Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

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Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von shorty » 30.03.2012, 10:35

Ich find das ne sehr interessante Frage, aufgegriffen von ner Ortsgruppe.
Hier mal meine Meinung dazu.
Ich wähle nach Wollqualität.
Bisher hatte ich erst ein Bockvlies dessen Geruch etwas hartnäckiger war, ging aber dann doch raus.

Ansonsten ist es meiner Meinung nach vielfach so, dass Böcke die bessere Wolle haben aus Auen .Viele Muttertiere stecken alle Energie in die Lämmeraufzucht, da kommt die Wolle häufig etwas zu kurz.
Kann man manchmal auch am Stapel sehen.
Früher wurden übrigens häufig Wollhammel gehalten.

Wählt ihr nach Geschlecht?

Nachtrag, häufig sind es eh Auenvliese, weil diese zahlenmäßig stärker vertreten sind.

Karin
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von thomas_f » 30.03.2012, 10:55

Nuja, i.d.R. gibts da nicht viel zu wählen, oder? Auf einen erwachsenen Bock kommen bis zu 60 Auen. Bei unserem Brian ist die Wolle zwar schön und gesund, aber er ist auch schon fünf Jahre alt und hat Haare wie Drahtseile. Bocklämmer werden vor der Schlachtung eher nicht geschoren. Brians Beistellhammel Moritz, ein Wasweißichmix, hat in der Tat eine feine, crimpige Wolle, die wir auch nicht hergeben ;) Die Praxis der Hammelhaltung für die bessere Wolle kenne ich auch aus Erzählungen aus der Nachbarschaft. Die säugenden Auen sehen oft recht gerupft aus, je besser die Milchleistung, desto mehr leidet anscheinend die Wolle.

Wir haben dieses Jahr eine ganze Reihe Tiere nicht zum Bock gelassen; mal sehen, ob das die Wollqualität beeinflusst. Eine interessante Frage wäre dann ja auch: Schäfer, belegst du die Lämmer schon im ersten Jahr? Wenn nein, darf ich ein Vlies von der Erstschur haben? Oder eins von einer Jährlingsaue, die nicht aufgenommen hat?

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von shorty » 30.03.2012, 11:03

Ja die Chance an Bock oder Hammelvliese zu kommen ist nicht sooo groß.
Allerdings gibts bei Hobbyhaltern manchmal ja auch Bockherden.
Jährlingsvlies meist nicht zu verachten, von ner Aue, die nicht aufgenommen hat auch nicht.;-)


Karin
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von Lockige » 30.03.2012, 11:09

Na, da bin ich ja mal auf die Antworten gespannt.

Bei meinen Guteschafen würde ich sicherlich nicht die Bockwolle von Tieren die älter als zwei Jahre sind verarbeiten wollen. Der Grannenanteil ist stellenweise enorm. Allerdings habe ich auch noch keine Wolle gekämmt, wäre mal einen Versuch wert.

Vermutlich ist das nächste "Problem", daß nur relativ wenige Böcke so alt werden, die meisten erleben die erste Schur nicht. Es werden ja nicht so viele gebraucht. ?(
Und Bockwolle wird man sich sicher nur raussuchen können, wenn man bei der Schur dabei ist. Normalerweise geht das Wegräumen der geschorenen Vliese ja sehr schnell, da wird außer uns Spinnerinnen keiner auf die geschlechtliche Trennung achten. Den Scherern und Mitarbeitern ist ja meist nur wichtig schnell viele Schafe nackig zu machen.

Gibt es Händler, die Bockwolle kennzeichnen? Habe da noch nie drauf geachtet.
Liebe Grüße aus Nordfriesland
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von shorty » 30.03.2012, 11:16

Glaub ich nicht. Bei Privat hat ich s schon ab und an, die Romanov Vliese z.B. waren genau beschrieben


Die Frage ist mir eigentlich nur gekommen, weil in der Ortsgruppe Heidelberg glaub ich wars, von Bockvliesen abgeraten wurde.

Zum einen sind die eh eher selten, wie Du ja auch schon begründet hast und zum anderen ist nicht nur dass Geschlecht ausschlaggebend.
Und nicht jedes Bockvlies riecht so extrem, dass der Geruch nicht rauszuwaschen ist.

Wie gesagt ich wähle eh nicht nach Geschlecht, wenn ichs mir raussuchen kann, sondern nach Wollqualität.
Karin
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von faroer » 30.03.2012, 11:23

Zu Zeiten als meine Mutter noch eine Herdbuch-Milchschafherde hatte, konnte man die Unterschiede sehr gut sehen und fühlen. Der Bock (ca. 5 Jahre alt) hatte ein sehr, sehr langes Vlies, allerdings schon fast drahtig. Die Wolle gab haltbare Socken, gut in Gummistiefeln zu tragen. Die Hammel hatten ein kürzeres Vlies, sehr weich und mit viel Kräuselung. Bei den Mutterschafen war es unterschiedlich, da haben wir schon vor der Schur die beste Wolle erfühlt und für uns zur Verarbeitung behalten, während der Rest abgeliefert wurde.
Heute bin ich froh, wenn ich saubere Wolle ohne viel Einstreu bekomme, da frage ich selten nach denm Geschlecht.
An der Nordsee kann man sehr saubere Eiderwolle (Texel-Mix) von Jährlingen bekommen. Diese Wolle ist besonders anfängertauglich, da sehr sauber, nicht sehr fettig und gut aus der Flocke zu spinnen.

LG und schönes WE

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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von Claudi » 30.03.2012, 11:28

Gerade aus der Hobbyhammelhaltung hat man leider meist keine Vergleichsmöglichkeit zwischen den Geschlechtern.
Unsere Spinngruppe bekommt jedes Jahr von einem Hammelduo (einer braun, einer grau) ganz tolle Fasern, aber da wissen wir weder genauere Rassenangaben, noch aus welcher Herde die Jungs von ihrer Herkunft her stammen.
Ganz
Liebe
Grüßis die Claudi

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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von waltraudnymphensittich » 30.03.2012, 11:42

@Shorty,
bei Schafen weiß ich nicht genau wie es sich verhält mit Bock oder Aue.
Bei Alpaka habe ich gerade in diesem Jahr gravierende Unterschiede zwischen Hengst und Stutenwolle bemerkt.
Ich hatte wunderschön rot braune Hengstwolle aber....... die war ja so was von kratzig, dass ich, hätte ich keinen Abnehmer für den Pullover gehabt, diesen in die Tonne entsorgt hätte. Da bekam man schon beim Stricken Gänsehaut.
Ob das jetzt ein alter Hengst war? ich weiß es nicht. Deshalb achte ich darauf, dass ich keine Hengstwolle von Alpakas mehr bekomme.
Gruß
Waltraud
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von shorty » 30.03.2012, 11:48

Ich würd sagen, war ein Einzelfall, auch wenns klar ärgerlich ist.Kann man nicht verallgemeinern, auch bei Alpakas ist der Faserwert nicht nur vom Geschlecht abhängig ;-)
Es gibt Hengste mit sehr ! feiner Wolle.
Gerade bei den Alpakas kann man das häufig gut nachprüfen, weil Zuchttiere meist mit nem Histogramm weiterverkauft werden.
Da ist der Faserwert aufgeschlüsselt.
Denn der Faserwert bestimmt mit den Preis.
Ich häng da mal nen link mit Faserwerten nur als Beispiel an, die niedrigsten Micronzahlen hat da ein Hengst
http://alpakazucht.bplaced.com/hp/bilde ... en2011.pdf


Karin
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von Scilla » 30.03.2012, 12:05

Ich hab letztes Jahr ein Bockvlies gehabt, von einem Walliser Schwarznasenbock, wunderbare Wolle, fast weiss, und das stinkt nach Bock, was weiss ich wie.. Ich hab schon alles versucht, gefärbt, gut Essig gespühlt, tagelang an der Luft, es ging nicht weg. Am Ende hab ichs in die Eselsatteltaschen eingefilzt, da wars dann versorgt. Und der Charly hat auch komisch dran geschnuppert. Von dem nehm ich keines mehr!!!

Und was mir bei den Gotlandpelzschafen aufgefallen ist, die Auenwolle im Frühjahr leidet schon sehr unter den Lämmern. Die Wolle ist sehr hell, zum Teil weisse Locken dabei, am Schuransatz wird sie wieder grau. Aber mein Lieferant schert auch in November ein 2x und da ist wie wieder richtig silbergrau und vorallem ohne jeden Einstreu.

LG Scilla
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von Asherra » 30.03.2012, 12:48

Hm, variiert das mit dem Bockgestank nach Rasse und Individuum? Mein Ouessantbock hat sehr sehr sehr schöne Wolle drauf und find ich stinkt nicht. Er riecht wie die Mädels auch, halt nach Schaf. Aber Ouessants haben eine recht enge und kurze Brunftzeit (wobei ich ihn auch da jetzt nicht auffällig müffelig fand, vielleicht bleibt der ganze Gestank in den unteren Wollschichten hängen oder so)
Nachbars Texel sind da schon auf Entfernung deutlich unangenehmer.
Falls unser Bock unangenehm werden sollte vom Temperament her wird er zum Hammel und ich behalt ihn für die Wolle.
Wie arg die Wolle der Mädels unter der Geburt und dem Säugen leidet kann ich erst in ein paar Jahren sagen, zwei sind so uralt, die haben eh mehr Drahtwolle drauf als Plüsch, und die anderen zwei sind noch nicht geschoren.

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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von rasputin » 30.03.2012, 13:00

Wir hatten bis jetzt nur einen Bock bei der Schur dabei - seine Wolle hat nicht nach Bock gerochen - sie war wunderbar weich, aber nicht länger als die der Mädels.

Bei den Mädels ist es so, dass der Schafscherer sofort erkennt, ob das Muttertier Lämmer aufgezogen hat oder nicht, denn die Tiere, die keine Lämmer bekommen haben oder ihre Lämmer verloren haben, haben viel mehr Wolle auf als die anderen.

Die Wolle der Jährlinge ist in der Regel recht fein.

Allerdings ist das von Tier zu Tier alles sehr unterschiedlich ;)

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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von shorty » 30.03.2012, 13:18

Hm, variiert das mit dem Bockgestank nach Rasse und Individuum?
Ich würd sagen ja, ist sehr unterschiedlich.

Aber Schafe riechen generell unterschiedlich, find ich
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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von rasputin » 30.03.2012, 13:20

Ja und jede Rasse hat ihren Eigengeruch.

Wir hatten mal ein kleines Suffolkböckchen als Flaschenlamm übernommen - herrje, hat der gestunken.....

Flöckchen unser Merinoschaf riecht auch ganz anders als unsere Füchse!!!

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Re: Rohwolle auswählen, besser vom Bock oder der Aue

Beitrag von Adsharta » 30.03.2012, 13:29

Ich habe von der letzten Herbstschur eine wunderbare graue Bergschafbockwolle, weich und kuschelig. Kein Vergleich zu der Wolle von den Damen. Aber der Gestank - Puh. Selbst nach 2 x Waschen ist er noch nicht ganz raus. Als Pullover oder Schal bräuchte ich dann das auch nicht unbedingt.
lg Adsharta

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