Super spannend!
Liebe Grüße,

Vlasta

http://mesicni-ovce.blogspot.com/

Mathilde
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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Mathilde » 30.11.2012, 13:53

Vlasta hat geschrieben:Liebe Mathilde,

danke für Deine Detektivarbeit!! :)) ...
mir blieb nichts anderes übrig. Ich habe gespürt, daß das Färben mittels Fermentation genau mein Ding ist und mußte es jetzt endlich wissen wie das geht. Hätte es meine Freundin nicht übersetzt, hätte ich auch noch Französisch lernen müssen. :))

Bei den einzelnen Pflanzen stehen ja zum GLück die latainischen Namen dabei, das dürfte sich also rausfinden lassen!

Mich würde jetzt noch interessieren, ob man das Basenbad z.b. auch mit Holzasche bereiten kann. Davon hätte ich reichlich...
Und was es noch in Erfahrung zu bringen gilt, ist, wann die Fermentationen jeweils abgeschlossen sind. Dauert das Tage, Wochen...
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Beate-Belgien » 30.11.2012, 20:22

Mathilde, das ist klasse! berichte bitte weiterhin hier. Ich finde das auch sehr interessant und werde mich auch mal näher damit befassen. Hab nur gerade nicht so viel Zeit.

Liebe Grüße aus Belgien
Beate

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Elechen » 30.11.2012, 21:38

Oh, spannend. Bitte, bitte weiter berichten :gut:
Liebe Grüße aus Westfranken
vom Elechen
die von ihrem Göga seit kurzem liebevoll Wolli genannt wird


Achte auf das Kleine in der Welt, das macht das Leben reicher und zufriedener. (Carl Hilti)

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von marie-claire » 01.12.2012, 10:37

Entschuldige bitte Mathilde, war einige Tage nicht mehr im Forum und sah deine Frage nicht.
Deine Freundin hat sehr gut übersetzt. Die fachlischen Ausdrücke hätte ich nicht so gut gefunden.

Für die Base kannst du Holzasche verwenden. Je nachdem, wie sich die Fermentation entwickelt kannst du dabei bleiben, oder eine andere Base dazu tun wie Sodasalz oder Kalk. Dazu brauchst du einen Säuremesser (Stäbschen aus der Apotheke oder einen Apparat)

Die Fermentation ist abgeschlossen wenn du eine Farbe hinbekommst die dir gefällt. Es endet entgültig wenn die Bakterien tot sind. Ich errinnere mich, dass es aus ist wenn Schimmel sich bildet; deswegen muss man regelmässig das Bad rühren und auslüften.

Wie lange das geht kommt darauf an, wie warm die Atmosphäre ist. Im Sommer geht es schneller, manchmal in einem Tag, im Winter braucht es Wärme, geht draussen nicht.

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von marie-claire » 01.12.2012, 10:42

Hier oben mein letzter Versuch mit Holunder durch Fermentation
http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 07#p388307

Bis jetzt hat sich die Farbe noch nicht geändert, hab sie aber noch nicht gewaschen.

Ich freue mich schon auf deine Versuche

Mathilde
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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Mathilde » 01.12.2012, 21:17

oh, Marie-Claire, Du bist Französin, wie praktisch! :lol:
Wegen diesem Färben durch Fermentation werd ich wohl auch noch französisch lernen müssen.
Es scheint wirklich keinerlei Informationen darüber zu geben außer auf Französich.

Folgende Informationen sind auch noch sehr wichtig:
http://martha-herba.com/index.php?page= ... -la-plante

Wie wird die Pflanze präpariert
1.Wählen Sie eine ganze Pflanze oder ein Pflanzenteil.

2. Befüllen Sie einen Behälter mit der Pflanze, die in kleinere Stücke zerteilt wurde von
1/8 bis 3/4 des Volumens des Behälters. Eine große Öffnung erleichtert das Befüllen.
Ich benutze Einweckgläser, Mineralwasserflaschen mit 5 Liter Fassungsvermögen .....
alles, was einen Deckel hat und wo man eine Flüssigkeit hineinfüllen kann!

3. Füllen Sie mit schwach mineralisiertem Wasser auf. Lassen Sie genügend Platz oben.
Schütteln und bewegen Sie das Behältnis kräftig.

4. Bewahren Sie den Behälter bei einer Temperatur zwischen 18 und 30 °C auf.
Achtung vor direkter Sonneneinstrahlung, welche die Temperatur über 50 °C steigen
lassen könnte. Dies könnte die Enzyme abtöten und damit die Gärung stoppen.

5. Jeden Tag (ein- oder mehrmals):
· den Behälter öffnen, um das „Gas“ entweichen zu lassen und wieder
verschließen
· kräftig schütteln
· wieder das „Gas“ entweichen lassen
· wieder verschließen.

6. Nach etwa 14 Tagen mit dieser Vorgehensweise muss das „Gas“ weniger heftig
entweichen und die Pflanzenteile dürften auf den Boden des Topfes gesunken sein.
Die vergorene Pflanze ist nun fertig, um zum Färben verwendet zu werden. (Siehe
Färbetechnik durch Fermentation).
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von shorty » 01.12.2012, 21:21

Meine rote Beete Färbung war ja auch in die Richtung.
Aber ganz ehrlich, ne das tue ich mir nicht mehr an, glaub ich, das war ein Gestank , schlimmer wie Indigoküpe.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Regina » 01.12.2012, 21:21

Sehr interessantes Thema :) und schon so gut aufbereitet, danke.

Ich habe Gärspunde hier, dann hätten die auch mal eine passende Verwendung gefunden.
Mal sehen, was das nächste Färbejahr bringt.
Liebe Grüße
Regina

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von Mathilde » 01.12.2012, 21:43

Regina hat geschrieben:Sehr interessantes Thema :) und schon so gut aufbereitet, danke.

...
Muß ja auch mal was beisteuern, auch wenn ich nicht so oft schreiben kann, wie ich gerne würde :O
Liebe Grüße
Mathilde

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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von marie-claire » 02.12.2012, 12:25

Freut mich dass es euch interessiert! Ich bin schon neugierig auf eure Experimente.

Die Erklärung von Martha Herba ist neu, freut mich auch, dass sie die Erklärungen entwickelt.

Ich bin mit der Zeit begrenzt, aber kleine Teile oder Fragen kann ich gern übersetzen.

Was mich hindert : man muss richtig dabei sein und sich jeden Tag darum kümmern. Aber ich versuche weiter, sobald es draussen wärmer wird.

Es gibt ein Forum in Frankreich für Leute die durch Fermentation färben

http://couleursvegetales.forumgratuit.o ... rmentation

Wundert mich dass es nichts gibt auf Englisch, ich frage mal nach.

marie-claire
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Re: Färben durch Fermentation

Beitrag von marie-claire » 02.12.2012, 12:35

Regina was ist Gärspunde? Habe keine Ubersetzung gefunden

Ist es ein Gärröhrchen? Wenn ja, dann wird es spannend

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