Nadelbinden ohne Anfilzen

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Moderator: Rolf_McGyver

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Miriam
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Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Miriam » 13.05.2009, 22:39

Hat jemand von euch schon einmal Nadelbinden mit nicht filzbarem Faden versucht? Wie verbindet man dann den neuen Faden mit dem alten???
Ich wollte endlich einmal ein Stück in Seide nadeln und ärgere mich gerade damit herum. Einmal habe ich bei einer Bekannten gesehen, wie sie irgendwie mit einem neuen Faden anfing, wenn vom alten noch ein Stück weghing, und das wurde dann später vernäht... leider kriege ich das nicht mehr zusammen, weil ich eben bisher vom Filzen als Bindetechnik überzeugt war. Anknoten funktioniert überhaupt nicht, das wäre ja auch zu einfach ;)
Bis jetzt mache ich es auch so, dass ich, sobald der Faden knapp wird, den neuen einfach als neue Daumenschlaufe von hinten nach vor schwindle und den Rest später vernähe (vielleicht war das auch die Technik meiner Bekannten). Nur erscheint mir die Stelle, wo vernäht wird, eben als leichte Schwachstelle im Vergleich zur sonstigen Nadelbindung, wenn gefilzt wird.

Ich glaube, Funde aus Seide gibt es, oder? (Bischofshandschuhe?) Also müssen unsere Vorfahren irgendeine praktische Technik gefunden haben. :))

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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Bakerqueen » 14.05.2009, 07:47

Hey Miriam,
schau doch mal hier: http://home.arcor.de/nadelbinden/deutsc ... binden.htm

Vielleicht hilft dir das weiter...
lg, Silvia
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w_ciossek
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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von w_ciossek » 06.11.2011, 08:34

Da wir hier in einen Spinnforum sind, ist das Naheliegenste, daß man Fäden verspinnt anstatt verfilzt! Wer also Spinnerfahrung besitzt, kann dieses beim Nadelbinden anwenden.

So kann man jeden Faden verbinden. Ja sogar verschiedene Faserarten! Beispielsweise nehmen wir mal einen gezwirnten Faden aus 3 Einzelfäden A, B und C. Da wir zwei Zwirne verbinden wollen bezeichnen wir das eine Ende mit A1, B1 und C1 und das andere Ende A2, B2 und C2. Wir müssen also A1 mit A2 verbinden, B1 mit B2 und C1 mit C2. Einen Einzelfaden, der stellvertretend für A, B und C steht, nennen wir mal X. Also verbinden wir die beiden Enden X1 mit X2.
Dabei lockern wir die Fasern von X1 und X2 mit einer Nadel oder einen Kamm. Dabei ziehen wir etwas an den Fasern, damit diese Stelle etwas dünner wird, damit der verbundene Faden nachher überall die gleich Dicke aufweist.

Wir verdrillen etwas weiter weg vom Fadenende den Einzelfaden entgegen der Drehrichtung des Zwirns, um Drall einzuspeichern, da wir ja keine Spindel zum Spinnen benutzen. Das machen wir bei X1 und X2. Da der Faden sich kräuselt, bleibt der Drall auch erhalten, wenn wir den Faden loslassen. Dann legen wir wie beim Spinnen die Fasern der beiden Fadenenden übereinander und verreiben mit den Fingern die Fasern miteinander und verteilen den Drall gleichmäßig über den verbundenen Einzelfaden. Der gespeicherte Drall verbindet dann die Einzelfäden so fest miteinander, so daß man die Verbindungsstrelle nicht mehr sieht und die Reißfestigkeit überall gleich ist. Sind alle Einzelfäden verbunden worden, so sorgt der eingespeicherte Drall für die Verzwirnung an der Verbindungsstelle, so daß beim Zwirn auch dessen Struktur an der Verbindungstelle erhalten bleibt. Man muß bei verzwirnten Fäden nur darauf achten, daß alle verbundenen Fäden möglicht gleich lang sind. Notfalls kann man das durch leichtes Ziehen ausgleichen.

Ich habe auch die Verfilzungsmethde nach Bernhard ausprobiert und war recht unzufrieden damit, weil diese Verbindungsart bei nicht filzbaren Fäden sehr instabil ist und eine häßliche sichtbare Verbindungstelle im genadelten Stoff hinterläßt. Das liegt schon daran, daß auf die Einzelfäden nicht geachtet wird und diese dann sehr lose aneinander haften.

Bei der Verspinnmethode kann man bereits am Einzelfaden und natürlich beim Zwirn nachher die Verbindungsstelle bei monochromen Fäden auch bei größter Mühe nicht mehr erkennen und die Stelle ist genauso fest, wie an allen anderen Fadenstellen auch. Sogar die kurzfaserige Baumwolle habe ich so verbunden!

Da wir fast alle geübte Spinner sind, dürfte uns das Verbinden durch Verspinnen eigentlich nicht schwerfallen, da wir ja auch beim Spinnen des öfternen einen neuen Faserbüschel ansetzen müssen, und somit stets Fasern verbinden!

Gruß Wolfgang

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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Harden » 22.06.2012, 12:03

Ich habe mal einen Handschuh aus Sisal (Paketschnur) genadelt Filzen hatte natürlich nicht geklappt.
Anspinnen habe ich nicht versucht aber was gut funktionierte war :
den Faden eine Schlaufe lang paralell zum vorgänger führen.
Viel vernähen ist nicht nötig den Nadnbinden ist sowieso eine Knotentechnik die eventuell Löcher entstehen lässt aber sich nichts aufribbelt wie zb bein Stricken.

Ich habe mit diesem Sisal einen Handschuh im Asele Stich genadelt, der so dicht ist das ich ohne probleme damit glühende Holzscheite aus dem Feuer holen kann ohne das der Handschuh oder meine Finger etwas abbekommen.

Viele Grüße Harden
Was du nicht willst was man Dir tue das füg' auch keinem anderen zu

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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Vlasta » 22.06.2012, 15:32

Ich knote normalerweise an (hab aber noch nix mit Seide probiert). Ich hab schlechtfilzendes Wollgarn, zweifädig, und da knote ich jedes Single mit einem vom neuen Faden zusammen. Die kleinen Knoten stören mich nicht und verschwinden später im Gewebe.

Will demnächst aber mal russian join probieren.
Liebe Grüße,

Vlasta

http://mesicni-ovce.blogspot.com/

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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Anna » 22.06.2012, 15:39

Den wollte ich schon vorschlagen, obwohl ich vom Nadelbinden nix verstehe.
Wenn das verwendete Garn nicht gerade sehr steif ist, wäre das doch eine gute Methode. Ein bisschen Rubbeln hinterher, damit sich alles gut verbindet, und man sieht die Anschlussstelle nicht mehr.

Grüße von Anna
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)

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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Tulipan » 22.06.2012, 16:00

Auch der lazy join ist eine Möglichkeit

lG
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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Siebenstern » 02.09.2012, 10:25

Ich filze zumeist so gut an wie es geht und mache dann einen straff gezogenen Einzelknoten über die Stelle damit es nicht auseinander rutschen kann. Bei dicken Stichen verschwindet das kleine Knötchen ganz gut im fertigen Teil. Nadele grade an Fäustlingen im Broden Stich mit dieser Methode.
Für dünn genadeltes funktioniert das leider nicht so wirklich.

Es gibt auch eine Technik mit der man zweifarbig nadeln kann. Dabei werden zwei Nadeln oder mehr verwendet (eine pro Farbe) und der unsichtbare Faden wird mit eingenadelt/mitgeführt. Das kann man auch an Fadenübergangsstellen verwenden. Das alte Ende einfach unsichtbar mitführen und auslaufen lassen während man das neue ansetzt und damit weiter nadelt.

Bei nicht filzendem ist es auch gut wenn man einfach so wenig Übergänge hat wie möglich, also schon etwas geübt ist und mit langen Fadenstücken arbeiten kann. Das geht gut wenn man den Faden mehrmals durch das Auge der Nadel schlauft oder mit einer Nadel die mehrere Augen hat. Ich mag mehrere Augen lieber dann ist das nachziehen vom Faden einfacher für mich.

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Re: Nadelbinden ohne Anfilzen

Beitrag von Verissa » 02.09.2012, 10:47

Schau mal hier:

http://www.youtube.com/watch?v=01O3qC6G ... 5A9A791141

diese Methode verwende ich bei nichtfilzender Wolle - klappt hervorragend
Liebe Grüße
Verissa

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