Welche Fasern "from the fold" ?

Allgemeines zum Thema Spinnen (Spinnfasertypen, geschichtliches, ...)

Moderator: Claudi

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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von FrauWolle » 09.05.2012, 10:31

Thomas, das ist sehr interessant...

Das Gefühl hatte ich jetzt beim Maulbeerseide-Kammzug. Ab und an waren da Stellen drin mit seeeeeehr langen Fasern, die sich super schlecht ausziehen ließen.

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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von thomas_f » 09.05.2012, 11:03

Mit Seide habe ich keinerlei Erfahrung oder Ahnung. Beim Schaf reicht die Wolle maximal bis zum Boden ;) , die Seidenfaser ist dagegen ursprünglich ja fast endlos lang, und die wirkliche Faserlänge entsteht irgendwie bei der Verarbeitung. :?:

Beste Grüße -- Thomas

Klara
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von Klara » 09.05.2012, 11:33

Also ich spinne praktisch nie über den Finger. Ich kenn' das nämlich als Trick, die Faserlänge zu halbieren, wenn man es nicht schafft, mit den Händen im Abstand der vollen Faserlänge zu arbeiten. Und so lange Fasern hatte ich noch nie... Mit Seide hatte ich's mal probiert - auf Patsy's Video sieht das so genial einfach aus - aber mir bringt's auf Dauer nichts.

Ciao, Klara

FrauWolle
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von FrauWolle » 09.05.2012, 13:04

Mit Seide habe ich gestern abend probiert... naja.... da gelingt mir das im kurzen Auszug besser, schöner, gleichmäßiger....

Das Alpaka from the fold ist jetzt verzwirnt und gewickelt, das wurde wunderbar, da bin ich ganz begeistert...

Tulipan
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von Tulipan » 09.05.2012, 15:32

Klara hat geschrieben:Also ich spinne praktisch nie über den Finger. Ich kenn' das nämlich als Trick, die Faserlänge zu halbieren, wenn man es nicht schafft, mit den Händen im Abstand der vollen Faserlänge zu arbeiten. Und so lange Fasern hatte ich noch nie... Mit Seide hatte ich's mal probiert - auf Patsy's Video sieht das so genial einfach aus - aber mir bringt's auf Dauer nichts.

Ciao, Klara

Ich versteh das aus der Falte spinnen so, dass beim langen Auszug ein Rolag imitiert wird. Für kurzen Auszug sehe ich auch keinen Sinn darin.

lG
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von shorty » 09.05.2012, 15:59

Würd ich auch sagen, man passt halt den eher ungeeigneten Kammzug mit langer Stapellänge an die Spinnmethode an.
Weil ein Aspekt ja das Hineinlaufen des Dralls in den Faservorrat ist beim langen Auszug.
Würde man die volle Stapellänge spinnen geradeheraus, könnte man gar nicht mehr richtig ausziehen. Man trickst sozusagen da ein bißerl.

Zum kurzen Auszug, ohne Zweifel muss jeder da so seine Technik entwickeln, trotzdem glaub ich ist es zum einen Übungssache und zum anderne ne Frage der Handhaltung,Technik denn wie man sieht spinnen doch einige auch lange Fasern durchaus ganz normal , ohne die Stapellänge zu verkürzen.( Ich persönlich halte das für ein Paradoxon, zuerst die Stapellänge lang zu züchten- Polwarth z.B. und dann spinnerisch wieder zu verkürzen, sorry ;-) )
Ich find ja immer sehr hilfreich, auch mal bei anderen zu schauen, auslernen tut man da bekanntlich nie.
Für kurzen Auszug gilt meines Wissens dass der Abstand der Hände in etwa die Stapellänge ausmachen sollte.
Sprich wenn zu nah zusammen geht das nicht gut.
Ich finds spannend auch mal abseits meiner eingetretenen Pfade zu wandeln und zu testen.
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von Kattugla » 09.05.2012, 16:10

Ich habe - wie die anderen auch schon - rutschiges Zeugs auf die Art gesponnen.

Beim Ashford-Kammzug Merino/Seide bot sich das förmlich an, da ich ein flauschiges Tuch draus machen wollte, das nach dem Stricken auch nochmal ein bissi aufflufft.
Alpaka hab ich so auch schon probiert. Und Coburger Fuchs - weniger rutschig, nicht so fein, aber auf die Art sehr flauschig geworden. Bei Kaschmir hab ich kapituliert. Das kann ich vermutlich wirklich nur aus dem Vlies spinnen, from the fold aus dem Kammzug liegt weit jenseits meiner Fähigkeiten.

Dazu muss ich sagen, dass ich die so entstandenen Garne als dünnen und etwas unregelmässigen Single belassen hatte, weil ich die explizit zum Tücherstricken haben wollte. Für Socken würde mir das vermutlich im Traum nicht einfallen...

Ach ja, irgendwo hier im Forum ist auch noch ein Link zur Herstellung von Fransengarn vergraben, da wird vom schönen, langstapeligen Merinokammzug sogar abschnittweise (im buchstäblichen Sinn, weil abgeschnitten!) from the fold gesponnen. Hab ich auch schon gemacht und hat einen gewissen Charme...
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von thomas_f » 09.05.2012, 17:09

Ich persönlich halte das für ein Paradoxon, zuerst die Stapellänge lang zu züchten- Polwarth z.B. und dann spinnerisch wieder zu verkürzen, sorry ;-)
Oder erst durch aufwändiges Kämmen die Fasern möglichst parallel zu legen um sie danach wieder quer zu verarbeiten. Aber auch Widersprüche haben manchmal ihren Reiz und auch Zickzackkurse führen an ein Ziel. Wer sich in diesen oder jenen liebevoll gefärbten Kammzug verguckt hat, hätte vielleicht lieber ein flauschiges Tuch draus gestrickt und versucht, so gut es geht, die Parallelität wieder aufzuheben. Irgendwas wird schon dabei rauskommen, und erlaubt ist, was gefällt.

Sinnvoll und "logisch" erscheint mir dagegen das Spinnen über den Finger / from the fold bei längsgeteilten Kardenvliesen, da diese Bänder für den langen Auszug eben auch "die falsche Richtung" haben. Oder?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von shorty » 09.05.2012, 17:31

Mhh grübel, also wenn ich kämme, dann verarbeite ich die Fasern ganz bestimmt nicht quer.Wozu denn da die Mühe des Kämmens?( kurze Fasern aussortieren um den erhaltenen Kammzug mit nur noch langen Fasern dann wieder zu verkürzen in dem ich quer anspinne?)
Denn da könnt ich sie ja gleich kardieren ( scottish Blackface und einige Ultralanghaarrassen mal ausgenommen, das packen normale Kardiermaschinen bekanntlich schlecht)
Die Polwarth hab ich übrigens nur mit der Flickkarde ausgekämmt, und mit der Schnittseite nach vorne angesponnen, jede Locke einzeln.Kürzere und längere Fasertypen beide inbegriffen

Nö bei maschinellen Vliese hat man Fasern kreuz und quer, wie ich letztens im Eischer thread schon erklärt habe.

Ich halte es für nen Irrglauben, dass man meint, nur mit langem Auszug bzw. from the fold flauschig spinnen zu können.
Mit weniger Drall geht das auch im kurzen Auszug flauschig ;-)
Die Faserart hat da auch großen Einfluss drauf.

Klar gibts immer versch. Methoden um zum Ziel zu kommen.
Kann ja letztlich jeder halten wie er will, für mich ist´ein bißerl eine Modeerscheinung :O . duck und wegrenn :totlach:

Ganz ehrlich mit meiner Art langer Auszug aus Vliesstreifen zu spinnen geht das über den Finger gar nicht, denn dazu halte ich die Fasern falsch, bzw. ganz anders. Um sie über den Finger zu falten, müsste ich die Hand nach vorne abknicken bzw. die Fingerknöchel dem Spinnrad zuwenden, Handinnenflächen nach unten.
Bei mir ist´s genau andersrum, meine Hand klappt nach hinten, was mir deutlich ergonomischer erscheint, Handinnenflächen nach oben.

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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von Aodhan » 09.05.2012, 18:19

Da ich mit meinem Einzeltritt-Joy seitlich trete (ist ein bisserl komisch zu erklären - ich hab das Rad seitlich schräg vor mir stehen, trete praktisch bloß mit der rechten großen Zehe :lol: ) ziehe ich quer vor mir aus. Da klappt das aus der Falte 1A. Und ich habe echt schon so-und-so oft festgestellt, nachdem ich einen Industrie-Kammzug (ich verarbeite fast nur solche :O ) normal "frontal" im kurzen Auszug angesponnen habe es mich relativ bald zu nerven anfängt und ich erst wieder glücklich bin, wenn ich ihn mir stückweise zur Falte lege.

Und da ich industriell gekämmte Wolle verarbeite - ist mir die Arbeit, die da reingeflossen ist, echt schnuppe...
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von shorty » 09.05.2012, 18:28

Aodhan hat geschrieben: (ich verarbeite fast nur solche :O ) n..
Gar kein Schämen notwendig, ist einfach Geschmackssache.


Karin
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von Aodhan » 09.05.2012, 18:37

Naja, wenn ich mitkriege was manche/viele sich für Arbeit machen, um aus einem versch++senen, verschnittenen Berg Schaf noch was Spinnbares rauszuholen - komm ich mir manchmal wie ´n Luxustierchen vor...
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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von FrauWolle » 09.05.2012, 18:38

Also bei mir ist das "from the fold" nicht über den Finger, sondern ich falte, lege das Stück dann aber in die Innenhand.

Warum überhaupt? Weil es schneller geht und mir Spaß macht... :D

Und weil ich bisher in den Shops fast nur Kammzüge entdecken konnte... Und wenn ich eben nen Kammzug schnell verspinnen will, dann bietet sich das eben so an...

Auch will ich mich nicht hinsetzen und erst mühsam rolags machen, dann lieber gleich aus der Falte...

Mode-Erscheinung? Keine Ahnung... ich probiere gerne neues, werde wohl die Technik daran anpassen, wie ich mir das fertige Garn vorstelle. Ob es dann so wird... wer weiß.. 8)

Und: also ich finde es schon mit langem Auszug from the fold bei feinen Fasern einfacher ein flauschiges Garn zu spinnen, als mit kurzem Auszug aus dem Kammzug. Ich sag nicht, daß es nicht geht, aber mir persönlich wird dünnes Garn mit kurzem Auszug eher zu glatt und straff oder ich habe zu wenig Drall drin und es fällt fast auseinander...

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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von shorty » 09.05.2012, 18:58

Aodhan hat geschrieben:Naja, wenn ich mitkriege was manche/viele sich für Arbeit machen, um aus einem versch++senen, verschnittenen Berg Schaf noch was Spinnbares rauszuholen - komm ich mir manchmal wie ´n Luxustierchen vor...
Für mich ist Luxus den Faserspender zu kennen,das Vlies im ganzen zu sehen, mit seinen individuellen Eigenheiten und für das betreffende Material die für mich beste Methode zu wählen.
Vom Werdegang war das eher so Rohwolle, dann meinte ich Kammzüge wären das non plus ultra :silly: , nun bin ich schon seit längerem wieder zu den Ursprüngen zurückgekehrt. Nur Kammzüge ist mir viel zu begrenzt und langweilig. Das Polwarthvlies, das ich letztens bekommen habe ziehe ich jedem Polarth Kammzug vor, auch wenn ordentlich Arbeit drin steckt.
Aber das ist nur mein ganz eigener Weg, und ganz bestimmt nicht allgemeingültig.



Modeerscheinung deshalb, weil wohl ursprünglich nur wenige auf die Idee gekommen wären, wertvoll lange Fasern in der Stapellänge einzukürzen. Da war die "Regel" eher Kammzug= Kammgarn, Vlies / Rolags = Streichgarn.Allein schon wegen der Haltbarkeit
Wir haben da heutzutage ein Luxusproblem :-)

Ich spinne schon seit Jahren die Fasern so, wie sie sich am besten spinnen lassen, ich versuche nicht die Faser in ne Form zu pressen.
Bisher bin ich da sehr gut mit gefahren.
Sprich arbeite damit völlig gegenteilig ;-)

Wie bereits mehrfach erwähnt, kann ja jeder wie er will.
Ich finds nur wichtig, auch andere Sichtweisen, Verarbeitunsgstechniken , Vorlieben aufzuzeigen.
Bin schon ein bißerl dabei, und denke wahrzunehmen, dass manches kommt , extrem gehypt wird, und dann wieder auf ein Normalmaß zurückgeht ;-)
Ich spinne langen Auszug in etwa so :
Bild

Bidl von moschindl gemopst, bitte Bescheid geben , wenns stört

Ich hab die Fasern teils nur in nem V zwischen Daumen und Zeigefinger ganz lose aufliegen, da kann man nicht falten ;-)


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Re: Welche Fasern "from the fold" ?

Beitrag von FrauWolle » 09.05.2012, 19:12

hihihi... und ich bin zu kurz dabei, probiere halt alles mal aus und was irgendwann mal bleiben wird, kann ich noch gar nicht abschätzen...

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