Seelenwärmer - Tracht

Rund ums Stricken von Tüchern, Stolen und Schals

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Seelenwärmer - Tracht

Beitrag von Vlasta » 23.05.2012, 22:53

Hat hier schon mal jemand so etwas tolles live gesehen? :eek: :eek:

Ich denke ja, die Bordüre ist gehäkelt und nicht gestickt. Und könnte man ein Bindetuch als Grundform nehmen? Oder ein Heidetuch? Oder klappt das nicht mit der Bordüre? So liegen so komische Falten im Ausschnit. *grübel*

(Ich stricke ja immer noch an meinem Heidetuch und am Bindetuch ist noch keine Stickerei, aber ich könnte glatt schon wieder das nächste anfangen ;) )
Liebe Grüße,

Vlasta

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Re: Seelenwärmer - Tracht

Beitrag von desch » 23.05.2012, 23:01

Ich komm zwar aus Hessen und verfolge auch ein wenig das "Trachtengeschehen" zwecks Brauchstumspflege, habe jedoch noch nie von einer "hessischen Tracht" als Solche gehört.

Nahezu jede Region hat ihre Eigene. Von der Schwälmer Tracht weiss ich jedoch genau, dass es Stickereien gibt, die gibts gar nicht (Bei uns ist nahezu alles auf Brokat). Meine Uroma hat mir nie eine Häkelnadel in die Hand gedrückt, bei Ihr wurde alles gestickt.

Das ist die "Marbuger katholische Tracht", die im übrigen tatsächlich gestickt wird. (live zu sehen bei jedem Hessentag an dem die Marbrger Trachtengruppe auftritt)
LG s´Desch

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Re: Seelenwärmer - Tracht

Beitrag von Kattugla » 23.05.2012, 23:47

Vlasta hat geschrieben:Hat hier schon mal jemand so etwas tolles live gesehen? :eek: :eek:
Ich.
Im Butzbacher Heimatmuseum. Das trotz beengter Verhältnisse eine sagenhafte Trachtensammlung hat.
Ich hab mich nur nie grossartig um die Stickereien gekümmert, die sind mir bislang immer durch meinen "kann-ich-eh-nicht"-Filter gerutscht. :O
Da werde ich wohl mal beim nächsten Besuch ein bissel genauer gucken.

Was Desch sagt, stimmt. "Hessen" ist ja ein Konstrukt der Nachkriegszeit, die einzelnen Regionen hatten vorher kulturell schon ziemliche Eigenständigkeit. Es gibt zwar durchaus einige Gemeinsamkeiten, aber die hessische Tracht gibt es de facto nicht.


[edit] im Beschreibungstext steht ja auch, dasses gestickt ist...
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Re: Seelenwärmer - Tracht

Beitrag von Vlasta » 24.05.2012, 00:04

Ich hab inzwischen ein wenig gegoogelt und hab meine Meinung wegen der Stickerei geändert. Ja, ist wohl gestickt. Hach, so ein tolles Teil.

Macht so was noch jemand neu oder werden nur die alten Schmuckstücke aufgetragen? Gibt es Muster zum Nacharbeiten? Oder ist das wie bei uns: jede Frau macht sich ihre eigenen Stickmuster?
Liebe Grüße,

Vlasta

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Re: Seelenwärmer - Tracht

Beitrag von desch » 24.05.2012, 00:43

Ich hab das Sticken (speziell die Schwälmer Weissstickerei) von meiner Uroma gelernt. Obs andere anders machen weiss ich nicht, meine Vergleiche bleiben innerhalb der Familie und die habens alle irgendwann von der Oma gelernt.

In der Schwalm werden ab und an neue Trachten nachgefertigt, aber ein ganz grosses Problem ist der Stoff, den man heute so nicht mehr bekommt. Es werden also fast nur noch Repliken gefertigt, die sich so weit als möglich am Original orientieren.
Muster zum nacharbeiten bekommst du eigentlich en Masse, wenn du genau weisst wonach du suchst. Mit "hessische Tracht" kommst net weit, mit "Brusttuch der marburger katholischen Tracht" wirst du bestimmt bei einem Trachtenverein fündig, die sich ja immer über Interesse an der Brauchtumspflege freuen und deren Ziel es ja grade ist, das alles nicht aussterben zu lassen.
LG s´Desch

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Re: Seelenwärmer - Tracht

Beitrag von shorty » 24.05.2012, 07:15

Sieht toll aus.
Bei Tracht ist es ja generel so, dass auch sie einem Wandel unterlegen ist.
Ich befasse mich schon seit Jahren mit Tracht, allerdings der Oberbayrischen.
Da kann man , wenn man in der Zeit zurück geht nur sagen, es wurde deutlich weniger einheitlich getragen als heute ;-)
Ich vermute mal, dass ist bzw. war in anderen Gegenden ebenso.

Wenn man sich alte Seidenkleider anschaut, aus der Gegend hier, fällt auf, dass die Ausschnittform sich teilweise ganz arg unterscheiden, und die Stoffe teilweise farblich und vom Muster überhaupt nicht zusammenpassen, nach heutigem Geschmack. Getragen wurde , was da war. Da konnte es gut sein, dass der Seidenschurz dann mal gut 5 cm zu kurz war.Die kostbar geschmückten Seidenoberteile wurden weitervererbt, denn in der damals getragenen Form, passen sie fast jedem.
Sie gehen nicht weiter wie bis zum Rippenbogen, sind also im Leib super kurz.
So konnte sowohl versch. Leute ein und dasselbe Oberteil tragen und auch die Schwangerschaften wurden gut einkalkuliert.

Heute trägt man Tracht deutlich uniformer als früher ;-) zumindest hier.


Ob diese Tücher, die ich im übrigen auch traumhaft schön finde, heute noch gefertigt werden, hängt einfach damit zusammen, wieviel diese Tracht noch getragen wird.
Bei uns ist Tracht ja sehr präsent, deshalb gibts da noch fast alles bzw. alles wieder.

Karin
Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.

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