chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beizen, Baden, Stränge Binden usw.

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jessy333
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chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beitrag von jessy333 » 06.06.2012, 13:33

Hallo,

Ich habe folgendes Rezept zur Herstellung von essigsaurer Tonerde gefunden.

100 g Alaun heiß auflösen, kalt werden lassen, dann
73 ml Essigessenz 25%ig dazugeben
31 g Na2CO3 wasserfrei (oder 84g Na2CO3 * 10 H2O ) in einem anderen Gefäß kalt auflösen und vorsichtig nach und nach zufügen. Achtung: die Mischung braust auf! Wenn zu viel nachgeschüttet wurde, kann die Tonerde ausfällen!
10g Weinsäure einstreuen.
Wasser zugeben, bis 5 l erreicht sind.

Folgende Aussage von Karin Tegeler hat mich besonders hellhörig gemacht
https://www.kräuterkommune.de/viewtopic.php?t=415
(ganz unten auf der Seite)
"Eigentlich braucht man statt Alaun nur Aluminiumsulfat, aber das ist schwerer zu bekommen und Alaun haben ja alle Naturfärber vorrätig."
Ich könnte nämlich an eine ausreichende Menge Aluminiumsulfat-Hydrat herankommen.
Das mit dem Umrechnen der Einwaagen von Alaun auf Aluminiumsulfat ist auch keine rechnerische Hürde.

Ich bin nur über den Kristallwassergehalt gestolpert, da kann ich leider keine genauen Angaben machen.
Auf der Dose steht die chemische Formel Al2(SO4)3 * x H2O (x= 13 - 16)
je nach Kristallwassergehalt ändert sich ja auch die Molmasse und somit das Endergebnis.

Al2(SO4)3*xH2O -- Molmasse --------Einwaage
x =13 ----------- 576,3495 g/mol ----- 60,75 g
x =14 ----------- 594,3648 g/mol ----- 62,65 g
x =15 ----------- 612,3801 g/mol ----- 64,54 g
x =16 ----------- 630,3954 g/mol ----- 66,44 g

Ich kann leider nicht genau sagen, wieviel Kristallwasser enthalten ist -
die Wahrheit wird wohl irgendwo zwischen 13 und 16 liegen.

Meine Frage ist nun, wieviel Aluminiumsulfat soll ich einsetzen?
gehe ich von 13 H2O aus wiege ich 60,75 g ein.
Und wenn mehr Kristallwasser enthalten ist, dann hätte ich ja theoretisch zu wenig eingewogen (Al-Mangel)
Wenn ich von 16 H2O ausgehe und 66,44 g einwiege habe ich evtl. einen Al-Überschuss.

Was wäre denn weniger problematisch bei der Herstellung?
Ein Alu-Mangel oder ein Alu-Überschuss - oder hat das am Ende kaum Auswirkungen auf die Qualität?

LG Jessy
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Re: chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beitrag von faserrausch » 06.06.2012, 14:18

:?: :?: :?:
kinnladewiederhochklapp.......chemiedummi ich
Lieben Gruß
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Re: chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beitrag von MarenH » 06.06.2012, 14:28

Da Du auf jeden Fall ja das Al brauchst - dieses haftet sich ja am Eiweiß der Faser an, solltest Du von 16 H2O ausgehen.

Ist kein Eiweiß mehr da, an das sich das Al heften kann, bleibt es in der Lösung. Es dreht sich ja letztlich "nur" um 5,69 g . Ich habe jetzt die Atomgewichte von Al und S und O nicht greifbar, um die tatsächliche überschüssige Menge an Al zu ermitteln. Die ist ja allerdings wirklich sehr klein.

LG Maren

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Re: chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beitrag von jessy333 » 06.06.2012, 21:17

mir geht's halt nur darum, dass ein Al-Überschuss nicht zu Al-Diacetat (essigsaure Tonerde) umgewandelt wird sonder weiter fröhlich als Al-Sulfat in der Tonerde-Beize rumschwimmt.
Das Sulfat ist zwar auch ein Beizmittel, aber wenn ich mit dem Sulfat beizen wollte, würde ich mir nicht die ganze Arbeit mit der Reaktion machen.
Ich weiß halt nicht, wie sich ein evtl. Al-Überschuss auf die Haltbarkeit auswirkt.
nicht das da irgendwas ausflockt oder so.
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Re: chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beitrag von Alienor » 06.06.2012, 21:50

Ein Al-Überschuß ist dann das Problem der lokalen Kläranlage - ich würde eher einen Mittelwert nehmen und gucken, was passiert.

Das ist das, was mich am Pflanzenfärben am meisten stört: das Abwasser, woran meist kaum jemand denkt, und die Riesenmengen an Färbedrogen, die man braucht für ziemlich wenig Wolle.
Ich kann verstehen, daß man das früher gemacht hat, als es nichts anderes gab, aber ich finde Pflanzenfarben *from scratch* nicht wirklich umweltfreundlich.

Wer da ökologisch sein will, ist quasi gezwungenermaßen auf natürlich farbige Schafe/Baumwolle angewiesen.
Oder eben lebensmittelechte Säurefarben, die man auch problemlos (naja, es gibt genug Allergiker, die darauf reagieren), mit deutlich weniger *impact* hergestellt und benutzt werden können.

Wobei Alu im Abwasser ein deutlich geringeres Problem ist als z.B. Medikamentenrückstände wie aus der Pille - die Feminisierung der Fische und Amphibien durch Abwasser hat gigantische Ausmaße angenommen.....und wie sich das auf deren nächsthöheres Glied in der Nahrungskette auswirkt, ist absolut ungeklärt.

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Re: chemische Frage zur Herstellung von essigsaurer Tonerde

Beitrag von w_ciossek » 04.08.2012, 01:31

Alaun reagiert mit Essigsäure nicht zu essigsaurer Tonerde, weil aufgrund der Elektronegativität die Sulfationen stärker an Aluminium binden als die Acetationen!
Was man rausbekommt, ist nur ein Gemisch. Gibt man Natron oder Soda hinzu, so wird die Essigsäure neutralisiert und es entsteht Natriumacetat und Kohlendioxyd. Doch mit Natriumacetat kann man nicht beizen!
So gesehen beizt man weiterhin mit Alaun, welches mit Natriumacetat verunreinigt ist!

Will man tatsächlich essigsaure Tonerde herstellen, so nimmt man Natronlauge und Aluminium. Dieses reagiert heftig unter Wasserstoffabgabe zu Natriumaluminat.
Gibt man zu Natriumaluminat Essigsäure, dann erhält man essigsaure Tonerde, also Aluminiumacetrat und Natriumacetat. Das Aluminiumacetat fällt als weißer Niederschlag aus, sofern die Ausgangsmaterialien sehr rein waren. Man kann es vom Natriumacetat dekandieren und auswaschen. Gibt man Essigsäure zu Aluminiumacetat, so geht ein Teil in Lösung.

Gruß Wolfgang

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