Was ist das eigentlich?
Nun, eigentlich und schnöde ausgedrückt,
nichts Anderes,
als "um die Ecke" weben.
Wir wollen ja eine Stoffbahn weben, für die unsere eigentliche Webbreite nicht ausreicht.
Da wir aber unseren Webstuhl nicht einfach breiter machen können,
müssen wir uns etwas Anderes ausdenken.
So "falten" wir unser Gewebe doch einfach mal in der Mitte,
und weben einfach in mehreren "Etagen".
Denkt Euch mal ein Handtuch, dass Ihr so auf Euren Webstuhl legt,
wie dort eine ganz normal gewebte Bahn liegen würde.
Würde dann in etwa so aussehen: Nun faltet Ihr es einmal längs,
die offenen Seiten nach rechts.
Sieht dann so aus: Und genau so soll unser Faltgewebe auch hinterher auf dem Webstuhl liegen.
Wie kriegen wir das hin???
Als Beispiel nehmen wir zuerst einmal eine ganz einfache Leinenbindung.
Die würde gezeichnet dann ca so aussehen: Und gefaltet, wie unser gedankliches Handtuch, so: Nun können wir aber nicht mehrere Schäfte parallel einziehen,
so wie es so gezeichnet aussieht.
Deswegen müssen wir das Ganze noch etwas verschieben.
Und zwar genau so, das jeder Kettfaden auf jedem Schaft
auch eine eigene Litze erhält.
Das sieht dann bildnerisch so aus: Damit haben wir eigentlich schon unseren Einzug auf den vier Schäften.
Vier ? Schäfte ?
Klar.....
Wir weben ja Leinenbindung.
Dafür brauchen wir zwei Schäfte.
*pro "Web-Etage"

Also belegen wir mal, anhand unsere Zeichnung die Schäfte wie folgt: Daraus ergibt sich dann folgender Einzug:
3 - 1 - 4 - 2
Irgendwie kann ich mich aber nicht dran gewöhnen den Einzug auf dem dritten Schaft anzufangen.
Machen wir es lieber so:
4 - 2 - 3 - 1
Und so ganz nebenbei haben wir jetzt einen zwei-chorigen, gesprungenen Einzug geschaffen

Ist aber jetzt noch nicht sooo wichtig;
wird es aber, wenn wir uns später mal mit Doppel-Geweben beschäftigen werden.
*natürlich nur, falls Ihr Lust und Interresse dazu habt

Wir werden den Einzug auch später noch auf einen ganz "normalen" umbasteln.
Aber erstmal nehmen wir jetzt diesen für die weiteren Erklärungen.
Nun müssen wir uns noch Gedanken machen,
wie wir mit unserer Schussfolge "um die Ecke" weben.
Auf Bild 3
stellen die Punkte ja die Kettfäden dar,
die beim ersten Schuss über dem Schussfaden liegen;
die Kreuze die, die unter ihm sind.
Da wir aber die eine Hälfte unseres Gewebes über die andere geklappt haben (Bild 4)
würde das also bedeuten:
Wir müssen zuerst einmal mit unserem Schussfaden UNTER den rosa Punkten durch,
links auf dem Bild um die Ecke,
und weil ja danach dann unten durch das Falten oben ist,
ÜBER die blauen Punkte.
Wir brauchen also auf jeden Fall schon einmal pro Schuss im einfachen Gewebe,
zwei Schüsse im Faltgewebe.
Nämlich hin auf der einen Gewebelage und zurück auf der Anderen.
Der Rückweg wäre dann entsprechend umgekeht.
Dort sind dann die Kreuze die Kettfäden die über dem Schussfaden liegen;
und die Punkte wandern nach unten.
Also ÜBER den blauen Kreuzen hin,
und UNTER den rosanen Kreuzen zurück. Ich hab jetzt hier mal an der rechten Seite die Webrichtung mit eingezeichnet.
Und damit haben wir im Prinzip auch schon einmal unsere Anbindung an die Tritte festgelegt.
Denn wir müssen ja jetzt unsere Schäfte so Heben und Senken,
dass wir, wie oben gesagt, weben können.
Dann wollen wir das mal auseinander puzzeln.
Und da bin ich jetzt auch ein wenig auf Eure Hilfe angewiesen;
weil es schleichen sich soo schnell Denkfehler ein.
Falls Ihr da etwas bemerken solltet,
bitte, bitte lasst es mich wissen, damit ich es ändern kann

Wir haben ja jetzt unsere Kettfäden den Schäften zugeordnet;
immer ein paar nebeneinander liegende Schäfte pro Web-Ebene.
Das würde jetzt in unserer aufgeklappten "Handtuch-Version" so aussehen: Nur noch mal zur Übersicht.....
Wir werden aber mit der gefalteten Version weiter arbeiten.
Die sieht ja jetzt ursprünglich so aus;
und wir wollten ja für den ersten Schusseintrag unter den rosa Punkten durchweben.
Das bedeutet schon einmal,
dass das komplette Obergeschoss in blau aus dem "Weg muss"
Also alle Schäfte, wo blaue Kettfäden dranhängen ab nach oben!

Plus ebend der Schaft, wo die rosa Punkte drauf sind.
Ich hab jetzt mal immer mit dem Pfeil rechts die Webrichtung gekennzeichnet;
und mit den Kreuzen und Nummern auf der rechten Seite,
die Schäfte mit ihren Nummern, die ins Obergeschoss müssen. Das heisst also für eine KM-Verschnürung, dass wir an den ersten Tritt
die Schäfte 4, 3 und 2 als Hebung anbinden müssen.
Weiter gehts mit dem Rückweg... Dieser erfolgt ja im blauen Obergeschoss,
und somit brauchen wir nur einen Schaft heben,
damit wir mit unserem Schussfaden über die blauen Punkte kommen.
Den 4. auf dem die blauen Kreuze sitzen.
Den binden wir dann als Hebung an Tritt 2 *smile*
Also schon mal einen kompletten Schuss in einfacher Gewebelage hinter uns gebracht

Und jetzt kommt erstmal die Wende.....
So, wie wir beim normalen Weben in Leinenbindung,
jetzt die Kettfäden von oben nach unten wechseln würden,
machen wir es bei unserem Falt-Gewebe auch.
Jetzt kommen die Kreuze nach innen und die Punkte nach aussen. Und um unter unseren blauen Punkten durch zu kommen,
muss ebend nur dieser Schaft drei nach oben,
und wird somit ganz allein als Hebung an den dritten Tritt genknüpft.
Und jetzt noch einmal der Rückweg durchs Untergeschoss: Da darf dann also alles Blaue wieder ganz nach oben,
plus der andere Schaft aus der rosa Abteilung, der 4. ebend.
Somit wird dann dieser zusammen mit den beiden der oberen Gewebelage an Tritt 4 verschnürt.
Feddisch......
Nun malen wir uns das ganze noch auf ein Karopapier,
der Übersichtlichkeit halber..... und haben somit unseren ersten Verschnürungsplan entwickelt.
Damit wir jetzt auch anfangen können zu Weben,
fehlt uns jetzt eigentlich nur noch der Blattstich für unser Faltgewebe.
Da wir ja beim Faltgewebe mit zwei Gewebelagen arbeiten,
haben wir doppelt soviele Kettfäden pro cm im Webblatt unter zu bringen,
wie bei einer einfachen Gewebelage.
Dieses können wir auf zweierlei Art lösen.
Zum Einen, in dem wir ein Webblatt entsprechend der Gewebedichte wählen,
und dieses dann doppelt stechen.
Zum Anderen, nehmen wir ein doppelt so feines Webblatt,
und stechen dieses einfach.
Bei dickeren Garnen ist es recht sinnvoll,
an der Seite, wo unser Gewebe gefaltet ist,
beim Stechen der letzten Kettfäden jedes zweite Ried aus zu lassen.
So kann sich der "Knick" später besser "im Gewebe verteilen".
Ja, und nun sollten wir eigentlich mit dem Weben beginnen können

Ich hoffe, ich habe nichts vergessen,
und wünsche Euch:
Viel Spass dabei
