Hallo,
eine Zwischenlösung zwischen der Knieklemm-Methode und dem völlig freien Spinnen kenne ich eigentlich nicht. Normalerweise arbeitest Du so lange mit eingeklemmter Spindel bis Du beim Ausziehen schnell genug bist und machst dann frei weiter. Das kann schon eine Weile dauern, Übung macht den meister, nur Mut!
Um das Ausziehen zu erleichtern kannst Du Dir ein sogenanntes Vorgarn ziehen. Das bedeutet, daß Du Dir einen Teil der Wolle zu einem dünnen Strang zurecht zupfst ehe Du sie verspinnst und dann nur aus diesem ausziehst.

Bei schwierigeren Fasern, hakeligen Vliesen und einhändigem Auszug mache ich das teilweise heute noch.
Ehrlich gesagt finde ich das Arbeiten mit einer Kofspindel für Anfänger schwerer als mit einer Fußspindel, denn zum einen neigen Fußspindeln weniger dazu unten "auszubrechen" (der Schaft wird von der geraden Linie abgelenkt, die Spindel beginnt zu schlingern) und dadurch eine Unwucht zu bekommen, zum anderen drehen Fußspindeln meist länger nach, da das Gewicht und somit der Schwerpunkt weiter unten sitzt.
Spindeln mit weit ausladender Wirtel laufen länger, da das gewicht weiter vom Mittelpunkt weg sitzt.
Zum Dochtgarn:
Eigentlich sollte man sich vor dem Spinnen überlegen ob man Dochtgarn oder Zwirn will, denn je nach dem muß man dem Garn mehr oder weniger Drall geben. Garn das verzwirnt wird verliert durch das Zwirnen einiges an Drall, das sollte also stärker verdreht werden.
Die meisten Anfänger überdrehen ihre ersten gesponnenen Garne, daher sollte man am Anfang immer verzwirnen.
So oder so sollte das Garn am Ende ausgewogen sein, wenn Du es zum Strang wickelst, von der Haspel nimmst, den Strang nur an einem Ende hältst und das andere locker herunter hängen läßt, sollte der Strang gerade hängen und sich nicht eindrehen.

links ein ausgewogenes Garn, rechts ein unausgewogenes
Ist ein Garn nicht ausgewogen neigen daraus angefertigte Stücke dazu sich zu verziehen.
Natürlich kann man ein Garn durch Spannen im feuchten Zustand, z.B. auf der Haspel oder Aufhängen und Beschweren ausgewogener machen, allerdings gehen über diese Methode die Meinungen sehr auseinander. Einige schwören drauf, andere warnen davor, da die Garnqualität leidet und sich beim nächsten Waschen evtl. doch etwas verziehen kann.
Meine Meinung: Ist das Garn weitgehend ausgewogen, so kann man gut durch Spannen noch etwas nachhelfen (ich verwende dazu Fischergewichte/ Senkblei an einem weichen Band, die hänge ich unten in den Strang, den ich mit einem Fleischerhaken aus dem Baumarkt über die Wäscheleine hänge), bei stark unausgewogenen Garnen halte ich das aber für keine gute Idee.
Zudem kommt noch, daß Zwirnen das Garn stabilisiert. Gerade Anfängergarne haben oft etwas instabilere Stellen (wenn ein garn nicht ganz gleichmäßig ist sind die sickeren Stellen die Schwachpunkte, denn der Drall wandert von diesen in die dünneren ab, sucht sich sozusagen den Weg des geringsten Widerstandes), durch das Zwirnen wird die Gefahr, daß das fertige Garn reißt deutlich gemindert.
Zwirnen gleicht auch Unebenheiten aus. Je mehr Fäden ich verzwirne, desto gleichmäßiger erscheint das fertige Garn, da selten lauter dicke und lauter dünne Stellen aufeinenadertreffen.
Dochtgarn kann man sehr schön verarbeiten, ich arbeiete z.B. meine Lace-Schals und -tücher am liebsten mit Singles, da sie dann noch weicher und schöner werden, aber ein wirklich gut zu verarbeitendes Dochtgarn erfordert mehr Können als ein gut verarbeitbarer Zwirn.
CU
Danny
Mehr über mich und meine Hobbys findet Ihr auf Danny's Taverne, dort findet Ihr auch meine Spindelgalerie.