UV-Schutz für die Wolle?

Pflanzen-, Pilz- und Tierfärbungen ...

Moderator: Perisnom

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Siebenstern
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UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Siebenstern » 18.07.2012, 21:09

Da ich gerade einigen pflanzengefärbten Garnproben beim verblassen im Südfenster regelrecht zugucken kann...
Und es mich leise gruselt bei der fehlenden lichtechtheit einer Färbung (Eberesche) mache ich mir so meine Gedanken über Sonnenschutz für die Wolle.
Im dunkeln aufbewahren ist ja schön und gut, aber wenn das Teil schon nach zwei Wochen tagsüber tragen verblassen würde wäre das doch ärgerlich. Und nur im dunkeln ausgehen ist auch irgendwie blöd.
Was mich auf den etwas abwegigen Gedanken gebracht hat ... es gibt ja so UV-Schutz Shampoo. Ich hab keine Ahnung wie effektiv das Zeug überhaupt ist, aber wenn es auf gefärbten Haaren funktioniert dann könnte es doch auch für gefärbte Wolle gehen.
Hat das vielleicht schon jemand ausprobiert? Oder ist das eine total blöde Idee Wolle mit so einem Shampoo zu waschen? Mehr als nicht funktionieren kann ja nicht schief gehen eigentlich. Oder?

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von farbenfaden » 18.07.2012, 21:43

Ich finde die Lichtechtheit von Pflanzenfarben eigentlich gar nicht so schlecht. So eine Südseitensonne ist ja schon extrem, der würden ja auch viele chemische Färbungen nicht stand halten.

Mit so einem Wollpullover hält man sich ja eher selten stundenlang direkt in der Sonne auf.
Ich habe einen gewebten Tischläufer, der hat sich auch in 2 Jahren auf unserem Wohnzimmertisch nicht merklich verändert.

Zu deiner Shampoofrage kann ich leider auch nichts sagen, ich wollte dir einfach nur Mut machen zum Pflanzenfärben.
lg
Claudia

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Schlompfine » 18.07.2012, 21:46

Naja diese UV-Schutz-Shampoos... sind wahrscheinlich genau so "wirksam" wie Anti-Spliss-Shampoos, nämlich gar nicht. Wie fadenfarben schon schreibt, Südsonne ist extrem, und auch synthetisch Gefärbtes verblasst irgendwann.

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von anjulele » 18.07.2012, 21:56

Ich kann dich auch beruhigen. Bei mir hängt seit gut zehn Jahren eine Lampe im Zimmer, die ich mal mit bunten Wollen bewebt habe. Sie ist nicht schön, aber keine der pflanzengefärbten Garne hat die Farbe verloren. Ganz sicher sind die Farben nicht so wie anfangs, aber eindeutig bunt.

LG
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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Siebenstern » 19.07.2012, 09:41

Haha, ja vermutlich ist das effektivste an solchen Werbeversprechen wiedermal der Placeboeffekt :totlach: hatte halt die Hoffnung das Sonnencreme für die Haut ja auch funktioniert. Einfach waschen und so die Farbe etwas schützen wäre auch zu schön/einfach gewesen.
Naja so muss ich eben mehr Testfärbungen machen und gucken welche Pflanzenfarben mir nicht lichtecht genug sind und daher für Klamotten durchfallen.
Vielleicht liegt es auch daran das ich ausschliesslich auf Angora gefärbt habe, da wird ja schon die Ausgangsfarbe oft schwächer als auf Schafwolle... vielleicht verblasst es auch eher. Oder es waren grad die ungünstigen Färbepflanzen die ich zuerst getestet habe. Kommt vor :) so leicht geb ich nicht auf, ich teste erstmal weiter. Macht ja auch spass.

Ich trage meine Wollpullies meist bei strahlendem Sonnenschein, mit Sonnenbrille und LSF 50+ um Sonnenbrand und Schneeblindheit vorzubeugen ;) ist alles eine Frage des Klimas.

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von lilly 66 » 19.07.2012, 10:14

Also ich hatte im Winter in meinem Schaufenster ein Spinnrad stehen und Färbungen Pflanzengefärbt liegen und gestrickte Socken daraus. (Südseite) Am schlimmsten war es im März mit dem verblassen. Dir muß klar sein, das diese Färbungen im normalen Umgang als Pullover, Socke, Mütze ok sind. Zum Zeigen im Südfenster nicht. Dafür mußt du Säurefarben zum Färben nehmen. Ich habe selbst bei Dekostoffen einige dabei die bleichen aus, wenn sie direkt der Sonne ausgesetzt sind. Zu Hause beim Kunden hängen sie ja dann nicht in der Sonne sondern eher neben dem Fenster.

Dorothes Fischer hat da sehr schön über diese Farben in Ihrem Buch im Vorwort etwas geschrieben. Über die Schönheit aber auch Vergänglichkeit dieser Farben.

LG Lilly

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Tira Barba » 19.07.2012, 22:36

Ich mache bisher immer eine Lichtechtheitsprobe, weil ich wissen will, wie schnell das gefärbte ausbleicht. Da kommen einige Fäden oder Wollflocken, zur Hälfte abgedeckt für 4-8 Wochen nach draussen. Sie sind dabei der Sonne und dem Regen ausgesetzt und das Ergebnis ist oft sehr spannend.
Am beständigsten waren bei mir die Rindenfärbungen (Apfel-Zwetschgen-Kirschenbaum, Linde), da hat sich gar nichts verändert, bei Walnussschalen und Krapp auch nicht. Die Färbungen, bei denen das Gelb mit Eisenessig weiterentwickelt wurde, waren bisher auch unverändert.Teilweise bleichte das ursprünglichen Gelb sehr schnell aus, das weiterentwickelte Grün überhaupt nicht.
War das bei mir nur Zufall oder haben andere die gleiche Erfahrung auch schon gemacht?
Ich habe noch nicht so viele Färbungen gemacht und somit auch nur ein kleiner Teil der möglichen Farben testen können.
Macht ihr solche Tests auch, oder ist das etwas Übertrieben?

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Elisabeth62 » 19.07.2012, 22:44

Tests in dem Sinn mache ich eigentlich nicht. Ich lasse die Fasern oder Stränge gern im Tageslicht in der Wohnung liegen um zu sehen, ob sie sich verändern. Nicht unbedingt am Südfenster in voller Sonne, sondern einfach nur so. Einmal hatte ich eine Schilfblütenfärbung auf Sockenwolle so liegen, daß ein Teil in der Sonne lag und der wurde rasch gelb. Das hat mich ein kleines bisschen geärgert, weils gar so punktuell war und fleckig wude..
Ansonsten finde ich, daß sich Pflanzenfärbungen noch eine ganze Zeit lang verändern, gehört für mich irgendwie dazu. Ich kann manchmal noch nichtmal sagen, ob das nur am jeweiligen Lichteinfall liegt oder wirklich so ist oder auch nur meine subjektive Empfindung. Dokumentieren ist da schwer, müsste man gezielt mit Faser- oder Farbenproben durchführen.
Irgendwie leben die Farben.

Grüße Elisabeth

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Lille » 19.07.2012, 23:07

Elisabeth62 hat geschrieben: Ansonsten finde ich, daß sich Pflanzenfärbungen noch eine ganze Zeit lang verändern, gehört für mich irgendwie dazu. Ich kann manchmal noch nichtmal sagen, ob das nur am jeweiligen Lichteinfall liegt oder wirklich so ist oder auch nur meine subjektive Empfindung. Dokumentieren ist da schwer, müsste man gezielt mit Faser- oder Farbenproben durchführen.
Irgendwie leben die Farben.

Grüße Elisabeth
Ich habe gerade meine ersten Färbeversuche hinter mir und muss zugeben,
dass ich mir bisher wenig Gedanken über die Lichtechtheit gemacht habe.
Dennoch kann ich das Geschriebene von Elisabeth bestätigen.

Mir ist´s u. a. auch beim Fotografieren aufgefallen - die Farben
der pflanzengefärbten Kammzügen lassen sich m. E. schwieriger einfangen,
als die mit Textilfarbe.

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Siebenstern » 20.07.2012, 09:54

Mein Versuchsaufbau sieht bisher so aus das ich aus dem fertigen Garn einen länglichen Testlappen häkle (um zu sehen wie das Garn verarbeitet wirkt) und die eine Hälfte davon mit einem Streifen Karton abdecke (um einen side-by-side Vergleich vom ausbleichen zu haben). Das beschrifte ich dann, leg es aufs Fensterbrett und versuche es zwei Wochen lang zu vergessen, dann gibt's die erste Sichtprobe und das Kraut wird von der Färbepflanzenliste gestrichen wenn es zu arg ausbleicht. Wer durchhält darf nochmal zwei Wochen auf die Fensterbank für die engere Auswahl.
Bisher habe ich nur eine Rindenfärbung gemacht, von frischer Ebereschenrinde. Ist ein sandfarbener Hautton geworden und weiterentwickelt dann grau. Das ist auch bei mir die einzige Färbung die sich nicht merklich verändert hat, nach mittlerweile einem Monat im Südfenster.
Alle anderen Farben haben leider mehr oder minder stark gelitten :(
Ebereschenblätter am allermeisten, sowohl das gelb als auch das eisenentwickelte grün, was schade ist da die Ausgangsfarbe recht hübsch war.
Bei den anderen Färbungen mit Birke und Frauenmantel ist das gelb stärker ausgebleicht als das grün. Wobei Birkengelb (Frühjahrsernte frisch verfärbt) noch das haltbarste ist.
Mehr hab ich noch nicht getestet, ist aber in Planung.
Meine Ergebnisse ähneln also deinen Tira Barba :)

Vielleicht sollten wir mal einen Sammelthread für Lichtechtigkeits Test starten. (Oder gibt's dazu schon was und ich hab's nur übersehen?)

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von shorty » 20.07.2012, 10:02

In einigen Färbebüchern ist das enthalten, Dorothea Fischer geht teils schriftlich darauf ein, im Kircher Buch Mit Pflanzen färben sind Abbildungen.
Nachtrag Tests mache ich keine
Karin
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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von Spinnwinde » 20.07.2012, 12:27

Mich dünken Tests am Südfenster übertrieben, denn da bleicht doch alles aus.
Draussen könnt ich das hier schon gar nicht machen, weil die Sonne hier gandenlos alles ausbleicht. Deshalb häng ich nicht mal mehr die Wäsche draussen auf.

Ich lasse bisher meine pflanzlichen Färbungen offen im Haus liegen, nicht direkt der Sonne ausgesetzt aber doch am Licht. So bekommen sie auch Kunstlicht ab, was ja auch ausbleichen kann.
Da ich auch noch die Erfahrung gemacht habe dass die pflanzlichen Farben nach dem Färbeprozess gerne noch weiter arbeiten und sich die Farben oft auch noch eine Zeit lang verändern, warte ich meist ein Jahr bis ich sie verarbeite.
Kommt noch dazu dass das erstmalige Waschen ebenfalls Überraschungen bringen kann, weil jedes Wasser anders ist. So erlebt bei meiner Tunika, wo ich unter anderem eine Krappfärbung von einer Freundin mit verstrickt habe. Die war nach dem erstmaligen Waschen mit meinem Wasser Pink. :eek: :D

Wer prüft denn die Lichtechtheit von synthetischen Farben? Mich dünken die z.T. noch weniger lichtecht als die natürlichen Pigmente. Oder legt ihr gekaufte Kleider oder Strickwolle erst ans Südfenster oder nach draussen? ;)
Bloss weil die synthetischen Pigmente das natürlich Färben fast völlig verdrängt haben heisst das doch nicht dass die synthetischen Farben absolut stabil sind.

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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von shorty » 20.07.2012, 12:34

Hänge zwar wenns wettertechnisch geht alle Wäsche draussen auf, stimme Dir aber ansonsten zu.
Auch synthetische Farben sind nicht alle gleich lichtecht.

Karin
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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von anjulele » 20.07.2012, 12:57

Ich finde es total übertrieben, solche "Lichtechtheitstests" zu machen. Was soll das für einen Sinn machen? Gibt es jemanden, der seine Jeans, oder andere Kleidungsstücke, wegschmeisst, weil die Farbe nach dreimal waschen nicht mehr so ist, wie beim Kauf? :eek:

Die Farben sind lebendig, sie verändern sich nun mal. Sie verlieren nicht komplett ihre Farbe. Die meisten Früchte, die gefärbt werden, werden ziemlich hässlich, meist schmutzig grau. Deshalb wird von den allermeisten Pflanzen mit allem, aber nicht mit den Früchten oder Blüten gefärbt.

Und wenn ich mich stundenlang ins Südfenster lege, sehe ich auch ganz schnell nicht mehr taufrisch aus... :D

LG
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Re: UV-Schutz für die Wolle?

Beitrag von shorty » 20.07.2012, 13:00

:totlach:
Karin
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