Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Alles zum Thema Stricken mit der Hand und der Maschine.

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Ringelblume » 26.01.2012, 09:18

Ich stricke gerade ein "MnZ-Projekt", den
http://www.ravelry.com/patterns/library ... ---spinbag
Das Projekt zieht sich, aber ich möchte gerne die Spinnräder so drauf bekommen, Da gibt es wenig Alternativen.
Trotzdem wird mein Beutel modifiziert. Und jedes Projekt davon ist individuell.

Am Anfang habe ich mich an Anleitungen gehalten. Mittlerweile modifiziere ich gerne.

Ich sehe es, wie Kattluga. Um die Basis zu bekommen sind Anleitungen/Rezepte super, dann kommt der Freistil...

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von anne » 26.01.2012, 09:47

Ich denke, sobald man anfängt zu variieren - und das ist eben wirklich schon die eigenständige Auswahl von Material, ist es eben kreativ - wenn ich ein Artyarn spinne, halte ich mich auch an die "Anleitung" wie ich spinnen muss und variiere das.

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Sephrenia » 26.01.2012, 09:52

Ich sehe Strickanleitungen auch eher als eine Art Kochrezept: sie liefern mir ein Grundgerüst (Maße, Schnitt, Muster), das ich dann aber auf ganz individuelle, kreative Weise fülle, z.B. habe ich noch nie etwas mit dem Originalgarn gestrickt, sondern fast immer mit meinem Handgesponnenem, meist ändere ich auch die Strickweise (Jacken, die laut Anleitung in Einzelteilen gestrickt und zusammengenäht werden, ändere ich z.B. grundsätzlich auf "alles am Stück"), mache kleine Modifikationen am Schnitt etc.
Das Ergebnis hat meist schon Ähnlichkeit mit der Ursprungsanleitung - schließlich habe ich die mal ausgewählt, weil mir das Modell gefiel - ist aber doch ein absolutes Unikat. Quasi, als würde man die vorgedruckte Leinwand beim Malen nach Zahlen mit ganz anderen Farben als vorgesehen bemalen, Teile hinzufügen oder weglassen - das ist für mich auch kreativ.
Manchmal nehme ich aber auch nur das "Grundrezept" und kombiniere es so mit anderen Mustern etc., dass man gar nicht mehr erkennt, welche Anleitung da mal Pate gestanden hat.
Malen nach Zahlen sind für mich diese fix und fertigen Strick-Kits mit Wolle und Anleitung im Paket. Darüber ärgere ich mich immer wieder: es gibt einige Anleitungen, die mir total gut gefallen, die aber nur im Kit erhältlich sind, und dieser Vorgabe verweigere ich mich aus Prinzip.

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Fiall » 26.01.2012, 11:04

Spontan erscheint mir Malen nach Zahlen einfacher. Zumindest ich tu mich mit Anleitungen mitunter sehr schwer, bis ich durchgestiegen bin. Was hab ich mich schwer getan mit meinem bisher einzigen Tuch (Laminaria), bis ich wusste, wie der Anfang gemacht wird. Ich hatte doch keine Ahnung, wo dieses Anfangsstück, sich später im Tuch befinden wird und wusste somit gar nicht, was ich da eigentlich grade mache.

Kreativ ist stures Arbeiten nach Anleitung nur insofern, dass da mitunter was ganz andres rauskommt, wie abgebildet. Zumindest ich hab schon gerätselt, wie ich mit der vorliegenden Anleitung zum Muster auf dem Bild kommen soll. *g*

Wobei ich nun schon ewig nicht mehr nach Zahlen gemalt hab und wenn da Druckfehler passieren kommt mit Sicherheit auch lauter Blödsinn raus, aber zumindest ist da die Vorgehensweise immer dieselbe, während man beim Stricken unzählige Varianten hat.
GLG,

Veronika

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von faserrausch » 26.01.2012, 13:12

Malen nach Zahlen hat mich als Kind schwer gelangweilt (den Pferdekopf habe ich nie fertig gemalt), ist eine reine Fleißarbeit. Aber zum Ausprobieren doch gut geeignet (mag ich Farbe? oder stinkt es mir irgendwie, mag ich Farbe an den Fingern oder schmeiß ich immer den Wasserpott um?) Meine jüngste hat das mehrmals in klein gemacht und war sehr glücklich damit.
Wenn ich schnell mal eben eine Mütze will, schaue ich nach Anleitungen. Will ich nicht das Rad neu erfinden, ebenso. Will ich aber was Spezielles, entwerfe ich mir eine eigene Anleitung. Ich muß mir einen Plan machen, kann nicht einfach so losstricken. Wenn ich Bekleidung filze, entwerfe ich mir auch ein Schnittmuster, bzw. messe und berechne den Schrumpf.
Wenn ich etwas spezielles kochen will, koche ich nach Rezept, normal ohne. Kuchenbacken kann ich nur mit Rezept, bzw variiere Rezepte.
Die Übergänge vom Handwerk zur Kreativität sind fließend.
Lieben Gruß
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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Sanja » 27.01.2012, 12:44

Spannendes Thema mal wieder! :-)

Anna das für mich schon sehr gut auf den Punkt gebracht, besonders den Aspekt mit dem "Risiko" von Kreativität empfinde ich genauso, war mir dessen aber bisher noch nie so bewusst geworden. Wieder was über mich selbst gelernt, danke dafür! :)

Ich bin eigentlich immer schon ein notorischer Selbermacher gewesen, oft deswegen, weil ich eine Idee im Kopf habe, es die jeweilige Sache aber so nicht zu kaufen gibt, also wird sie selbstgemacht. War für mich der Grund, mit dem Schneidern anzufangen (LARP- und Bauchtanz-Kostüme. Ich kann bis heute kein Knopfloch. ;) ) Ich habe ein halbes Jahr getanzt und mir über die Weihnachtsferien meine erste eigene Choreographie ausgedacht, weil mich ein Musikstück angesprungen hat und ich Ideen dazu im Kopf hatte. Kreativität in diversen Formen ist mir ein Grundbedürfnis, wenn ich demnicht nachgeben kann, weil meine Lebensumstände es gerade nicht zulassen, ght mir das auf Dauer an die Substanz.
Wenn man aber immer nur aus sich selbst schöpft und keinen Austausch hat (und in gewisser Hinsicht ist ja auch ein Muster, ein Rezept oder eine fertige Choreographie von jemand anderem ein Austausch, wenn auch ein einseitiger), läuft man Gefahr, irgendwann zu stagnieren, immer nur dasselbe zu machen und möglicherweise langfristig gänzlich die Lust zu verlieren, weil man sich langweilt. Und da kann das Sich-Einlassen auf die Kreativität eines anderen sehr befruchtend sein und wiederum die eigene Kreativität anregen. Denn der andere kennt Tricks, die neu sind, geht die Dinge ganz anders an und kombiniert Elemente (sei es Technik oder Design), die man selbst nie zusammengestellt hätte. Und so regt es dann wieder die eigene Kreativität an.

Ich kann (noch) nicht auf jahrzentelange Strickerfahrung zurückblicken und sehe mich nach drei Jahren des aktiven Strickens als "Anfänger mit Vorkenntnis", weil es einfach immer noch so vieles gibt, was ich noch nie gemacht habe. Nach Anleitungen stricken ist für mich daher viel Lernen und Verstehen. Gerade bei Tüchern faszinieren mich die verschiedenen Möglichkeiten (ich sag jetzt mal nur Anfänge, Zunahmen und Abketten, da gibt's ja zig Variationen) und noch immer die grundsätzliche Architektur komplizierter Muster.
Pullis und Jacken improvisiere ich meist, mit Handgesponnenem und von oben, und habe bislang am Ende immer das bekommen, was ich wollte. Die Owls hingegen habe ich fast komplett treu nach Anleitung gemacht, weil ich sehr gespannt war auf die Taillierung und den Sitz, und bin damit sehr zufrieden. Ist gespeichert und wir eventuell nochmal so oder ähnlich für was Eigenes benutzt werden.
Und mittlerweile habe ich doch auch schon so viel Erfahrungen, dass ich meinem Bauchgefühl trauen kann - und mich hinterher ärgere, wenn ich es nicht gemacht habe. Hätte ich bei meinem Mr.Greenjeans die Zunahmen am Rand so gemacht, wie ich es als besser empfand, würde er jetzt so sitzen, wie ich es gern gehabt hätt. So ist er mir ein bisschen zu weit. Ich mag ihn trotzdem, sonst hätte ich geribbelt.

Um auf die Eingansfrage zurückzukommen: Selbst sklavisch nach Anleitung stricken finde ich immer noch wesentlich reizvoller als Malen nach Zahlen - da bin ich schon als Kind nicht rangegangen. ;) Und das meine ich völlig wertfrei und total harmonisch. :))

Danke, Klara, für das Thema, und danke an Euch alle für Euer absolut vorbildliches Diskussionsverhalten! :) *Kollektiv schulterklopf*

Liebe Grüße,
Sanja
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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Fiall » 27.01.2012, 12:54

Sehr schönes Posting Sanja! Und ich beneide dich um die Pullis und Jacken, die am Ende genauso werden, wie du dir das vorgestellt hast. Ich messe, ändere und mache und am Ende sitzt es trotz zig Anproben doch nicht wie gewünscht. :(
GLG,

Veronika

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Anna » 27.01.2012, 12:59

Ich habe immer das Problem, dass ich - wider besseres Wissen - mir einbilde, das richtige Strickstück könne mich irgendwie grundsätzlich verändern.
Von daher bin ich grundsätzlich mit jedem Teil nur so lange zufrieden, wie es auf dem Bügel hängt. :D
"Wenn ich mich vor solchen Kerlen fürchte, kann ich mein Langschwert gleich gegen Stricknadeln eintauschen." (Brienne)

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von thomas_f » 27.01.2012, 14:44

Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Ihr strickt ja größtenteils nicht Werke, die für sich allein stehen sollen, wie ein Gemälde, das im Museum mit viel Platz drumrum an der Wand hängt. Das fertige "Werk" ist ja letztlich die angezogene Person, der gedeckte Tisch, das gestaltete Zimmer. Und da muss dann nicht schon das Schaf lustig ausgesehen haben, oder die Wolle etwas nie dagewesenes haben, oder ein Socken revolutionärerweise an beiden Enden eine Spitze haben, damit das Gesamtergebnis als etwas eigenständiges, individuell selbst gestaltetes dasteht.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Sanja » 27.01.2012, 21:48

@Fiall: Also der Vollständigkeit und der Fairness halber muss ich an dieser Stelle noch den "Gorilla-Pulli" erwähnen, mein erstes Stück tw. in FairIsle. Ganz löblich vorher eine Maschenprobe gestrickt, alles ausgerechnet - und dann meinen eigenen Berechnungen nicht getraut (nee, da muss ich mich doch geirrt haben, das wird ja alles viiiel zu kurz). Nach dem Waschen hatte ich dann einen Riesenpulli mit gorillatauglichen Ärmeln. :wall: Also falls jemand von Euch einen 1,90 bis 2m großen Kerl mit richtig langen Armen kennt, der noch einen robusten Pulli aus etwas kratzigem Pommernschaf mit sehr hübscher FairIsle-Rundpasse gebrauchen könnte, ich würde ihn verschenken. ;)
Aber die TopDown-Teile, die ich bisher gestrickt habe, sind alle innerhalb der "Passt und gefällt"-Zone, auch wenn ich hinterher immer ein, zwei Kleinigkeiten beim nächsten Mal verbessern würde. Totalausfälle hatte ich mit der Technik noch nicht (der Gorillapulli war von unten gestrickt. ;) ), und ich trage alle mein selbstgestrickten Sachen viel und gern.

Liebe Grüße,
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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Fiall » 28.01.2012, 08:38

Bei mir schaut das teilweise wie bei Anna aus. Die Sachen schaun gut aus, bis ich sie anhab. Da ich aber nie mit der vorgegebenen Wolle stricke, passiert es mir auch häufig, dass das Teil ab nem bestimmten Punkt plötzlich viel zu weit wird (dann hab ich bei der Umrechnung in der Taillenzunahme mal wieder versagt). Generell mach ich es gerne zu kurz. Ich brauch wesentlich mehr Länge im Vorderteil. Und grade da muss ich dann noch rausfinden, wie ich das beim Top Down Rundstricken hinbekomme, denn im Rücken brauche ich die Länge eben nicht. Da schlabbert die dann nämlich im "Hohlkreuz" rum.

Ich muss mich mal in das Buch von Barbara Walker einlesen. Wenn das so viele Tips hat, ist da vielleicht auch dafür was drin.
GLG,

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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von faserrausch » 28.01.2012, 08:59

Vielleicht erwartet der ein oder andere etwas viel auf einmal?

Auch "stures" Stricken nach Anleitung ist ja etwas, nämlich Handwerk. Erstmal muß man sein Handwerk beherrschen (mehr oder weniger) um eigene Entwürfe sinnvoll umzusetzten.
Wir versuchen aber teilweise am Straßenverkehr einer Großstadt teilzunehmen, ohne uns richtig mit unserem Auto auszukennen. DAs kann gutgehen, muß es aber nicht. Also, seien wir alle geduldig miteinander. :))

(Susanne, die gerade an einer Transportmöglichkeit für ihr Käferchen tüftelt, ohne Anleitung :D )
Lieben Gruß
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Re: Stricken nach Modell ist wie Malen nach Zahlen

Beitrag von Pitti » 29.01.2012, 11:34

Diesen Thread finde ich ausgesprochen interessant und ich finde es faszinierend, dass hier jeder seine Meinung völlig wertfrei und ohne gezeter abgeben kann und darf! Das gefällt mir sehr :)

Ich sehe das mit der Kreativität eher so, dass das für jeden anders ist und empfunden wird. Ich hab noch nie ein Malen nach Zahlen gemacht, zum einen, weils dies zu meiner Kinderzeit in unserem Landesteil nicht gab und dann, als ich es hätte machen können, hatte ich schon festgestellt, dass ich lieber mit Bleistift male als mit Farben. Das wollte mir nie so richtig gelingen - aber mit Bleistift oder Buntstiften kann ich recht gut umgehen.
Meine Tochter (fast 12) malt sehr gern diese Bilder und ich stelle fest, dass sich auch dies wandelt. Anfangs hat sie genau nach Anleitung mit fertig vorgegebenen Farben gemalt, erst kleine und dann ziemlich große und aufwändige Bilder. Jetzt sucht sie sich gezielt Bilder aus, bei denen sie die Farben selbst mischen kann/ muss. So variiert sie bereits das vorgegebene Bild erheblich und es ist schon deutlich veränderlicher. Ich denke, wenn sie die Grundverständnisse für Farben, Formen, Licht und Schatten für sich entwickelt und erkannt hat, wird sie eigene Bilder ohne Vorgaben malen.

So ähnlich sehe ich das beim Stricken - und auch beim Spinnen. Zuerst muß man sich die Grundkenntnisse aneignen - recht und linke Maschen, Umschläge, Zu- und Abnahmen und wann sich warum ein Loch bildet, wann sich eine Masche nach rechts oder nach links neigt usw. usf. Da strickt man halt stur nach Vorgabe - man will ja auch einen Erfolg sehen (und zeigen). Dann, mit etwas Erfahrung und fortschreitendem Geschick beginnt man, Muster zu kombinieren, zu verändern und auszuprobieren. Man ändert ab - und trotzdem nutzt man die Vorlage (mehr oder weniger). Und irgendwann kommt die Zeit, da hat man eine Vorstellung vom fertigen Objekt und strickt drauf los, mit oder ohne eigener Vorlage oder irgendwann mal gemachten Notizen und mit dem Garn, das man genau dafür als passend empfindet.

Ich empfinde alles als kreativ - auch für "Malen nach Zahlen" brauchts Geduld und eine gewisse Fingerfertigkeit im Umgang mit Farbe und Pinsel, Nadel und Faden, Faser und Spindel. Vielleicht ist "Kreativität" nicht einfach nur das Fertigen eines eigenen Endergebnisses, sondern die Zeit, die man damit aufwendet und bei der die eigenen Gedanken "frei" sind und "auf Reisen" gehen? Denn in der Zeit, in der man sich mit dererlei Dingen (egal ob Handarbeit, Malen, Basteln etc.) beschäftigt, läßt man den alltäglichen Stress hinter sich und begibt sich auf eine ganz eigene Reise mit sich und seinen Gedanken. Von daher ist für mich da eher der Weg das Ziel - und das Ergebnis ist halt positiver "Nebeneffekt". Für mich jedenfalls.

Liebe Grüße
Briti
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