nach einer Frage im Ebay-Thread habe ich ein bisschen mit meinem Knäuelwickler experimentiert und möchte euch meine Ergebnisse nicht vorenthalten. Für mich waren sie interessant und etwas überraschend.

Ich schlage folgende Begriffe vor:
Ein Knäuelwickler ist ein mechanisches Gerät, mit dem man Garn zu Knäulen wickeln kann, angetrieben mit Kurbel, Tritt oder Motor. Die Nostepinne wird üblicherweise nicht darunter gefasst (nicht "mechanisch"), obwohl sie dieselbe Funktion erfüllt.
Ein Twister ist ein mechanischer Knäuelwickler, der das Garn beim Wickeln gleichzeitig in sich verdreht, pro Wicklung knapp ein Mal. Mehrere Garne können mit einem Twister lose verzwirnt werden, was ihre Weiterverarbeitung im Vergleich zu bloß parallel gefachten Garnen vereinfacht und insbesondere für Strickmaschinisten ohne eigenes Spinnrad wichtig ist. Die Nostepinne entspricht einem Twister, wenn sie festgehalten und das Garn um sie herumgewickelt wird. Einen Twisteffekt gibt es auch beim Wickeln runder Knäuele von Hand.
Wenn wir mit dem Spinnrad ein Garn herstellen, bestimmen wir beim Spinnen und Zwirnen den Drall (Umdrehungen pro cm Garnlänge), und eigentlich wollen wir nicht, dass der sich hinter unserem Rücken ändert. Was passiert aber wirklich beim Auf- und Abwickeln von Garnpaketen, z.B. Knäulen?
Beim Aufwickeln bleibt der Drall (engl. Twist) des Garns dann unverändert, wenn das Garn nur von der Seite zugeführt wird und nur das Garnpaket sich dreht. Dabei darf der zugeführte Faden die (gedachte) Drehachse des Garnpakets nicht kreuzen. Beispiel: Spule, Haspel, Handspindel, Kabeltrommel, Rollladengurt, die Knäuelwickler von Schönwolff, Strauch, Nancy's Knit-Knacks usw.
Wird das Garnpaket fest gehalten und das Garn um dieses Paket herumgedreht, wird hingegen Drall hinzugefügt oder herausgenommen (je nach Drehrichtung). Das passiert z.B. beim Twister, wo ein Drahtarm das Garn schnell um das sehr langsam taumelnd sich drehende Garnpaket herumführt (Wollwickler von Brother, Royal, L2 usw.), aber auch beim Käuelwickeln von Hand oder mit der Nostepinne, wenn das Garnpaket bzw. die Nostepinne mit einer Hand festgehalten wird und die Arbeitshand das Garn um es herum wickelt.
Beim Abwickeln des Garns sieht es ganz genauso aus: Wo das Garnpaket sich beim Abwickeln dreht, verändert sich der Drall nicht, und wo es stillsteht, wird dem Garn Drall hinzugefügt oder aus ihm herausgenommen. Beim Abwickeln mit Lazy Kate, Schirmhaspel, drehbarer Spindelaufhängung usw. bleibt er gleich, beim Abziehen von Handspindel, Spule oder Kone "über die Spitze", sowie beim Abziehen vom Knäuelwicklerknäuel von innen verändert er sich. Beim Abwickeln von außen von einem Knäuel, das in einer Schüssel o.ä. frei tanzen kann, passiert wohl ein Zwischending -- mal dies, mal das, bis die Katze kommt

Angenommen, ich will den Drall in meinem Garn möglichst unverändert erhalten.
Ganz offensichtlich taugen dafür Methoden, bei denen der Drall sich weder beim Auf- noch beim Abwickeln verändert:
- Haspel oder Niddy-Noddy --> Strang --> Schirmhaspel
- Spule/Lagerspule --> Lazy Kate
- Nicht-twistender Knäuelwickler auf Kone --> Kone drehbar lagern und von außen abwickeln (im Prinzip wie Spule auf Lazy Kate)
Edith sagt, dies war Quatsch: Kleine Einschränkung: die langsame, taumelnde Drehung des Garnpakets beim Aufwickeln wird so nicht mit rückgängig gemacht. Sie beträgt aber nur einen kleinen Bruchteil des Dralls, der durch das Herumwickeln selbst entsteht. Quatsch 1: Beim Twister taumelt nichts (jedenfalls nicht bei meinen). Quatsch 2: Der ganze Aufwickeldrall wird beim Abziehen zur richtigen Seite 100%ig und exakt neutralisiert.
Der große Vorteil dieser Methode ist ein hübsches, stapelbares Knäuel, von dem ich ohne Hilfsmittel abwickeln kann und das mir dabei nicht wegläuft.
Fröhliches Wickeln -- Thomas