Handkarden immer notwendig?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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Handkarden immer notwendig?

Beitrag von ehemaliger User » 30.11.2010, 21:27

Hallo,

ich bin ja noch recht neu im Spinnverein ;-) und bin mir nicht ganz sicher wie das mit dem kardieren ist. Macht man das nur mit Rohwolle bzw. Fasern die man selbst aufbereitet oder auch mit Fasern die man so als Rolle oder Zopf bekommt? Dient es lediglich dem Zweck die Fasern locker zu bekommen? Grundsätzlich würde mich interessieren ob bzw. welche Möglichkeiten ich mehr habe wenn ich zumindest Handkarden besitzen würde ;-). Welche wären denn anzuraten? Eine Maschine ist erstmal nicht drin.

LG
Melli
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uta
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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von uta » 30.11.2010, 22:13

Hallo Melli,

auch bei Handkarden kommt es auf den "Spinngeschmack" an - ich habe mir welche besorgt, benutze sie aber nun gar nicht, da ich am Liebsten aus dem Band / Kammzug spinne - was ich vorher eben nicht wusste.

Mit Handkarden kann man zum Beispiel Fasern mischen - ich habe das auch mal probiert, das geht eigentlich ganz prima - aber ich habe eben zum Beispiel nicht soviel Freude daran, Rolags zu verspinnen.

Am Besten, Du probierst das mal aus - dann kannst Du mal sehen, was so daraus wird.
herzliche Grüße von

Uta

http://spinnfrau.blogspot.com/

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fiberarts
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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von fiberarts » 30.11.2010, 22:29

Hallochen,

Da stimme ich Uta zu. Außer das ich meine Handkarten sehr oft benutze weil mir die Zubereitung vom Flies gefällt....und Rolags zu verspinnen finde ich auch gut...Ich liebe auch den Flick Karder weil ich oft Woll Locken fluffig mache und dan so verspinne (kommt aber auf die Schafs Rasse an, mit manchen Wollfasern kann man das nicht so machen, aber auch hier wiederum Ansichten der Spinners) ....aber das ist echt Geschmacksache. Kadieren schlichted sozusagen die Fasern, es kämmt die Fasern so das auch einigiges was so in der Wolle ist herauskommt (Heu, Ne Kippe, etc...), man benützt sie um verschiedene Fasern zu mischen andere effekte zu gewinnen. Für mich ist es eine alternative zur Kadiermaschiene.
Wie Du siehst, es ist ganz wie es Dir gefällt. Wenn Du endeckst Kammzug ist Dein Ding dan haben die Handkarder das nachsehen...und Kunst, wie kann man alte oder neue Kunst Bewerten. In meiner Meinung überhaupt nicht, wichtig ist es macht Freude zu entwerfen...einen gefälts was Du machst anderen nicht...und was Dir gefält und wie Du es machst ist schlieslich das Wichtigste. Probiers einfach aus.
Happy Spinning

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Richi
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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Richi » 30.11.2010, 22:56

das, was du als Rolle bekommst ist bereits kardiert, der Zopf kann entweder kardiert oder gekämmt sein. Wenn du Kardenband gekauft hast, ist es kardiert, wenn du Kammzug gekauft hast ist es gekämmt. Kammzug ist wesentlich glatter wenn du drüberstreichst, weil alle Fasern parallel liegen.
Diese Sachen einzeln nochmal zu kardieren, egal ob mit Handkarden oder einer Trommelkarde macht nur sehr begrenzt Sinn, z. B. wenn du handgefärbte Fasern gekauft hast und es dir wesentlich zu bunt ist. Dann kannst du Farben aussortieren und neu mischen. Oder wenn du zwei verschiedene Sorten mischen möchtest geht das auch recht gut. Noch lockerer werden die fertig gekauften Sachen durch nochmaliges kardieren eher nicht, grade die Vliese (die Rollen) sind ja schon seeehr bauschig.

Die Sachen, die du links auf meinem Avatar siehst, habe ich mit Handkarden kardiert. Es waren Minimengen unterschiedlicher Farben, die ich grob sortiert und zusammenkardiert habe. Mal so als Beispiel, was man mit Karden anstellen kann :)

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von anjulele » 01.12.2010, 00:12

Auch Rohwolle muss du nicht "von Haus aus" kardieren, nur weil sie Rohwolle ist. Wenn die Wolle vernünftig geschoren wurde liegt sie in der Regel ähnlich, wie du sie von den Handkarden nimmst.

Locken, die nach dem Färben angefilzt und/oder verwuselt sind, werden beim Kardieren geordnet. Ebenso Rohwolle, die gewaschen wurde (und dann keine Rohwolle mehr ist). Ob du dafür Handkarden oder eine Kardiermaschine brauchst, liegt wohl in erster Linie an deiner Ausdauer mit den Handkarden zu arbeiten. Es ist aber nicht notwendig, alles sofort zu kardieren. Somit würden Handkarden ausreichen. Meist lassen sich die Locken mit der Hand aufzupfen. Du brauchst nicht zwingend etwas zum Kardieren.

Zum Mischen von verschiedenen Fasern oder Farben ist das Kardieren wiederum gut. Auch da wäre die Menge eher auschlaggebend.

Wenn du dich für Handkarden entscheidest, solltest du darauf achten, dass die Griffe etwas schräg angebracht sind, weil du sonst mehr deine Hände als die Wolle kardieren wirst. Sie sollten eine rechteckige Form haben. Die Griffe sollten in der Mitte der langen Seite angebracht sein.

Hast du SpinnerInnen, eine Spinngruppe oder z. B. eine Volkshochschule mit Spinngruppe in deiner Nähe? Gäbe es dort evtl. die Möglichkeit, solche Sachen auszuprobieren oder mal mitzubenutzen? Dann kannst du feststellen, wie dringend du Karden brauchst.

Ich selbst bin über 15 Jahre ohne Karden zurecht gekommen. Wenn es sein musste habe ich mich in meiner alten VHS-Spinngruppe eingeladen und dort kardiert. Aber (ähm, seit ich hier im Forum bin *hüstel*) seit ich mich hier langsam durch die Blogs arbeite, werde ich den Gedanken nicht los, dass ich uuuunbedingt ein Kardiertier brauche...

Wie du siehst, hast du alle Möglichkeiten. Da hilft nur eins: ausprobieren! (Und dabei einen Virus nach dem anderen einfangen...)

Viel Spaß dabei
:D anjulele

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Fiall » 01.12.2010, 11:19

Ich hab mittlerweile eine Kardiermaschine und nutze die Handkarden nur noch für Probemischungen. Dafür sind sie aber ebenfalls genial. Wenn ich mal wissen will, wie eine angedachte Mischung rüberkommt, brauche ich auf die weise nur wenige Gramm zum Testen. Auf der Maschine wären diese paar Gramm dann doch etwas verloren.

Wenn du eigene Mischungen machen willst, sei es farb- oder fasertechnisch sind Handkarden eine günstige Methode zum Testen. Aber auch ohne Handkarden kannst du schon "Mischungen" antesten. Du zupfst, beispielsweise aus Kammzügen verschiedener Farben oder Fasern, je eine Faserlänge heraus. Legst die nach gusto aufeinander und rollst sie zu Rolag oder Zigarre zusammen.

Der Vorteil der Handkarden ist, dass du die Fasern so lange mischen kannst, bis das gewünschte Mischungsverhältnis erreicht ist. Das ist aber dann auch recht zeitintensiv und geht zumindest bei mir stark auf die Handgelenke.

Ich hab die Handkarden von Wollknoll und die haben bisher für alles gut funktioniert. Eine Alternative für Rohwolle sind Wollkämme. Ist aber wieder eine ganz andere Faservorbereitung. Hier im Forum finden sich aber massenhaft Informationen zu den verschiedenen Methoden.
GLG,

Veronika

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Trulline » 01.12.2010, 11:41

Ich würd dir schon empfehlen, ein Paar Handkarden anzuschaffen.

Ganz am Anfang habe ich mich mit Hundestriegeln und Hundekämmen beholfen... das ging auch zur Not, aber ich fand es schön, welche neuen Möglichkeiten mir dann nach einiger Zei die Handkarden boten. Auch das gesponnene Garn aus meinen selbst gewaschenen Vliesen wurde deutlich glatter, als ich die Handkarden zum Einsatz brachte. Weniger Knübbelchen und Knötchen und ich konnte Strähnen von Mischfasern einkardieren und verspinnen.

Für spinnfertig aufbereitete Fasern (gekaufte Vliese, Kammzüge etc.) waren sie zum Ordnen der Fasern nicht notwendig, ich konnte mit ihnen aber andere Fasersträhnen einkardieren und ein bischen experimentieren.

Übrigens benutze sie auch heute noch manchmal, obwohl ich mittlerweile ein Kardiertier habe, kommen sie zwischendurch noch zum Einsatz.

Fazit: Für Vlies "frisch vom Schaf", zum Einmischen von Fasersträhnen und zum Experimentieren und schnellen Auflockern etwas widerspenstiger Fasern absolut empfehlenswert.
Liebe Grüße
Trulline

Klara
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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Klara » 01.12.2010, 13:07

Ich würde erst mal so drauf los spinnen, wie du magst, und wenn du dann merkst, dass du unbedingt Handkarden brauchst, kannst du sie immer noch kaufen.

Spinnfertig gekaufte Faser kardiere ich fast nie - da mache ich eher Zweifachzwirn aus zwei verschiedenen Fasern, oder ziehe zwei unterschiedliche Wollen (Farben) zusammen aus, oder spinne ein Stückchen von A und ein Stückchen von B. Arbeit doppelt zu machen (gut, es war eine Maschine, die gekämmt oder kardiert hat, aber ich habe dafür gezahlt) widerspricht meiner Lebensphilosophie.

Wenn du eine günstige Quelle für Rohwolle hast, sieht's anders aus - da sind Handkarden sehr nützlich. Absolut abraten würde ich aber davon, industriell gewaschene Wolle zu kaufen mit der Absicht, sie zu kardieren - die ist meistens so verwurschtelt, dass man sie nicht mehr glatt bekommt.

Viel Spass! Klara

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von ehemaliger User » 01.12.2010, 19:38

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die vielen Antworten. Bisher spinne ich immer aus bereits kardierten Bändern ... von daher werd ich einfach mal versuchen die Fasern so ein wenig zu mischen und falls ich dann doch irgendwann mal meine dass ich sowas brauche werde ich es sicherlich erstmal mit Handkarden probieren.

Liebe Grüße
Mimi
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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Klara » 05.07.2012, 12:24

Ich greife das mal wieder auf, weil ich gerade merke, wie nützlich Baumwollkarden doch sind. Die wenigsten haben wohl Trommelkarden mit verschieden feinen Rollen - ich auch nicht. Aber ich habe mir mal Baumwollhandkarden geleistet (von Schacht), und kaum benutzt. Nur dass ich hier gerade 200 g extrem feines, sehr kurzes (unter 6 cm) Alpaka habe und es wohl ein bisschen zu aggressiv gewaschen, jedenfalls klebt es so fest zusammen, dass das händische Zupfen nur sehr schlecht geht.

Aber mit den Handkarden habe ich gestern 50 g ungezupftes Alpaka in 36 Minuten (gestoppt) kardiert (zu Wölkchen, also nicht aufgerollt). Wenn man bedenkt, dass ich für 25 g Schafwolle 5 - 10 Minuten auf der Trommelkarde rechne, und die Zeit fürs Zupfen noch dazukommt, dann finde ich Handkarden gar nicht so langsam, wie ich immer gedacht habe.

Ciao, Klara

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Alienor » 05.07.2012, 12:48

ich hab ne Kardiermaschine, benutze sie aber fast nie.
Handkarden sind schneller, auch wenn es nicht so aussieht. :]
Außerdem muß man keineswegs rolags machen, sondern kann direkt das Kardierte spinnen, wenn man es abgehoben hat. An einer oberen Ecke anfangen unnd langsam quer rüber arbeiten.

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Richi » 05.07.2012, 20:25

das habe ich auch schon festgestellt, dass Handkarden gar nicht langsamer sind als eine Trommelkarde. Vielleicht wenn man die Wolle haufenweise unvorbereitet in die Trommel quetscht, aber sobald man das vernünftig macht gibt es zumindest bei mir keinen Unterschied in der Zeit.
Trotzdem würde ich die Maschine nicht weggeben wollen, wenn ich Farben mischen will und mehr Material brauche wird es doch ähnlicher wenn ich große batts habe.

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von Alienor » 05.07.2012, 20:39

Blending hackle und abziehen davon - sehr gut spinnbar, fast so gut wie mit Kämmen.
Und mischen kann man auch mit Handkarden. ;)

Nachtrag: okay - batts kann man deutlich schöner knipsen als ge-diz-te Kammzüge ;-)

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von shorty » 05.07.2012, 21:31

Recht viel länger brauch ich vermutlich mit den Handkarden auch nicht, finde das aber für die Handgelenke deutlich anstrengender als Kurbel.
Zudem spinne ich lieber längere Streifen in Faserrichtung als Rollags
Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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Re: Handkarden immer notwendig?

Beitrag von spulenhalter » 05.07.2012, 21:41

Mimi hat geschrieben:Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für die vielen Antworten. Bisher spinne ich immer aus bereits kardierten Bändern ... von daher werd ich einfach mal versuchen die Fasern so ein wenig zu mischen und falls ich dann doch irgendwann mal meine dass ich sowas brauche werde ich es sicherlich erstmal mit Handkarden probieren.

Liebe Grüße
Mimi
Die erste Wolle, mit der meine Beate spinnen gelernt hat, war Milchschaf aus dem Vlies, anderes ließ sich nicht aus dem Vlies spinnen, hat zu fest zusammengeklebt, wie das Nolochenschaf (Bitte die wolle nicht als Kleidung nehmen, soll ein Teppich werden.)

Je nach Ausgangsqualität hat jede Bearbeitung ihre Berechtigung.
Auch die Wolleschaukel oder andere pieckrige Bretter (muss ich auch noch mal bauen).

Ziel ist immer ein leichtes spinnen und gegebenfalls mischen.
Gruß Mathias

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Unmögliches erledigen wir sofort. Wunder, die dauern etwas länger

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