Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Moderator: Claudi
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- Rohwolle
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Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Holla!
In den Überlegungen, was man auf dem Markt als Darsteller so anstellen könnte, führte der Weg von der Handspindel zum Spinnrad... ach nein, es ist ja nicht authentisch für eine Darstellung um 1300. Sagt man.
Da steh ich nun, ich armer Tor.
Dem Internet ist nur zu entlocken, dass die Spindelräder verboten wurden:
Weil die Fadenqualität nicht hoch genug war.
Um 1300 heißt es, soll es für "viele Zünfte" offiziell versagt worden sein (1224 Venedig, 1256 Bologna, 1268 Paris, 1280 Speyer, 1288 Abbeville, 1292 Siena, 1305 Douai). Stattdessen habe man mit der Handspindel gesponnen bzw. soll es Ausnahmeregelungen (für Schußgarne beim Weben) gegeben haben.
Verboten seien sie bis ins 15. bis 16. Jhd. hinein gewesen.
Soweit die Zahlen.
Über Funde und Abbildungen wird allerdings die Informationslage noch ein Stückchen dünner. Wie sahen die Räder aus? Hier und da findet man Zeichnungen, die Räder ähnlich der heute bekannten/verbliebenen Stücke zeigen.
Angesichts der Optik von Charkah-Rädern (also nicht die Book-Charkahs, sondern die Räder mit dem "gebundenen" Antriebsrad) stellt sich mir die Frage, ob die Räder wohl immer auch massiv und auf einem Gestell befestigt waren.
Weiß jemand von euch mehr darüber?
Grüße
Inex
In den Überlegungen, was man auf dem Markt als Darsteller so anstellen könnte, führte der Weg von der Handspindel zum Spinnrad... ach nein, es ist ja nicht authentisch für eine Darstellung um 1300. Sagt man.
Da steh ich nun, ich armer Tor.
Dem Internet ist nur zu entlocken, dass die Spindelräder verboten wurden:
Weil die Fadenqualität nicht hoch genug war.
Um 1300 heißt es, soll es für "viele Zünfte" offiziell versagt worden sein (1224 Venedig, 1256 Bologna, 1268 Paris, 1280 Speyer, 1288 Abbeville, 1292 Siena, 1305 Douai). Stattdessen habe man mit der Handspindel gesponnen bzw. soll es Ausnahmeregelungen (für Schußgarne beim Weben) gegeben haben.
Verboten seien sie bis ins 15. bis 16. Jhd. hinein gewesen.
Soweit die Zahlen.
Über Funde und Abbildungen wird allerdings die Informationslage noch ein Stückchen dünner. Wie sahen die Räder aus? Hier und da findet man Zeichnungen, die Räder ähnlich der heute bekannten/verbliebenen Stücke zeigen.
Angesichts der Optik von Charkah-Rädern (also nicht die Book-Charkahs, sondern die Räder mit dem "gebundenen" Antriebsrad) stellt sich mir die Frage, ob die Räder wohl immer auch massiv und auf einem Gestell befestigt waren.
Weiß jemand von euch mehr darüber?
Grüße
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- Kattugla
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
"Verlasse dich nie auf das Bier eines gottesfürchtigen Volkes!" (Quark)
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- Rohwolle
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
@Kattugla: Noch beschränke ich mich auf Internet & Co., einfach, weil recht wenig (eigentlich nahezu gar kein) Budget besteht. Ich danke dir aber sehr für den Hinweis auf den Blog! 

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- Boucle
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Ich denke (nach dem, was ich so gesehen habe, irgendwo gibt's ein Bild von dem Glasfenster der Kathedrale von Chartres und eine Diskussion ob das ein Spindel- oder Spulrad war (warum nicht beides?)) - waren die Spindelspinnräder genauso wie heute (Foto auf meiner Website in der Galerie). Also Antriebsrad mit Felge (!) rechts und Spindel links, und das Ganze auf drei Beinen. Such mal unter rouet auf leboncoin.fr - da könntest du sogar welche zu kaufen finden.
Ciao, Klara
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- Siebenstern
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Versuch es doch mal in der Bibliothek
die sind oft erstaunlich gut ausgerüstet mit Büchern über alte Handarbeitstechniken, da findet sich bestimmt viel interessantes.
Selbst wenn man ein bestimmtes Buch sucht das sie nicht da haben, können sie es oft bestellen aus einer anderen Bibliothek. Und manchmal kaufen sie sogar neue Bücher wenn es was ist das andere auch interessieren könnte.

Selbst wenn man ein bestimmtes Buch sucht das sie nicht da haben, können sie es oft bestellen aus einer anderen Bibliothek. Und manchmal kaufen sie sogar neue Bücher wenn es was ist das andere auch interessieren könnte.
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- Rohwolle
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Danke für die Idee, Siebenstern!
Ich hatte auch schon daran gedacht, allerdings habe ich den Ausflug bisher verschoben. So wie's aussieht, wird auch die Uni-Bibliothek Besuch von mir kriegen, in der Hoffnung, dass es dort Material zu diesem Thema gibt.
Bisher habe ich auch keinerlei Fundberichte gefunden, nur wenige einzelne, kleine Abbildungen von Fenstern, Buchmalereien oder dergleichen.
@Klara: Danke für die Tipps, allerdings kommt Kaufen nicht in Frage. Die kaufbaren Räder sind zwar wunderschön, aber dennoch höllisch teuer. Nicht zu reden davon, dass sie der Inbegriff von sperrig sind. Da der Transport meistens ein Problem ist, werde ich mir wohl einen ungefähren Plan zurechtzimmern, basteln und so einen Kompromiss herstellen: Ein transportables Spindelrad. Damit kann man hoffentlich die Technik zeigen.

Bisher habe ich auch keinerlei Fundberichte gefunden, nur wenige einzelne, kleine Abbildungen von Fenstern, Buchmalereien oder dergleichen.

@Klara: Danke für die Tipps, allerdings kommt Kaufen nicht in Frage. Die kaufbaren Räder sind zwar wunderschön, aber dennoch höllisch teuer. Nicht zu reden davon, dass sie der Inbegriff von sperrig sind. Da der Transport meistens ein Problem ist, werde ich mir wohl einen ungefähren Plan zurechtzimmern, basteln und so einen Kompromiss herstellen: Ein transportables Spindelrad. Damit kann man hoffentlich die Technik zeigen.
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- Dochtgarn
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Darf ich fragen warum du nicht einfach mit ner normalen Spindel spinnst? Muss es denn absolut authentisch sein?
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- Boucle
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Für so wahnsinnig viel Geld hätte ich 15 Euro jetzt nicht gehalten - http://www.leboncoin.fr/decoration/3496 ... tm?ca=18_s - aber der Transport ist natürlich ein Problem (nicht für mich - das Teil steht 20 km weiter und ich bin am überlegen. Aber ich brauche nun wirlklich keines. Nee, ich brauche nicht noch ein Deko-Rad. Nein...)
Ciao, Klara
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Wie geil ist das denn... heul wieso muss das so weit weg stehen
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- Rohwolle
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Raven hat geschrieben:Darf ich fragen warum du nicht einfach mit ner normalen Spindel spinnst? Muss es denn absolut authentisch sein?

Die Erfahrung zeigt bisher folgendes:
- die Spindel ist zwar nett anzuschauen, aber aufgrund ihrer Größe und der eher unpopulären Methode des Spinnens muss man die Leute quasi darauf stoßen, was es ist, wie es funktioniert und dass es doch interessant sein könnte. Oder nein, "stoßen" ist das falsche Wort, man muss sie quasi mit dem Wollfaden erdrosseln, bis sie mittelalterliches Handwerk drin sehen statt "Aha, der macht was mittelalterliches."

- Spindelspinnen ist toll, aber langsam. Zumindest bei mir. Außerdem passt auf meine bisherigen Spindeln recht wenig drauf oder sie sind recht schwer (was beides nicht schlecht ist, aber für produktives Arbeiten zum Teil unpraktisch). Meine persönliche Zielsetzung ist Garnproduktion fürs Weben und Färben - durchaus auch in fein und viel.
- die meisten Leute glauben, dass das Dornröschenspinnrad (sprich Flügelrad) "total mittelalterlich" ist. Wenn sie nicht gerade annehmen, dass es "kein Holz im Mittelalter gab".
- ein Rad kann man so ins Lager stellen - auch als Schaustück. Dafür eignen sich Spindeln irgendwie wenig. Hätte sich nun herausgestellt, dass meine Idee einer mittelalterlichen Bauart entspricht (was bisher nicht so aussieht), wäre das wiederum mal was besonderes gewesen.
Neben diesem liebe ich lange Auszüge

@Klara: Du hast recht, wenn du den reinen Preis des Rades nimmst, ich schätze da allerdings Versandkosten und zukünftige Transportkosten mit - und dann wird mir einfach nur schlecht ;D
Zuletzt geändert von Ineksi am 30.07.2012, 20:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Naja, es kommt immer drauf an,wie man das ganze "verkauft". Du müsstest zumindest dazu erwähnen, dass es mit Rad nicht wirklich authentisch ist. Und es kommt drauf an was du darstellst, eine einfache Magd hatte nur ne Spindel.
Ich kann die dies Heft empfehlen, wenn du dich im allgemeinen intensiver damit auseinander setzen willst. Da wird die Sache mit dem Rad auch noch mal erklärt usw
http://www.karfunkel-verlag.de/shop/sho ... S=oxurmeul
Ich kann die dies Heft empfehlen, wenn du dich im allgemeinen intensiver damit auseinander setzen willst. Da wird die Sache mit dem Rad auch noch mal erklärt usw
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Bin gespannt, wie es weitergeht mit dem Spindelrad bei Dir.
Ich hab allerdings eher die gegenteilige Erfahrung gemacht, gekonntes Spindelspinnen erzeugt viel mehr Aufmerksamkeit wie Spinnräder.
Gesponnen hat man mit der Spindel aber auch schon viel früher und auch noch später, die Verknüpfung mit dem Mittelalter ist eh nicht zwingend.
Wobei ich mir nach wie vor nicht sicher bin obs nun Kopfspindel auch schon zu der Zeit gab, aber wenns eh nicht 100 % A sein muss, besorg Dir ne gute Kopfspindel.
Es ist zudem so, je dünner der Faden umso schneller im Vergleich ist die Spindel, sprich nähert sich dem Spinnrad an in der Effektivität
Karin
Ich hab allerdings eher die gegenteilige Erfahrung gemacht, gekonntes Spindelspinnen erzeugt viel mehr Aufmerksamkeit wie Spinnräder.
Gesponnen hat man mit der Spindel aber auch schon viel früher und auch noch später, die Verknüpfung mit dem Mittelalter ist eh nicht zwingend.
Wobei ich mir nach wie vor nicht sicher bin obs nun Kopfspindel auch schon zu der Zeit gab, aber wenns eh nicht 100 % A sein muss, besorg Dir ne gute Kopfspindel.
Es ist zudem so, je dünner der Faden umso schneller im Vergleich ist die Spindel, sprich nähert sich dem Spinnrad an in der Effektivität
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.
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- Rohwolle
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Vollkommen richtig - und ich danke dir ehrlich für deine MeinungRaven hat geschrieben:Naja, es kommt immer drauf an,wie man das ganze "verkauft". Du müsstest zumindest dazu erwähnen, dass es mit Rad nicht wirklich authentisch ist. Und es kommt drauf an was du darstellst, eine einfache Magd hatte nur ne Spindel.

@shorty:
Aktuell hab ich mich ein bisschen auf die Fußspindeln eingeschossen, aber Kopfspindel kaufen steht definitiv noch auf dem Plan, unabhängig von dem ganzen Mittelaltergefummel. Aktuell bin ich mitm Spinnrad deutlich schneller, was aber auch an den Spindeln liegen kann. An Übungszeit habe ich mehr Handspindelerfahrung.
Dumme Frage, aber: In welchem Rahmen hast du festgestellt, dass das Spindelspinnen mehr Aufmerksamkeit erregt?
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- Dochtgarn
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Meld dch doch in einem der Ma Foren an, vielleicht können die noch mehr Infos rausrücken.
- shorty
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Re: Geschichte des Spinnrades im Mittelalter?
Wir spinnen von der Handspinngilde schon seit Jahren sehr viel öffentlich.Ineksi hat geschrieben:
@shorty:
Aktuell hab ich mich ein bisschen auf die Fußspindeln eingeschossen, aber Kopfspindel kaufen steht definitiv noch auf dem Plan, unabhängig von dem ganzen Mittelaltergefummel. Aktuell bin ich mitm Spinnrad deutlich schneller, was aber auch an den Spindeln liegen kann. An Übungszeit habe ich mehr Handspindelerfahrung.
Dumme Frage, aber: In welchem Rahmen hast du festgestellt, dass das Spindelspinnen mehr Aufmerksamkeit erregt?
Das sind viele viele Termine bisher gewesen,ganz untersch. Art.
Mittelaltertag in ner Schule, Stadtgründungsfest München direkt vorm Rathaus, Schäferfeste, Zentrales Landwirtschaftsfest, grüne Woche Berlin, Handarbeit und Hobby, Museumsfeste, Bockauktionen, historische Handwerkertage usw.
Kann dabei nicht sagen, dass Spindelspinnen den Leuten weniger gefallen hat. Spinne zwar selber viel lieber am Rad, aber wir haben meist auch Spindelspinner dabei.
Wenn Hans z.B spindelt ist er der Hinkucker schlechthin.
Was den Hauptausschlag gibt ist die Menge an Spinner.
Einer allein geht fast immer unter, egal ob mit Spinnrad oder Spindel wenn viele Zuschauer sind..
Eine gute Hochwirtelspindel kann von nem Könner besponnen mit nem S 10 von Louet oder nem anderne Rad mit recht langsamer Übersetzung schon mithalten.
Das kommt auch auf die Vergleichspartner an.
Spektakulär ist finde ich ein Wanderrad , mal so nebenbei.
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.