Faser der Verzweiflung

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Moderator: Claudi

paradissima
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Faser der Verzweiflung

Beitrag von paradissima » 04.10.2012, 16:35

Hallo liebe Community,

mein Traveller ist mittlerweile bei mir eingezogen und wir haben auch schon eine nette Freundschaft begonnen :)

Die ersten Wollfasern, die ich versponnen habe, waren Polarfuchs und Merino - lief auch alles super glatt und mit den Ergebnissen bin ich schon recht zufrieden.

Jetzt habe ich mir einen Mix aus 80 % Merino und 20 % Maulbeerseide (Kammzug) "vorgenommen" und stehe kurz vor den ersten Tränen ;( Die Wolle ist so flutschig-fluffig, dass ich gar keinen rechten Drall hineinbekomme und mir der Faden immer wieder reißt. Habe schon eine kleinere Übersetzung eingestellt, aber das hilft irgendwie wenig.

Kann mir jemand irgendwie einen Tipp geben, worauf ich achten muss oder besonders einstellen soll? Ich weiß, das ist per Ferndiagnose bestimmt nicht einfach, aber vllt. mache ich einfach einen Fehler beim Anspinnen?

Die Wolle ist traumhaft schön und wäre mir eigentlich zu schade zum Ver-Nassfilzen...

Ganz lieben Dank schon einmal in die Runde für's Lesen/Antworten :)

Viele Grüße
Ute
Zuletzt geändert von Fazzo am 07.10.2012, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Sonderzeichen aus der Überschrift gelöscht, erschwert die Suche. Gruß Fazzo

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von Ringelblume » 04.10.2012, 17:00

Das Problem hatte ich anfangs auch.

Ich nehme an, daß bei deiner Mischung reine Woll- und Reine Seidenteile sind...
Ich habe mir mit kardieren der Wolle beholfen (Handkarden oder Kardiermaschine).
Falls du nichts von dem zur Verfügung hast, dann "fluff" das Ganze mal richtig auf und spinne von der "Seite". Sprich du reisst einen Teil des Kammzugs ab und lässt ihn von der kurzen Seite hineinlaufen. Irgendwo gab es dazu Filmchen...

versponnen
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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von versponnen » 04.10.2012, 17:13

mein rat liebe ute..lass den drall in die faser beim faserdreieck reinlaufen und dann erst weiterziehen..
schau dieses filmchen..
http://www.youtube.com/watch?v=DLRcOfPv ... re=related

oder auch hier http://www.youtube.com/watch?v=2Kr84EFm ... plpp_video

gruß wiebke

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von Dornspinnchen » 04.10.2012, 17:34

Probiere es doch einmal, den Kammzug längs zu "zerlegen" und in viele dünnere Vorzüge zu teilen.
Die kannst Du dann nochmals vorsichtig auseinanderziehen, beim Aufwickeln schon gaaaanz leicht verdrehen und hast eine Art "Vorkammzug" oder Vorgarn.
So habe ich damals am Anfang die Merino/Seide versponnnen und bei einigen leicht angefilzten Zügen mache ich das sogar heute noch.
Merino/Seide MUSS einfach versponnen werden und ist doch viel zu schade zum Filzen.
Die gehört auf die Haut...
Geduld und Spucke. (Im wahrsten Sinne des Wortes!!!)
LG
Verknüpfen wir unsere gesponnenen Fäden und weben ein Netz um die Welt....

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von thomas_f » 04.10.2012, 17:54

Habe schon eine kleinere Übersetzung eingestellt, aber das hilft irgendwie wenig.
Wenn da überhaupt eine Einstellung am Rad etwas bringt, dann ist es die, die Bremse auf minimal mögliche Wirkung zu stellen, so dass das Rad noch gerade genug am Fädchen zieht, um es richtig aufzuwickeln. Und natürlich alles am Flügel maximal gängig zu halten: Keine Flusen zwischen Flügel und Spule, ausreichend Öl oder Fett wo nötig, keine größere Treibriemenspannung als nötig (falls einstellbar).

Ich habe diese Mischung zwar noch nicht gehabt, aber nach dem, was du beschreibst, brauchst du eher mehr als weniger Drall, das würde bei gleicher Trittgeschwindigkeit bedeuten, dass du eher eine schnellere Übersetzung oder ein langsameres Ausziehen brauchst, um einen stabilen Faden zu bekommen.

Die Tips der Kolleginnen hören sich aber auch plausibel an: Es sollte etwas Drall in die Faser gelangen, bevor der volle Zug vom Einzug wirksam wird.

Viel Glück + beste Grüße -- Thomas

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von kalala » 04.10.2012, 19:09

Ich denke auch, dass du mit dem Stichwort "spinning from the fold" (Siehe zweites Video von Wiebke) gut weiterkommen müsstest! Ich habe mit meinem Traveller reine maulbeerseide (Kammzug) gesponnen- auf die "herkömmliche" Auszugsart ging da bei mir auch gar nichts- ein Stück Kammzug abgerissen und über den Zeigefinger gesponnen und es hat sich fast von allein versponnen, ich fand das dann nach einer Zeit total angenehm!
Man kann den Drall und die Fasermenge, die verdrallt werden soll, viel besser kontrollieren!
Grüße von kalala

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von Aodhan » 04.10.2012, 19:50

Was ich raten wollte, wurde schon gesagt - aber mein Tipp wäre auch, aus der Falte zu spinnen und dann mit möglichst wenig Einzug, damit das Rat dir das flutschige Material nicht "wegreißt". Meine "Faser der Verzweiflung" war lange Zeit reines Angora - das habe ich erst gemeistert, nachdem ich´s an der Spindolyn ausprobiert habe, wo man ja überhaupt keinen Zug auf dem Faden hat. Also auch hier: Bremse so weit wie möglich auf!
"If more of us valued food and cheer and song above hoarded gold, it would be a merrier world." - J.R.R.Tolkien

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von anjulele » 04.10.2012, 19:58

Guckst du mal hier in dem Beitrag von Serephina: http://www.scforum.spinnradclub.de/view ... 09#p363809. Wenn du dein Garn vorher in etwa so über deine Haken laufen lässt, ist nicht mehr so viel Zug drauf. Das Garn kann sich besser verdrallen bevor es auf die Spule zieht. Und du solltest darauf achten, dass du die Fasern nicht nur "in den Einzug schiebst", also nicht sofort auf die Spule laufen lässt.

LG
anjulele

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von thomas_f » 04.10.2012, 20:42

Das Traveller ist spulengebremst (oder zweifädig?) und damit kannst du den Einzug auch ohne Tricks auf Null runterregeln.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von Fazzo » 04.10.2012, 20:52

Mh, nicht falsch verstehen,aber nach ca. 4Wochen Spinnerfahrung würde ich die Mischung noch mal bei Seite legen und noch ne Runde griffigere Fasern spinnen.
Für Seide alleine sind die o.g. Tipps nicht schlecht, bei der Mischung liegt das Problem auch an der unterschiedlichen Faserlämge, das ist eine echte Herausforderung, nicht nur für Anfänger ;)

Ich bin davon überzeugt, das es in ein paar Wochen/Monaten wie von selbst läuft, man entwickelt so mit der Zeit ein ganz anderes Gefühl für die unterschiedlichen Fasern.
„Offenheit ist ein Luxus der Freiheit, den sich nur derjenige leisten kann, der genug Stärke nicht nur für die Folgen hat, sondern auch für den eventuellen Missbrauch.“
Christa Schyboll, (*1952), freie Journalistin

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von anjulele » 04.10.2012, 21:01

thomas_f hat geschrieben:Das Traveller ist spulengebremst (oder zweifädig?) und damit kannst du den Einzug auch ohne Tricks auf Null runterregeln.

Beste Grüße -- Thomas
thomas_f hat geschrieben:Das Traveller ist spulengebremst (oder zweifädig?) und damit kannst du den Einzug auch ohne Tricks auf Null runterregeln.

Beste Grüße -- Thomas
Stimmt *patsch* Recht habt ihr! Wenn du wirklich erst seit Kurzem spinnst, musst dir das noch nicht antun. Da gibt es so viel anderes. Und dann klappt es auch mit dem Flutschkram!

LG
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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von paradissima » 04.10.2012, 21:06

Hallo Ihr Lieben,

erst einmal ganz, ganz lieben Dank für Eure schnelle und umfangreiche Hilfe! Das hat mir wirklich enorm weitergeholfen, das Problem einzukreisen.

Ja, die Woll- und Seidenfasern liegen in Strähnen parallel zueinander im Strang, die habe ich nun mal ein wenig aufgefluffelt und "umsortiert", bevor sie versponnen werden. Die Bremse ist ganz gelöst und die Übersetzung habe ich so gewählt, dass ich gut Drall auf den Faden bekomme (aber nicht soooo viel, dass ich den Überblick verliere :) ).

Beim Spinnen hab ich jetzt den Drall vorsichtig ins Faserdreieck laufen lassen, durch das leicht "Glitschige" der Mischung bekomme ich trotzdem noch recht gut weiter ausgezogen *freu*!

Dank Eurer Hilfe liegen die ersten Meter jetzt ganz brav auf der Spule! Merci :gut: :gut: :gut: Wenn's weiter so gut läuft, versuche ich mal, ein Foto vom Ergebnis einzusetzen.

Trotzdem...ich glaube, an reine Seide trau' mich noch nicht ran, das ist bestimmt noch viel heikler :D

*ganzliebdrückundwink*
Ute

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von anjulele » 04.10.2012, 21:19

Na, Foto ist immer gut - am Besten vorher-nachher! :D Wir müssen doch sehen, ob unsere Tipps fruchten! Aber das liest sich doch schon ganz gut!

:D

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von versponnen » 05.10.2012, 00:37

und ich habe auch sehr lange geübt...also nicht verzagen..gruß wiebke

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Re: Faser der Verzweiflung :-)

Beitrag von paradissima » 05.10.2012, 05:50

...ich hatte mir in meiner Verzückung über die tollen Farben direkt 2 x 500 g von diesem Wolle-Seide-Mix bestellt...da kann jetzt fleißig geübt werden :lol:

Danke auch an Dich und lG
Ute

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