Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Fasern waschen, zupfen, kämmen, kardieren und mischen

Moderator: Claudi

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shorty
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Re: Wollkämme--Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von shorty » 02.09.2011, 12:01

Wenns mir nicht um die Stichelhaare gehen würde, würde ich gleich kardieren.
Sprich Coburger Fuchs wird auch kardiert sehr schön, anders eben.
Im Grund hab ich mir die Wollkämme hauptsächlich deswegen gekauft.
Kardieren ist weniger Aufwand, die Ausbeute höher und ich spinne im Grunde eh lieber aus Vlies. Wenn nur das leidige Stichelhaar nicht wäre, es gibt zwar der Coburger Fuchs seine rötlichte Farbe, kratzt aber auch, und mit kardieren kommt man ihm nicht recht bei.

Interessieren würd mich bei der Ssotish Blackface Wolle auch noch, wie ihr das händelt.
Es bleiben doch alle kurzen Haare im Kamm zurück, also genau das weiche.
Zieht ihr nicht nur Grannenhaare durch das Dizz ?oder teilt ihr sowieso?

Karin
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Re: Wollkämme--Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von thomas_f » 02.09.2011, 12:38

Hmmm, ich habe da bei weitem nicht soviel Vergleichserfahrung wie du. Ja, es bleiben natürlich die sehr kurzen Haare zusammen mit den gar nicht weichen kurzen Stichelhaaren zurück, und das empfinde ich als gut so. Kurz vor dem letzten Durchgang ziehe ich von Hand ab und lege davon ca. 50 cm lange Enden nebeneinander, um die Längen im Kammzug wieder zu mischen. Was am Schluss aus dem Diz kommt ist tendentiell eher langstapelig, aber bei weitem nicht so glatt wie industrieller Kammzug, lässt sich super einfach gleichmäßig (für meine Verhältnisse) spinnen. Das Garn ist glatter und schwerer als das, was ich im Moment testweise und übungshalber aus Eiderwolle-Kammzug im langen Auszug spinne, aber nicht kratzig oder so: es stehen halt kaum Haare raus.

Ich hatte Irmgard mal ein Vlies aus erster Schur geschickt (sie war mein ewiges Quengeln über den Kardierer leid :wink: ) und sie hat Proben davon erfolgreich kardiert und zu sehr schönem, leichtem Garn versponnen. Nach ihrem Bericht nahm das sorgfältige Bearbeiten mit der Flickkarde und das anschließende einmalige Kardieren im David allerdings mindestens dieselbe Zeit in Anspruch wie das Kämmen (wie ich es mache), und die Ausbeute war auch vergleichbar. (Nicht vergleichbar waren allerdings die ursprünglichen Vliese, die sind ja bei uns von Tier zu Tier sehr unterschiedlich.) Ich kann mit meiner begrenzten Erfahrung jedenfalls (noch) nicht bestätigen, dass das Kämmen zeitaufwändiger und abfallintensiver ist als das Kardieren mit allem Drum und Dran.

Beste Grüße -- Thomas

Edith: Ich meinte natürlich Irmgard Reindl. Da waren mir wohl Vor- und Nachname durcheinandergeraten. Das Alter ... :O

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Re: Wollkämme--Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von shorty » 02.09.2011, 12:51

So groß ist meine Erfahrung im Kämmen ja auch noch nicht, aber bei mir dauerts ich würd mal schätzen ca 3 mal so lange wie Kardieren,und ich ziehe so im Schnitt gerade mal 5 - 10 Gramm ab, eher gen 5 Gramm.
Die Kämme sind aber auch zarter, was für mich gut passt.
Wie man bei den Bilder schon gut gesehen hat, hab ich beim Kämmen mindestens 2/3 " Abfall" bei Sorten mit Stichelhaar eben auch dieses unerwünschte ;-)Aber eben nicht nur das. Muss man eben verschmerzen, dass da auch weiche kürzere Haare zurückbleiben.
Das was ich abziehe sind wirklich nur die Sahneschnittchen.
Ich hab Eurasierwolle bei den Proben letztens auch ein Stück gedizztes Coburger Fuchs mitgeschickt, daran sieht man das ganz gut.
Karin
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Re: Wollkämme--Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von thomas_f » 02.09.2011, 14:11

2/3 Abfall hatte ich nur bei einer Nackenwolle, die ein normaler Mensch schon lange in die Tonne gekloppt hätte. Ich wollte halt mal probieren, was sich da noch so rausholen ließ -- nicht viel. Normalerweise schätze ich auf ca. 1/3 Abfall, bei guten Stücken vom Vlies auch deutlich weniger. Ohne die Locken vorher großartig zu zupfen.

Beste Grüße -- Thomas

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Re: Wollkämme--Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von Klara » 02.09.2011, 16:18

Ich denke, wieviel Abfall man hat, kommt sehr auf die jeweilige Wolle an - bei deutlich mischwolligen Vliesen, wie Sunnys, bleibt die ganze weiche Unterwolle im Kamm zurück. Die kommt dann auf die Kardiermaschine, ist also nicht wirklich verloren. Sunny hat aber auch kaum Stichelhaar. Im Gegensatz zu Narinegro, bei dem das, was im Kamm bleibt, in den Abfall wandert.

Ich hab' mir mal Folgendes notiert, aber nicht, von welchem Schaf die Wolle stammte: 30 g gewaschene Wolle zu Kämmen hat 17 Minuten gedauert, dann hatte ich 18 g Kammzug und 11 g Abfall. 30 g Wolle zu kardieren hat 15 Minuten gedauert und zu einem 28-g-Vlies geführt.

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von EmiFR » 30.09.2011, 13:03

Für Euch mal ein bisschen Norsk Spaelsau Lamm mit Schönwolffs Kämmen gearbeitet:
Norsk Spaelsau Lamm kämmen 1.jpg
Norsk Spaelsau Lamm kämmen 2.jpg
Die Kämme sind klein und handlich, wenn auch überraschend schwer. Da ich aber keinen Vergleich habe, find ich das in Ordnung. Muss man halt öfter mal ein Päuschen einlegen. Die 4 reihigen Kämme erfassen ganz klasse die feinen Fasern. Ich habs mit weniger (mal mit nur 2 Kammreihen) versucht, dabei flutschte mir zuviel durch. Also schließe ich einfach mal daraus: Je mehr Kammreihen, um so feiner das Ergebnis.

Und das Ergebnis ist einfach traumhaft!!! Und ja, ich habe locker 50% "Ausschuss", wenn man die kuscheligen kurzen Fasern so bezeichnen will. Die heb ich erstmal auf und dann schau ich, was ich damit mache!

Auch das wechseln der Kammreihen geht flott und praktisch und ich komm prima damit klar, tolpatschig wie ich sonst oft bin.

Also ich finde die Kämme klasse!!!
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Herzliche Grüße,
Emi

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von Fiall » 30.09.2011, 13:29

Die 4 Nadelreihen find ich genial. Die Griffe scheinen aber arg kurz. Und Gewicht ist für mich definitiv ein Gegenargument. Meine Hände zicken schon so genug. :( Aber deine Norsk Spaelsau schaut gut aus!
GLG,

Veronika

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von Klara » 30.09.2011, 14:10

Klein und schwer ist ja nun genau das Gegenteil von dem, was ich wollte - da bleibe ich doch bei meinen hässlichen Indigo Hound - die sind gross und verhältnismässig leicht (das Schwere sind die Nadeln - das Holz ist Fichte oder sowas Ähnliches).

Aber die Norsk Spaelsau ist wunderschön - glänzt die wirklich so oder ist das ein Beleuchtungseffekt?

Ciao, Klara

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von Eurasierwolle » 30.09.2011, 14:19

@ shorty (02.09.): Jaaaa, das gedizzte Coburger ist echt ein Traum :gut: - seitdem schleiche ich um Kämme herum...
@ Emi: Wow, das ist aber ein super schönes Ergebnis mit dem Spelsau-Lamm - meine Kreise um Kämme werden immer enger...

- ich muss "nur" noch etwas Kleingeld hamstern, vielleicht klappt es in der Vorweihnachtszeit mit dem Zeitungs-Weihnachtsgeld :O ...

gekämmte Grüße
Cornelia
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Meinen noch ganz kleiner Blog: http://eurasierwolle.blogspot.de/ - und auch bei Ravelry geister ich als "Eurasierwolle" herum!

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von EmiFR » 30.09.2011, 14:58

Die Wolle glänzt wirklich so toll!!! Ich bin super gespannt, wie die versponnen wirkt!

Ja, die Griffe sind ziemlich kurz und nach der 4. durchgekämmten Bürste muss ich sagen, dass es wirklich ein wenig auf die Handgelenke geht. Aber ich muss ja auch nicht alles an einem Tag fertig bekommen. Ich finde das kämmen sehr entspannend.

Und Conny, Du hast mir da wirklich sehr schöne Vliese rausgesucht bei Uta! Vielen Dank nochmal!!!
Herzliche Grüße,
Emi

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von faserrausch » 30.09.2011, 16:23

Ich habe mit 2 Reihen gekämmt und diese roten Halterungen habe ich auch abgemacht. Meine Wolle war etwas gröber, aber ich hatte auch gut die Hälfte "Ausschuß" (das habe ich kardiert und werde etwas draus filzen). Vor allem lässt sich der so hergestellte Kammzug wunderbar verspinnen.
Aber wenn man 1 kg Wolle vor sich liegen hat, kann man schier verzweifeln (weshalb ich auch noch lange nicht fertig bin

Und ich finde auch, dass Deine Wolle wunderbar aussieht. :)
Lieben Gruß
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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von Fiall » 03.11.2011, 09:35

Mal ne Frage: Wozu sind diese roten Halterungen eigentlich gedacht? Schleiche mittlerweile auch um Wollkämme rum. Die Flickkarde ist auf Dauer einfach nicht der Hit. :) Auf Emis Bildern ist mir jetzt aufgefallen, dass die roten Teile unterschiedlich positioniert sind. Auf einem Kamm weiter oben, als auf dem Anderen. Damit nimmt schränkt man sich doch den Platz ein?

Setzt ihr meinem Grübeln ein Ende? :)
GLG,

Veronika

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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von shorty » 03.11.2011, 09:53

Macht die Nadeln über die Länge stabiler.
Sprich weiter gen Nadelspitze, mehr Halt gegen Verbiegen.
Karin
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Re: Wollkämme - Wingham oder Schönwolff?

Beitrag von Fiall » 03.11.2011, 10:03

Ah, danke! :)
GLG,

Veronika

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