
Eigentlich liegt ja im Keller ein kleiner, leiser Nähmaschinenmotor, den ich mir schon an mein ungeliebtes Rayher Klassik gedacht hatte, das war auch der eigentliche Grund, dass ich heute die wuchtige Dame vom Dachboden in den Keller bugsiert hatte.
Ursprünglich war ich von dem Rad alles andere als begeistert, ich hatte es mal für 45,- bei eBay ersteigert und aus Krefeld geholt, wo es vorher scheinbar einem Hobbyhandwerker in die Hände gefallen war, der versucht hat, die mittlerweile überall schlackerigen Zapfenverbindungen mit Baumarktwinkeln und Holzschrauben zu fixieren. Was auch nicht half. Die Dame zog ruppig ein, drohte ständig zu wandern und wackelte wie ein Lämmerschwanz.
Für die, die im Handspinnforum angemeldet sind: hier hatte ich schonmal einen Erfahrungsbericht gepostet...
Nunja, Motor hin oder her, erstmal musste der Stand der Dame stabilisiert weden. Ich drehte sie also auf den Kopf, schraubte die gruseligen Winkel ab und guckte mir an, warum das Rad überhaupt wackelte: klar, alle Zapfen hatten in den Löchern mittlerweile Spiel (das gleiche Problem, das Hummelbrummel mit ihrer Ziege hatte), und die beiden Splinte unter der Grundplatte, die die beiden Hauptpfosten halten sollten, waren nicht mehr da.
Also: zwei neue Splinte aus Buchenholz gemacht (zu den Dimensionen: 8mm!), breite Lederstreifen geschnitten und in die Zapfenlöcher gelegt, drauf geachtet, dass auch ja der Knecht beim Zusammenstecken wieder durch die Grundplatte schaut und: mit sanfter Gewalt und gezielten Hammerschlägen das Ganze wieder zusammengesetzt.
Jetzt hält das Ganze so proppenfest, dass 2012 ruhig kommen kann...

Nach dem Zusammenstecken hab ich die Lederstreifen mit 'nem scharfen Messer bündig abgeschnitten:

Die integrierte (und angeblich abnehmbare, lt. Hersteller) Lazy Kate wackelte ja ebenfalls - und war auch nur mit einer Holzschraube notdürftig im Grundpfosten arretiert.
Also habe ich die Schraube herausgedreht, die beiden Bohrungen in Pfosten und Lazy Kate kurz und schmerzlos auf 6mm (Pfosten) bzw. 5mm (Lazy Kate) aufgebohrt und noch einen passenden Splint gedrechselt.
Jetzt ist die Lazy Kate wirklich abnehmbar:

Tja, da stand es nun, das ungeliebte Rad.
Staubig, mit Macken, aber gangbar, doch irgendwie so traurig, dass ich sowas nicht lange mit angucken kann... also Leinöl und Läppchen hervorgekramt und drauflosgeölt, Feinölspritze geholt und alle Lager abgeschmiert, mit Kerzenwachs das Flügellager präpariert...
Kaum zu glauben, aber "Hilde" lebt wieder:

Angetestet mit Texelwolle:

Gleichmässiger Einzug, die Spule eiert etwas (das ist aber auch alles, was eiert) ruhiger, leichter Lauf und sonores leises Klappern - und macht einen schönen, dicken Single.
Was sagt man nun dazu?


Muss man alten Rädern erst mit Motorisierung drohen, damit sie sich zusammennehmen?
Jedenfalls hab ich jetzt 'ne neue Chance, mich mit dem Thema Flügelbremse anzufreunden, und dann wird bei Malottkes bestellt...
